Samstag, 31. Januar 2015

Der Silvesterkracher!

Newsletter zur Projektwerkstatt Saasen am 31.12.2014 Vorschau(en) 2015 Veranstaltungsangebote für 2015 25 Jahre Projektwerkstatt – wer will das Jubiläum mittrauern? Prosit Neujahr! Mit zunächst ein paar kalt-weißen, dann kühl-feuchten Tagen geht 2014 zuende. In der Projektwerkstatt versuchte die Holzzentralheizung mehr oder weniger erfolgreich, warme Räume für die letzten Seminare des Jahres zu schaffen, die alles widerspiegeln, was zur Zeit die Projektwerkstatt prägt: Debatten und Themen mit viel Inhalt, aber wenig Leuten. Die Gespräche sind sehr intensiv, aber es kommen nur sehr, sehr wenig Menschen. Fast gar nicht stammen diese aus dem bisherigen Nutzer_innenkreis und Umfeld der Projektwerkstatt, also auch nicht aus Kreisen der Aktivist_innen, die traditionell mit coolen Aktionen den Normalbetrieb von Herrschaft und Kapitalverwertung stören, aber sich für Inhalte und Alternativen eher wenig interessieren. Richtig gut funktioniert meist das Haus mit seinen Einrichtungen: Schöne Räume, viel und gut zu essen (prima Container-Ergebnisse), aber auch sonst funktioniert alles ziemlich gut bzw. ist gut ausgestattet (bis auf die Heizung, der man ihr Alter immer mehr anmerkt und die es nicht mehr richtig schafft, bei Kälte das große Haus so richtig warm zu kriegen … zumal immer auch noch irgendjemand den einen oder anderen Fehler macht). Dieser Newsletter soll eine Vorschau auf 2015 bringen. Ein Punkt: Wir werden 25 Jahre alt. Fraglos – das ist kein Grund zum Feiern. Niemand, auch die Projektwerkstatt kann im 25. Jahr ihres Bestehens nicht auf den großen Durchbruch zu einer besseren, vor allem herrschaftsärmeren Welt hoffen. Die Erfolgsmeldungen vieler Politorganisationen dienen der Selbstbeweihräucherung. Mit der Realität da draußen haben sie nichts gemeinsam. Wir werden daher weiter kämpfen, suchen Mitsteiter_innen und Kooperationen. Aber vielleicht nutzen wir die 25-Jahr-Sache trotzdem für irgendwa. Ich freue mich auf Rückmeldungen dazu oder auch sonst. Und auf Menschen, Gruppen, Seminare, Projekte …, die hier unser Haus nutzen. Damit es weiter beitrage, dass es doch besser wird … mal hier, mal da, irgendwann hoffentlich überall. Grüße aus der Projektwerkstatt in Saasen, Jörg B. VORSCHAU: PROJEKTE UND AKTIVITÄTEN 2015 Nein, tut mir leid: Das lässt sich nicht wirklich vorhersagen. Hoffentlich jedenfalls. Denn es wäre ein sehr dünnes Jahr, wenn nur soviel stattfindet, wie sich jetzt abzeichnet. Neuere Themen in und um die Projektwerkstatt, die laufen oder sich anbahnen: Gegen die Zwangs-Psychiatrie: Der Schrecken hinter Mauern und Stacheldraht ist zu einem wichtigen Schwerpunktthema geworden. Neben Aktionen und Hilfe für Betroffene geht es vor allem um das Sammeln konkreter Beweise für Übergriffe, Rechtsbrüche, Willkür usw. Unsere Internetseiten dazu: www.psychiatrieundknast.de.vu. Schwarzstrafen: Kampagne für Nulltarif im öffentlichen Personenverkehr, denn das ganze Fahrkartenwesen ist unsozial, teuer und nicht effizient. Schließlich gehen ca. 20 % der Einnahmen schon gleich wieder durch die Kosten des Fahrscheinverkaufs, -werbung und –kontrollierens hinaus. Hinzu kommen Kosten für Strafverfolgung und teure Knastkosten, denn viele tausend Menschen sitzen wegen Schwarzfahrens in Gefängnissen. Unsere Idee: Wer schwarz fährt, macht das öffentlich und wirbt für Nulltarif. Dann ist es auch keine Straftat mehr … Erklärung und mehr Infos unter www.schwarzstrafen.de.vu. Solidarische Landwirtschaft: Die Idee, dass landwirtschaftliche Höfe nicht einen anonymen