Sonntag, 8. Dezember 2013
Newsletter zur Projektwerkstatt Saasen am 30. November 2013
Hallo,
Weihnachten steht vor der Tür – und damit nicht so sehr der Weihnachtsmann (ich drücke mal die Daumen, das der Euch eher in Ruhe lässt das meiste andere Brimborium dieser Jahreszeit auch), sondern zum zweiten Mal (wird also langsam Tradition) eine gemeinsame Sortier- und Archivierungsphase in unserer Bibliothek mit dem schönen Kunstnamen „kabrack!“. Ab 22.12., also dem 4. Advent und direkt im Anschluss an das Seminar zu „Offenen Räumen“, möchten wir einladen zu einigen Tagen des Werkelns zwischen Büchern und Aktenordnern. Ob einen Tag oder mehrere – wir freuen uns, wenn Menschen dazu kommen und sich über Themenbereiche ihrer Wahl „hermachen“: Zettelstapel sortieren, einheften, Bücher eventuell in die Verzeichnisse eintragen usw. Das Ganze in der schönen Atmosphäre unserer Archivräume und immer mit viel Zeit für Diskussionen und allerlei rundherum.
Was liegt konkret an?
Bei allen Bereichen das einsortieren, was im vergangenen Jahr neu hinzukam
Bei einigen Bereichen, die wir letztes Jahr nicht geschafft haben, die gesammelten Sachen mehrerer Jahre einarbeiten und dabei die Gliederung der Ordner usw. neu machen. Das sind u.a. Antifaschismus/Antirassismus, Gender/Sexismus/Feminismus, Antimilitarismus/Krieg/Frieden, Direct-Action/Aktionsauswertungen, Tierschutz/Tierrechte.
Bibliothekbetreuung und –nutzung sind aber natürlich auch unabhängig von Weihnachten möglich. Wer Lust hat, hier mal einen oder einige Tage mitzuwerkeln oder einen Themenbereich der eigenen Wahl dauerhaft zu übernehmen, d.h. ab und zu durchzugucken, neue Sachen einzusortieren und die Bücher zu erfassen, sollte sich melden. Infos zu den Bibliotheken und Archiven finden sich unter www.projektwerkstatt.de/kabrack.
Noch vorher Weihnachten gibt es in der Projektwerkstatt einige Seminare, die unten – neben weiteren Nachrichten – aufgelistet sind. Ich freue mich auf Begegnungen, diesmal nicht dadurch, dass ich herumreise, sondern dass wir uns vielleicht hier bei uns in der Projektwerkstatt bei spannenden Veranstaltungen, in Bibliotheken und Projekträumen treffen.
So weit … ähhh … irgendwas fehlt doch noch … zu Weihnachten … auch ja: Der Spendenaufruf mit Kontonummer. Ja, das ist aber auch gut so. Ihr werdet von allen möglichen Glücksbringern dieser Welt mit Spendenaufrufen übersät werden. Denn wenn die auch öfters politischen Protest schon fast vergessen, das eine nicht: Die Kontonummer. Dieser Newsletter ist immer frei davon und wir frei davon bleiben. Hier gibt es Widerstand, um diese Welt zu verändern – und nicht den Kontostand. Es ist traurig genug, dass politischer Protest an allen Ecken zum Gleichen verkommen ist wie die Herstellung von Schokoriegeln oder Pelzmänteln: Zur Jagd nach immer neuen Einnahmen.
Viel Spaß beim Lesen und herzliche Grüße aus der Projektwerkstatt in Saasen, Jörg B.
