Mittwoch, 27. Oktober 2021

Protest bei Preisverleihung auf der Frankfurter Buchmesse

Tsitsi Dangarembga, Schriftstellerin aus Zimbabwe, erhielt gestern in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Traditionell ist die Preisverleihung die Abschlussveranstaltung der Frankfurter Buchmesse, so auch heuer. Rote Fahne Dienstag, 26.10.2021, 18:00 Uhr Tsitsi Dangarembga ist für eine Romantrilogie bekannt, die den Kampf eines Mädchens, später einer jungen Frau namens Tambudzai um Bildung und ein selbstbestimmtes Leben in Zimbabwe schildert. Auch für ihre Dokumentar- und Spielfilme ist Dangarembga in Frankfurt ausgezeichnet worden, ebenso für ihr Engagement für Frauenrechte und gegen politische Korruption, das ihr im vergangenen Jahr eine Verhaftung und Prozesse eingebracht hat. Während der Preisverleihung ging die Frankfurter Grünenpolitikerin und Stadtverordnete Mirrianne Mahn ans Rednerpult, unterbrach die Begrüßungsansprache des Oberbürgermeisters Peter Feldmann und protestierte vehement dagegen, dass faschistische Verlage auf der Buchmesse präsent waren. Während der Messetage hatte es dagegen schon vielfachen Protest gegeben. Mehrere Autorinnen und Autoren hatten ihren Messeauftritt deswegen abgesagt, darunter Jasmina Kuhnke. Sie sagte, dass sie als Schwarze sich auf dieser Messe nicht sicher fühlen könne, wenn der faschistische Verlag Jung­europa in der gleichen Halle auftritt. Juergen Boos, der Direktor der Buchmesse, rechtfertigte die Präsenz ultrareaktionärer und faschistischer Verlage allen Ernstes damit, das sei der "Meinungsfreiheit" geschuldet. Für diese "Meinung" fordert der Buchmessendirektor "Freiheit": Der Chef des Verlags, Philipp Stein, erklärte in einem Podcast, wenn ihn der Journalist Andreas Speit (er recherchiert im faschistoiden Milieu) am Stand besuche, könne man ihm eine Skinhead-Frisur verpassen, und das Wort "Deutschland" in Fraktur ins Gesicht tätowieren. Philipp Stein hat enge Verbindungen zur "Identitären Bewegung Deutschland". Er vertritt in widerlicher Weise die faschistische völkische Ideologie: Deutscher sei man "nicht seines Passes, sondern seines Blutes wegen". Anfang 2021 forderte er die Abschiebung der in Hagen geborenen Autorin Jasmina Kuhnke, deren Vater aus dem Senegal stammt. Laut der Rechercheplattform "Sachsen-Anhalt Rechtsaußen" nahm er 2019 an einem Aufmarsch der faschistischen Organisation Casa Pound in Rom teil.

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