Donnerstag, 28. August 2025
Was bringt eine Umstellung von Bürgergeld auf Asylbewerberleistungen?
Gerade erleben wir real, was eine Umstellung von Bürgergeld auf Asylbewerberleistungen bringt – anhand der Flüchtlinge aus der Ukraine.
Es wird ja immer erzählt, dass das viel Geld „spart“, das Bürgergeld so teuer und luxuriös sei, eben eine „soziale Hängematte“. Das aktuelle Life-Experiment zeigt, dass das billige Propaganda und Hetze ist.
Alle ab 1. April eingereisten Ukrainer sollen kein Bürgergeld sondern nur Asylbewerberleistungen erhalten. Für den Einzelnen bedeutet das 122 Euro weniger. Doch für den Staat bedeutet das Mehrausgaben. Durch die Neuregelung werden für 2026 Einsparungen bei Bürgergeld, Grundsicherung und Hilfen zum Lebensunterhalt in Höhe von 1,32 Milliarden € angemommen. Dafür fallen aber 1,375 Milliarden Euro Mehrkosten bei Asylbewerberleistungen an, also rund 55 Millionen € mehr! Die Betroffenen bekommen weniger, aber die staatlichen Ausgaben sind höher! Wie geht das? Die Lösung ist einfach. Bei Asylbewerberleistungen ist die Bürokratie deutlich umfangreicher und verursacht Mehrkosten. Dazu unterliegen die Menschen größeren Schikanen, die ebenfalls Überwachung erfordern – wie beispielsweise das dreimonatige Arbeitsverbot. Und was für Ukrainer gilt, gilt auch für alle anderen Flüchtlinge. Eine sofortige Eingliederung in das Bürgeld wäre billiger, würde die Arbeitsaufnahme und die Integration erleichtern. Das Asylsystem ist weitgehend ein System der Abschreckung, Schikane und der Verhinderung von Eingliederung. Und dafür muss die Arbeiterklasse mit ihren Steuergeldern auch noch mehr zahlen. Dazu wissen auch viele Arbeiterinnen und Arbeiter aus eigener Erfahrung mit wieviel Erniedrigung und Schikanen schon das Bürgergeld verbunden ist. Um wieviel schlimmer sind da die Asylbewerberleistungen. Obwohl über 20% weniger Leistungen gezahlt werden, macht es die Bürokratie, die Schikanen und Überwachung teurer.
Die Konsequenz ist einfach: Beseitigung der Erniedrigung und Schikanen! Abschaffung der Sonderbehandlung für Asylbewerber! Bürgergeld mit weniger Schikanen und Bürokratie und dafür mit besseren Leistungen!
[IMI-List] [0679] Studie „Rüstungs-Startups“ / Neue Texte / AFD-Positionen
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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0679 – 28. Jahrgang
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Liebe Freundinnen und Freunde,
in dieser IMI-List findet sich
1.) der Hinweis auf unsere neue Studie zu „Rüstungsstartups“ in der BRD;
2.) der Hinweis auf neue Texte auf der IMI-Homepage;
3.) Ein Beitrag zu den außenpolitischen Positionen der neuen AFD-Fraktion.
1.) Neue IMI-Studie zu Rüstungs-Startups
IMI-Studie 2025/02
Neue Waffen, neues Geld? „Defence-Startups“ in der BRD
https://www.imi-online.de/2025/07/16/neue-waffen-neues-geld-defence-startups-in-der-brd-2/
Franz Enders (16. Juli 2025)
Auch qualitativ hat sich in der Kriegsführung spätestens im Zuge des
Ukrainekriegs etwas verändert: Drohnen, Künstliche Intelligenz (KI) und
generell digitale Infrastruktur spielen eine zunehmend große Rolle, oft
wird der Ukrainekrieg als der erste große Drohnenkrieg diskutiert. Aber
während die explodierenden Aktien von etablierten Rüstungsakteuren wie
Rheinmetall immer wieder angeführt werden, bleiben andere Akteure der
aktuellen Aufrüstung noch weitgehend unter dem Radar der öffentlichen
Beobachtung: die aufstrebenden Startups, die genau diese neue
Kriegstechnik produzieren, massenhaft in die Ukraine (und auch in andere
Teile der Welt) verschicken und so beachtliche Sprünge in ihrem
Marktwert erzielen konnten.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung – 2
Der Aufstieg der Rüstungsstartups – 2
Helsing – 3
Quantum Systems – 4
Alte Rüstung, neue Rüstung – 4
Klotz am Bein der „Weltverbesserer“: Bürokratie und Beschaffungswesen – 5
Zeitenwende in der Finanzbranche? – 7
Wo Bürokratie dann doch gewünscht ist: staatliche Förderung der
Rüstungsstartups – 8
Fazit: What’s new? – 9
Portraits – 10
Die Studie zum Download:
https://www.imi-online.de/2025/07/16/neue-waffen-neues-geld-defence-startups-in-der-brd-2/
2.) Neue IMI-Texte auf der Homepage
IMI-Standpunkt 2025/042 - in: junge Welt (9.7.2025), Beilage "Künstliche
Intelligenz"
Krieg, KI und Kontrollverlust
Zum aktuellen Stand militärischer Anwendungen von KI
https://www.imi-online.de/2025/07/15/krieg-ki-und-kontrollverlust/
Christoph Marischka (15. Juli 2025)
IMI-Standpunkt 2025/040
Direkte Aktion ist kein Terrorismus
Einstufung der antimilitaristischen Gruppe Palestine Action als
terroristische Organisation ist eine Bedrohung für alle sozialen Bewegungen
https://www.imi-online.de/2025/07/09/direkte-aktion-ist-kein-terrorismus/
Pablo Flock (9. Juli 2025)
IMI-Standpunkt 2025/039 (Update: 8.7.2025)
Die Wehrpflicht kommt – sehr schnell – „kein Gammeldienst“
https://www.imi-online.de/2025/07/07/die-wehrpflicht-kommt-sehr-schnell-kein-gammeldienst/
Tobias Pflüger (7. Juli 2025)
IMI-Studie 2025/1b (Aktualisierung)
Militärausgaben und Sozialabbau
Rüstung statt Rente - Kanonen statt Butter
https://www.imi-online.de/2025/06/25/militaerausgaben-und-sozialabbau-3/
Jürgen Wagner (25. Juni 2025)
IMI-Standpunkt 2025/038
Epochale Militarisierung im Zeichen des Völkerrechtsbruchs
Rede auf der Kungebung zum NATO-Gipfel am 24. Juni 2025 auf dem
Holzmarkt in Tübingen
https://www.imi-online.de/2025/06/25/epochale-militarisierung-im-zeichen-des-voelkerrechtsbruchs/
Christoph Marischka (25. Juni 2025)
IMI-Standpunkt 2025/037
NATO-Gipfel, neues Ausgabeziel und deutsche Haushaltsplanung: Der
Wahnsinn in Zahlen
https://www.imi-online.de/2025/06/24/nato-gipfel-neues-ausgabeziel-und-deutsche-haushaltsplanung-der-wahnsinn-in-zahlen/
Tobias Pflüger und Jürgen Wagner (24. Juni 2025)
IMI-Standpunkt 2025/036
Eskalation Nahost: Zerschlagung des Irans
Beteiligen sich westliche Militärs an den Angriffen auf Iran?
https://www.imi-online.de/2025/06/17/eskalation-nahost-us-tankjets-verlegt/
Pablo Flock (17. Juni 2025)
IMI-Standpunkt 2025/035
Israelische Angriffshandlung: Klar völkerrechtswidrig!
https://www.imi-online.de/2025/06/16/israelische-angriffshandlung-klar-voelkerrechtswidrig/
Bernhard Klaus (16. Juni 2025)
IMI-Standpunkt 2025/033
„Der Krieg ist ein Skandal“
Buchrezension über die Ursprünge von Krieg, Staat und Herrschaft
https://www.imi-online.de/2025/06/12/der-krieg-ist-ein-skandal/
Jürgen Wagner (12. Juni 2025)
3.) Außenpolitische Positionen der neuen AFD-Fraktion
IMI-Standpunkt 2025/041
Viel Einigkeit zwischen CDU und AfD in der Rüstungspolitik
Unions- und AfD-Politiker fordern Atomwaffen für Deutschland
https://www.imi-online.de/2025/07/10/viel-einigkeit-zwischen-cdu-und-afd-in-der-ruestungspolitik/
Ulrich Sander (10. Juli 2025)
Rückkehr der Wehrpflicht, Rüstungsexplosion und Kriegstüchtigkeit – fast
das gesamte Parlament diskutiert einig die neue „Sicherheitspolitik“, so
auch die Mainstream-Medien. Der Zwei-plus-Vier-Vertrag mit seiner
Orientierung auf eine gesamteuropäische Sicherheit wird
beiseitegeschoben. Aus der AfD und in der Umgebung von
Unionsfraktionschef Jens Spahn wird eine weitere „Option“ im Umgang mit
Russland genannt, die Option des Atomkriegs. Auch aus Sicht des AfD-MdB
und Oberst a.D. Rüdiger Lucassen gehört dazu eine nukleare Aufrüstung
Deutschlands. Und auch eine Wehrpflicht für alle, auch für Frauen, steht
auf der Forderungsliste des AfD-Bundeswehr-Arbeitskreises in der
Bundestagsfraktion der profaschistischen Partei. „Deutschland braucht
eigene Atomwaffen,“ so wird eine alte Forderung des CSU-Scharfmachers
Franz-Josef Strauß (1915-1988) von der AfD aufgegriffen. Für die
Frauenwehrpflicht solle bald das Grundgesetz geändert werden. Aus der
sich oft als Antikriegspartei ausgebenden AfD klingt es wie aus dem
Regierungslager: „Die Weltlage verändert sich rasant, Europa arbeitet an
einer eigenen – von den USA unabhängigen – Sicherheitsarchitektur. Aus
Sicht des AfD-Verteidigungspolitikers Rüdiger Lucassen gehört dazu auch
eine nukleare Aufrüstung Deutschlands“, fasste Spiegel Online zusammen.
Mit der Atomwaffenforderung setzen Lucassen (AfD) und Spahn (CDU) noch
eins drauf.
Atomare Ambitionen
Er sage nicht, dass der russische Präsident Wladimir Putin Deutschland
angreifen wolle, betonte Lucassen, „verteidigungspolitischer“ Sprecher
der AfD-Fraktion im Bundestag. „Aber es ist eine Option.“ Deswegen
gelte: „Wenn der nukleare Schutzschirm der USA fehlt, muss Europa
(gemeint ist EU) selbst handeln. Deutschland muss selbst nuklear
abschreckungsfähig werden – im Rahmen einer strategischen Autonomie
Europas und eines Systems kollektiver Sicherheit mit einer eigenen
Militär- und Kommandostruktur.“ Ähnlich äußerte sich der
AfD-Bundestagsabgeordnete Hannes Gnauck, bisher Vorsitzender der
AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA), die sich auflöst.
„Deutschland braucht einen eigenen nuklearen Schutzschirm“, zitierte ihn
das Nachrichtenportal DTS. Eine strategische Partnerschaft mit Russland,
zum Beispiel im Handel oder in der Energieversorgung, sei zu
befürworten. „Man darf aber dabei nicht vergessen: Dieses Russland ist
nicht unser Freund“. Angesichts der aktuellen Nato-Politik müsse
Deutschland die führende Rolle in dem Bündnis übernehmen. Nukleare
Abschreckung sei ein wesentlicher Bestandteil, um die Erpressbarkeit von
Staaten zu reduzieren, so äußerte sich Lucassen in der „Welt“. „Ein
deutsches Atomwaffenprogramm ist daher die logische Konsequenz.“
Spahn hatte die Atomwaffendebatte befeuert, die auch schon der
sogenannte Politikwissenschaftler Herfried Münkler aufgebracht hatte:
„Wer nicht nuklear abschrecken kann, wird zum Spielball der
Weltpolitik“, sagte Spahn der „Welt am Sonntag“. Sprecher der Grünen und
der SPD wiesen nicht Spahns Vorstoß und auch nicht den der AfD zurück.
Die Grünen bedauerten, dass nicht noch mehr Geld für die Rüstung
ausgegeben werden könne, und daran sei Spahn mit seinem Masken-Deal
schuld, der soviel Geld verschlungen habe. So wurde es der „Welt“
gesagt. „Statt Milliarden an Schadensersatz zu zahlen, könnten wir
längst zusätzliche Munition beschaffen oder mehr Luftverteidigung
finanzieren“. So die einstige „grüne Friedenspartei“ in Person von Sarah
Nanni. Die LINKE hält deutsche Atomwaffen für ein „absolutes No-Go“.
„Die Aufrüstung mit eigenen Atomwaffen ist der Endpunkt einer inzwischen
nach oben offenen militärischen Aufrüstungswelle“, sagte Ulrich Thoden,
verteidigungspolitischer Sprecher der LINKEN Bundestagsfraktion. „Wer
immer mehr aufrüstet, macht Krieg immer wahrscheinlicher.“ Eine
wesentliche Schlussfolgerung für die neu gegründete Bundesrepublik nach
dem Zweiten Weltkrieg sei jener Verzicht auf Atomwaffen gewesen, sagte
Thoden. Eine deutsche Beteiligung an Atomwaffen würde „die
Nachkriegsordnung völlig auf den Kopf stellen“, auch gegenüber den
Alliierten. „Atomwaffen mit deutscher Mitverfügungsgewalt sind das
letzte Tabu, das nun Jens Spahn auch noch schleifen will“, so Thoden.
Der Unionsfraktionschef stelle hierdurch ein „Sicherheitsrisiko“ dar.
Sahra Wagenknecht hält die Unions-Vorschläge ebenfalls für gefährlich.
„Die Aufrüstungsdebatte wird immer wahnsinniger. Noch mehr Atomwaffen
machen unsere Welt nicht sicherer, sondern erhöhen die Kriegsgefahr“,
sagte die BSW-Vorsitzende. „Nicht zuletzt, weil damit die Gefahr wächst,
dass schon ein Missverständnis einen nuklearen Schlagabtausch auslösen
kann, der Europa unbewohnbar machen würde.“ Es sei perfide, dass Spahn
eine „Atomwaffendiskussion anzettelt“, um von der Masken-Affäre
abzulenken. „Spahn sollte sich beim Steuerzahler entschuldigen und sich
aus der Politik zurückziehen.“ Zu den atomaren AfD-Ambitionen sagte sie
nichts. Dafür schwang sich zur Unterstützung der Spahn-Planes der
CSU-Ministerpräsident Markus Söder auf, der zudem die Ausrüstung der
Bundeswehr mit vielen tausend Drohnen als besonders dringlich ansieht.