RÜCKBLICKE AUF AKTIONEN
++ Globale Mittelhessen: 10 Tage volles Programm in der Projektwerkstatt ++
Die Projektwerkstatt war erstmals dabei – und wird nach Lage der Dinge auch nächstes Jahr mitmachen. Denn fast alle, die mitgeholfen und mitgemacht haben, wollten die Sache noch einmal probieren. Dazu wurden auch schon einige neue Ideen und Änderungen besprochen. Dabei waren die zehn Tage kein voller Erfolg. Trotz sehr intensiver Vorbereitung und einem spannenden Rahmenprogramm von ReferentInnen über Kultureinlagen bis zu einem täglichen superleckeren Buffet blieb das Interesse bescheiden. Aus Saasen fanden insgesamt drei Personen den Weg zu den Filmen und Veranstaltungen, auch aus den umliegenden Orten waren es kaum mehr. Die Aktiven der Projektwerkstatt, die alles vorbereiteten und organisierten, waren durchschnittlich die Hälfte des Publikums – hinzu kamen noch verschiedene Menschen aus allen Ecken Mittelhessens. Es waren nie über 30 Personen pro Film und meist zwischen 10 und 15. Doch auch für diese jeweils wenigen Menschen waren alle Tage sehr spannend und es entstanden interessante Diskussionen. Nächstes Jahr soll dieser Aspekt der Diskussion noch mehr in den Vordergrund gestellt werden, in dem jeden Werktag nur ein Film läuft und danach viel Zeit zur Debatte bleibt. Wer Lust hat, im nächsten Jahr dabei zu sein, darf sich gerne jetzt schon melden. Die Festlegung, welche Filmen laufen sollen, wird schon im ersten Halbjahr 2014 ausgewählt. Auch hier sind Vorschläge gerne gesehen.
++ Nazis, ihre bürgerlichen „GegnerInnen“ und die Projektwerkstatt ++
Es begann im Mai 2013. Steine oder Farbkugeln flogen gegen die Projektwerkstatt. An einem alten LKW stand: „Wir kriegen Euch!“ Zunächst war Rätselraten: Wer war das? Dann wurden parallele Ereignisse aus dem Lumdatal bekannt. Dort hatte sich eine Neonaziszene entwickelt. Als sie offensiver wurden, reagierten bürgerliche Kreise und die Polizei. Aus Rache griffen die Nazis Bürgermeister, eine Pfarrerin/Grüne und eben die Projektwerkstatt an – später auch noch andere Personen im Lumdatal. Dass sie auch nach Saasen kamen, stellte sich schnell als erwartbar heraus: Die sogenannten Lumdatalnazis wohnten und agierten zum Teil in Saasen. Als im Lumdatal ein bürgerliches Netzwerk gegen die Nazis entstand, waren deshalb auch ProjektwerkstättlerInnen dabei. Doch sie mussten lernen: Bürgermeister und Kirchenleute wollten sie nicht. Die dominierten aber das Netzwerk. So entstand die absurde Situation, dass das am meisten angegriffene Haus, die Projektwerkstatt, von der bürgerlichen Solidarität ausgeschlossen war. Das änderte sich auch nicht am 3.11., als ProjektwerkstättlerInnen Menschen aus dem Lumdatal, aus dem gegründeten Netzwerk wie auch alle BürgerInnen im Wiesecktal (Buseck, Reiskirchen, Grünberg) und mit Sonderanschreiben die Parteien, Bürgermeister und Kirchen dort zu einem Informationsgespräch über die Nazis einluden. Außer anderen Betroffenen aus dem Lumdatal und zwei Grünen kam niemand von diesen. Es herrschte also mal wieder organisiertes Weggucken im bürgerlichen Lager. Dabei hatten die Nazis in den Tagen davor selbst noch einige Paukenschläge gesetzt, in dem sie öffentlichkeitswirksam für eine Art Volksaufstand gegen die Veranstaltung plakatierten und flyerten. Auch die Medien verschwiegen die Angriffe alle, nur eine Zeitung veröffentlichte immerhin die Veranstaltung.
Am 14.11. traf sich dann das Netzwerk wieder – und diesmal waren mehrere AktivistInnen aus der Projektwerkstatt dabei. Ebenso wie sie plädierten andere Betroffene der Nazi-Übergriffe für eine gemeinsame antifaschistische Arbeit – schließlich sei es die gleiche Nazigruppe, die dort agierte. Saasen läge zudem nur 4km vom Lumdatal entfernt.