Markt, sondern konkrete Leute mit deren konkreten Bedürfnissen beliefern, ist schon in vielen Orten verwirklicht. Wir würden das gern im Ostkreis Gießen und West-Vogelsberg auch hinbekommen. Wer macht mit? Landwirt_innen sind schon einige dabei – aber wer will sein Essen direkt vom Hof haben? Mehr Infos: www.projektwerkstatt.de/ Kritik an vereinfachten Welterklärungen: Da ist etwas unfreiwillig zu einem Thema geworden, weil es doch immer mehr Menschen gibt, die – aus berechtigter Empörung über soviel Schlechtes in der Welt – auf genaues Hingucken verzichten und schnelle Urteile bilden, Schuldige heraussuchen, ihre eigene Verwobenheit in die Verhältnisse ausblenden und so zu Sofa-Nörgler_innen oder Mahnwachen-Herumsteher_innen werden, die nicht mehr wirklich etwas an der Welt zu verändern versuchen. Ich habe da eine Internetseite (www.kopfentlastung.de.vu), ein Büchlein zu gemacht und biete Vorträge/Workshops an. VORSCHAU: Veranstaltungsangebote 2015 Über vier Jahre (Mitte 2009 bis 2012) dominierte die Ton-Bilder-Schau „Monsanto auf Deutsch“ die Vortragsreisen aus der Projektwerkstatt in fast alle Teile des deutschsprachigen Raumes (am wenigsten in Hessen, wo Grüne und Umweltverbände meist gut aufpassten, dass sie ihren Alleinvertretungsanspruch für – meist eher verwaschene – Ökopositionen behielten). Das ist vorbei und es bleibt der Film „Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik“ als thematisches Angebot zu diesem Thema. Ich werde aber gern weiter rumfahren mit den nun aktuellen Themen. Ihr findet eine Gesamtschau unter www.vertragsangebote.de.vu (einschließlich dem, was auch andere Leute hier anbieten). Besondere empfehle ich zur Zeit neben dem genannten Film: Alternativen zu Einsperren und Strafen Strafe soll gewaltförmiges Verhalten von Menschen stoppen. Tatsächlich tut sie genau das Gegenteil. Wie jede andere autoritäre Struktur treten unter Kontrolle und Strafjustiz, in Polizeigewahrsam, Knästen und Zwangspsychiatrien deutlich mehr Gewalttätigkeiten als draußen auf. Gerichtsverfahren, Diagnosen und Urteile verhindern nicht Straftaten, sondern tragen zur Kriminalisierung bei. Das zeigt selbst eine Studie der Bundesregierung - und dennoch wird immer härter bestraft, mehr Überwachung, mehr Kontrolle und neue Knäste gefordert. Wenn es um Nazis geht, stimmen auch linke Gruppen in den Chor des Bestrafungs-„Fanblocks“ ein. Der Wegfall von Atomkraft ist für viele noch vorstellbar, ohne grundsätzlich an den Rahmenbedingungen dieser Republik zu rütteln. In der Forderung nach Abschaffung von Strafe und Einsperren wird unmittelbar die grundsätzliche Herrschaftsfrage gestellt. Denn ohne Polizei, Zwangsanstalten und Gerichte ist kein Staat zu machen. Mit dieser Veranstaltung ist daher die Hoffnung verknüpft, spannende Debatten über eine Welt ohne Herrschaft zu führen, ohne Widersprüche auszublenden. Was sind die Alternativen zu Strafe, Knast/Zwangspsychiatrie und Kontrolle? Wie gehen Menschen in einer herrschaftsfreien Gesellschaft mit gewaltförmigen Verhalten um? Mögliche Form der Veranstaltung: Workshop oder Tagesseminar Mehr Infos: www.welt-ohne-strafe.de.vu und www.psychiatrieundknast.de.vu Macht macht Umwelt kaputt - über den Zusammenhang von Herrschaft und Umweltzerstörung Herrschaft bedeutet die Möglichkeit, Abläufe und Verhältnisse so regeln zu können, dass andere die negativen Folgen erleiden müssen. Umweltzerstörung basiert regelmäßig auf diesem Prinzip: Industrie und ihre Staaten graben in armen Regionen nach Energiequellen und Rohstoffen, transportieren schiffeweise Nahrungsmittel