Bundeskanzler Merz sieht eine atomare Zusammenarbeit mit Frankreich als
die Aufgabe der Stunde an.
AfD will die Bundeswehr wieder „stark“ machen
„Deutschlands Sicherheit steht auf dem Spiel,“ behauptet der AK
Verteidigung der AfD, und erklärt, „was jetzt zu tun ist, um die
Bundeswehr wieder stark zu machen.“ Der AK nennt sich „die
verteidigungspolitische Ideenschmiede der AfD-Bundestagsfraktion“. Einer
ihrer Sprecher sagte: „Hier entstehen parlamentarische Initiativen und
hier bereiten wir die Sitzungen des Verteidigungsausschusses des
Bundestags vor.“ Aktuell arbeitet der AK an einem Gesetz zur baldigen
vollen Wiedereinführung der Wehrpflicht. Es soll nach der Sommerpause im
Bundestag behandelt werden.
Jedes Mitglied des Arbeitskreises Verteidigung verfügt über einen
militärischen Hintergrund. Stolz wird verkündet: „So viel Expertise in
Fragen der Landesverteidigung gibt es in keiner anderen Fraktion des
deutschen Bundestages. Für uns ist die Landes- und Bündnisverteidigung
die erste und wichtigste Aufgabe unserer Bundeswehr. An diesem Auftrag
müssen sich Personalstärke und Ausrüstung orientieren. Auslandseinsätzen
stimmen wir unter strengen Auflagen zu.“ Sie müssen „eindeutig und
ausschließlich im Interesse unseres Landes und seiner Bürger liegen.“ Um
„deutsche Interessen“ zu wahren, brauche es „eine starke Bundeswehr und
eine selbstbewusste Sicherheits- und Verteidigungspolitik“. Die
deutschen Streitkräfte seien heute in keinem guten Zustand. Das sei zu
ändern. Der AfD-Arbeitskreis Verteidigung setze sich für eine deutliche
Erhöhung des Militäretats und die Vollausstattung deutscher Streitkräfte
ein. Das bedeute: Rückkehr zur Wehrpflicht. „Die Aussetzung der
Wehrpflicht war einer der schwerwiegendsten Fehler der Regierung Merkel.
Die Bundeswehr verliert nicht nur ihre solide Verankerung in der
deutschen Gesellschaft, es fehlt ihr auch an Nachwuchs. Wir brauchen
motivierte und charakterstarke Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten
aus allen Teilen unseres Volkes. In Deutschland war die Wehrpflicht über
200 Jahre (!) hinweg dafür der Garant. Die AfD setzt sich als einzige
Partei für die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht ein.“ So heißt es in
einer im Internet verbreiteten Erklärung aus dem Arbeitskreis. Dieser
würdigte auch den „Veteranentag als überfälliges Zeichen der Anerkennung
der Bundeswehr“. Dieser Gedenktag sollte künftig jährlich stattfinden
und die Leistungen aktiver und ehemaliger Soldaten in das öffentliche
Bewusstsein rücken. Das erklärte der AfD-Bundestagsabgeordnete Hannes
Gnauck, Mitglied des Verteidigungsausschusses, und Rüdiger Lucassen
fügte zu Äußerungen von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius
hinzu, wonach ein Aufwuchs der Bundeswehr um bis zu 60.000 Soldaten
erforderlich sei: „Pistorius wird den personellen Aufwuchs der
Bundeswehr ohne die Reaktivierung der Wehrpflicht nicht erreichen.“
Mitglieder des Arbeitskreises sind diese Bundestagsabgeordneten:
+ Hannes Gnauck, Zeitsoldat bei der Bundeswehr.
+ Kurt Kleinschmidt war 15 Jahre Berufssoldat bis zum
Oberstabsfeldwebel, besonders die Einführung der Wehrpflicht hält er für
vordringlich.
+ Heinrich Koch ist seit 45 Jahren bei der Bundeswehr, heute im Rang
eines Oberstleutnants.
+ Thomas Ladzinski ist Diplom-Ingenieur für Wehrtechnik, Beamter beim
Bundesamt für Ausrüstung der Bundeswehr.
+ Rüdiger Lucassen ist Leiter des Arbeitskreises und
„verteidigungspolitischer“ Sprecher der AfD-Fraktion, Oberst im
Generalstab a.D., war 34 Jahre Berufsoffizier, ist Unternehmer und hatte
eine Firma zur Ausbildung von Söldnern.
+ Jan Nolte ist stellvertretender Leiter des Arbeitskreises, ist seit 17
Jahren Soldat, sein Rang ist Oberbootsmannsmaat.
+ Andreas Paul, Bundeswehroffizier.
+ Dr. Daniel Zerbin ist Kriminalwissenschaftler.
+ Jörg Zirwes war 35 Jahre lang Berufssoldat.
Stellvertretende Mitglieder sind diese MdB:
+ Torben Braga (macht keine Angaben).
+ Peter Felser war zwölf Jahre Bundeswehroffizier und ist Diplom-Pädagoge.
+ Mirco Hanker ist Diplom-Kaufmann.
+ Stefan Henze ist Reservist nach dem Wehrdienst, durchlief ein
Finanzstudium und tritt für die „eigenen Interessen Deutschlands in der
Außenpolitik“ ein.
+ Martin Hess ist Diplom-Verwaltungswirt bei der Polizei und
Bereitschaftspolizei, Polizei-Hauptkommissar, Lehrer an der
Polizeihochschule.
+ Gerold Otten ist seit 22 Jahren Berufsoffizier bei der Luftwaffe,
Pilot, Oberst a.D., bei Airbus tätig.
+ Sven Wendorf war Zeitsoldat, ist in Luft- und Raumfahrt-Firmen tätig,
ferner in solchen der digitalen Medien und meint: „Deutschland braucht
eine starke Stimme der Freiheit und Vernunft“.
+ Christian Zaum ist Leutnant der Reserve und Gymnasiallehrer.
+ Kay-Uwe Ziegler ist Filialleiter im Textilhandel und Zootechniker.
Neben den Abgeordneten des Arbeitskreises Verteidigung, die zumeist
Reservisten sind, gehören der AfD-Fraktion auch zahlreiche Mitglieder
an, die aus dem Polizeibereich kommen.
Aus dem Polizeibereich kommen diese MdB (nach einer Recherche von
Bernhard Trautvetter):
+ Dr. Michael Blos: Klimaleugner, fordert „staatliche Zurückhaltung im
Sinn der Freiheit“.
+ Renè Bochmann: Er kombiniert Friedenssprüche mit dem Programm der
starken Bundeswehr im Interesse der „Souveränität Deutschlands“.
+ Christopher Drößler: Im Wahlkampf trat der Beamte häufig mit dem
rechtsextremen Björn Höcke auf.
+ Olaf Hilmer ist Klimaleugner.
+ Steffen Janich kam über den Coronaprotest zur AfD.
+ Sascha Lensing ist mit Stefan Keuter verbundener Duisburger
Rechtsaußen der AfD im „patriotischen Spektrum“.
+ Markus Matzerath ist Law and Order-Propagandist.
+ Danny Meiners ist ein Rechtsaußen in der AfD.
+ Edgar Naujok ist ein Liberalist und Gegner jeder Reglementierung
Künstlicher Intelligenz.
+ Lukas Rehm ist Law and Order-Propagandist.
+ Martin Reichardt ist ein Rechtsaußen mit martialischer Sprache.
+ Julian Schmid ist ein neoliberaler Deregulierer für den „Mittelstand“.
+ Renè Springer ist ein ehemaliger Sozialdemokrat, nun ein Rechtsaußen
mit rigoroser Abschiebeprogrammatik.
Nicht ohne Einfluss ist nach wie vor der ehemaligen Dreisterne-General
der Luftwaffe und Ex-AfD-MdB Joachim Wundrak. Zu ihm muss man wissen: Er
war Kommandeur des Lufteinsatzkommandos in Kalkar und der
JAPCC-Denkfabrik der Nato mit eindeutig aggressiven Konzepten. Die
Nato-Strategieschmiede JAPCC (Vereintes Luftkraft-Kompetenzzentrum) tagt
seit 2015 in Essen und wurde jahrelang von General Joachim Wundrak als
Direktor geleitet. Die Essener Messeleitung verweist auf die guten
Erfahrungen mit diesen Konferenzen, wenn sie nun die größte europäische
Rüstungsmesse ab 2026 plant.
Das Essener Friedensforum wird mit seinen Bündnispartnern auch diesen
Herbst wieder eine Friedensdemonstration aus Anlass der
militärstrategischen, von AfD-Militärs beeinflussten Konferenz
durchführen. Diese wird vom 30.09. bis zum 02.10.2025 hochrangige
NATO-Strategen und führende Vertretungen großer Militärkonzerne aus
NATO-Staaten sowie führende Politiker und Politikerinnen in der riesigen
Essener Grugahalle zusammenführen. Sie beraten über Möglichkeiten
„effektiver Kriegsführung“ aus der Luft und aus dem All. Schon vor zehn
Jahren hat das JAPCC einen großen Krieg in Europa vorhergesagt und
nicht-nukleare und nukleare Planungen verbunden.
Grundsätzliches Fazit
Wer nicht oberflächlich an die Sache herangeht, der erkennt: Die AfD ist
eine Partei des Ultranationalismus und des Rassismus und des
Neonazismus, auch Partei des Krieges und des Militarismus.
Die AfD-Bundestagsfraktion hat laut Junge Freiheit Nr. 15/23
klargestellt: „Wir stehen fest an der Seite unserer Bundeswehr und
setzen uns dafür ein, sie zu stärken.“ Man habe sich nicht einseitig auf
die Seite Russlands geschlagen, sondern vertrete „deutsche Interessen“.
Die gewaltigen Zahlungen für die Rüstung werden von der AfD unterstützt,
die Wiedereinführung der Wehrpflicht wird geplant. Der Militarismus
schreitet mit dieser AfD voran. Kanonen statt Butter – das will auch die
AfD.
Dies entnimmt man auch einem Militärprogramm des „Arbeitskreises
Verteidigung“ der AfD-Bundestagsfraktion aus der vergangenen Legislatur.
Darin wird klar und deutlich formuliert: „Der Arbeitskreis Verteidigung
der AfD-Bundestagsfraktion strebt eine Novellierung der
grundgesetzlichen Vorgaben an.“ Diese Forderung der AfD wurde erfüllt,
und zwar mit dem ins Grundgesetz eingefügten Sondervermögen. Die AfD
sagt: „…es darf das jährlich schwankende Budgetrecht des Parlaments
nicht dazu führen, dass die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr (… ) zur
Disposition steht.“ Das ist eindeutig.
Weiter: „In einer zukünftigen Struktur der Bundeswehr wird die Reserve
darüber hinaus stärker mit der territorialen Verteidigung verbunden.“
Weitere Forderungen der AfD: Das Reservekorps der Bundeswehr wird im
Grenzschutz eingesetzt. Es unterstützt die Polizei. Seine Stärke soll
50.000 Soldaten betragen. Die Bundeswehr wird im Innern eingesetzt.
Nicht zu vergessen ist die Einflussnahme der AfD-Militärs auf Schule und
Bildungswesen. Dem Bericht des AfD-Arbeitskreises der Offiziere ist
weiter zu entnehmen: „Jedes Mitglied verfügt über einen militärischen
oder polizeilichen Hintergrund“.
Folgendes hört und liest sich stellenweise wie das Lamento bei der
Zeitenwende, das „Militärprogramm der AfD“. Doch es wurde bereits 2019
bekannt. Hat man die folgenden Worte sinngemäß den Regierenden in die
Redemanuskripte geschrieben? AfD: „Seit vielen Jahren können die
deutschen Streitkräfte diesen hoheitlichen Schutzauftrag unseres Landes
nicht mehr erfüllen. Die Bundeswehr als Ganzes nicht einsatzbereit. Die
Verantwortung für diesen Verfassungsbruch tragen nicht die Soldaten der
Bundeswehr, die treu ihren Dienst für das Vaterland versehen. Die Schuld
verantwortet eine Politik der letzten Jahrzehnte.“
Zur NATO heißt es, es gebe zu ihr „auf absehbare Zeit keine
gleichwertige Alternative“. Die „nuklearen Fähigkeiten der Partner“
stellten eine „wesentliche Komponente der militärischen Abschreckung
dar“ und Deutschland habe „ein vitales Interesse an der Teilhabe dieser
Fähigkeit, bis eine gleichwertige Alternative zur Verfügung steht.“ Und
weiter: „Die Bundeswehr ist Teil einer Jahrhunderte alten
Militärtradition. Als ‚Staatsbürger in Uniform’ haben die Männer und
Frauen der Bundeswehr das Recht, ihr soldatisches Selbstverständnis
wesentlich mitzubestimmen und weiterzuentwickeln.“ Darüber hinaus seien
die „Ehrung und gesellschaftliche Privilegierung der Soldaten der
Bundeswehr eine ressortübergreifende Aufgabe“.
Zuletzt hat der AfD-AK Verteidigung ein über 100 Seiten starkes „Konzept
für die Ausbildung einer starken Bundeswehr“ vorgelegt. In der
Einleitung ist von einem sicherheitspolitischen Paradigmenwechsel nach
2014 die Rede, der durch die russische Krim-Annexion und den folgenden
Bürgerkrieg in der Ukraine verursacht sei. Einsatzbereitschaft und
Finanzierung der Bundeswehr müssten seit dem erheblich verbessert
werden. Übungen an U-Boot-Simulatoren und Simulatoren von
Kampfflugzeugkanzeln müssten der Vergangenheit angehören. Dazu komme
eine „umfassende Ausbildungsreform“, die bisher vernachlässigt worden
sei. Das Bataillon habe einmal im Quartal zu üben, die Brigade einmal
pro Jahr. Akademiker sollten nur bei Bedarf ausgebildet werden.