Auszüge aus einem Bericht: „Wir sind dort mit drei Leuten aus der ProWe aufgetaucht, aus Allendorf waren die beiden Töchter aus der Familie, bei denen die Tür eingetreten wurde, und der Sohn aus der Familie, die angegriffen wurde, weil die Hautfarbe einer Person der Familie den Nazis nicht passt, da. Mit allen und weiteren aus den Familien, die nicht selbst da waren, gab es dabei, vorher und hinterher noch nette Gespräche.
Bei dem Treffen gab es zunächst lediglich zwei Polizeiautos auf dem Parkplatz davor und zwei deutlich nicht ins sonstige Bild der Besuchenden passende Personen. Als die beiden jungen Typen den Saal verließen, ist der Bürgermeister hinterhergelaufen. Was dann draußen passierte, wissen wir nur aus Schilderungen von Bürgermeister und Nazis (siehe unten, facebook). Der Bürgermeister erklärte, die beiden seien angesprochen worden, was sie dort wollten, hätten dann herumgedruckst und keine sinnvollen Antworten geben können. Dann seien sie auch gegangen.
Inhaltlich fing das Treffen mit einem Vortrag eines Menschen der hessischen Beratungsstelle an, der vorstellte, woran mensch moderne Nazis erkenne und woran nicht, wie die sich organisieren würden etc. Sein Wissen schien er v.a. aus dem Internet zu beziehen, von den konkreten Angriffen hier hat er noch nix gehört, Saasen kannte er nicht, Blogs hält er für gefährlicher als verteilte Flugblätter und insgesamt war sein Vortrag mit relativ wenig Bezug zur hiesigen Region und eher aufgezogen wie ein Schulvortrag (was er wohl auch oft macht).
Danach gab es dann eine Zeit lang verschiedene Debatten und eine Menge praktisches Anschauungsmaterial zum Thema Moderation und Machtausübung. Eine Führungsperson hat wiederholt betont, dass der Kreis viel zu groß und daher nicht arbeitsfähig sei und es ein Chefgremium bräuchte, was dann auch gegründet wurde. Der Vorschlag dass dieses Gremium sich erstmal finden solle, um dann im nächsten Schritt zu entscheiden, ob Saasen mitgedacht würde, wurde von uns mit deutlicher Kritik beantwortet, weshalb wir nun in diesem Gremium auch drinsitzen. Durchgestanden ist der Konflikt aber vermutlich nicht und unser Delegations-Abgesandter (er ist jetzt auf der Liste der wichtigen sieben Leute) und wir als seine künftigen Untertanen müssen uns vermutlich noch häufiger dagegen wehren als Ausländer, nein Austaler (die Wieseck ist nicht die Lumda und der Berg wirklich hoch, und es sind bestimmt auch vier Kilometer Luftlinie bis zum Beginn des Lumdatals) rausdefiniert zu werden. Versuche dieser Art gab es jedenfalls eine Menge, es gab aber auch erfreulich deutliche Gegenstimmen, uns selbstverständlich mitzudenken. Insgesamt war die Stimmung ziemlich konfrontativ (möglicherweise auch durch einen sehr harten Einstieg mit einer Kritik am Referenten) und insgesamt wurden wir vermutlich als verbohrt und verbissen und anti-bürgerlich-provokant wahrgenommen. Wir hätten da möglicherweise schlauer agieren können und sollen, um die Stimmung nicht so anzuheizen. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass wir schon eine Menge Fragen aufgeworfen haben und es gut war, dass wir so personalstark da waren.“
Die Nazis hatten eine eigene Sicht auf die Abläufe und phantasierten ziemlich frei herbei, dass die bislang ganz und von den bürgerlichen Eliten immer noch ausgegrenzten ProjektwerkstättlerInnen nun die Führung des Netzwerks seien (http://logr.org/jnlumdatal/2013/11/18/netzwerk-fuer-demokratie-und-toleranz-entlarvt-sich-als-demokratiefeindlicher-teil-des-antifanetzwerk/). Das ist allein schon von daher absurd, weil Führung etwas ist, was in der Projektwerkstatt ja grundsätzlich abgelehnt und bekämpft wird. Aber vielleicht schlossen die Nazis da einfach von ihren Weltbildern auf andere …
