Donnerstag, 8. April 2021
Kampagne „Google ist kein guter Nachbar“!
Im November 2016 ist bekannt geworden, dass im Gebäude eines ehemaligen Umspannwerks an der Ohlauer Straße, mitten im Wohngebiet im Berliner Stadtteil Kreuzberg 36, ein Google Campus eröffnen soll. Dagegen haben sich verschiedene Bündnisse aus zivilgesellschaftlichen Inititativen und Anwohner*innen gebildet. Wir sind das »No Google Campus«-Bündnis, bestehend aus den Nachbarschaftsinitiativen GloReiche Nachbarschaft, Lause Bleibt und Bizim Kiez, sowie aus aus engagierten Nachbar*innen aus Kreuzberg, Neukölln und Treptow.
Statement des NoGoogleCampus-Bündnisses zum Rückzug von Google
Wir müssen davon ausgehen, dass Google nicht aufgegeben hat
No Google Campus-Bündnis sieht in Googles vorläufigen Rückzug Erfolg der vernetzten Nachbarschaft ++ Debatte um Tech-Urbanismus und Verdrängung muss öffentlich geführt werden ++ Misstrauen bezüglich Zwischennutzung des Umspannwerks durch soziale Projekte Karuna und Betterplace.org bleibt
Das stadtpolitische „No Google Campus-Bündnis“ begrüßt die Entscheidung von Google, seine Pläne zur Eröffnung eines „Google Campus for Start-Ups“ im Wohngebiet an der Ohlauer Straße aufzugeben. Wir werten diesen Rückzug als gemeinsamen Erfolg aller Initiativen, Bündnisse und Einzelpersonen im Kiez, die sich am Protest gegen den milliardenschweren Großkonzern beteiligt haben.
Was die Verdichtung von Technologie- und Start-up-Wirtschaft in Wohngegenden betrifft, erhoffen wir uns nun eine öffentliche Debatte über deren Sozialverträglichkeit. Der Senat darf Wirtschaftspolitik nicht auf Kosten der verdrängungsbedrohten Wohn- und Gewerbemieter*innen betreiben.
Leider müssen wir davon ausgehen, dass Google Kreuzberg noch nicht aufgegeben hat. Der Konzern hat sich verspekuliert, für einen Start-up-Campus ist der Kiez nicht bereit, weil die Sensibilisierung der Bevölkerung gegenüber der Verdrängung zu hoch ist. Dafür steht das soziale Engagement und auch das „Social Entrepreneurship“ in voller Blüte. Folgerichtig erscheint es als kluger Schachzug von Google, das Umspannwerk zunächst an soziale Akteure zur Zwischennutzung unterzuvermieten. Misstrauisch stimmt uns, dass Karuna und Betterplace.org eng an die diesjährige Ausgabe der „Google Impact Challenge“, einer hauseigenen Förderung des Konzerns für zivilgesellschaftliche Projekte, angebunden sind. Ohne ihre Arbeit pauschal mit Googles Geschäftsmodell zu verknüpfen, stellen sich dem Bündnis Fragen bezüglich der Abhängigkeitsverhältnisse zu Google.
Wir werden die Entwicklung im Umspannwerk weiter beobachten. Für einen unbefangenen herzlichen Empfang von Karuna und Betterplace.org an der Ohlauer Straße ist es verständlicher Weise noch zu früh.
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