Es werden weiter unter anderem „Erwartungen der Gemeinschaft der
Auszubildenden“, “Strukturelle und ausbildungstechnische
Herausforderungen“ sowie Konzepte für die „Medien- und
Informationsarbeit bei Schaffung eines Reservistenkorps“ und
„Strukturelle und ausbildungstechnische Herausforderungen bei der
Wiedereinführung der Wehrpflicht“ abgehandelt. Die Soldaten seien zur
„physischen und psychischen Robustheit“ zu ertüchtigen, und ihre
Ausbildung orientiere sich an der Realität des Kampfes. Auf den Umgang
mit „Verwundung und Tod“ seien sie vorzubereiten. (Das Dokument ist zu
finden unter
https://ffc7b648.delivery.rocketcdn.me/wp-content/uploads/2021/07/Ak-Verteidigung-Konzeption_der_Ausbildung_digitale_version.pdf)
Es wird Zeit, sich auf demokratische und friedenspolitische
Notwendigkeiten zu einigen: Verbot der AfD und Verbot von Atomwaffen,
dem UNO-Beschluss von 2021 folgend, gegen den sich die Bundesregierung
nach wie vor stemmt.
IMI-List - Der Infoverteiler der
Informationsstelle Militarisierung
Hechingerstr. 203
72072 Tübingen
imi@imi-online.de
Redaktion: IMI / Jürgen Wagner / Christoph Marischka
ISSN: 1611-2563
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Sie können die IMI durch Spenden unterstützen oder indem Sie Mitglied werden (http://www.imi-online.de/mitglied-werden/).
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IMI-List] [0680] Studie „Syrien“ / Israel-Elnet / Beschaffungsgesetz / EU-Haushalt / Kretschmann
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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0680 – 28. Jahrgang
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Liebe Freundinnen und Freunde,
in dieser IMI-List findet sich
1.) der Hinweis auf die neue IMI-Studie „Syriens Zweiter Frühling?
Internationale Einflussnahme unter dem Mantel des Wiederaufbaus.“
2.) der Hinweis auf weitere neue Texte auf der IMI-Homepage zu den
Themen Israel-Elnet / Beschaffungsgesetz / EU-Haushalt / Wehrpflicht /
Typhon.
3.) Ein Artikel über Regierungserklärung „Verteidigung und Resilienz“
des grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann.
1.) Neue Studie „Syriens Zweiter Frühling?“
IMI-Studie 2025/3
Syriens Zweiter Frühling?
Internationale Einflussnahme unter dem Mantel des Wiederaufbaus.
https://www.imi-online.de/2025/07/29/syriens-zweiter-fruehling/
Alexander Friedrich (29. Juli 2025)
Der endgültige Sturz Bashar al-Assads im Dezember 2024 hat die Karten in
Syrien fundamental neu gemischt. Dies erstreckt sich auf die politische
Ordnung des Landes, seine sozioökonomische Struktur – aber auch auf die
Konfiguration internationaler Interessen und strategischer
Einflussnahmen. Stets unter dem Mantel des „Wiederaufbaus“ sehen sich
auch die humanitäre Hilfe und die Entwicklungszusammenarbeit an vielen
Stellen externen Interessen untergeordnet und in deren Sinne
instrumentalisiert.
Diese Arbeit untersucht, welche internationalen Interessen in
Nachkriegs-Syrien wirken, und wie Hilfs-Aktivitäten der Durchsetzung
externen Interessen dienen. Dabei werfen wir zunächst einen Blick auf
die Hilfs-Strategien Israels, Russlands und Türkiyes. Dann gehen wir
über zur Analyse der angekündigten Wiederaufbauhilfen der Golfstaaten
und der EU, die sich in der Grauzone zwischen Wiederaufbauhilfen,
Entwicklungszusammenarbeit und profitorientierten Investitionen bewegen
und das Potential
haben, folgenschwere Fehler der Vergangenheit zu wiederholen.
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung - 2
Leerstellen - 3
Russland - 4
Israel - 5
Türkiye - 7
Die Golfstaaten - 9
Die EU - 10
Konklusionen - 12
Anmerkungen – 14
Studie hier als PDF öffnen und herunterladen:
https://www.imi-online.de/2025/07/29/syriens-zweiter-fruehling/
2.) Hinweise auf neue Artikel: Israel-Elnet / Beschaffungsgesetz /
EU-Haushalt / Wehrpflicht / Typhon
Seit der eigentlich noch gar nicht so lange versendeten letzten IMI-List
ist leider wieder einiges passiert: Mit einem Beschaffungsgesetz soll
der Rüstungsindustrie weiter unter die Arme gegriffen werden
(IMI-Analyse 2025/21); die Bundeswehr will von Israel „lernen“
(IMI-Analyse 2025/20); die Kommission schlägt mit dem EU-Haushalt 2028
bis 2034 eine Verxfachung der Rüstungsgelder vor (IMI-Standpunkt
2025/044); die Wiedereinführung der Wehrpflicht wird immer
wahrscheinlicher (IMI-Standpunkt 2025/043); und Deutschland will
Typhon-Systeme kaufen (IMI-Standpunkt 2025/046).
IMI-Standpunkt 2025/046
Typhon-Waffensystem
Angriffsfähigkeit tief im russischen Raum
https://www.imi-online.de/2025/07/28/typhon-waffensystem/
Jürgen Wagner (28. Juli 2025)
IMI-Analyse 2025/21
Optimierungswahn
Die Crux vom Bürokratieabbau in der Beschaffung
https://www.imi-online.de/2025/07/24/optimierungswahn/
Andreas Seifert (24. Juli 2025)
IMI-Standpunkt 2025/044
EU-Haushalt 2028-2035: Verschiebebahnhöfe Richtung Aufrüstung
https://www.imi-online.de/2025/07/22/eu-haushalt-2028-2035-verschiebebahnhoefe-richtung-aufruestung/
Jürgen Wagner (22. Juli 2025)
IMI-Standpunkt 2025/043
Die verpflichtende Wehrpflicht wird kommen
Verteidigungsminister Boris Pistorius plant eine »freiwillige
Wehrpflicht«. Tobias Pflüger von der Informationsstelle Militarisierung
meint, dass es dabei nicht bleiben wird.
https://www.imi-online.de/2025/07/19/18441/
(19. Juli 2025)
IMI-Analyse 2025/20
Bundeswehr soll vom Horror in Gaza profitieren
ELNET bringt sich in Position für den geplanten Cyber- und
Sicherheitspakt der BRD mit Israel
https://www.imi-online.de/2025/07/18/bundeswehr-soll-vom-horror-in-gaza-profitieren/
Jacqueline Andres (18. Juli 2025)
3.) Artikel "Olivgrünes Musterländle: Kretschmanns Regierungserklärung
als Aufrüstungsplädoyer“
IMI-Standpunkt 2025/045
Olivgrünes Musterländle
Kretschmanns Regierungserklärung als Aufrüstungsplädoyer
https://www.imi-online.de/2025/07/25/olivgruenes-musterlaendle/
Jürgen Wagner (25. Juli 2025)
Olivgrünes Musterländle: Kretschmanns Aufrüstungsplädoyer
Am 23. Juli 2025 gab der grüne Ministerpräsident Baden-Württembergs,
Winfried Kretschmann, eine Regierungserklärung zum Thema „Verteidigung
und Resilienz“ ab, die sich als ein umfassendes Aufrüstungsplädoyer
entpuppte: „Ich bin überzeugt, dass wir uns jetzt entschlossen auf den
Ernstfall vorbereiten müssen, dass wir jetzt aufrüsten müssen, dass wir
jetzt verteidigungsfähig werden müssen, weil wir nur so den Frieden
wahren können.“
Narrativkontrolle
Für Kretschmann gibt es keine Zweifel, wie die aktuellen Geschehnisse im
Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg zu interpretieren seien. Es handele
sich um „Illusionen“ zu glauben, „dass es einfach nur mehr Verhandlungen
braucht“, mehr noch, genau diese „Haltung“ – und nicht wenigstens zu
einem Anteil auch der aggressive Expansionskurs der NATO – habe alles
„in den vergangenen Jahren immer schlimmer gemacht hat.“
Tatsächlich befand sich eine Verhandlungslösung im Ukraine-Krieg im März
2022 bekanntlich in greifbarer Nähe und scheiterte nicht zuletzt auf
westliches Drängen hin (siehe IMI-Standpunkt 2024/029). Seither findet
dort ein Stellvertreterkrieg zwischen Russland und dem Westen statt, der
die Ukraine zahllose Menschenleben und große Teile seines Territoriums
gekostet hat – und daran sollen in Kretschmanns Welt also diejenigen
schuld sein, die sich für Verhandlungen eingesetzt haben, und nicht die,
die sie unablässig hintertreiben.
Dass es auch anders geht, zeigt zum Beispiel Kretschmanns eigener
Verkehrsminister Winfried Herrmann mit seiner Initiative Aufbruch zum
Frieden, der in Sachen Kriegsursachen und möglicher Lösungen eine
deutlich differenziertere Position an den Tag legt. Davon will
Kretschmann aber nichts wissen und verweist stattdessen auf eine neu
eingerichtete „Task Force Desinformation“, deren Aufgabe es sei,
russischer Propaganda entgegenzuwirken. Daneben setze man vor allem auf
„Aufklärung und Bildung in unseren Schulen“ und dabei nicht zuletzt auf
eine „intensive Zusammenarbeit mit der Bundeswehr“, die ausgebaut werden
soll: „Schon heute leisten Jungoffiziere mit über 500 Schulbesuchen pro
Jahr eine wichtige Informationsarbeit an unseren Schulen, eine wichtige
Arbeit, für die ich mich herzlich bedanke. Diese Zusammenarbeit wollen
wir ausbauen und dabei einen deutlich stärkeren Fokus auf die
Bündnisverteidigung legen.“
Rüstungsminister
Bereits im Frühjahr tat sich der Kretschmann mit Sätzen hervor, in
Sachen Rüstungsindustrie wolle das Land ganz vorne „mitmischen“. Mit
rund 100 Unternehmen im Bereich Verteidigung, auf die ein Viertel aller
Beschäftigten der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie in Deutschland
entfallen würden, komme der Branche eine große Bedeutung zu, was auch so
bleiben solle: „Deshalb haben wir unsere Förderprogramme wie INVEST BW
für die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie geöffnet und damit
begonnen, die Unternehmen noch stärker mit unserer Forschungslandschaft
zu vernetzen.“ Den Unternehmen verspricht Kretschmann Unterstützung, um
den „Hochlauf der Produktion sicherstellen“ zu können. Dies erfordere
„Planungssicherheit“, deshalb setze man sich auf Bundesebene „für
schnellere Genehmigungsverfahren, einen erleichterten Kapitalzugang und
ein effizienteres Beschaffungswesen ein.“
Auch zum aktuellen Phänomen, dass zivile Betriebe vermehrt ganz oder
teilweise auf die Rüstungsproduktion umsatteln, bei Trumpf in Ditzingen
etwa werden derlei Überlegungen angestellt (siehe IMI-Analyse 2025/01),
findet Kretschmann klare Worte: „Wir wollen, dass sich unsere Wirtschaft
auf diesem Feld engagiert. Und deshalb möchte ich mich an dieser Stelle
einmal konkret an die Unternehmerschaft unseres Landes wenden und Ihnen
zusichern: Sie haben hier die volle Rückendeckung der Landesregierung.
Sie haben sie dann, wenn Sie bereits im Bereich von Sicherheit und
Verteidigung tätig sind. Und Sie haben sie dann, wenn Sie bislang rein
zivil tätig sind und nun darüber nachdenken, auch einen Beitrag im
Bereich Sicherheit und Verteidigung zu leisten. Auch das ist erwünscht,
auch das ist gewollt.“
Rüstungsforschung
In Sachen Rüstungsforschung verweist Kretschmann auf die Bedeutung von
Feldern wie „KI und Quantentechnologie, Cybersicherheit und Cyberabwehr,
komplexe Datenauswertung, Kommunikationssysteme, autonomes Fahren und
Robotik, neue Materialien, Satellitennetzwerke, Luft- und Raumfahrt.“
Als Orte, an denen prominent dazu geforscht werde, nannte Kretschmann
Stuttgart, die Hochschulen Albstadt-Sigmaringen und Esslingen, den
Leistungsbereich Verteidigung, Vorbeugung und Sicherheit mit vier
Fraunhofer-Instituten sowie den Bereich Cybersecurity in Karlsruhe,
Tübingen, Stuttgart und Heilbronn.
Um diese Forschungen systematischer voranzutreiben, solle in Kürze ein
„Innovationscampus Sicherheit und Verteidigung“ ins Leben gerufen
werden: „Er soll das Thema Sicherheit und Verteidigung in bestehende
Cluster und Netzwerke einbringen, ihre Arbeit und Zusammenarbeit fördern
und den Transfer von Forschungsergebnissen vorantreiben. Damit schaffen
wir beste Voraussetzungen, um unsere exzellente Forschung direkt zur
Anwendung zu bringen. Darüber hinaus arbeiten wir an weiteren konkreten
Projekten, beispielsweise am Bau eines Hyperschallkanals an der
Universität Stuttgart, dessen Forschungsergebnisse zur Entwicklung von
Hyperschallflugzeugen dienen sollen.“
Finanzen: Whatever it takes!
Auch in Sachen Militärausgaben ist der grüne Ministerpräsident voll auf
Linie: „Bundeskanzler Merz hat hierzu eine klare Ankündigung gemacht:
‚whatever it takes‘. Das ist richtig und das ist nötig, denn die
Baustellen sind groß. […] Klar ist: Wir müssen die nötige Abschreckung
jetzt sehr zügig aufbauen. Und das wird uns eine Menge Geld kosten.
Deshalb haben Bund und Länder vor wenigen Wochen gemeinsam das
Grundgesetz geändert.“
Damit stellt sich Kretschmann ohne Wenn und Aber hinter die Ankündigung,
dass die deutschen Militärausgaben von rund 90 Mrd. Euro (2024) bis 2029
auf 167,8 Mrd. Euro (3,5%/BIP) bzw. einschließlich der Ausgaben für
militärische Infrastruktur sogar auf etwa 240 Mrd. Euro (5%/BIP) erhöht
werden sollen (siehe IMI-Standpunkt 2025/037).
Die gigantischen Schulden, die dafür in den kommenden Jahren durch die
weitgehende Aussetzung der Schuldenbremse, an der die Grünen maßgeblich
mitgewirkt haben, aufgenommen werden, werden jetzt schon von
interessierten Kreisen ins Feld geführt, um noch drastischere
Sozialkürzungen auf den Weg zu bringen. Doch darüber verliert
Kretschmann natürlich kein Wort.
Und auch die Europäische Union bleibt von Kretschmanns Ausführungen
nicht verschont. Explizit lobt er das von Kommissionspräsidentin Ursula
von der Leyen Anfang März angekündigte „Re-Arm-Europe-Programm“, mit dem
die Mitgliedstaaten dabei unterstützt werden sollen, mindestens weitere
800 Mrd. Euro für die Aufrüstung zu mobilisieren (siehe IMI-Analyse
2025/10).
