Montag, 5. August 2019

Karstadt/Kaufhof: Mit Benko vom Systemwarenhaus zum Systemtarifvertrag?



"Nach der Übernahme des Kaufhof und dem darauf folgendem 
Zusammenschluss mit Karstadt, durch die dem Österreichischen 
Immobilienmogul Benko gehörende Signa Gruppe, wurde der Kaufhof 
mächtig durcheinandergewirbelt und auf das Niveau von Karstadt zurecht 
gestutzt. Vorausgegangen war der Abschluss eines Interessenausgleichs 
und Sozialplan mit dem Gesamtbetriebsrat (GBR) des Kaufhofes, in dem 
Benko die Akzeptierung seiner gesamten „Umbaupläne“ durch den GBR 
erreichen konnte. (...) Diese Vereinbarungen wurden unter massivem 
Druck auf den GBR, am 15. Mai diesen Jahres unterschrieben. Nur kurze 
Zeit später gab Benko bekannt, dass er dem alten Eigentümer des 
Kaufhofes, der Nordamerikanischen Hudson Bay Companie die restlichen 
Anteile, für ca 1 Milliarde €, abgekauft hat. Zuvor hatte Benko 
bekannt gegeben, dass auch der Kaufhof aus der Tarifbindung 
ausgestiegen ist, und nun eine o.T. (ohne Tarifbindung) Mitgliedschaft 
im Einzelhandelsverband hat. Bei Karstadt läuft noch ein sogenannter 
Sanierungstarifvertrag, der den Beschäftigten bis 2021 Einkommen 
unterhalb des Flächentarifvertrages zumutet. Da Benko davon spricht, 
dass die Sanierung des Kaufhof mehrere Jahre dauert, möchte er auch im 
Kaufhof einen ähnlichen Tarifvertrag wie bei Karstadt abschließen. 
Dagegen sprach sich die im Kaufhof gebildete Tarifkommission ebenso 
aus wie die Tarifkommission von Karstadt. Beide Tarifkommissionen 
fordern die Rückkehr in den Flächentarifvertrag, aber nicht erst 2021, 
sondern direkt. (...) Aber darüber lässt Benko überhaupt nicht mit 
sich reden. Stattdessen unterbreitete er der Ver.di Führung einen 
Vorschlag für einen Systemtarifvertrag. (...)  Nach seinen 
Vorstellungen soll solch ein Tarifvertrag eine Laufzeit bis 2025 haben 
und sowohl wie Kaufhof wie für Karstadt gelten. Würde er dies 
durchsetzen, könnten die Karstadt Beschäftigten ihre Anbindung an den 
Tarifvertrag 2021 vergessen. Aber offensichtlich möchte Benko auch gar 
nicht mehr zum Einzelhandelstarifvertrag  zurück, sondern einen 
speziellen Tarifvertrag für die Sparte „Warenhaus“ erreichen. (...) 
Nun wird sich zeigen, ob es mit der ver.di Führung eine „neue“ 
Sozialpartnerschaft, auch mit einem Unternehmer gibt, dem 
offensichtlich die Belange der Beschäftigten egal sind. Sollte es zu 
solch einem Systemtarifvertrag kommen und die angepeilte Lohnsenkung 
von ver.di akzeptiert werden, wird die Gewerkschaft mit einem 
erheblichen Mitgliederverlust rechnen müssen..." Artikel von Helmut 
Born vom 04.08.19 (pdf) - wir danken!
http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2019/08/Born_Karstadt0819.pdf

Siehe Hintergründe und bisherige Entwicklung im Dossier
http://www.labournet.de/?p=134206

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