++ Solidarische Landwirtschaft ++
Seit einiger Zeit werkeln wir am Aufbau einer solidarischen Landwirtschaft im Ostkreis Gießen und West-Vogelsberg. Solch eine „SoLaWi“ ist eine bedürfnis- und nicht gewinnorientierte Nahrungsmittelproduktion, bei der VerbraucherInnen und LandwirtInnen gemeinsam planen, was angebaut wird. Die Ernte geht dann nicht mehr in den Verkauf, sondern ist für die Menschen, die beim Projekt dabei sind und die Kosten gemeinsam übernehmen (siehe www.solidarische-landwirtschaft.org)? Es haben einige LandwirtInnen ihr Interesse angemeldet, aber es sind bislang wenig Menschen, die solche Produkte haben wollen. Deshalb wäre es schön, wenn sich mehr melden, die nicht auf einen anonymen Markt, Label oder Kennzeichnungen vertrauen, sondern genau wissen wollen, wo ihre Nahrungsmittel herkommen (oder sogar mithelfen, dass sie wachsen). Bitte meldet Euch in der Projektwerkstatt oder über www.projektwerkstatt.de/region – und sprecht noch mehr Menschen an, denn darauf wird es ankommen.
++ Thema Agrogentechnik ++
2013 war das erste Jahr seit Langem, in welchem keine gv-Pflanzen in Deutschland standen. Als Letztes gab das IPK in Gatersleben bekannt, auf die Aussaat des gv-Winterweizen zu verzichten. Damit blieb das ganze Jahr frei von gv-Pflanzen draußen – leider nur in Deutschland (und einigen anderen Ländern). Was NGOs, Grünenapparate, Schweizer VolksabstimmlerInnen usw. aus Hasenfüßigkeit nie zu fordern wagten (aber dann in einigen Zeitungen als ihr Verdienst abfeierten – wie peinlich ist das denn?), wurde Realität – geschaffen durch die brisante und wirksame Mischung aus Kritik, Enthüllungen über Motive und Interessen sowie direkte, militante und kreative Aktionen. Das war, ist und bleibt es, was sie nicht mögen!
Die neue Ton-Bilder-Schau „Die Mischung macht’s!“ aus der Projektwerkstatt bietet einen Rückblick auf die Kämpfe gegen die Agrogentechnik. Schwächen und Stärken werden analysiert, was auch für zukünftige Kampagnen und andere Themen wertvolle Hinweise geben kann. Auf der Herbsttour durch Bayern (15.-22.11.) lief die neue Schau bereits mehrfach. Wer sie zudem zu sich einladen will, findet Informationen zu dieser und anderen Veranstaltungsangeboten auf www.vortragsangebote.de.vu.
Was gerade passiert:
- Daten über Durchwuchs von gv-Pflanzen organisieren und auswerten
- Neue Broschüre zu Gentechnik und der Machtfrage verfassen
- Akteneinsicht in die Förderunterlagen zum Biosicherheitsprogramm (siehe nächster Absatz)
- Film weitermachen zum Widerstand gegen die Agrogentechnik
- Weitere Veranstaltungstouren fürs Frühjahr planen
++ Akteneinsicht gerichtlich durchgesetzt ++
Seit 2009 wehren sich die Förderstellen der Agrogentechnik gegen den Einblick ihre Unterlagen. Ständig verzögerten sie, spielten auf Zeit, so dass erst im Sommer 2013 die Entscheidung vor Gericht fiel. Nun ist auch die zweite Instanz durch – und der Sieg über die Agrogentechnikseilschaften hat Bestand. Der Verwaltungsgerichtshof Kassel hat de Berufungsantrag gegen das Akteneinsichtsurteil von Gießen zurückgewiesen. Damit ist rechtskräftig, was etliche deutsche Universitäten inzwischen in vielen Briefen an das Gericht zu einer Horrorvorstellung erklärt haben: Jedermensch darf in die Förderakten des BioSicherheitsprogramm (Förderprogramm der Bundesregierung zur Agrogentechnik) reingucken. Fast komplett. Die Akten lagern in Jülich im (Kern-)Forschungszentrum – und nun können wir endlich ran. Vom 9. bis 13.12. ist der Besuch dort geplant. Viereinhalb Jahre hat das Forschungszentrum mit schmutzigen Tricks die Akteneinsicht zu verhindern versucht. Die ganze Story mit den Urteilen steht unter www.projektwerkstatt.de/gen/akteneinsicht.htm.