Es gehe darum, eine „starke europäische Verteidigung aufzubauen“,
weshalb auch die EU-Eigenmittel in diesem Bereich erhöht werden müssten:
„Diese Aufgaben müssen auch europäisch mitfinanziert werden, wenn es
möglich ist, im Rahmen des nächsten Mehrjährigen Finanzrahmens, der
aktuell diskutiert wird, wenn es nötig sein sollte, müssen wir aber auch
auf dieser Ebene bereit sein, über eine gemeinsame Schuldenaufnahme für
Verteidigungsausgaben nachzudenken.“
In diesem Zusammenhang dürfte der nur wenige Tage vor seiner
Regierungserklärung vorgelegte Vorschlag der Kommission für den nächsten
EU-Haushalt 2028 bis 2034 ganz nach dem Geschmack Kretschmanns gewesen
sein, schließlich ist darin vorgesehen, die militärrelevanten Töpfe in
etwa um den Faktor 10 zu erhöhen (siehe IMI-Standpunkt 2025/044).
Si vis pacem!
Wie es sich gehört, versichert Kretschmann gleich zu Beginn seiner
Regierungserklärung, es sei im „wichtig“ zu betonen, er sei „nicht
kriegsbegeistert, geschweige denn kriegslüstern, ganz im Gegenteil.“
Aber er sei „überzeugt, dass wir uns jetzt entschlossen auf den
Ernstfall vorbereiten müssen, dass wir jetzt aufrüsten müssen, dass wir
jetzt verteidigungsfähig werden müssen, weil wir nur so den Frieden
wahren können. Sich verteidigen können, um sich nicht verteidigen zu
müssen, das ist für mich der Kern dessen, worum es geht.“
Dass er sich dann bei seinem anschließenden Ritt durch die aktuelle
sicherheitspolitische Debatte nahezu die gesamte Wunschliste von Militär
und Rüstungsindustrie zu Eigen macht, konterkariert derlei
Versicherungen. Zumal seine Ausführungen dann zum Ende erneut mi
altbekannten Phrasen garniert werden, in die derlei Aufrüstungsplädoyers
seit Urzeiten verpackt werden: „Unser Ziel ist Frieden. Wir brauchen
deshalb eine Aufrüstung, um den Frieden zu sichern, und keinen
Militarismus. Der Weg zum Frieden führt aber nur über eine glaubwürdige
Abschreckung. Dazu leisten wir als Land unseren Beitrag.“
IMI-List - Der Infoverteiler der
Informationsstelle Militarisierung
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72072 Tübingen
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[IMI-List] [0678] Ausdruck: Kriegswirtschaft / IMI-Kongress (15/16. November) / NATO-Aufrüstung
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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0678 – 28. Jahrgang
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Liebe Freundinnen und Freunde,
in dieser IMI-List findet sich
1.) der Hinweis auf den Termin des diesjährigen IMI-Kongresses am
15./16. November;
2.) der Hinweis auf die aktuelle Ausgabe des IMI-Magazins AUSDRUCK
(Schwerpunkt: Kriegswirtschaft);
3.) Hinweise auf neue Artikel auf der IMI-Homepage;
4.) Eine kurze Einordnung der gestrigen „historischen“
Aufrüstungsbeschlüsse beim Treffen der NATO-Verteidigungsminister*innen.
1.) IMI-Kongress & KDV-Kongress
Es ist zwar noch ein bisschen hin, bis zum diesjährigen IMI-Kongress am
15./16. November (wahrscheinlich wie immer auch mit einer lockeren
Auftaktveranstaltung am Freitag davor) und am Programm feilen wir noch,
aber wir wollten Euch die Gelegenheit nicht vorenthalten, Euch den
Termin schonmal zu notieren :-)
Hinweisen wollten wir außerdem auf „Verweigert! Der Kongress gegen einen
neuen Wehrdienst – und für die Verweigerung aller Kriegsdienste“, der am
21. und 22. Juni 2025 im Stadtteilzentrum Vorderer Westen in Kassel auch
mit IMI-Beteiligung stattfinden wird. Weitere Infos:
https://kdv-kongress.dfg-vk.de/
2.) AUSDRUCK (Juni 2025) – Schwerpunkt: Kriegstüchtig
Soeben ist die neue Ausgabe des IMI-Magazins AUSDRUCK erschienen, sie
kann wie immer komplett und als Einzeltitel gratis von der IMI-Seite
heruntergeladen werden.
Gesamte Ausgabe:
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck_2_2025_gesamt_kl.pdf
INHALTSANGABE
SCHWERPUNKT KRIEGSWIRTSCHAFT
-- Editorial (Jürgen Wagner und Andreas Seifert)
https://www.imi-online.de/download/01-Ausdruck121-Editorial.pdf
-- Zum Begriff der Kriegswirtschaft (Sebastian Thome)
https://www.imi-online.de/download/02-Ausdruck121-Thome.pdf
-- „Ermächtigungsgesetz“ für die Kriegsindustrie, Historische Widerworte
(Peter Bürger)
https://www.imi-online.de/download/03-Ausdruck121-Buerger.pdf
-- Kriegskasse und Rüstungsbudget (Andreas Seifert)
https://www.imi-online.de/download/04-Ausdruck121-Seifert.pdf
-- ReArm Europe – Weißbuch der Kriegswirtschaft (Özlem Alev Demirel)
https://www.imi-online.de/download/05-Ausdruck121-Demirel.pdf
-- Umstellung auf „Kriegswirtschaft“ – ein Blick nach Frankreich (Sven
Wachowiak)
https://www.imi-online.de/download/06-Ausdruck121-Wachowiak.pdf
-- Roter Teppich für die Rüstungsindustrie (Andreas Seifert und Jürgen
Wagner)
https://www.imi-online.de/download/07-Ausdruck121-Seifert.pdf
-- System of Systems – wie Rüstungslobby wirkt (Philip Steeg)
https://www.imi-online.de/download/08-Ausdruck121-Steeg.pdf
-- Von der Green Economy zur War Economy? – Waffen als Wachstumsmodell
(Jürgen Wagner)
https://www.imi-online.de/download/09-Ausdruck121-Wagner.pdf
-- Von Zügen zu Panzern – zur Gegenkonversion (Martin Kirsch)
https://www.imi-online.de/download/10-Ausdruck121-Kirsch.pdf
MAGAZIN
DEUTSCHLAND UND DIE BUNDESWEHR
-- Mit einer Billion Euro in den Krieg, „whatever it takes“ (Tobias Pflüger)
https://www.imi-online.de/download/11-Ausdruck121-Pflueger.pdf
-- Koalitionsvertrag der Aufrüster (Tobias Pflüger und Jürgen Wagner)
https://www.imi-online.de/download/12-Ausdruck121-Pflueger.pdf
-- A 20 – Autobahnbau zur „NATO-Ostflanke“ (Ursula Trescher und Hermann
König)
https://www.imi-online.de/download/13-Ausdruck121-Trescher.pdf
-- Beispiel „Drohnenwall“ – Aufrüstung und Kontrollverlust (Christoph
Marischka)
https://www.imi-online.de/download/14-Ausdruck121-Marischka.pdf
SCHAUPLÄTZE DER GROßMACHTKONFLIKTE
-- Lettlands Weg in die Militarisierung (Udo Bongartz)
https://www.imi-online.de/download/15-Ausdruck121-Bongartz.pdf
-- Kampf um Grönland – Zwischen dänischer Assimilation und US-Annexion
(Ben Müller)
https://www.imi-online.de/download/16-Ausdruck121-Mueller.pdf
WISSENSCHAFTSFREIHEIT
-- Militärpolitik durch die Hintertür – Bayerisches Bundeswehrgesetz
(Karina Wasitschek)
https://www.imi-online.de/download/17-Ausdruck121-Wasitschek.pdf
-- Staatsräson und Selbstzensur in Zeiten des Krieges (Claudia Brunner)
https://www.imi-online.de/download/18-Ausdruck121-Brunner.pdf
ANTIMILITARISMUS & WIDERSTAND
-- Europas Weißbuch: Mit Volldampf auf Kriegskurs (Christoph Marischka)
https://www.imi-online.de/download/19-Ausdruck121-Marischka.pdf
-- Bildung statt Bomben – Protest bei Messeauftritt der Bundeswehr
(Jacqueline Andres)
https://www.imi-online.de/download/20-Ausdruck121-Andres.pdf
3.) Neue Artikel auf der IMI-Internetseite
IMI-Standpunkt 2025/032
Süddeutsche Zeitung: „Durchdachtes Storytelling“ für die Rüstungsindustrie
https://www.imi-online.de/2025/06/03/sueddeutsche-zeitung-durchdachtes-storytelling-fuer-die-ruestungsindustrie/
Christoph Marischka (3. Juni 2025)
IMI-Standpunkt 2025/032 - in: junge Welt, 3.6.2025
»Eine weitere Brutalisierung des Krieges«
Polen, Finnland und baltische Staaten kündigen Abkommen über
Landminenverbot. BRD missachtet es. Ein Gespräch mit Tobias Pflüger
https://www.imi-online.de/2025/06/03/eine-weitere-brutalisierung-des-krieges/
(3. Juni 2025)
IMI Standpunkt 2025/031
Bewaffnete Zuckerhasen und die ideologische Rolle rückwärts
Ein Paradebeispiel für banalen Militarismus geht viral und gewährt
Einblicke in tiefe menschliche Abgründe
https://www.imi-online.de/2025/05/30/bewaffnete-zuckerhasen-und-die-ideologische-rolle-rueckwaerts/
Reza Schwarz (30. Mai 2025)
IMI-Standpunkt 2025/031en
Armed candy bunnies and the ideological role backwards
A prime example of banal militarism goes viral and provides insights
into deep human abysses
https://www.imi-online.de/2025/05/30/armed-candy-bunnies-and-the-ideological-role-backwards/
Reza Schwarz (30. Mai 2025)
4.) Kurzeinordnung des gestrigen Treffens der
NATO-Verteidigungsminister*innen
IMI-Standpunkt 2025/032
NATO: Personell und finanziell historische Aufrüstung
https://www.imi-online.de/2025/06/06/nato-personell-und-finanziell-historische-aufruestung/
Martin Kirsch und Jürgen Wagner (6. Juni 2025)
Als „historisch“ bezeichnete NATO-Generalsekretär Mark Rutte die beim
Treffen der Verteidigungsminister*innen am 4. Juni 2025 getroffenen
Entscheidungen, die (nicht nur) für Deutschland eine finanzielle und
personelle Aufrüstung in bislang ungeahntem Ausmaß nach sich ziehen werden.
Zum einen wurde sich augenscheinlich auf ein neues militärisches
Ausgabenziel von 5% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) verständigt (3,5%
davon für Militärausgaben im engeren und 1,5% im weiteren Sinne). Wie
bereits mehrfach erwähnt, wären 5%/BIP an deutschen Militärausgaben
voriges Jahr rund 215 Mrd. Euro oder 45% des Haushalts gewesen (siehe
IMI-Standpunkt 2025/27). Tatsächlich reicht ein Blick bei Statista, um
zu sehen, dass der bisherige historische deutsche Höchststand 1963 mit
4,88% damit übertroffen würde.
Endgültig soll das Ausgabenziel beim anstehenden NATO-Gipfel am 25. Juni
2025 in Den Haag verabschiedet werden – strittig scheint dabei
allerdings laut Security Table lediglich noch der Zeitplan zu sein
(Verteidigungsminister Boris Pistorius hat bereits angekündigt, das Ziel
in fünf bis sieben Jahren erreichen zu wollen): „Nato-Generalsekretär
Mark Rutte schlägt den Verbündeten einen Investitionsplan mit
Verteidigungsausgaben in der Höhe von fünf Prozent des BIP vor. Wie
schnell die Vorgabe erreicht werden soll, muss bis zum Nato-Gipfel noch
geklärt werden. Laut Diplomaten schlägt Mark Rutte vor, dass die
Mitgliedstaaten bis 2032 soweit sein sollen. Länder wie Großbritannien
oder Spanien drängen nach Angaben von Diplomaten auf eine längere Frist
bis 2035.“
Auch eine deutliche Aufstockung der aktiven Truppe – und eine
Wiedereinführung der Wehrpflicht – wird immer wahrscheinlicher, wie
Aussagen von Pistorius nahelegen: "Wir gehen davon aus - das ist aber
auch nur eine Daumengröße, um es klar zu sagen - dass wir rund 50.000
bis 60.000 Soldatinnen und Soldaten in den stehenden Streitkräften mehr
brauchen als heute. Und gleichzeitig wird sich die Frage natürlich
stellen: Reicht der neue Wehrdienst aus über die nächsten Jahre?"
Auch andere Akteure fordern in jüngster Zeit immer lauter eine
Wiedereinführung der Wehrpflicht (zB Generalmajor Andreas Henne oder der
neue Wehrbeauftragte Henning Otte), was damit zusammenhängt, dass die
Bundewehr nicht einmal in der Lage ist ihr aktuelles Personalziel in
Form einer Aufstockung von derzeit 180.000 Soldat*innen auf rund
200.000 zu erreichen.
Einschränkend äußerte sich Pistorius zwar folgendermaßen: „Uns nützt
eine Wehrpflicht jetzt gar nichts, weil wir weder die Kapazitäten in den
Kasernen noch in der Ausbildung haben. Deswegen müssen diese Kapazitäten
aufwachsen. Bis dahin gilt die Freiwilligkeit.“ Im Klartext dürfte das
aber bedeuten, dass der zunächst noch weitgehend auf Freiwilligkeit
basierende Neue Wehrdienst ganz schnell verpflichtend werden dürfte,
sobald Ausbilder*innen, Kasernen und die politische Landschaft darauf
vorbereitet sind.
Aussagen von Pistorius deuten zudem darauf hin, dass keine zusätzlichen
Divisionen aufgestellt werden dürften. Stattdessen werden die
bestehenden drei Divisionen wohl auf vier Brigaden (statt wie bisher
geplant drei) aufgestockt und mit einer neuen niederländischen Division
hin und her getauscht. Hinzu kämen dann vermutlich noch je eine Brigade
in einer litauischen und einer französischen Division sowie eine
deutsche Aufklärungsbrigade auf Korpsebene, was sich dann mit den sieben
zusätzlichen Brigaden decken würde, über die kürzlich berichtet wurde.
