Montag, 8. September 2014
Mexikanische Imker gewinnen gegen Monsanto
Brigitte Zarzer 04.09.2014
Gericht kippt Anbau von Gentech-Soja in Yucatan
Eine Gruppe mexikanischer Imker hat sich vorläufig erfolgreich gegen den Anbau von Roundup Ready-Soja der Firma Monsanto durchgesetzt. Der zuständige Richter sah es in seinem Urteil Anfang August als wissenschaftlich erwiesen an, dass Koexistenz in Yucatan nicht funktionieren könne, berichtet der britische Guardian. Eine kleine Studie hatte gezeigt, dass Bienen Gentech-Pflanzen anfliegen und es dadurch zu Verunreinigungen von Pollen und Nektar kommt. Der 2012 durch das mexikanische Landwirtschaftsministerium genehmigte Anbau von Gentech-Soja in der Maya-Region betrifft 25.000 Familien in der Region, die auch vom Verkauf hochwertigen Honigs leben.
Der Distrikt-Richter brachte damit die vom mexikanischen Landwirtschaftsministerium 2012 erteilte Genehmigung für den kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderter Soja in der Region Yukatan zu Fall. Das mexikanische Agrarministerium wollte die Landwirtschaft mit der Zulassung von Gentech-Soya "intensivieren".
Die Zulassung von Roundup-Ready-Soja hatte aber bereits damals zu Protesten von Landwirten, Biodiversitäts-Experten, Umweltschützern und Imkern geführt. 80.000 Hektar auf der Halbinsel Yucatan hätten mit Gentech-Soja bebaut werden dürfen, wurde damals berichtet.
Etwa 41.000 mexikanische Familien würden sich in Mexiko mit der Honiggewinnung teilweise ihre Existenz sichern. Das jährliche Exportvolumen betrage etwa 84 Millionen Dollar. Allein Deutschland beziehe 80 Prozent des Honigs aus Mexiko, so bio-markt.info.
Komplizierte Koexistenz
In Yucatan, auch Maya-Land genannt, gewinnen rund 25.000 Familien Honig. Gemeinsam mit Greenpeace wurden Aktionen gegen den Anbau von Gentech-Soja gestartet. Auch von der damaligen Gouverneurin Yucatans, Ivonne Aracelly Ortega Pacheco, kam Unterstützung, Sie wolle ein gentechnik-freies Yucatan etablieren, so die Absichtserklärung. Angebaut wurde Monsanto-Soja dennoch.
Dass es mit der Koexistenz nicht so einfach ist, zeigte eine kleine Studie in Campeche (ein Bundesstaat in der Region Yucatan). Die Wissenschaftler unterschiedlicher Institutionen arbeiteten in Hopelchén, wo 2012 rund 10.000 Hektar Land mit GV-Soja bebaut wurden. Die Autoren untersuchten neun Proben, in sechs fand sich Soja, in zwei der sechs Proben gab es Spuren der GV-Soja. Die Wissenschaftler kamen zum Schluss, dass der Anbau ein hohes Risiko für die Honigbauern darstelle:
Honey comb samples from Las Flores, Campeche, Mexico, often contained soybean pollen. Pollen in honey was analyzed in nine samples; six contained substantial soy pollen and two tested positive for soybean GMO. Our analyses confirm field observations that honey bees, Apis mellifera, gather soybean pollen and nectar. The resultant risk for honey production in the Yucatán Peninsula and Mexico is evident in wholesale price reduction of 12% when GMO products are detected and honey consignments are rejected. Although this affects only 1% of current export honey (2011-2013) GMO soybean is an unacknowledged threat to apiculture and its economics in one of the world's foremost honey producing areas.
Auch für den Distrikt-Richter in Yukatan gab es genügend wissenschaftliche Belege, dass die Honigwirtschaft in der Region durch den Anbau von GV-Soja gefährdet ist. In einem Kommentar zu dem Urteil kritisierte die viertgrößte Tageszeitung Mexikos, La Jornada, dass die Regierung die weit verbreitete Ablehnung von GVOs ignoriere und großen internationalen Konzernen den Anbau erlaube.
Der von der Regierung propagierte Kampf gegen den Hunger wäre damit nicht kompatibel, so die Zeitung. Der Kommentator spielt hier offenbar auf viele einschlägige Erfahrungen aus anderen südamerikanischen Ländern an, wo mit dem Einzug der Gentechnik tausende kleine Landwirte vertrieben wurden und ihre Existenz verloren.
Weitere Prozesse?
Das Kapitel Honig und Gentechnik ist inzwischen auch in Europa ein Thema. Denn trotz der vielen Regulierungen hatte man die Bienen bei Koexistenz-Fragen schlichtweg "vergessen". Die Regelungen sind hier sehr unklar, auch was Kennzeichnungspflichten betrifft.
Dass aber Honigbauern unverhältnismäßig vom Anbau gentechnisch veränderte Pflanzen betroffen sein könnten, bestätigten inzwischen auch eine Reihe von Urteilen in Deutschland. Doch stehen immer noch viele Grundsatzentscheidungen aus.
Auch in Mexiko gibt es Befürchtungen, dass das Urteil in Yucatan womöglich erst der Anfang einer Reihe von Prozessen ist. Der "David-gegen-Goliath-Sieg" muss nicht von Dauer sein. Wer Prozesse wie den von Percy Schmeiser (Der Streit um die grüne Gentechnik geht weiter) verfolgt hat, weiß, dass die Agro-Gentech-Industrie einen langen Atem hat.
URL: http://www.heise.de/tp/artikel/42/42687/1.html
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