WAS SONST ANLIEGT …
Die ersten Sortierarbeiten am Archiv laufen schon. Das ist zwar immer nötig und möglich, aber traditionell zum Jahresende eine typische Winterbeschäftigung. Das Zeitschriftenarchiv ist schon fast aktualisiert. Also nächsten soll das Gruppen-/Adressenarchiv dran sein. Dann können Menschen in der Projektwerkstatt wieder nachschauen, welche Zentren und politischen Gruppen es in welcher Stadt gibt. So mancheR hat hier schon erfahren, was in der eigenen Stadt läuft …
Die vielen Themenregale der Bibliothek warten dann auch UnterstützerInnen – spätestens über Weihnachten und die Tage danach sollen dann alle Bereiche angegangen werden.
Zudem wird an Projekten und neuen Veröffentlichungen geschraubt. Für neue Bücher freuen wir uns über Menschen, die über Texte mitdiskutierten oder die Texte Korrektur lesen wollen. In den nächsten Monaten sollen erscheinen:
Drei Romane mit Zukunftsthemen
Weitere Büchlein der Theoriepocket-Reihe (Gentechnik und Macht ++ Gewalt ++ Kritik der Demokratie)
Wer hat Lust, die gegenzulesen???
Auch im und am Haus ist immer was zu tun. Auswahl dessen, was an Arbeiten anliegt:
Elektro(nik)reparaturen: Wer hat Lust und Möglichkeiten, sich um defekte Elektrogeräte zu kümmern? Kaputt sind z.B. ein Verstärker, ein Paar Computerlautsprecher, einige Kleingeräte (Handleuchten, tragbare Lautsprecheranlage ...).
In der Druckerwerkstatt muss immer noch die Sortiermaschine zusammengebaut und in Gang gebracht werden.
Immer noch fehlt ein Nachweis nach ENEV, also der Energieeinsparverordnung. Inzwischen gibt es aber einen Hoffnungsschimmer, weil sich mal wieder Menschen drangemacht haben, die auch die nötige Bescheinigung dafür haben. Also Daumen drücken … danach ist die Projektwerkstatt wieder legal bis in den letzten Winkel nutzbar. Für die Globale hatten wir uns eine Vorab-Nutzungsgenehmigung geholt.
NACHRICHTEN AUS DEM HAUS
Kommen wir zu den Meldungen zu Aktivitäten und Projekten rund um das Haus … Zunächst einmal: Alle Räume haben die Globale wunderbar ausgehalten. Es war mit dem eingerichteten Treffpunkt im Glashaus eine wunderschöne Atmosphäre. Dieser neue Bau bringt richtig Flair in das ansonsten zwar kreativ gestaltete, aber doch bis in den letzten Winkel funktionale Haus. Wir werden damit leben müssen, dass immer ein bisschen Improvisation dabei ist. Hier ist alles handgemacht und hält nicht jeder Belastung stand. So standen einmal Teile der Treppe im Glashaus unter Wasser. Oder es fiel ein Klo aus. Aber alles ließ sich renovieren. Hoffen wir, dass es bei den kommenden Seminaren und der Bibliotheksortierphase auch so ist.