Damit steht die Bundeswehr vor dem wohl größten Aufrüstungsprogramm
ihrer Geschichte, mit dem sie das Ziel von Kanzler Merz umsetzen könnte,
zur führenden Militärmacht in Europa aufzusteigen: „Dieses Europa blickt
auf uns. Europa erwartet etwas von uns. Die neue Bundesregierung nimmt
diese Verantwortung an. […] Die Stärkung der Bundeswehr steht dabei für
uns an erster Stelle. Die Bundesregierung wird zukünftig alle
finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, die die Bundeswehr braucht,
um konventionell zur stärksten Armee Europas zu werden.“
IMI-List - Der Infoverteiler der
Informationsstelle Militarisierung
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72072 Tübingen
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Northvolt kostet noch mehr
Die Krise des Batterieherstellers Northvolt wird nach Berichten noch deutlich mehr Kosten mit sich bringen als bislang angenommen: weitere 300 Millionen Euro sollen auf Arbeiterschultern abgewälzt werden.
Anfang vergangener Woche gab es noch ein kurzes staatliches Aufatmen im Fall der Northvolt-Krise: Das US-Monopol Lyten teilte mit, alle verbliebenen Standorte des insolventen schwedischen Batterieherstellers Northvolt zu übernehmen. So auch die im Bau befindliche Fabrik bei Heide in Schleswig-Holstein.
Doch nun gibt es abermals schlechte Nachrichten. Womöglich könnten weitere 300 Millionen Euro an Kosten auflaufen, die natürlich aus Steuergeldern, als Geldern die der werktätigen Bevölkerung vermittels Steuern abgepresst werden, bezahlt werden sollten.
Northvolt hatte Mitte März einen Insolvenzantrag für den Betrieb in Schweden gestellt. Das deutsche Tochterunternehmen Northvolt Germany ist zwar eigentlich eine eigenständige Gesellschaft, als Teil des insolventen Mutterkonzerns jedoch indirekt von dem Insolvenz-Verfahren betroffen.
Für die Ansiedlung der geplanten Fabrik bei Heide in Schleswig-Holstein gab es massive staatliche Förderung und entsprechend Millionenverluste, die durch die Steuerzahler beglichen werden müssen. Northvolt hatte von der staatlichen Förderbank KfW über eine Wandelanleihe rund 600 Millionen Euro erhalten. Diese sind nun futsch.
Doch das war wohl nicht alles. 2020 hatte die damalige ebenfalls schwarz-rote Bundesregierung zudem eine Garantie von 80 Prozent für Bankkredite an Northvolt in Höhe von 525 Millionen US-Dollar übernommen.
Jetzt wurde bekannt: Als Northvolt insolvent ging, soll ein Großteil der Rückzahlung für diese Kredite, die durch den deutschen Staat abgeischert wurden, noch ausgestanden haben.
Anfang Dezember 2024 betrug die Risikoposition des Bundes laut einem Fachreferenten des Bundeswirtschaftsministeriums 376 Millionen US-Dollar plus Finanzierungskosten, wie dieser im Wirtschaftsausschuss des Bundestags berichtete.
Der damalige Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) soll bestätigt haben, dass der Schaden bei Northvolt um etwa 300 Millionen Euro höher ausfallen könnte als allgemein bekannt.
Bis zur Übernahme durch Lyten dürften noch Monate vergehen. Frühestens im vierten Quartal diesen Jahres rechnet Lyten damit, den Vorgang abzuschließen. Es müssen eine Reihe bürokratischer Genehmigungsprozesse in Schweden, Deutschland und vor der EU durchlaufen werden.
Außerdem steht der Abschluss der Erwerbe, also die Übernahme von Northvolt und die Weiterführung der geplanten Projekte, unter dem Vorbehalt der Erfüllung bestimmter Vollzugsbedingungen zu Gunsten von Lyten.
Im November übernahm Lyten bereits den Standort von Northvolt in Kalifornien. Anfang Juli folgte die Übernahme des Werkes im polnischen Gdansk. Deutschland sei wichtig für den „Businessplan“, erklärt Lyten.
Northvolt hat auf den Flächen der Gemeinden Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden mit Steuergeld bislang schon das Gelände für die zukünftigen Produktionshallen vorbereitet. Dazu zählen zum Beispiel die Gründungs- und Erdarbeiten, das Einzäunen des Geländes, das Verlegen von Gas-Leitungen und ein Lärmschutzwall mit Begrünung - wichtige Grundierungsarbeiten.
Doch die Liste der Gläubiger von Northvolt ist lang und Abermillionen Euro Kredite und Förderungen werden nicht zurückgezahlt werden. Im Gegenteil schielt Lyten darauf, dass vom Bund und Land zugesagte Subventionen für Northvolt in Höhe von weiteren etwa 700 Millionen Euro nun in die Taschen von Lyten fließen sollen.
Berufsverbote passend zur Zeitenwende
Die jüngsten Vorstöße von Innenministerien und Verfassungsschutz wecken Erinnerungen an die Berufsverbote der 1970er Jahre. Unter dem Vorwand des Schutzes der Demokratie geraten erneut vor allem linke, kritische und Stimmen gegen den Krieg ins Visier staatlicher Repression.
Die Nachricht aus Mainz schreckte jüngst die Öffentlichkeit auf. Michael Ebling (SPD), Innenminister der SPD-geführten Landesregierung von Rheinland-Pfalz, gab bekannt, dass Mitglieder »extremistischer« Gruppierungen und Organisationen, die auf einer vom Verfassungsschutz aktuell gehaltenen Liste stehen, nicht mehr in den öffentlichen Dienst eingestellt werden. Zwecks öffentlicher Zustimmung stellten Ebling und die Medien die Sache erst einmal so dar, dass damit AfD-Mitglieder vom öffentlichen Dienst ferngehalten werden sollten. Aber das stimmte gar nicht. Es sollte ausdrücklich auch für AfD-Mitglieder gelten, eben nicht nur für sie.
Was folgte, war BRD-Politstil pur: Nach Kritik aus dem Kreis der Innenminister, die Sache mit der AfD sei gar nicht abgestimmt, in der Innenministerkonferenz sei nur eine Arbeitsgruppe dazu beschlossen worden, ruderte Ebling zurück und stellte klar, dass AfDler selbstverständlich in den öffentlichen Dienst kommen könnten, wenn durch eine „Einzelfallprüfung“ ihre Verfassungstreue erwiesen sei, und nur nach negativer Einzelfallprüfung abgelehnt würden. Die AfD sei lediglich neu mit auf die Liste extremistischer und verfassungsfeindlicher Gruppen gekommen. Die Rechten lachten sich ins Fäustchen, die genannte Arbeitsgruppe der Innenminister gibt es bis heute nicht.
Aber die Liste des rheinland-pfälzischen Verfassungsschutzes gibt es. Sie wird ständig aktualisiert und enthält derzeit rund 100 Gruppierungen, darunter viele linke und revolutionäre:
Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union FAU), Deutsche Kommunistische Partei (DKP), Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ), Internationale Sozialistische Organisation (ISO), Interventionistische Linke (IL), Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Marxistisch Leninistische Partei Deutschlands (MLPD), Perspektive Kommunismus, Revolution, Gruppe Arbeiter/innenmacht, Rote Hilfe, Sozialistische Alternative Voran (SAV), Sozialistische Organisation Solidarität, Jugend für Sozialismus, Marx 21, „die plattform“, UmsGanze! -kommunistisches Bündnis.
Sicherlich gibt es ähnliches in den anderen Bundesländern. So listet der Bayerische Verfassungsschutz z.B. ein »Offenes Antikapitalistisches Klimatreffen München« als linksextremistisch ein, was Folgen hat, zu denen wir noch kommen werden.
Neue Berufsverbote?
Erinnerungen an den so genannten Radikalenerlass von 1972 werden wach. Dieser wurde von SPD-Kanzler Willy Brandt (Wahlkampfmotto „Mehr Demokratie wagen!“) und den damaligen Länder-Ministerpräsidenten beschlossen. Er führte zu einer Welle der Repression gegen Kommunisten und Linke, im Volksmund „Berufsverbote“ genannt. Konkret bedeutete der Radikalenerlass, alle Bewerberinnen und Bewerber für den öffentlichen Dienst mit einer Abfrage beim Verfassungsschutz auf ihre politische Gesinnung zu überprüfen. Faktisch entschied der Verfassungsschutz weitgehend über Ja oder Nein zur Einstellung in den Staatsdienst.
Insgesamt gab es rund 3,5 Millionen Anfragen. Es wurden im Zuge des Radikalenerlasses ungefähr 11.000 Verfahren angezettelt, 1.250 Bewerberinnen und Bewerber auf Grund dieser Maßnahmen abgelehnt und 260 Menschen aus dem öffentlichen Dienst entfernt. Dabei handelte es sich nicht nur, aber überwiegend um Lehrerinnen und Lehrer. Die dagegen von den Betroffenen angestrengten Gerichtsverfahren zogen sich teilweise über Jahre hin. Erst gegen Ende der 1980er Jahre kam die Berufsverbotspraxis zum Erliegen. Aktuell wird – trotz gegenteiliger Versprechungen seitens des Staates – jede kritische Auseinandersetzung mit dieser Praxis wie auch Entschädigungszahlungen verweigert. Die wenigen Betroffenen, die Entschädigungen erhielten, haben sich diese in der Regel vor Gerichten mühsam erstritten.
Und heute?
Wie die Repressionsmaßnahmen durch die „zuständigen“ Organe von Bund und Ländern zeigen, gilt auch heute, was damals, was immer in der BRD galt: Der Staat geht gegen links vor und selten oder überhaupt nicht gegen rechts.
Das zeigen aktuell immer neue Fälle! Die Berufsverbote von heute sehen aber anders aus, auch wenn die Staatsorgane, wie die zitierte Liste zeigt, sich nach wie vor gegen altbekannte linke Organisationen richten. Neuere Fälle zeigen, dass sich faktische Berufsverbote gegen Aktivistinnen und Aktivisten von Klima- und Umweltschutzinitiativen, speziell gegen antikapitalistisch eingestellte, richten. Und palästinasolidarische Äußerungen wie auch Kritik an der israelischen Regierung und ihrer Völkermordpolitik in Gaza führen zu Kündigungen von Beamten und beim Staat Angestellten!
Der Fall Poettinger
Der Münchener Lehramtsstudentin Lisa Poettinger, Umwelt- und Klimaschutz-Aktivistin, wird aktuell die Einstellung in Bayern verweigert. Sie nehme am bereits genannten „Offenen Antikapitalistischen Klimatreffen München“ teil, das als „linksextremistisch“ gelistet ist. Das Bayerische Kultusministerium entblödet sich nicht, ihr in diesem Zusammenhang vorzuwerfen, in einem Interview anlässlich eines Klimaprotestes zur Automesse IAA das Wort „Profitmaximierung“ verwendet zu haben. Das sei verfassungsfeindlich, ein „Begriff Kommunistischer Ideologie“.
In einem Bericht über Professor Marcel Fratscher, ein bürgerlicher Ökonom und aktuell Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) folgert der Journalist Ralf Julke aus den Ausführungen von Fratscher: „Doch „der Markt“ oder „die Wirtschaft“ waren noch nie rational – außer auf die eigene Profitmaximierung mit allem legalen und halblegalen Mittel hin.“
Poettingers Fall löste eine Welle von Empörung und Solidarität aus. DGB und GEW unterstützen sie. Daher versuchen die bayerischen Behörden, den Skandal herunterzuspielen. Man befinde sich im Anhörungsstadium und noch sei nichts endgültig entschieden. Wer glaubt das? Da ist weiter Solidarität gefragt! Lisa Poettinger erklärt, dass sie nicht klein beigeben werde.
Viel zu geringe Aufmerksamkeit bekamen ähnliche Fälle, die Warnzeichen waren, aber schon Jahre zurückliegen:
Vor einigen Jahren sollte Benedikt Glasl wegen einer Mitgliedschaft in Linksjugend und SDS das Referendariat verweigert werden. Glasl siegte vor Gericht, Schadensersatzforderungen wurden anerkannt und er wurde schließlich verbeamtet.
Kerem Schamberger musste 2016 aufgrund seiner DKP-Mitgliedschaft monatelang auf die Zulassung zu einer Doktorandenstelle an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München warten. Der bayerische Verfassungsschutz prüfte sechs Monate lang seine „Verfassungstreue“. Ergebnis: Nicht einstellen! Sein „Eintreten für die marxistisch-leninistische Lehre“ sei nicht mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vereinbar. Immerhin setzte sich die LMU München darüber hinweg und stellte Schamberger zum 1. Januar 2017 ein. Er promovierte erfolgreich über das kurdische Mediensystem.
Andere Bundesländer sind kaum besser: In den Jahren 2004 und 2005 verweigerten Behörden in Baden-Württemberg und Hessen Michael Csaszkóczy die Einstellung in den Schuldienst. Ein Fall, der damals in den Medien kurz aufpoppte. Weil er in der Roten Hilfe und einer Antifa-Gruppe aktiv war, zweifelte man an seiner Verfassungstreue. Csaszkóczy setzte in beiden Bundesländern vor Gericht seine Einstellung durch, ihm wurde sogar Schadensersatz in Höhe von 33.000 Euro zugesprochen.
Gerichtlich erhielten Betroffene von solchen Berufsverboten immer wieder Recht. Aber die Zeiten werden härter. Da ist Gegenwehr von unten notwendig! Gerichte bieten keinerlei Garantie für Erfolg. Lisa Poettingers Eilantrag gegen das drohende Berufsverbot lehnte das Verwaltungsgericht München ab, weshalb sie nun auf den Ausgang des Hauptsacheverfahrens warten muss. Die GEW gewährt ihr Rechtsschutz und sieht ein drohendes verfassungswidriges Berufsverbot.
Berufsverbot kann auch Rauswurf heißen
Das Schlagwort Berufsverbot – es bedeutet nicht nur, keine Einstellung zu bekommen, sondern auch rausfliegen zu können. Das mussten nach dem Radikalenerlass 1972 260 Bedienstete des Staates erfahren, die ihre Arbeit verloren. Auch aktuell sammeln sich Fälle:
Wegen Solidarität mit dem palästinensischen Volk, wegen Kritik am völkermörderischen Gaza-Krieg der israelischen Regierung kam es zur Entlassung der Beamtin Melanie Schweitzer aus dem Bundessozialministerium, nachdem BILD massiv gegen ihre Stellungnahmen im Internet gehetzt hatte.
Ähnlich erging es Ahmad Otman, IT-Spezialist im öffentlichen Dienst in Duisburg, wegen seines Engagements für die „Palästinasolidarität Duisburg“ (PSDU). Auch er flog aus seinem Job!