oder Holz zu sich und kippen den Müll wieder in die Peripherien zurück. Städte nutzen das Umland für Bauflächen, Straßentrassen und Müllhalden. Die Natur zählt nichts, weil die Menschen in ihr still sind oder still gehalten werden. Wer Umwelt dauerhaft schützen will, muss daher die Machtfrage stellen. Doch was geschieht tatsächlich? Selbst Umweltver-bände setzen auf Staat, Umweltpolizei, Gesetze und Firmen, um die Welt grün zu halten. Diese Schüsse gehen nach hinten los - schon seit Jahrzehnten. Nötig ist eine Umweltschutzstrategie, die die Menschen ermächtigt, ihr Leben wieder selbst zu organisieren – ohne Hierarchien und Privilegien. Nur ein Umweltschutz von unten ist grundlegend und dauerhaft wirksam. Referent: Jörg Bergstedt, Autor von "Reich oder rechts?" und "Monsanto auf Deutsch" Infoseite: www.umwelt-und-emanzipation.de.vu Gene, Gelder, Gegenwehr Mit viel Geld, der Power großer Konzerne und einem geberfreundlichen Staat im Rücken startete 1990 das Projekt, die Landwirtschaft weiter dem Diktat von Markt und Macht zu unterwerfen. Die neue Waffe: Gentechnik. Damit schienen Saatgutkontrolle und Patente möglich - der Traum aller, die Profite erhöhen und Kapital akkumulieren, also kapitalistisch erfolgreich sein wollen. Um ihr Ziel zu erreichen, schufen sie dubiose Firmenkonstrukte, platzierten ihre Leute überall in Behörden und Regierungen und vernetzten die wichtigen Stellen zu Seilschaften der Agrogentechnik. Doch diesmal gewannen sie nicht, zumindest in Deutschland nicht (was nicht reicht!). Denn schon Mitte der 90er Jahre udn dann wieder b 2005 entwickelte sich eine spannende Mischung des Widerstandes: Feldbefreiungen, Feldbesetzungen, Aktionen vor Konzernzentralen und -versammlungen, Recherchen hinter den Kulissen, brisante Veröffentlichungen und viele informative Veranstaltungen. Mit Erfolg: 2011 wurden die letzten Versuchsfelder in einer spektakulären Aktion zerstört. Monsanto, BASF & Co. kündigten ihren Abgang aus Deutschland an. Seit 2013 wächst keine gv-Pflanze mehr. Wie gelang das? Was lässt sich daraus für andere Kampagnen und Aktionen lernen - z.B. für den Widerstand gegen Atom oder Kohle, Tierfabriken oder übergriffige Behörden, Nazis oder Sozialabbau, Militär oder Repression. Fotos, kurze Filme und ausgewählte Anekdoten machen die Ton-Bilder-Schau zu einer rasanten Erinnerung an den Aufstieg und Fall der Agrogentechnik in Deutschland. Form der Veranstaltung: 2-stündige Ton-Bilder-Schau (Darstellung plus Bilder und kurze Filme auf Leinwand) Den Kopf entlasten: Kritik anti-emanzipatorischer Positionen in politischen Bewegungen Monsanto ist schuld. Nein, die Bilderberger. Quatsch, der Finanzkapital macht alles kaputt. Hinter allem stecken zwei Bankersfamilien. Europa wird immer mehr amerikanisiert. Geht doch gar nicht, weil Deutschland ohnehin von den USA besetzt ist. Oder gar nicht existiert ... So oder ähnlich klingen viele Erklärungsmodelle für die Ursachen empfundener Missstände. Was sie gemeinsam haben: Sie vereinfachen, verkürzen komplexe Herrschaftsanalysen und spielen mit den Mitteln des Populismus. Statt Menschen zu eigenständigem Denken und kritischem Hinterfragen anzuregen, wandeln sie Ohnmacht oder Empörung in billige Zustimmung - zwecks politischer Beeinflussung, Sammeln von AnhängerInnen und WählerInnen oder auf der Suche nach dem schnöden Mammon in Form von Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Vor allem aber können sie gefährlich sein, wenn plumpe Feindbilder und verkürzte Ursache-Wirkungsketten zu einem Hass gegen Bevölkerungsgruppen führen, denen die