++ Nötige Sachspenden ++
Wir haben in den letzten Monaten wieder einige wichtige Sachen gespendet bekommen – vielen Dank dafür. Jetzt gibt es eine Videokamera im Haus und neues Werkzeug. Andere Sachen fehlen weiter oder neu. Unter www.projektwerkstatt.de/gesucht findet sich immer eine aktuelle Liste dessen, was in der Projektwerkstatt gebraucht wird – von Materialien bis zu notwendigen Reparaturen. Wir freuen uns, wenn sich da Menschen ab und zu umgucken. Dort stehen neben den ständigen Verbrauchmaterialien (Toner, Papier …) zur Zeit zum Beispiel: tragbarer Beamer, LED-Birnen für normale Lampenfassungen, Treppenstufen-Kantenschutz (mind. 84 cm lang), klappbare Bänke z.B. von Biertischgarnituren, leistungsstarker Akku-Schrauber …
VERANSTALTUNGEN IN DER PROJEKTWERKSTATT
Hier die Übersicht über die schon nächsten Termine – genauere Infos, Anmeldung und Beschreibungen auf www.projektwerkstatt.de/termine.
6.-8. 12. in der Projektwerkstatt: Seminar "EA" - wie geht ein Ermittlungsausschuss bei Aktionen?
Auftakt mit einer Abendveranstaltung (Freitag ab 20 Uhr): Ton-Bilder-Schau "Fiese Tricks von Polizei und Justiz"
Bei vielen Aktionen und Demonstrationen gibt es im Hintergrund Menschen, die sich darum kümmern, dass von Repression Betroffene nicht allein gegen Polizei, Justiz usw. ankämpfen müssen. Sie versuchen, den Überblick zu behalten, überwachen die Behörden und/oder vermitteln VerteidigerInnen. Genannt wird eine solche Gruppe meist Ermittlungsausschuss, kurz EA. Viele Menschen schreiben sich deren Telefonnummer auf den Unterarm oder (schlauer) an unbekanntere Orte am Körper, um z.B. nach einer Verhaftung dort Bescheid geben zu können.
Mit dieser Schulung soll das nötige Grundwissen der EA-Arbeit vermittelt werden. Ziel ist neben der Stärkung bestehender EA-Strukturen der Aufbau eines Netzwerkes (eventuell im Rahmen der Selbst- und Laienverteidigung vor Polizei und Gericht), um auch bei spontanen Aktionen sowie in gegenseitiger Hilfe zur Selbsthilfe aktiv werden zu können (z.B.: Gruppe A macht Aktion und bittet Gruppe B, im Hintergrund "EA" zu sein ... die helfen wieder Gruppe C bei einer anderen Gelegenheit usw.).
20.-22.12. (Freitag ab 20 Uhr) in der Projektwerkstatt Saasen: Seminar "Offene Räume - Theorie und Praxis"
Sa 14-17 Uhr (auch für Einzelbesuche offen): Führung durch die Projektwerkstatt mit Fragemöglichkeiten und mehr
Als "offener Raum" kann ein Aktionsfeld bezeichnet werden, in dem es keine Beschränkungen gibt, diesen zu nutzen und zu füllen - außer die anderen AkteurInnen, mit denen bei Interessenkollision (z.B. Nutzung der gleichen Infrastruktur, Flächen u.ä. zur gleichen Zeit) eine direkte Vereinbarung geschlossen wird. Ein Raum und seine Ausstattung (Technik, Räume, Wissen, Handlungsmöglichkeiten usw.) ist dann offen, d.h. gleichberechtigt für alle nutzbar, wenn die Beschränkungen physisch und praktisch nicht bestehen, d.h. der Zugang zu den Handlungsmöglichkeiten darf weder durch verschlossene Türen, Vorbehalte, Passwörter usw. verwehrt werden können noch dürfen Wissensbarrieren hingenommen werden, die Einzelne von der Nutzung des offenen Raumes und seiner Teile ausschließen. Dieses bedarf in der Regel eines aktiven Handelns, um Transparenz herzustellen, Zugänge zu Informationen zu ermöglichen und Erklärungen z.B. für technische Geräte bereitzustellen.
Die Idee offener Räume tritt als Gegenkultur zu Haus- und Eigentumsrechten auf, lehnt formale Hierarchien und Privilegien (exklusive Passwörter, Definitionsmachten usw.) ab. Sie stößt damit aber auf Probleme. Im Seminar sollen Idee, Funktionsweisen, Schwierigkeiten und Lösungsmgölichkeiten diskutiert werden.