Auch die Juristin Marjam Samadze aus dem Kieler Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration wurde von Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) wegen auf Social-Media verbreiteter palästinasolidarischer Äußerungen, die ausdrücklich auch die Hamas verurteilten, gefeuert. Chefin Touré trat nach und strengte zusätzlich noch ein Disziplinarverfahren gegen ihre ehemalige Mitarbeiterin an.
Auch Helen Fares, eine ehemalige Moderatorin beim öffentlich-rechtlichen SWR, die in einem auf Social Media geteilten Video dazu aufrief, Produkte israelischer Unternehmen zu boykottieren, wurde daraufhin gekündigt.
Klima rauer!
Aktuell ist überall das immer rauere gesellschaftliche Klima spürbar. Selbst bescheidenste Ansätze einer Aufarbeitung der ersten Berufsverbotswelle, die einstmals die Innenminister Nancy Faeser versprochen hatte, verliefen angesichts der Zeitenwende im Sand. Zeitenwende und Staatsräson vom „Existenzrecht Israels“ rechtfertigen Verschärfungen, wohin man blickt.
Das Thema Repression gegen „Extremisten“ dringt immer stärker ins Regierungshandeln ein. Es wird allenthalben an einer Neuauflage des Radikalenerlasses gefeilt. Der Hamburger Koalitionsvertrag zwischen SPD und Grünen erklärt:
„Mehr denn je sind wir gefordert, die demokratische Integrität der staatlichen Institutionen und des öffentlichen Dienstes zu schützen. Unter dem Dach des öffentlichen Dienstes darf es keinen Raum für verfassungsfeindliche Aktivitäten geben.“ Die hanseatischen Koalitionäre wollen „die Resilienz des öffentlichen Dienstes gegen Verfassungsfeind/innen erhöhen, indem wir bei Einstellung in den öffentlichen Dienst oder Wechsel in einen besonders schutzbedürftigen Bereich eine Regelanfrage beim Verfassungsschutz einführen.“
Selbst wo die SPD in der Opposition ist, drängt die den Ton angebende „Noske-Fraktion“ in der Partei auf Verschärfungen gegen „Extremisten“: Die baden-württembergische SPD, nicht beteiligt an der Regierung, fordert, gemeinsam mit den regierenden Grünen, die Landesregierung auf, in Richtung Verschärfungen aktiv zu werden. Damit wären wir dann wieder beim SPD-Innenminister Ebling in Mainz angekommen.
Selbst im gewerkschaftlichen Bereich wird das Thema derzeit akut. Traditionell waren die DGB-Gewerkschaften einigermaßen solidarisch gegen Berufsverbote. Aktuell aber beklagt Werner Siebler, Sprecher des Bundesarbeitsausschusses der Initiativen gegen Berufsverbote und für die Verteidigung der demokratischen Grundrechte in junge welt: Nach der Zeitenwende kam prompt „die begonnene Aufarbeitung [der Berufsverbote] ins Stocken. Das von Faeser angekündigte Gesetz zur Beschleunigung der Disziplinarmaßnahmen wurde trotz zahlreicher ablehnender Stellungnahmen, insbesondere auch vom DGB, beschlossen. Doch das reichte der von Rechten als links gehandelten Innenministerin noch nicht. Sie setzte in den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst eine neue Regelung auch zur Übernahme der Auszubildenden im Tarifbereich durch.“ Die Arbeitgeber, die staatlichen einstellenden Behörden, hätten ursprünglich für die Übernahem von Azubis in den öffentlichen Dienst (laut ver.di) verlangt, dass „kein Zweifel am Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ bestehen dürften. Zweifel – was ist das außer Willkür? Trotzdem kam eine von ver.di mitgetragene Formulierung in die Tarifbestimmungen, die die Jugendlichen auf „Verfassungstreue“ verpflichtet. Die Auseinandersetzung ist auch an der gewerkschaftlichen Basis angekommen.
Die offensichtlich nun ins Haus stehenden Verschärfungen werden sich in der übergroßen Mehrzahl der Fälle gegen Linke, Antifaschisten, Antiimperialisten, palästinasolidarische Menschen, gegen Kommunistinnen und Kommunisten richten. Illusionen darf sich kein fortschrittlicher Mensch mehr machen! Die „Extremisten-“, genauer die Linkenhatz, wird schärfer, sie wird den staatlichen Bereich verlassen und in immer weitere Kreise von Industrie und Wirtschaft und Gesellschaft vordringen. Wer Kriege fördert, Waffen, Waffensysteme und Munition in immer irrwitzigeren Größenordnungen liefern und daran Milliarden verdienen will, wird auch im Betrieb keinerlei Widerspruch mehr dulden wollen.
Deshalb sind überall Widerstand, Solidarität und entschlossener Kampf angesagt!
Keine Neuauflage der Berufsverbote!
Erster September – Antikriegstag!
80 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges spitzen sich die Konflikte überall rasant zu und die Kriegsgefahr wächst ständig – auch in Deutschland. Der Krieg in der Ukraine und auch der anhaltende und sich immer weiter verschärfende Völkermord am palästinensischen Volk in Gaza kosteten bereits hunderttausende Menschen das Leben und zerstörten Millionen weitere. Eine Gemeinsamkeit dabei: sowohl in der Ukraine als auch in Gaza nimmt Deutschland als Waffenlieferant eine entscheidende Rolle bei der Weiterführung dieser Kriege ein. Und verdient dabei – verdient am Tod hunderttausender Menschen, verdient an Leid, Elend und Zerstörung.
Waffen made in Germany
Die Entscheidung von Friedrich Merz die Lieferung von Waffen zu unterbinden, welche für den Völkermord in Gaza genutzt werden können, kommt viel zu spät, ist darüber hinaus höchst doppelzüngig und muss in direktem Zusammenhang mit der immer breiteren Ablehnung der deutschen Bevölkerung von Waffenlieferungen an Israel begriffen werden. Gerade einmal 17 Prozent sind für die unveränderte Fortsetzung der Waffenlieferungen; 73 Prozent fordern mindestens starke Einschränkungen. Ohne diesen Druck hätte sich die Bundesregierung dieses lukrative Geschäft nicht entgehen lassen. Denn nicht nur bei den Milliardenumsätzen der Rüstungskonzerne rechnen sich die Waffenlieferungen in alle Welt, auch in aktive Kriegsgebiete. Auch bei der Wahrung der strategischen Interessen des deutschen Staates nehmen sie eine zentrale Rolle ein, denn sie ermöglichen es, solche Regierungen, Kräfte und Gruppen in anderen Ländern zu unterstützen, die für das deutsche Kapital den nützlichsten Kurs fahren. Sie ermöglichen es diese Regierungen, Kräfte und Gruppen in Abhängigkeit zu bringen und sie aktiv für seine eigenen Interessen zu nutzen. Dazu kommt ein weiterer, höchst nützlicher Effekt, der im Zusammenhang mit dem Regierungskurs der letzten Jahre besondere Relevanz erlangt: Waffenexporte in großem Umfang sichern nicht nur das technische Knowhow zur Produktion modernster Waffen in Deutschland, sondern sichern gleichzeitig das Bestehen großer Produktionskapazitäten in der Rüstungsindustrie ab und bilden damit das Fundament für die eigene, sprunghafte Hochrüstung.
Deutschlands Rolle in der Welt
„Die Stärkung der Bundeswehr steht dabei für uns an erster Stelle in der eigenen Politik. Die Bundesregierung wird zukünftig alle finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, die die Bundeswehr braucht, um konventionell zur stärksten Armee Europas zu werden.“
Klarer als Bundeskanzler Merz hätte man die imperialistischen Interessen des deutschen Staates kaum zum Ausdruck bringen können. „Kriegstüchtigkeit“ war gestern, heute heißt es volle Fahrt Richtung Weltmacht. 100 Milliarden Sondervermögen für die Bundeswehr war gestern, heute heißt es 500 Milliarden Sondervermögen für kriegstüchtige Infrastruktur, Aufhebung der Schuldenbremse für das Militärbudget und 215 Milliarden im Jahr für Aufrüstung (entspricht fünf Prozent des BIPs und beinahe dem halben Bundeshaushalt). Deutschland an der Spitze Europas, nicht nur wirtschaftlich, nicht nur politisch, sondern nun auch ausdrücklich militärisch. Das ist es, was der deutsche Staat in der EU sieht: ein Mittel für seinen Aufschwung auf die Weltbühne. Als drittstärkste Wirtschaftsmacht der Welt und Schirmherr Europas möchte das deutsche Kapital nun endlich das erreichen, was ihm in zwei Weltkriegen nicht gelang. Endlich mit den ganz Großen um die Aufteilung der Welt konkurrieren, endlich ein Platz an der Sonne.
Aufrüstung an allen Fronten
Diese Großmachtambitionen des deutschen Kapitals sind alternativlos. Das stellt auch die aktuelle Bundesregierung klar, wenn Merz davon spricht, dass man für die Aufrüstung „alle finanziellen Mittel zur Verfügung stellen“ würde. Das wird klar, wenn dafür zentrale politische Entscheidung, wie das 500-Milliarden-Sondervermögen oder die Aufhebung der Schuldenbremse, auf völlig undemokratische Weise durch ein längst abgewähltes Parlament gepeitscht werden. Das wird klar, wenn Meinungs- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt werden und Friedenproteste mit maßloser Polizeigewalt überzogen werden. Das wird klar, wenn in Deutschland offen zur „Kriegstüchtigkeit“ geblasen wird, wenn allen voran Deutschland der EU gemeinsame Rüstungsausgaben in Höhe von 800 Milliarden Euro aufzwingt und wenn man versucht an Schulen, auf Berufsmessen, durch Social-Media-Kampagnen und mit einer „neuen“ Wehrpflicht die Jugend für eine baldige deutsche Kriegsbeteiligung zu gewinnen bzw. sie dafür einzuziehen. Alle Zeichen stehen auf Krieg.
Was es jetzt braucht:
Eine breite Front, quer durch die Gesellschaft, gegen Krieg, Aufrüstung und Sozialabbau. Im Rahmen der Kriegsvorbereitungen werden nicht nur demokratische Rechte, sondern auch der Sozialstaat schonungslos angegriffen und zurechtgestutzt. Kürzungen im Gesundheitswesen oder an den Universitäten, Angriffe auf Sozialleistungen wie Rente und Krankenversicherung, Verschlechterung der Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst, Berufsverbote, Ausbau polizeistaatlicher Methoden und allen voran die drastisch steigende Kriegsgefahr, auch für uns in Deutschland. Die Konsequenzen der Aufrüstung und Kriegsvorbereitungen werden auf die werktätige Bevölkerung abgewälzt, deren Lebensbedingungen sich durch die Inflation der letzten Jahre bereits schnell und spürbar verschlechtert hat. Dagegen gilt es Widerstand zu organisieren und schnell eine breite Friedenbewegung aufzubauen, die es schafft die werktätige Bevölkerung anhand ihrer gemeinsamen Interessen zu vereinen. Nur so lässt sich ein wirksames Gegengewicht gegen die Kriegspolitik des deutschen Staates aufbringen. Wichtig dafür wird auch die Beteiligung der Gewerkschaftsbewegung an einer solche Friedenbewegung sein. Deshalb muss die Friedensfrage insbesondere in den Gewerkschaften auf die Tagesordnung gesetzt werden.
Alle zusammen gegen Aufrüstung, Krieg und Sozialabbau!
Stopp aller Waffenlieferungen aus Deutschland!
Keine US-Mittelstreckenraketen in Deutschland!
Sofortiger Waffenstillstand in der Ukraine und In Gaza!
WIR LEHNEN EINE MÖGLICHE MILITÄRISCHE INTERVENTION DER USA IN VENEZUELA AB!
WIR STEHEN AN DER SEITE DER ARBEITER UND DES VOLKES!
Erklärung der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei Ecuadors (PCMLE)
In den letzten Stunden hat die Regierung der Vereinigten Staaten Kriegsschiffe mit Lenkwaffensystemen, Atom-U-Boote und Aufklärungsflugzeuge an die Küste Venezuelas entsandt. Diese Schiffe transportieren 4.500 Soldaten, darunter 2.000 Marines, und es wurde angekündigt, dass diese Zahl verdoppelt werden soll. Ein Militärkontingent dieser Größenordnung macht deutlich, dass der US-Imperialismus eine bewaffnete Intervention in Venezuela vorbereitet, was wir aufs Schärfste verurteilen.
Die plumpe Rechtfertigung von Präsident Donald Trump lautet, dass es darum gehe, den Drogenhandel zu bekämpfen. Sind dafür Atom-U-Boote und Raketen notwendig? Es handelt sich offensichtlich um absurde Argumente, ähnlich denen, die schon bei anderen Gelegenheiten verwendet wurden, um Militäraktionen gegen souveräne Völker und Länder zu verschleiern. Man denke nur an das Jahr 2003, als der US-Imperialismus eine intensive Propagandakampagne startete, um die Welt davon zu überzeugen, dass die irakische Regierung über chemische und nukleare Massenvernichtungswaffen verfüge, die die Menschheit bedrohten. Unter diesem Vorwand marschierten sie in das Land ein und verursachten Tausende von Todesfällen. Jahre später mussten sie zugeben, dass es solche Waffen nie gegeben hatte. Wollen sie nun dieses Theater wiederholen, diesmal mit Venezuela als Schauplatz?
Unsere Partei lehnt die militärische Mobilisierung der USA in den Gewässern der Karibik und jeden Versuch einer Invasion Venezuelas kategorisch ab. Dieses Land ist bereits Opfer interventionistischer Politik seitens des US-Imperialismus, des Vereinigten Königreichs und der Europäischen Union, die sich in ebenso verwerflichen Blockaden und Wirtschaftssanktionen äußert.
Wir bekräftigen unsere Solidarität mit den Arbeitern und dem Volk Venezuelas und verteidigen ihr unveräußerliches Recht auf Selbstbestimmung. Wir rufen die Arbeiter, die Jugend und die Völker unseres Landes und der Welt dazu auf, ihre Unterstützung für das heldenhafte venezolanische Volk aktiv zum Ausdruck zu bringen.
Imperialismus, geh nach Hause!
Solidarität mit den Arbeitern und dem Volk Venezuelas!