Schuld für das Böse auf der Welt zugeschoben wird - der Antisemitismus ist nur ein Beispiel dafür, die Folgen sind bekannt. Im Vortrag (bzw. Workshop) werden Prinzipien vereinfachter Welterklärungen benannt und dann Beispiele vorgestellt, über die jeweils auch kurze Debatten möglich sind. Abschluss ist eine 8-Punkte-Liste für skeptisches Denken. Infoseite: www.kopfentlastung.de.vu Wer hat Lust auf eines dieser aktuellen Themen? Oder auf die alten Klassiker, z.B. „Fiese Tricks von Polizei und Justiz“, „Freie Menschen in freien Vereinbarungen – Theorie der Herrschaftsfreiheit“ oder Trainings für kreative Protestformen, Selbstverteidigung von Gericht usw.? Meldet Euch, damit wir konkrete Termine absprechen können. Für weiter entfernt liegende Orte würde ich gerne Veranstaltungstouren planen, also mehrere Termine hintereinander. Aber alles fängt immer mit dem ersten an … Bereits in Planung: 18. bis 22. Januar durch Mecklenburg-Vorpommern (noch Termine frei!) Am 31. Januar bin ich mit einem Vortrag in Köln. Danach könnten weitere Termine in NRW anschließen Ende März durch den Süden Dazwischen soll es weitere Touren geben und Aktionstrainings an Wochenende. Orte noch offen. Ab Mitte April Richtung Norden (bisher ein Termin in Norden/Ostfriesland) Danach dann ist alles noch möglich … Außerdem wird es einen Dokumentarfilm geben, der für Filmabende, Kino usw. geeignet ist. Sein Titel: „Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern“. Länge: 124min. VORSCHAU: Veröffentlichungen 2015 Auch hier sind Vorhersagen für das ganze Jahr nicht möglich. Denn hoffentlich ist das Jahr dynamisch und gebiert noch viele Ideen. Was schon feststeht und in den nächsten Wochen schon gelingen sollte: Drei Romane sind noch immer in Korrektur und Layout Der erste große Dokumentarfilm aus der neuen Filmschneidewerkstatt zu „Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern“ – ab Januar als DVD und im Internet. Macht Filmvorführungen!!! Alle Infos über www.projektwerkstatt.de/filme! Im März erscheint eine neue Ausgabe der Umweltzeitung „grünes blatt“ (www.gruenes-blatt.de), diesmal mit dem Schwerpunkt „Kritik an vereinfachten Welterklärungen“. Mehr auf www.aktionsversand.de.vu. Was später noch kommt, ist nicht abzusehen. Vielleicht wieder der Direct-Action-Kalender, weitere Romane oder Büchlein in der Theoriepocket-Reihe. Eventuell schaffen wir auch 2015 schon einen Dokumentationsband zu den Schrecken der Zwangspsychiatrie – mal sehen. Was nicht volle Pulle kommerziell ist oder von hauptamtlichen Funktionär_innen geführt wird, zählt in dieser (kapitalistischen) Welt bekanntlich nichts. Ein beeindruckendes Beispiel lieferte (mal wieder) die Wikipedia-Polizei ab. In dem Laden gibt es eine Menge Zensoren, während Normalbürger_innen kaum noch direkt mitwirken können. Einer (hier unbekannten) Person wurde ein Literatureintrag wegzensiert. Es war unser SeitenHieb-Verlags-Buch „Tatort Gutfleischstraße. Die Fiesen Tricks von Polizei und Justiz“. Ganz offen begründete der Wikipedia-Polizist Henning Schlottmann aus München seine Zensur: „Bitte keine Veröffentlichungen im SeitenHieb-Verlag“. Das etwas im SeitenHieb-Verlag erschien, ist also ausreichender Grund für das Entfernen des Eintrags. Mit einer ähnlichen Begründung wurde auch schon „Monsanto auf Deutsch“ aus Wikipedia gefegt. Mehr: www.projektwerkstatt.de/wikipedia. VORSCHAU: 25 Jahre Projektwerkstatt Der Ursprung liegt in der Jugendumweltbewegung der Ende 80er Jahre. Von dort kamen Ideen für herrschaftskritische Umweltschutzstrategien, mehr Unabhängigkeit und weniger