Freitag, 11. Mai 2012
Kinderarbeit in Mexiko weiter Normalität
Mexiko-Stadt. Millionen von Kindern müssen in Mexiko unter teilweise gesundheitsschädlichen Bedingungen Arbeiten. Dies berichtet die Tageszeitung Milenium anlässlich des Kindertages, der in dem lateinamerikanischen Land jedes Jahr am 30. April gefeiert wird. Geschätzte 3 bis 3,5 Millionen Kinder würden als Tagelöhner ausgebeutet, die umgerechnet zwei US-Dollar pro Tag verdienen, schreibt die Zeitung. 1,2 Millionen von ihnen seien in keiner Schule gemeldet. In den letzten zwölf Jahren seien zudem dieselbe Zahl aufgrund bitterer Armut und Unterernährung gestorben.
Laut mexikanischer Verfassung ist es Menschen unter 14 Jahren untersagt zu arbeiten. Dennoch beschäftigen viele Unternehmen, insbesondere Agrarbetriebe, Kinder ohne von der Justiz dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) arbeitet in Mexiko eines von acht Kindern im Alter zwischen fünf und siebzehn Jahren. Allein in Mexiko-Stadt arbeiten der Organisation zufolge 10.000 Kinder im Handel, im Kunstgewerbe oder im Baugewerbe.
Nicht nur aufgrund der Armut und der Unterversorgung mit Lebensmitteln beginnt für viele Kinder schon mit dem zweiten Lebensjahr das Arbeitsleben. Der im Februar 2012 erschienene Dokumentarfilm "El Panzaso" zeigt beispielhaft ein korruptes Schulsystem, in dem Lehrer kaum zum Unterricht erscheinen oder unzureichend ausgebildet sind. Dies führe dazu, dass gerade "bildungsferne" Eltern keine große Wertschätzung gegenüber den Schulen haben und ihre Kinder zur Arbeit schicken, um die Familie im Überlebenskampf zu unterstützen, argumentiert der Film. Er zeigt auch, dass in den ländlichen Regionen häufig keine Schuleinrichtungen vorhanden oder sehr schlecht ausgestattet sind. Allein im Bundesstaat Guerrero arbeiten 165.000 Kinder auf dem Feld oder in anderen Bereichen statt die Schulbank zu drücken, schreibt die Tageszeitung El Sur.
Die Hälfte der Kinderarbeiter, meist aus der verarmten und indigenen Landbevölkerung, werden in den Agrarbetrieben der ländlichen Regionen ausgebeutet. 64 Prozent von ihnen erhielten keinen Lohn, heißt es weiter in der Tageszeitung Milenium. Insbesondere in den Bundesstaaten Chiapas, Guerrero, Puebla und Veracruz arbeiteten sie oftmals in ausbeuterischen und sklavenähnlichen Verhältnissen. Laut einer Erhebung des mexikanischen Statistikinstituts (INEGI), arbeiten Kinder zwischen fünf und 13 Jahren unter den Bedingungen mangelhafter Ernährung und ohne staatliche Hilfen. Die Armut der Kinder führe oftmals dazu, dass sie sich in ihrer größten Not den Drogenhändler-Banden anschlössen.
Gerardo Sánchez, Präsident des Nationalen Bündnisses der Bauern beklagt sich über jährlich 100.000 Kinder, die aufgrund von Nahrungsmangel an Blutarmut sterben. Er kämpft für eine grundlegende Landreform, die Kinder vor Ausbeutung und Hunger schützen soll. Mittlerweile seien 23 Bundesstaaten von einer intensiven Dürre betroffen, welche die Situation besonders für Kinder dramatisch verschärfe. Auch habe der Ansturm transnationaler Konzerne in den ländlichen Regionen die Grundnahrungsmittel wie Mais und Milch durch "Schrottprodukte" wie zuckerhaltige Erfrischungsgetränke, Kekse und Snacks ersetzt. Die verheerende Armut und die staatliche Unterversorgung mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln führt in den betroffenen Regionen zu äußerst prekären Verhältnissen.
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