Ab 22.12. über Weihnachten bis keine Lust mehr ist ... in der Projektwerkstatt Saasen: Sortieren, archivieren und gestalten in den Bibliotheken der Projektwerkstatt
Das kabrack!archiv ist eines der größten, unabhängigen und politischen Archive des Landes. Schön sortiert nach Themenfeldern werden Bücher, Flugschriften und Medientexte gesammelt. Sie sind für alle Menschen zugänglich - besonders wertvoll für alle, die an politischen Projekten werkeln und die Projektwerkstatt auch dafür nutzen. Rund um Weihnachten wollen wir, wie 2012 schon einmal, gemeinsam neue Materialien einsortieren und auch die im vergangenen Jahr noch nicht geschafften Bereiche endlich einrichten (z.B. Antifa, Gender/Feminismus, Kontakte in Städten&Regionen). Wer will mitmischen? Egal ob für einen Tag oder länger ... herzlich willkommen!
Und wer dann noch Lust auf Inhalt hat, bleibt zu folgendem Seminar gleich da ...
26.-28.12. in der Projektwerkstatt: Seminar "Ziele, Theorie und offene Fragen bei Veganismus/Tierrechten und -befreiung"
Beginn: Do, 26.12, um 18 Uhr mit einem freegan-veganen Büffett, dann um 20 Uhr ein Film über widerliche Jagdsafaris
Nichtmenschliche Tiere werden gegenwärtig zu den verschiedensten menschlichen Zwecken benutzt, gequält und getötet: Milliarden von ihnen leiden in Mastanlagen und sterben in immer neuen Mega-Schlachthöfen, werden in Tierversuchslaboren missbraucht oder zu Unterhaltungszwecken ausgebeutet. Die Empörung über diese Praktiken motiviert die vegane Lebensweise. Auf der Ebene des politischen Aktivismus wird primär gegen die tiernutzenden Industrien gekämpft. Aber lässt sich die Position des Veganismus bzw. der Tierbefreiung überhaupt kohärent begründen und praktisch konsequent umsetzen? Was für theoretische Ansätze gibt es, um sich ergebende Probleme und Dilemmata in Bezug auf den Umgang mit nichtmenschlichen Tieren zu lösen?
In einem Wechsel aus Input-Referaten, Diskussionen in Kleingruppen und Fish-Bowl-Runden wollen wir den spannenden Fragen nachgehen - und neue finden. Kostproben (willkürliche Auswahl aus vielen Fragen): Was passiert mit Weißstorch und Laubfrosch, wenn keine Wiesen mehr gebraucht werden? Sind Erbsen wirklich vegan, wo doch auf dem Acker viele Tiere getötet oder zumindest vertrieben werden? Was ist mit den Fliegen auf der Windschutzscheibe von Autos, deren Leichen auch viele VeganerInnen gedankenlos mit einem Druck auf die Spülmittelspritze zur Seite wischen? Wie müsste eine Kreislauflandwirtschaft ohne Tiere aussehen?
Infos&Anmeldung über www.projektwerkstatt.de/termine
Übrigens: Wer gerne Veranstaltungen bei sich organisieren will mit Menschen von hier als ReferentInnen, TrainerInnen usw., findet die Themenvorschläge und Beschreibungen auf www.vortragsangebote.de.vu.
NEUE VERÖFFENTLICHUNGEN UND INFOS
++ Utopieromane ++
Die Sache entwickelt sich. Wir haben alle Materialien da, um die ersten Bände zu layouten. Hoffentlich noch dieses Jahr sollen die ersten Romane mit emanzipatorischen Zukunftsentwürfen entstehen – wie üblich in unserem nicht-kommerziellen Verlag SeitenHieb. Wer noch solche Texte hat und mit einbringen will (als ganzes Buch oder auch als Beitrag in möglichen Büchern, die mehrere kürzere „Romane“ enthalten), darf sich gerne melden.