Hierarchien in Umweltgruppen und –verbänden. Deren Chefetagen mochten das aber nicht besonders und schlossen 1990 gewählte Jugendvorständler aus. Der Nabu-Landesvorstand Hessen löste sogar die eigene Jugendorganisation auf und ließ gewählte Jugendvertreter_innen aus deren eigener Geschäftsstelle in Wetzlar mit Polizei abführen. Die Uniformierten, dienstverblödet wie üblich, kamen dieser – auch rechtlich mindestens fragwürdigen – Bitte der Parteibuchinhaber_innen in Öko-Ämtern nach. Das Ergebnis war der Bruch. Aber nicht alle Teile der Umweltverbände folgen dem staats- und wirtschaftsnahen Stil der Führungen. So entstand zwischen den kleinen Hungener Ortsteilen Steinheim und Trais-Horloff als Kooperation zwischen dem dort aktiven Naturschutzbund Jugendumweltaktivst_innen am 28.11.1993 die erste Projektwerkstatt. Kurz danach folgten weitere, u.a. in der Wetterau, dann in Bad Hersfeld und anderen hessischen Orten sowie bundesweit. Die Bündnisse zerfielen jedoch vielerorts, so dass unabhängige Aktivist_innen und Naturschutzgruppen getrennte Wege gingen. Im April 1993 zog die Projektwerkstatt in den Reiskirchener Ortsteil Saasen um und dehnte sich thematisch auf alle Politikbereiche aus, während im „Alten Bahnhof Trais-Horloff“ der Naturschutzbund das Haus unter dem Titel „Naturschutzzentrum“ weiterbetrieb und nun den für einen Nabu traditionellen Schwerpunkt im Arten- und Biotopschutz stärkte. Fortan vergingen viele Jahre und die Akteur_innen des Anfangs haben sich überwiegend völlig aus den Augen verloren, sehr unterschiedliche Wege eingeschlagen. Aus der Jugendumweltbewegung entstanden ca. 50 Umwelt- und Projektwerkstatt mit unterschiedlichen thematischen Ausrichtungen. Sie waren viele Jahre die tragenden Säulen einer sehr aktiven Jugendumwelt“szene“ in Deutschland, während die durch Zwangsauflösungen und Ausschlüsse vielerorts wieder an die Erwachsenenverbände geketteten Jugendverbände sich entpolitisierten. Heutige Schwerpunkte dort sind oft Naturerlebnis, Jugendfreiheiten und –fahrten. Doch auch das Zeitalter der Projektwerkstätten war nur von einigen Jahren Dauer. Viele lösten sich mit dem Älterwerden der Hauptaktiven auf, andere ließen sich von den Lockangeboten eines modernen Herrschaftssystems kaufen, sprich: Durch Fördergelder für Projekte oder gar hauptamtliche Stellen allmählich in seichtere Gewässer spülen. Als die hessische Landesregierung bei der Vergabe von Stellen des freiwilligen ökologischen Jahres eine Art Anti-Extremismus-Erklärung forderte und zusätzlich, dass alle Einsatzstellen ihre Kooperation mit der zum Feindbild erklärten Projektwerkstatt in Saasen einstellten, kamen neben Umweltorganisationen und anderen Einsatzstellen auch die Hälfte der Umwelt- und Projektwerkstätten dieser Erpressung nach. Die Spaltung war vollzogen, die Strategie des „Spalte und herrsche“ seitens des Staates geglückt. All den Rest weiterzuerzählen, würde diesen Newsletter sprengen. Wir überlegen aber, die Geschichte zu erzählen. Sie ist keine Erfolgsstory. Angesichts der Lage in der Welt ist es völlig albern, dass Umweltverbände wie andere Organisationen und Parteien auch in ihren Berichten nur Erfolgsmeldungen aneinanderreihen. Das ist billige Propaganda, um Mitglieder und vor allem Spender_innen bei Laune zu halten. Wer mit offenen Augen rausguckt, wird eher zum Verzweifeln neigen. Der Rückblick kann aber helfen, bei der Entwicklung zukünftiger Strategien alte Fehler zu vermeiden und neue Ideen auszuprobieren. Es bedarf keiner Einigung – die Vielfalt unterschiedlicher Ansätze ist stets erfolgreicher