Zentralkomitee Kommunistische Partei Marxisten-Leninisten Ecuadors
Die „Ukraine-Diplomatie“ in acht Punkten
Dieser Sommer stand ganz im Zeichen der „Ukraine-Diplomatie“. Mehr als acht Monate sind vergangen, seit US-Präsident Donald Trump während seines Wahlkampfs verkündete: „Wenn ich die Präsidentschaft gewinne, werde ich den Krieg in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden beenden.“ Doch der Krieg ist noch nicht vorbei. Allerdings wurden im Gegensatz zur Amtszeit des früheren Präsidenten Joe Biden Weichen für ein Abkommen gestellt.
Das Treffen zwischen Trump und Putin am 15. August in Alaska war selbst ein wichtiger Wendepunkt. Wenn man einmal von den vorausgegangenen Ereignissen absieht, fallen seit dem Treffen vom 15. August folgende Ergebnisse ins Auge:
1 Der imperialistische Kampf um die Aufteilung der Welt ist viel komplexer und schwieriger, als Trump gedacht hat. Dass er den Krieg nicht beenden konnte, obwohl er gesagt hatte, er werde ihn „innerhalb von 24 Stunden beenden“, ist vor allem auf die Schritte anderer imperialistischer Länder zurückzuführen. Damit wurde deutlich, dass der Verlauf des Krieges in der Ukraine nicht allein von den USA bestimmt werden kann.
2 Der Krieg in der Ukraine hat die europäischen imperialistischen Länder zwar wieder hinter die USA gebracht, die „Ukraine-Diplomatie“ lässt jedoch einmal mehr unterschiedliche Interessen zutage treten. In dem imperialistischen Lager, das wir als „“westlichen Block“ bezeichnen, gibt es eine ganze Reihe imperialistischer Länder, die sich nicht dem „Führer“ USA und Trump unterwerfen wollen. Die Ukraine ist erneut zu einem Schauplatz geworden, auf dem jedes imperialistische Land seine eigenen Interessen in den Vordergrund stellt.
3 Die europäischen imperialistischen Staaten mit Deutschland, Frankreich und Großbritannien an der Spitze haben erkannt, dass sie sich gemeinsam gegen die USA stellen müssen, um einen Anteil in der Ukraine zu erhalten. Trumps Haltung, Europa zu ignorieren, scheint durch diese gemeinsame Haltung teilweise gebrochen zu sein. Die europäischen Länder, die sich vor dem Treffen zwischen Trump und Putin zusammengeschlossen und eine fünf Punkte umfassende Liste mit Forderungen veröffentlicht hatten, kamen unmittelbar nach dem Treffen erneut zusammen, um die Lage zu bewerten. Anschließend konnten sie Trump dazu bewegen, mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj ein gemeinsames Gipfeltreffen in Washington zu organisieren. Dies muss als Erfolg Europas gegenüber den USA verbucht werden.
4 Selenskyj, der von den USA fast nicht beachtet und nicht ernst genommen wurde, scheint mit der Unterstützung Europas seine Position gegenüber Trump, der ihn zuvor gedemütigt hatte, gestärkt zu haben. Dennoch hat er keinen Einfluss darauf, wie sein Land aufgeteilt wird. Die eigentliche Entscheidungsgewalt liegt bei den Imperialisten am Verhandlungstisch. Seine Rolle besteht darin, die Aufteilung der Ukraine zu billigen und zu begleiten. Das ist im Wesentlichen auch seine künftige Rolle.
5 Trump, der sein Augenmerk auf den Friedensnobelpreis gerichtet hat, will nun Putin und Selenskyj so schnell wie möglich an einen Tisch bringen. Nach den seit Montag veröffentlichten Meldungen sind beide Staatschefs zu Gesprächen bereit. Unklar ist nur, wann und wo diese stattfinden sollen. Der französische Präsident Macron, der davon ausgeht, dass ein Dreiergipfel in Europa das Gewicht Europas stärken würde, hat daher Genf vorgeschlagen. Trump hat diesen Vorschlag jedoch mit dem Vorschlag, den Dreiergipfel in Ungarn abzuhalten, abgeschmettert. Der rechtsextreme ungarische Ministerpräsident Viktor Orban, der die Ukraine-Politik der EU und der NATO kritisiert, sich manchmal nicht an Sanktionsbeschlüsse hält und Putin während des Krieges besucht hat, könnte damit punkten. Dieser Schritt würde gleichzeitig die Spaltung innerhalb der EU vertiefen. Trumps Vorschlag, das Treffen in Ungarn abzuhalten, kommt auch Putin entgegen.
6 Den Verhandlungen zufolge scheinen sich die USA und Russland im Großen und Ganzen über die Aufteilung der Ukraine einig zu sein. Auch wenn die Ukraine selbst einem „Gebietsaustausch“ nicht zustimmt, sind die imperialistischen Staaten entschlossen, diesen durchzusetzen. Es ist die Rede von einer Einfrierung der Kriegsfront, der Übergabe der Krim und des Donbass an Russland und der vollständigen oder teilweisen Rückgabe der von Russland kontrollierten Städte Cherson, Saporischschja, Charkiw und Sumy an die Ukraine. Für die imperialistischen Staaten am Verhandlungstisch ist der „Territorialtausch“ kein Problem. Daher wird es nicht schwer sein, dies der Ukraine aufzuzwingen.
7 Das eigentliche Problem zwischen den Imperialisten sind die „Sicherheitsgarantien“. Seit einigen Tagen wird in der deutschen Presse darüber diskutiert, wie die Sicherheitsgarantien für die Ukraine aussehen könnten. Im Vordergrund steht die Stationierung einer „Friedenstruppe“ in der Ukraine. NATO-Generalsekretär Mark Rutte bezeichnete die Sicherheitsgarantien als Garantien, die sich „auf Artikel 5 der NATO-Charta stützen“, aber nicht mit diesem gleichbedeutend sind. Hubert Wetzel schreibt in der Süddeutschen Zeitung: „In Brüssel wird Trumps Zustimmung zu Sicherheitsgarantien für die Ukraine als großer Erfolg gewertet.“
Das bedeutet, dass Trump der Entsendung einer Friedenstruppe durch europäische Länder in die Ukraine und der Luftunterstützung durch die USA zugestimmt hat. Die Länder, die Soldaten entsenden werden, werden als „Koalition der Willigen“ bezeichnet. Großbritannien und Frankreich sind sehr bereit, Soldaten zu entsenden, Deutschland ist zurückhaltend. Im Falle einer Einigung ist es jedoch auch zu einer Entsendung bereit. Die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine und die Stationierung von Soldaten unter dem Deckmantel einer „Friedenstruppe“ waren bisher die rote Linie für Russland. Den bisherigen Äußerungen zufolge gibt es keine Anzeichen für ein Nachgeben in dieser Frage. Daher wird sich die Diplomatie künftig vor allem um die Frage drehen, ob NATO-Truppen über die Ukraine an die russische Grenze verlegt werden oder nicht. Mit der Aufnahme Finnlands in die NATO ist die NATO einen Schritt näher an Russland herangerückt und möchte dies nun, wenn auch indirekt, mit dem „Frieden“ in der Ukraine krönen.
8 Die Tatsache, dass die westlichen Imperialisten darauf bestehen, die Ukraine unter ihre Kontrolle zu bringen und Russland militärisch zu umzingeln, schwächt die Aussichten auf eine Einigung in den Verhandlungen. Das Beharren auf dieser Umzingelung bedeutet in gewisser Weise eine Rückkehr zum Ausgangspunkt. In diesem Prozess spricht keine dieser Kräfte davon, dass die Ukraine neutral und unabhängig und kein Spielball imperialistischer Mächte sein sollte. Seit der Orangenen Revolution 2004 toben in diesem Land die Elefanten und zertrampeln den Rasen. Wie das Leiden und die Zerstörung, die die Bevölkerung seit 20 Jahren erdulden muss, wieder gutgemacht werden kann, steht weder auf der Agenda der Imperialisten noch auf der des kollaborativen Ukraine-Regimes.
Artikel übersetzt aus der Tageszeitung EVRENSEL, Türkei – www.evrensel.net
Des Herrn Bries Entdeckungsreise ins liberale Traumland
Im folgenden veröffentlichen wir einen weiteren Artikel aus dem „Vorbote – Für Weg und Ziel der revolutionären Bewegung“, einem kommunistischen Theorieorgan aus Österreich. Im Zuge des 100. Jahrestages der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution 2017 haben nicht nur die Revolutionäre und Kommunisten rund um die Welt ihre Kräfte auf dieses große Ereignis gerichtet, auch die unterschiedlichsten Ausprägungen von Reformismus und Revisionismus haben den Jahrestag dazu benutzt ihre „heute Sicht vom Leninismus“ zu verbreiten, um diesen zu entstellen und ihn in ein für die Bourgeoisie annehmbares liberales Weltbild zu pressen. Folgender Artikel ist eine Kritik an „Lenin neu entdecken“ von Michael Brie. Wir können diesen Artikel sehr empfehlen und denken er ist ein gutes Werkzeug im Kampf gegen die unterschieldichsten Angriffe auf die Lehren des großen Lenins.
An alle Leserinnen und Leser die der Redaktion des "Vorboten" ihre Meinungen, Kritik oder Lob zukommen lassen wollen, bitte sendet diese an uns und wir werden sie einstweilen gerne weiterleiten.
Eure DemVolkeDienen Redaktion.
(Quelle: Vorbote, April/Mai 2018)
Des Herrn Bries Entdeckungsreise ins liberale Traumland.
Michael Brie: Lenin neu entdecken. Das hellblaue Bändchen zur Dialektik der Revolution & Metaphysik der Herrschaft. VSA, 2017
Es war zu erwarten, dass zu Ende des Jahres 2017 als dem 100. Jahr der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution allerlei bürgerliche aber auch revolutionäre Publikationen zum Thema erscheinen – ernsthafte und weniger ernsthafte, schlichter Blödsinn, aber auch Empfehlenswertes. Wenngleich Michael Bries „Lenin neu entdecken“ nicht einfach „schlichter Blödsinn“ ist und durchaus auf höherem Niveau steht als beispielsweise ein GEO-Epoche Heftchen (wobei, wir geben zu, dafür braucht es nicht viel), so ist es doch alles andere als empfehlenswert. Da nun mal aber in Wien und Salzburg Buchpräsentationen zu diesem „hellblauen Bändchen“ abgehalten wurden, erschien es uns doch angemessen, die 12,40 Euro aufzuwenden und genauer hineinzulesen. Warum wir nach der Lektüre sehr wenig von Michael Bries „Werk“ halten, wollen wir nachstehend etwas genauer darlegen.
Grundsätzlich mag dem Herrn Brie einiges an seinem Buch vorzuwerfen sein, man kann ihm aber nicht unter die Nase reiben, dass er als ehemaliger Kader der DDR-Staatspartei SED den Unterricht in Lenin-Werken geschwänzt hat. Vielleicht aber doch, und er hat einfach nur den Registerband von Lenins Werken sehr brav zu benutzen gelernt und manche seiner Leser somit an der Nase herumgeführt, auch das wäre nicht ungewöhnlich und der Herr Brie ist natürlich nicht der einzige, der das könnte. Ist aber eigentlich auch egal. Festzustellen ist, dass Brie eine Unmenge Zitate Lenins ins Treffen führt. Das ist auch notwendig, denn es geht ja, verrät uns schon der Titel des Buchs, um nichts weniger als um das bescheidene Anliegen die Lehren des Anführers der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution „neu zu entdecken“ - und das macht auch ein Herr Brie nicht einfach im Vorbeigehen. Verständlich.
Bei seinem Anliegen geht Michael Brie überaus strukturiert vor. Das Grundgerüst seiner gesamten Argumentation bilden viele wohlgeordnete und -eingesetzte Originalzitate Lenins. Doch dabei kann er es natürlich nicht belassen, denn Lenin-Werke kennt man, und Registerbände lassen sich relativ einfach bedienen, das ist noch keine „Neuentdeckung“ und reißt daher auch niemanden vom Hocker. Deshalb sucht Brie Leute, die ihm bei seiner „Neuentdeckung“ helfen. Bei der Wahl seiner Mannschaft ist er dabei nicht zimperlich. Man muss sich das wohl so vorstellen, wie beim Anwerben einer Schiffscrew für eine der zahlreichen Entdeckungsreisen der frühen Neuzeit, bei denen auch oft niemand so genau wusste, wo die Reise eigentlich hingeht – doch wenn man Kapitän Brie gefällt, ist man schon mit an Bord. So finden sich altbackene Antikommunisten wie Alexander Solschenizyn, oder Pop-Antikommunisten wie Slavoj Zizek ebenso an Bord des irrlichternden Brie‘schen Entdeckungsschiffes, wie der Moralist Ernst Bloch oder der Sozialdemokrat Karl Polanyi. Wie es heutzutage bei allen „Neuentdeckungen“ die den Marxismus betreffen so üblich ist, sind natürlich auch Rosa Luxemburg und, mit einem gar kurzen Intermezzo, Antonio Gramsci dabei. Beide erfüllen für Kapitän Brie aber nur den Zweck der Seelsorger an Bord des Schiffes, sind also dabei, damit es mit der restlichen Mannschaft der „Neuentdeckungsreise“ nicht ganz so hoffnungslos aussieht. Was Michael Bries Werk kennzeichnet, ist ein zwar wohl geordneter, aber dennoch hemmungsloser Eklektizimus, der überhaupt keine ideologischen Strömungen, materiellen Voraussetzungen oder gar politischen Positionen seiner „Quellen“ und „Zeugen“ mehr zu kennen scheint und alles das in einen Text verwurstet, was ihm der in seinem Kopf herumspukenden „Neuentdeckung“ dienlich scheint.
Es überrascht daher nicht im Geringsten, dass er ausgerechnet die Definition des Metaphysikers Walter Benjamins (der in der Kulturforschung unbestreitbar gewisse lesenswerte Arbeiten hervorbrachte) dafür heranzieht, was er den LeserInnen ab Seite 23 als „Dialektik“ verkaufen möchte. Das möglichst bald im Buch klarzustellen ist für Kapitän Brie überaus wichtig, vergehen doch nur knappe 40 Seiten bis man auf Seite 64 anlangt, wo er den Leninschen Freiheits- und Herrschaftsbegriff als „völlig undialektischen Schluss“ über die Planke springen lässt und damit den Haien zum Fraß vorwirft.
