(Mexiko-Stadt, 20. Juli 2016, poonal).- Mehrere hundert Arbeiter*innen versperrten am 13. Juli acht Stunden lang die Zugänge zum neuen Audi-Werk im Bundesstaat Puebla, das im September offiziell eröffnet werden soll. Die Protestierenden sind Leiharbeiter*innen, die offenbar vor zwei Jahren von mehreren Bauunternehmen angestellt wurden, um die neue Fabrik zu errichten. Nach ihren Angaben haben sie teilweise seit Mai 2015 keine Lohnzahlungen mehr bekommen. Ein Vertreter des mexikanischen Unternehmens IC Infrastructura gab gegenüber der Tageszeitung La Jornada an, die Zahlungen verschiedener Subunternehmen an die Arbeiter*innen seien ausgeblieben, weil Audi de México seinerseits den Unternehmen Geld schulde.
Großzügige Geschenke an Audi: Infrastrukturmaßnahmen für 540 Mio. US-Dollar
Sicher scheint, dass in dem Geflecht der Subunternehmen die Leiharbeiter*innen diejenigen sind, die den Preis zahlen. Sie verhandelten direkt mit Audi-Vertreter*innen. Als Ergebnis sollen bis zum 25. Juli 50 Prozent der ausstehenden Lohnzahlungen beglichen werden. Andernfalls sind neue Proteste angekündigt.
Die Summen, um die es bei den nicht gezahlten Löhnen geht, dürften insgesamt höchstens im zweistelligen Millionenbereich (in mexikanischen Pesos) liegen. Angesichts des Geldes, das im Rahmen des Fabrikbaus bewegt werden soll, handelt es sich um einen eher geringen Betrag. So versprach Audi bei der Ankündigung des neuen Standortes im Landkreis San José Chiapa im Jahr 2012 Investitionen von 1,3 Milliarden US-Dollar, umgerechnet derzeit etwa 24 Milliarden Pesos.
Die Regierung des Bundesstaates unterstützt die Ansiedlung des Unternehmens mit umfangreichen Infrastrukturmaßnahmen. Nach Angaben des Gouverneurs Rafael Moreno Valle hat Pueblas Regierung bisher mehr als 10 Milliarden Pesos (540 Millionen US-Dollar) zur Entwicklung des Standortes beigetragen. Dazu gehören unter anderem die Anbindung an Wasser- und Stromversorgung, das Grundstück, die Kosten für die Umweltverträglichkeitsprüfung, Steuerbefreiungen und Werbung.
Produktionsverlagerung nach Mexiko
Neben der Audi AG, die zur Volkswagen-Gruppe gehört, investieren auch BMW und andere internationale Autokonzerne verstärkt in Mexiko. Schon in wenigen Jahren soll die Fahrzeugproduktion dort höher liegen als in Frankreich, Italien und Großbritannien zusammen. Zu den Gründen für diese Entwicklung gehören das niedrige Lohnniveau, die Nähe zum wichtigen Exportmarkt USA mit dem weiteren Blick nach Kanada und Asien sowie die großzügige finanzielle Unterstützung vieler Bundesstaaten bei der Ansiedlung der Konzerne. Dieses weitgehende Entgegenkommen der staatlichen Autoritäten gegenüber den Multis hat mehrfach zu Protesten geführt, weil dem vorgeblichen Nutzen für die lokale Wirtschaft die Belastung für den Staatshaushalt gegenübergestellt wird.
Im Bundesstaat Puebla befindet sich bereits eines der weltweit wichtigsten VW-Werke. Verschiedene VW-Modelle laufen dort seit 1968 vom Band. Derzeit verhandeln Konzernführung und Gewerkschaft im Werk Puebla im Kontext der VW-Krise nach dem Abgasskandal über einen neuen Tarifvertrag. Vor wenigen Tagen lehnte die Gewerkschaft einen Arbeitgebervorschlag zum Ausgleich von Zwangspausen wegen auftragsbedingter Produktionsstilllegung und dem Arbeitseinsatz an vorgesehenen Ruhetagen mit überwältigender Mehrheit ab._______________________________________________
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