gewesen als der Versuch, durch ein Ringen um Geschlossenheit tatsächlich zu spalten. Wer hat Lust, bei diesem Rückblick und bei der Entwicklung neuer Ideen mitzuwirken? Eingeladen sind alle – von denen, die damals dabei waren, später hinzukamen, die wegblieben oder heute noch dran sind. Oder die einfach Lust haben, ihre Nase da reinzustecken. Mögliche Bausteine: Veranstaltungen, Radtouren usw. ab Sommer 2015 zu den Quellen der (Ex-)Bewegung: Mal nur zum Angucken, mal zum Feiern, mal zum Nachdenken über politische Strategien, Kooperationen usw. aus den zweieinhalb Jahrzehnten verschiedener Erfahrungen Seminare und Veranstaltungen im Winterhalbjahr 2015/2016 zu politischen Strategien und Handlungsmöglichkeiten, zu Fragen der Selbstorganisierung (die Projektwerkstatt ist ja nach wie vor frei von finanziellen Abhängigkeiten, Fördermitteln, Geldgeber_innen usw.), Hierarchieminderung und mehr. Welche Themen wären interessant? War macht bei was mit? Dokumentationen mit Perspektiven … im Internet? Als Buch? Als Film? VORSCHAU: Haus und Einrichtungen Im Prinzip (stand ja schon oben) ist der Laden gut in Schuss. Viele kleine Sachen stehen immer an oder werden als Sachspenden gesucht – Infos im Internet unter www.projektwerkstatt.de/gesucht oder an den Pinnwänden im Haus. Irgendwann wird die Heizung erneuert werden müssen, sie läuft jetzt im 22. Jahr. Mal sehen wie wir das hinkriegen (woher ein neuer Holzheizkessel? Oder etwas anderes? Wer schafft es, die neuen Geräte so an die Regelung anzuschließen, dass alles wieder flutscht? Welche Ventile, Pumpen usw. sind ebenfalls inzwischen reparaturbedürftig?). Etwas größere Baustellen einschließlich Materialorganisierung sind die Außenisolierung des Gebäudetraktes mit dem Kleingruppen- und Direct-Action-Raumes sowie ein neues Dach auf dem Zirkusbauwagen im Garten. Letzteres ist zur Hälfte übrigens jetzt wieder frei und könnte z.B. zu einer Art Gäste- und Ich-brauch-mal-einen-Tag-Ruhe-Raum ausgebaut werden. Was ständig anliegt: Bibliotheken und Archive: Das sieht hinsichtlich Mitwirkung weiterhin nicht wirklich gut aus. Es ist ja ohnehin allgemeiner Zeitgeist, dass immer weniger Menschen selbst recherchieren oder gar lesen. Google und Wikipedia nehmen das Denken ab. Bei politischen Aktionen geht es selten um (vertiefte) Inhalte. Insofern sind unsere phantastischen Archive und Bücherregale viel weniger genutzt als es möglich wäre. Wer sie kennt, weiß aber, dass damit große Chancen vertan werden. Hier ist viel zu finden – nicht nur die Literatur aus den geordneten Archiven der Bürgerlichkeit. Vieles, was hier steht, sind Schriften der antiemanzipatorischen Teile in der Gesellschaft. Wer hinter Kulissen gucken will, findet viel Material. Ganz schlecht sieht es bei der Betreuung vieler Themengebiete aus. Immer wieder übernehmen Menschen ein Thema, aber irgendwie scheinen sich viele Leute ständig zu überlisten und Sachen vor sich her zu schieben, statt einfach mal zu machen. Bis sie vergessen sind … Außer Ankündigungen ist bislang eher wenig passiert (Ausnahmen und das gemeinsame Sortieren jedes Jahr über Weihnachten bestätigen die Regel). Daher sind wichtige Themenbereiche immer noch unsortiert, z.B. Frieden/Krieg, Gender/Sexismus, Antifa/Antira. Bei vielen schaffe ich es mehr schlecht als recht – „Direct Action“ haben ich nach jahrelangem Warten auf Andere jetzt angefangen und hoffe, dass es in einigen Tagen oder Wochen wieder nutzbar ist. Viele andere Themenregale der Bibliothek warten weiter auf UnterstützerInnen, die sich einfach mal einen oder einige Tage Zeit