Mit genau dieser Methodik versucht Brie sein Entdeckungsschiff in den Gewässern des wissenschaftlichen Sozialismus zu manövrieren und vor dem Schiffbruch zu retten. Er postuliert mit lautem Geschrei allerlei bürgerliche und kleinstbürgerliche Definitionen und Anschauungen – und mokiert sich dann darüber, dass Lenin diesen nicht folge leistete. Ähnlich wie dem Leninschen Freiheits- und Herrschaftsbegriff, ergeht es dann auch solchen „Banalitäten“ wie der Diktatur des Proletariats. Denn während sich Herr Brie über das scheinbare Problem verbreitet, dass die Bolschewiki im Gegensatz zur Bourgeoisie nicht die „besseren“ (lies: liberaleren) bürgerlichen Humanisten waren und in der Diktatur des Proletariats eben auch Methoden der Diktatur anwandten, geht ganz unbemerkt auch noch der soziale Inhalt der von ihm so sehr kritisierten Diktatur des Proletariats über Bord. Aber das interessiert in Bries Mannschaft niemanden, und den beiden protestierenden Seelsorgern hört ohnehin niemand zu. Der Gedanke, dass die von Brie aufgedeckten „Fehler“ Lenins daher kommen könnten, dass Lenin auf proletarischem Klassenstandpunkt stand, also mit dem Firlefanz der von Michael Brie untergeschobenen bürgerlichen Standpunkte nichts am Hut hatte, dieser Gedanke erscheint unserem großen Kapitän Brie offenbar unerträglich schlicht, weshalb er ihn gar nicht erst aufkommen lässt.
Versteht man diese Verdrängungs- und Taschenspielerakrobatik als Dreh- und Angelpunkt in der Methodik unserer traurigen Kapitänsgestalt, dann überrascht es auch nicht, dass er es als skandalös empfindet, dass unter den Bolschewiki „kein liberales Erbe im Sozialismus bewahrt wurde“ (S.66). Nahezu verstört stellt Brie daraufhin auch noch „kritisch“ fest, dass „Lenin überzeugt davon ist, dass die Frage wer herrscht, letztendlich immer mit Gewalt entschieden wird.“ (S.76) Nun, wer hätte das nur ahnen können?! Doch unser Kapitän möchte, dass auf seinem schönen Entdeckungsschiff weiterhin Ruhe und Ordnung herrscht. Daher findet er es auch überaus verwerflich, dass Lenin zwar den Kampf um demokratische Rechte führte, dieser jedoch nicht im Dienste eines kleinbürgerlich liberal-demokratischen Ideals, sondern immer nur „unter einem Punkt – der Verbesserung der Kampffähigkeit der Arbeiterklasse geführt wurde“ (S. 71). Sappalot! Dem Herrn Brie ist es also tatsächlich nicht zu blöd, Lenin dafür zu kritisieren, dass dieser die Theorie der „klassenneutralen Demokratie“ für (klein-)bürgerliches, pazifistisches Geschwätz hielt und den Kampf um demokratische Rechte dem Kampf um die politische Macht des Proletariats unterordnete.
Bis Seite 137 braucht es solcherlei Verrenkungen (unser Kapitän Brie führte uns währenddessen über die Negierung der Notwendigkeit des Bürgerkriegs für den Sozialismus, bis hin zur „Offenbarung“ der vollkommenen Untauglichkeit einer zentralisierten Kommunistischen Partei) bis er endlich bei dem Punkt angelangt ist, den er so sehnlich herbeiwünschte, weshalb er diesem gleich auch den Titel seiner „Neuentdeckung“ verpasste, wie das Entdecker, Eroberer und deren Schüler mit den Objekten ihrer Begierde in der Geschichte eben so gemacht haben. Entdeckte Amerigo Vespucci den amerikanischen Festlandkontinent und nannte ihn daher „Amerika“, so entdeckte Darwin wesentliche Gesetzmäßigkeiten der Evolution, forthin (wenngleich nicht von ihm selbst) Darwinismus genannt. Nun hat Kapitän Brie keine Kontinente oder Naturgesetze, doch er hat bedruckte Seiten, und daran kann ihn leider niemand hindern, weshalb er seine „Neuentdeckung“ als Überschrift des letzten Kapitels festhält: „Wer vom Stalinismus redet, darf vom Leninismus nicht schweigen“ wirft er, lässig an Horkheimer angelehnt, den LeserInnen entgegen. Dass er damit sehr unfreiwillig in gewisser Weise eben jene Position bestätigt die den sozialistischen Aufbau der Sowjetunion unter der Führung Stalins nicht nur als legitime Weiterführung, sondern auch als Weiterentwicklung der Sowjetunion Lenins anerkennt, das entfällt ihm in seinem bescheidenen Glück, aber sei‘s drum. Nachdem nun dieser Damm gebrochen ist, kennt Kapitän Brie kein Halten mehr. Zuerst distanziert er sich, so wie das jeder gute Brandstifter, Nazibetrauerer und Spießbürger eben macht, vom „Stalinismus“. Nur um gleich danach festzuhalten, dass es eine furchtbare Begrenzung sei, dass bisherige Distanzeure aller Coleur ihre „Kritik des Stalinismus“ nicht auch auf Lenin erstreckten. Bei dieser akrobatischen Aufführung stützt sich Herr Brie dann auf ein Referat des „Außerordentlichen Parteitages der SED“ von 1989 (Man fragt sich: Was kann es Spannenderes geben?!), in welchem festgehalten wurde: „Wir brechen unwiderruflich mit dem Stalinismus als System“. Als ob es das noch gebraucht hätte…
Doch wer meint, Kapitän Brie lässt es damit gut sein, der kennt unseren wackeren Entdecker nicht. Denn schon auf den Folgeseiten holt er zum nächsten Schlag aus. Nun erst, sozusagen Dank seiner „Neuentdeckung Lenins“, kann er nämlich auch klipp und klar feststellen, dass das ganze Problem des Leninismus eigentlich schon bei Marx und Engels, im Manifest der Kommunistischen Partei, das vor Widersprüchen nur so wimmle, angelegt sei, die beiden bärtigen alten Herren, denn nichts anderes sind sie gegenüber einer strahlenden Kapitänsfigur wie dem Herrn Brie, jedoch mit der „Anmaßung“ von „überlegener Einsicht“ (S. 139) diese Widersprüche beiseite wischten. Zu schade, dass der Verlag schon ein Buch mit dem Titel „Marx neu entdecken“ herausgebracht hat, nichts Geringeres wäre nämlich als nächste Entdeckungsreise ins Traumland der liberalen Bourgeoisie unserem Kapitän würdig.
Sollte Kapitän Brie dennoch, obwohl ihm dieser große Fisch durchs Netz ging, einen weiteren Bericht über eine andere seiner kuriosen Entdeckungsreisen veröffentlichen, so hoffen wir inständig davon verschont zu bleiben. Denn betrachtet man es genauer, ist der Herr Brie alles andere als ein glänzender Kapitän. Höchstens ist er ein ziemlich heruntergekommener Handlungsreisender, der die alte, längst verdorbene und schon etwas streng riechende Ware der Sozialdemokratie als „neue Entdeckung“ anpreist und demgemäß seine Anschauungen auch nicht vom proletarischen Klassenstandpunkt aus entwickelt, sondern ganz und gar im Dienste der Bourgeoisie.
Nicht das Klasseninteresse des Proletariats ist ihm Maßstab für Kritik und Bewertung, sondern seine eigenen Befindlichkeiten als Reformist und Mahner für die bürgerlich-liberale Ordnung. Nicht die Zertrümmerung des Imperialismus, und daraus abgeleitet die Fragestellungen was die nächsten Aufgaben der proletarischen Revolutionäre sein müssen, sind ihm das Ziel, sondern eine „Liberalisierung des Leninismus“. Damit wird Brie zu einem wichtigen Protagonisten einer neueren ideologischen Entwicklung in der Linkspartei-geführten deutschen „Rosa-Luxemburg-Stiftung“ (RLS), einem wichtigen Think-Tank der europäischen „Linksparteien“ und finanzielle Förderin der Herausgabe des hier besprochenen Buches. Gewisse Kräfte in Linkspartei und RLS bereiten sich auf eine Zuspitzung der Klassenkämpfe vor und stellen die Weichen dafür, dass sie in diesen schärfer werdenden Kämpfen gegebenenfalls auch „linker“ auftreten können. Dafür soll nun auch Lenin herhalten, dem diese zweifelhafte Ehre aus dieser Ecke glücklicherweise bisher weniger häufig zufiel (das war viel eher das Geschäft solcher Parteien wie der DKP in Deutschland oder, bis vor einigen Jahren, der KPÖ). Die RLS und mit ihr die Linkspartei bereiten sich auch mit Bries Werk ideologisch darauf vor, Lenin und die Diktatur des Proletariats in der Sowjetunion demagogisch „besser“ aufgreifen und damit in Wahrheit noch härter angreifen zu können. Dies deshalb, weil sie sich darauf vorbereiten müssen in zunehmenden und verschärften Klassenkämpfen die Massen besser betrügen zu können, die spontane revolutionäre Energie der Massen besser kanalisieren und abfangen zu können. Bries Werk ist daher weitaus mehr als eine kleinbürgerlich-liberale Spinnerei, verfasst von einem verlorenen Reformisten, sondern es handelt sich um einen Frontalangriff auf die Lehren der Bolschewiki und auf die Lehren des Leninismus, womit es zu einem Frontalangriff auf alle Revolutionäre wird, die darum kämpfen diese Lehren auf die heutige Zeit, auf Höhe der heutigen Epoche anzuwenden und ihnen folgen.
Michael Brie: Lenin neu entdecken.
Das hellblaue Bändchen zur Dialektik der Revolution & Metaphysik der Herrschaft.
VSA-Verlag, 2017
ISBN: 978-3-89965-734-0
Preis: 12,40 Euro (Ö),
Geschrieben von Iiljos Aester
Veröffentlicht: 12. August 2018
Brasilien: Paramilitärs und Militärpolizei greifen erneut die Bauern der Region Valdiro Chagas an
Nur wenige Tage nach der Operation des Bataillons für Spezialoperationen (BOPE) der Militärpolizei von Rondônia (RO) im Gebiet Valdiro Chagas in Machadinho D'Oeste drangen am 12. August Paramilitärs in die Gemeinde ein, verprügelten einen Bauern und brannten sein Haus und seine Ernte nieder.
Mit diesen Aktionen soll ein Klima der Angst unter den Familien der Gegend geschaffen werden, die befürchten, die nächsten Opfer der von den Großgrundbesitzern mit Hilfe des alten Staates angeordneten Angriffe zu werden. Bauern berichten, dass sie auf den Straßen in der Nähe ihrer Wohnorte von Paramilitärs angehalten und durchsucht wurden.
Der Angriff ereignete sich drei Tage nach der Ermordung eines Bauern durch die BOPE am 8. August . Die Operation fand einen Tag vor einer großen Demonstration zum 30. Jahrestag der Schlacht von Santa Elina statt. Die Polizeioperation diente somit der Vorbereitung neuer Offensiven der Paramilitärs.
Dies ist eine gängige Taktik in Agrarkonfliktgebieten: Die Polizei besetzt Häuser, sät Angst, durchsucht Häuser, hält Bauern zu Unrecht fest, und dann kommen die Schläger, um die Drecksarbeit zu erledigen. So geschah es 2017 in Pau D'Darco, als zehn Bauern von der Polizei hingerichtet wurden. In diesem Fall handelte es sich um die Hinrichtung von zehn Bauern, die in einem Lager auf dem Latifundium Santa Lúcia lebten, einem Anwesen in einem Agrarkonfliktgebiet. Diese Bauern, die Teil einer Anti-Latifundium-Bewegung waren, lagen im Streit mit den Großgrundbesitzern der Region.
Die Polizisten handelten im Interesse der Großgrundbesitzer, illegal und gegen die verfassungsmäßigen Grundsätze der sogenannten Sicherheitskräfte. Die Aktion war typisch für eine paramilitärische Gruppe im Dienste der Großgrundbesitzer: Gewalttätig, außerhalb der Zuständigkeit und gegen eine legitime Bauernbewegung gerichtet. Die Inszenierung eines angeblichen Tatorts einer Schießerei verstärkte den kriminellen Charakter der Operation.
Dasselbe geschah in den Gebieten der Liga der Armen Bauern in Rondônia, wie dem revolutionären Gebiet Gedeon José Duque in Machadinho D'Oeste. Am 31. März 2025 griffen Schläger der als „Invasão Zero“ bekannten Gruppe, bewaffnet mit Pistolen, Schrotflinten und Präzisionsgewehren, das Lager an, in dem 120 Familien lebten. Sie befanden sich in den Gebieten „Gonçalo“ und „Valdiro“. Die Häuser der Familien, viele schwangere Frauen und Babys, wurden mit Gewehren bedroht; zwei Schüsse wurden abgefeuert, zwei Bauern getroffen. Die Bewohner des Lagers prangern an, dass die Miliärpolizei mehrfach mit Gruppen von Schlägern zusammen vorging, um die Sicherheit der Paramilitärs und die Unterdrückung der Landbesetzer zu gewährleisten.
In Wirklichkeit fungiert die Militärpolizei als ergänzende Kraft zu den von den Großgrundbesitzern angeheuerten paramilitärischen Gruppen. Dies geschieht in offener Form: In einem kürzlich im Internet veröffentlichten Video trat ein Mitglied der Vereinigung der Sojaproduzenten (Aprosoja) an der Seite des Generalkommandanten der Militärpolizei von Rondônia auf und erwähnte, dass die Vereinigung eine „öffentlich-private Partnerschaft“ mit dem Militärkonzern unterzeichnet habe.
Der Angriff der Schläger ereignet sich zur selben Zeit, als derselbe Kommandant sein Bestes gibt, die LCP in den sozialen Medien zu dämonisieren, wie man aus dem kürzlich von AND veröffentlichten Material ersehen kann: „Auf die Ermordung eines Bauern und die Zerstörung der Strukturen eines Lagers der Liga der Armen Bauern (LCP) am 8. August folgte eine digitale Offensive militärischer Bolsonaro-Anhänger in den sozialen Medien. Ohne Basis veröffentlichten der Generalkommandeur der Militärpolizei, Regís Braguin, und der Oberst der reaktionären Armee, Fernando Montenegro Videos, in denen sie die Bauernbewegung als „bewaffnete Guerilla“, „kriminelle Organisation“ und „ländlichen Aufstand“ darstellten, mit dem klaren Ziel, einen Nebelschleier zu erzeugen, um die illegale Operation des Bataillons für Spezialoperationen (BOPE) im Gebiet Valdiro Chagas in Machadinho d‘Oeste zu verbergenn und neue Angriffe zu rechtfertigen“, heißt es in dem Bericht.
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