++ Theorie im Pocketformat ++
Jetzt sind die ersten da: Vier kleine Bücher zu Theoriethemen – quadratisch, praktisch, theoriestark. Kurze Abhandlungen zu grundlegenden Themen. Die ersten vier, die es jetzt schon druckfrisch gibt, sind:
Den Kopf entlasten ... Richtwert 3 Euro
Sog. "Verschwörungstheorien: Woher kommen sie? Was bewirken sie? Und was ist von ihnen zu halten?
11.9., Bilderberger, BRD GmbH, das böse Finanzkapital, Chemtrails, Zinsen - das und mehr taucht auch in politischen Debatten immer wieder in Form verkürzter Weltanalysen auf. Das Büchlein erklärt die Funktionsweise solcher Mythen, was an ihnen nützlich und was gefährlich ist. Etliche vereinfachte Welterklärungen werden vorgestellt und gezeigt, wo sie fälschen oder vereinfachen. Gegenbelege sind aufgeführt. Zum Schluss gibt es Tipps zum skeptischen Denken.
Ab 3 St.: 2,50 Euro, ab 10 St.: 2 Euro. Quadratisch 15x15cm, 76 S.. ISBN 978-3-86747-064-3
Herrschaft ... Richtwert 3 Euro
Der Überblick: Formen, Wirkung, Wege zur Herrschaftsfreiheit. Einführung in die theoretischen Grundlagen von Herrschaft und Herrschaftskritik. Angefangen mit einer Definition über die Frage, warum Herrschaft eigentlich abzulehnen ist, bis zu den Thesen über Herrschaftsfreiheit und den Weg dorthin. Entwickelt aus zahlreichen Workshops, Seminare und den Theoriewochen zur Herrschaftskritik.
Ab 3 St.: 2,50 €, ab 10 St.: 2 €. Quadratisch 15x15cm, 64 S. ISBN 978-3-86747-058-2
Gefangen ... Richtwert 3 Euro
Kritik von Gefängnissen und Alternativen zur Strafe. Über die fatale Wirkung von Strafe, vor allem von Haftstrafen. Alternativen. Quadratisch 15x15cm, 64 S.
Ab 3 St.: 2,50 Euro, ab 10 St.: 2 Euro. ISBN 978-3-86747-063-6
Macht und Umwelt ... Richtwert 3 Euro
Über den Zusammenhang von Herrschaft und Umweltzerstörung
Texte und Thesen zur Verknüpfung von Herrschaft und Umweltzerstörung. Es zeigt sich, dass machtförmige Verhältnisse gleichzeitig die Voraussetzung wie auch das Mittel der rücksichtslosen Aneignung von Rohstoffen, Land und allen anderen Lebensgrundlagen ist. Natur und Mensch sind die Faktoren, die zum Zwecke von Herrschaftsausbau und -sicherung sowie ständigem Profit ausgebeutet werden.
Ab 3 St.: 2,50 Euro, ab 10 St.: 2 Euro. Quadratisch 15x15cm, 64 S. ISBN 978-3-86747-060-5
Die Reihe ist offen für weitere Beiträge/Themen.
P.S. Diesen Newsletter auch zukünftig beziehen?
Wenn Ihr Lust habt, über mehr laufend informiert zu werden, könnt Ihr verschiedene Newsletter beziehen zu Themen wie Gentechnik(seilschaften), Antirepression, zur Debatte um Herrschaftskritik und herrschaftsfreien Utopien und eben diesen über die Projektwerkstatt und was dort anliegt/läuft.
Außerdem gibt es einige Mailinglisten zum Mitdiskutieren. Eine Übersicht und Eintragemöglichkeiten findet Ihr auf der entsprechenden Seite auf www.projektwerkstatt.de, direkter Link: www.projektwerkstatt.de/mailing.html.
Hinweis: Diese Infosammlung ist keine offizielle Verlautbarung der Projektwerkstatt. So etwas gibt es nicht und kann es nicht geben, denn ein Haus hat Türen und Fenster, aber keine Meinung. Die Projektwerkstatt ist eine offene Aktionsplattform, die von vielen Menschen für Seminare, Treffen, Aktionsvorbereitung, Lesen, Denken und Diskutieren genutzt. Das darf gerne mehr werden …
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