nehmen, um ihre Lieblingsthemen durchzuschauen, zu sortieren usw. Macht auch Spaß in den schönen Archivräumen der Projektwerkstatt. Und wer einen Bereich sortiert, weiß dann auch genau, was dort zu finden ist …ich freue mich auf Mitwirkung! Reparaturen mit Spezialkenntnissen: Schwächen gibt es zur Zeit bei Elektrotechnik, also das Reparieren von Soundanlagen, Kopierern usw. Für all das suchen wir immer auch einige Sachspenden. Auf www.projektwerkstatt.de/gesucht findet Ihr eine ständig aktualisierte Liste von Sachen, die im und am Haus bzw. für Aktionen gebraucht werden. Wäre nett, wenn Ihr da ab und zu draufguckt. Hier folgt der Auszug: Isolierplatten für Außenisolierung der Rückwand aus Blähbetonsteinen (auch Reststücke – müssen wetterfest sein) Bodenabfluss mit Anschluss an Abflussrohr 50 oder 70mm ++ Regenrohre und –abzweige 100mm Als Schutz für Fenster: Klarsichtige Polycarbonat-, Plexi- und Acrylglasscheiben - brauchbar ab 50x80cm Größe Klappbare Bänke z.B. von Biertischgarnituren Vitrine(n) für Ausstellungs-/Auslagematerial aus Kunststoffglas (Plexi, Acryl, Polycarbonat oder ähnlich) Dioden-/LED-Birnen (mit dem üblichen Schraubsockel E 27, aber auch der kleinere E14) Sitzwürfel (eher kleine z.B. mit Kantenlänge 30-40cm; stoffbezogen oder ähnlich mit Styroporkern, Strohfüllung oder ähnliches) Faltbare Leinwand (gut transportierbar) Drahtloses Headset-Mikrofon mit Sender und Empfänger Kleiner Audiorekorder (MP3-Aufnahmegerät u.ä.) und kleine Mikrofone Videokamera mit externen Mikroeingängen, HD-Qualität oder höher (und dazu auch passendes Zubehör wie drahtlose und Handmikrofone, Speicher usw.) Ferngläser, Entfernungsmessgerät, Nachtsichtgerät USB-Sticks und SD-Cards ab 4GB Speicherplatz Verschiedene RAM(Speicher)-Bausteine für Notebooks bzw. Computer (z.B. zum Aufrüsten der Filmschneideecke) … genauere Angaben (Typ/Größe) auf der Internetseite www.projektwerkstatt.de/gesucht Festplatten für S-ATA-Anschluss oder IDE, ab ca. 100 GB Kleiner USB-Drucker (für unterwegs, z.B. Camps, Veranstaltungen, Gerichtsprozesse) Flachbildschirme mit VGA- oder DVI-Anschluss ab 19 Zoll Für Kurzentschlossen: Die nächsten Termine Auf unserer Internet-Terminseite finden sich etliche Vorträge, Trainings und die Camps des Sommers. Es ist jeweils vermerkt, wo Projektwerkstättler_innen und wo unser Bücher- und Infotisch dabei sind – jedenfalls wenn das bekannt ist. Schaut also einfach auf www.projektwerkstatt.de/termine. Hier im Haus sind stehen noch zwei Veranstaltungen an: 1.-4.1. in der Projektwerkstatt in Saasen (Kreis Gießen): Die "Stiftung FreiRäume" lädt zu Debatten über "Organisierung ohne Hausrecht und Plenum - geht das?" Zwang und äußerer Druck können durch widerständige Organisierungsformen gemildert werden. Eigentums- oder Admin-Vorrechte lassen sich z.B. vertraglich ausschließlich. Zurichtungen sind veränderbar, wenn andere Zurichtungsverhältnisse wirken. Genau daher rührt die Idee, gegenkulturelle Verhältnisse zu schaffen. Ein "offener Raum" kann als ein solches Aktionsfeld bezeichnet werden. Die „Stiftung FreiRäume“, Ideengeber und Träger von experimentellen Räumen ohne Hausrecht und Regeln, lädt ein zu Diskussions- und Nachdenktagen über das Modell offener Räume. Es sollen streitbare Begegnungen sein, denn niemand hat bisher Lösungen entwickelt, die überzeugen. Ideen und Wünsche der Teilnehmer_innen sollen im Seminar/Workshops Platz finden. Die Projektwerkstatt als seit vielen Jahren offener Raum bietet Anschauung – für Gelingen und Scheitern, für Weitermachen und neue Ideen. ++ Kein festes Programm, sondern nach Absprache über die Tage verteilt 7.