Dienstag, 30. September 2014
DIE ARBEIT MIT DER SEXARBEIT
Die Themen Prostitution/Sexarbeit und Menschenhandel werden immer wieder besonders erbittert diskutiert. Gleichzeitig stehen derzeit auf mehreren Ebenen politische Weichenstellungen an. Das Europäische Parlament berät den Vorschlag, nach dem Vorbild Schwedens die Bestrafung von Freiern in allen Mitgliedsstaaten einzuführen. In Deutschland wird im Herbst eine Entscheidung zur Revision des Prostitutionsgesetzes gefällt. Jüngst beschloss der Bundesrat eine Erlaubnispflicht für Bordelle. Angeheizt wurde die Debatte vor einigen Monaten aber auch durch eine Kampagne der Zeitschrift Emma, die Prostitution mit Sklaverei gleichgesetzt und eine Rücknahme des 2002 in Kraft getretenen Prostitutionsgesetzes forderte. Die Meinungen zu diesen Entwicklungen gehen auch innerhalb der gesellschaftlichen und politischen Linken weit auseinander. Zwischen der Forderung nach kategorischem Verbot und einer unkritischen Pro-Prostitutions-Haltung liegen viele verschiedene Positionen.
Das im April 2014 von der Rosa-Luxemburg-Stiftung veröffentlichte «Standpunkte»-Papier mit dem Titel «Liberal zu sein reicht nicht aus» von PG Macioti hat zu zahlreichen, stark voneinander abweichenden Reaktionen geführt. Aus diesem Anlass wurde mit einem RLS-Themen-Blog ein moderiertes Forum eröffnet, das Raum für Anmerkungen, Austausch und Diskussion schafft und die Debatte für eine weitere Öffentlichkeit erschließt. Aufmerksamkeit erregt auch das Buch der Journalistin und ehemaligen Sexarbeiterin Melissa Gira Grant. Sie kritisiert in «Hure spielen. Die Arbeit der Sexarbeit» all jene, die Prostitution zum Wohle der Frauen verbieten wollen. Sie lässt Sexarbeiter_innen zu Wort kommen und zeigt auf, dass nicht die Arbeit der Sexarbeit eine Zumutung ist, sondern deren Kriminalisierung. Grant verknüpft den abwertenden Umgang mit dem Thema Sexarbeit mit der Reproduktion klassischer Geschlechterrollen. Dabei entlarvt sie die Position von Alice Schwarzer & Co. als paternalistischen Willen zur Kontrolle und plädiert für einen grundsätzlich neuen Blick auf die Sexindustrie.
Vom 17. bis 21. Oktober befindet sich Melissa Grant auf einer Lesereise in Deutschland. Unsere Autorin PG Macioti moderiert die Auftaktveranstaltung am 17. Oktober in Berlin. Es folgen weitere drei Termine in Hamburg, Köln und Bonn.
http://www.rosalux.de/event/51717
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