-11.1. in der Projektwerkstatt in Saasen (Kreis Gießen): Fünf Tage intensiv - Theorie der Herrschaftsfreiheit Wie kann eine herrschaftsfreie Welt aussehen? Mit scharfem, analytischen Blick sollen die Bedingungen seziert werden, unter denen Herrschaft entsteht, wie sie wirkt und was sich wie ändern muss, damit Menschen aus ihrem Streben nach einem besseren Leben (Eigennutz) sich nicht nur selbst entfalten, sondern genau dafür die Selbstentfaltung aller Anderen brauchen und deshalb mit herbeiführen. Der Anspruch an das Seminar ist nicht weniger als der Versuch, eine Theorie der Herrschaftsfreiheit darzustellen, zu diskutieren und, wo nötig und möglich, weiterzuentwickeln. ++ Newsletter beziehen ++ Wenn Ihr Lust habt, über mehr laufend informiert zu werden, könnt Ihr verschiedene Newsletter beziehen zu Themen wie Gentechnik(seilschaften), Antirepression, zur Debatte um Herrschaftskritik und herrschaftsfreien Utopien und eben diesen über die Projektwerkstatt und was dort anliegt/läuft. Außerdem gibt es einige Mailinglisten zum Mitdiskutieren. Eine Übersicht und Eintragemöglichkeiten findet Ihr auf der entsprechenden Seite auf www.projektwerkstatt.de, direkter Link: www.projektwerkstatt.de/mailing.html. Hinweis: Diese Infosammlung ist keine offizielle Verlautbarung der Projektwerkstatt. So etwas gibt es nicht und kann es nicht geben, denn ein Haus hat Türen und Fenster, aber keine Meinung. Die Projektwerkstatt ist eine offene Aktionsplattform, die von vielen Menschen für Seminare, Treffen, Aktionsvorbereitung, Lesen, Denken und Diskutieren genutzt. Das darf gerne mehr werden … Nichtsdestrotrotz freue ich mich auch über Menschen, die aus dem Haus und seinen Einrichtungen mehr machen wollen – also nicht nur die Ausstattung nutzen, sondern auch aufrechterhalten und weiterentwickeln. Angesichts dessen, wie viel an Aktivitäten aus diesem Haus erfolgt, lohnt sich das. Denn bedenkt: Hier ist alles ehrenamtlich, fast komplett geldfrei organisiert, auf jeden Fall völlig unabhängig. Verglichen mit den schwerfälligen und ständig auf Geldsuche befindlichen Apparaten von Verbänden und Parteien freut mich das jeden Tag neu, wie kreativ, frech und effizient hier vieles läuft. Um keinen Preis der Welt würde ich das eintauschen. Aber damit das so bleibt oder noch besser wird, braucht Menschen, die diese Aktionsplattform immer wieder neu denken, schaffen und erhalten. Davon gibt es – wie üblich – nicht viele. Sei doch dabei, übernehme irgend kleinen oder größere Stelle im Haus als Dein Ding ... ich würde mich freuen! -- (Bitte bei Antworten lange Mailzitate wegschneiden ... spart Daten, Zeit und Unübersichtlichkeit :-) Projektwerkstatt Saasen, 06401/90328-3, Fax 03212-1434654, Mobil 01522-8728353 Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen (20 km östlich Giessen) www.projektwerkstatt.de/saasen PGP unter www.projektwerkstatt.de/feedback.html - Seminarhaus und politische Aktionswerkstätten - Archive, Bibliotheken und Gruppenräume (mit Bahnanschluss) Neue Bücher zu Herrschaftskritik und Utopien unter www.aktionsversand.de.vu! Aktuelle Angebote für Lesungen, Workshops und Vorträge: www.vortragsangebote.de.vu Die Projektwerkstatt lebt davon, was anderswo übrig ist (Gesamtliste unter www.projektwerkstatt.de/gesucht). _______________________________________________ Mailingliste von Hoppetosse - Netzwerk für kreativen Widerstand. Alle Infos und Formular für Aus-/Eintragen sowie Archiv: www.projektwerkstatt.de/hoppetosse.

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