Sonntag, 12. Oktober 2014

Machtvolle Demonstration zur Solidarität mit Kobanê zieht durch Düsseldorf

11.10.14 - Weltweit haben heute Hunderttausende Menschen ihre Solidarität mit dem heldenhaften Kampf der kurdischen Kämpferinnen und Kämpfer in Kobanê demonstriert. Eine machtvolle Demonstration zur Solidarität mit dem Widerstand in Rojava und Kobanê erlebte heute Düsseldorf, wohin heute aus ganz Deutschland, Belgien und den Niederlanden mobilisiert wurde. Die Zahlenangaben gehen noch auseinander. Die Polizei spricht (sicher untertrieben) von 21.000. Während der Kundgebung war zeitweise von 70.000 bis 100.000 die Rede. Aber es gibt auch eine Angabe von 25.000. Die Teilnehmer liefen in einem endlosen Zug über die Brücke zum anderen Ufer des Rheins an der bevölkerten Rhein-Promenade entlang bis vor das Landtagsgebäude und füllten dort alle umliegenden Plätze und Wiesen. Von der Polizei wurde der eigentliche Kundgebungsplatz schon bald gesperrt, angeblich weil er überfüllt war. Obwohl es noch Platz für Tausende gab. Der Zug war ein Fahnenmeer aus kurdischen und zahllosen roten Fahnen. Jugend und Frauen traten selbstbewusst und kämpferisch in Erscheinung. Viele auch in kurdischen Trachten oder wenigstens Farben gehüllt. Immer wieder gab es verschiedensprachige Rufparolen. Gegen IS und für die Freiheit! Die kurdischen Kämpferinnen und Kämpfer von YPG und YPJ wurden gegrüßt und ihre Fahnen mit Stolz getragen. Die PKK wurde gegrüßt und Hunderte Fahnen mit dem Gesicht des in der Türkei inhaftierten PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan im Zug mitgeführt. Alle kurdischen Organisationen waren breit vertreten. Mit ihnen demonstrierten revolutionäre und fortschrittliche Migranten-Organisationen aus der Türkei und viele weitere. Auch erfreulich viele deutsche Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren gekommen. Man sah auch einzelne Fahnen von der Linkspartei, der Linksjugend, von DKP, SDAJ und Autonomen Gruppen und zahlreiche Fahnen und Plakate der MLPD, "Freiheit für Palästina und Kurdistan". Das zeigt, wie der Gedanke wächst, da wo es möglich ist, das Trennende beiseite zu schieben und gemeinsam zu kämpfen. Bereits kurz vor und vor allem ab 10 Uhr hatten sich die ersten Demonstranten auf den Düsseldorfer Rheinwiesen in der Herbstsonne gesammelt. Innerhalb kurzer Zeit scharten sich zahlreiche Menschen um das von der MLPD eröffnete offene Mikrofon. Kurdische Teilnehmer grüßten die Kurden in Kobanê: "Ihr steht nicht allein." Es sprachen verschiedene Genossinnen und Genossen der MLPD, unter anderem Stefan Engel und Georg Kümmel von der Linkspartei. Auch Vertreter der Bochumer Opel-Belegschaft, ein Vertrauensmann des Düsseldorfer Daimler-Werks, weitere Gewerkschafter, Frauen des Frauenverbands Courage, Vertreter des Jugendverbands REBELL und viele mehr überbrachten ihre Solidarität. Stefan Engel sprach dann noch ein weiteres Mal vom LKW der ATIK aus zu den sich sammelnden Menschen. Das offene Mikrofon von MLPD und REBELL wurde immer wieder zum Anziehungspunkt für viele Demonstrationsteilnehmer, die sich hier einreihten. Zeitweise wuchs der Abschnitt in dem vor allem die MLPD und ihr Jugendverband REBELL das Bild prägten, auf rund 1.000 Menschen. Vor allem Jugendliche und auch Kinder nutzten die Gelegenheit, ihre Anliegen und Forderungen, teilweise bewegende Anklagen des Terrors gegen die Kurden vorzubringen. Als der Block nach Aufhebung der Polizeiabsperrung endlich auf den Kundgebungsplatz einziehen konnte, gab es stehende Ovationen für die Rolle der MLPD bei der Organisierung der Solidarität mit Rojava. Das wurde immer wieder in den Gesprächen betont. Die MLPD verteilte 10.000 Flugblätter mit der Überschrift "Die Schlacht um Kobanê ist von weltweiter Bedeutung! Es lebe die internationale Solidarität!" (das Flugblatt lesen) und verkaufte 140 Exemplare der "Rote Fahnen", sowie Literatur, darunter 15 Parteiprogramme und 10 mal das Buch "Katastrophenalarm!". 50 Menschen gaben ihre Adresse für eine weitere Zusammen- und Mitarbeit. 72 Euro wurden gespendet. Auf der mehrstündigen Abschlußkundgebung sprachen zahlreiche Vertreter migrantischer Organisationen, der kurdischen Bewegung, der alevitischen Gemeinden, der kurdischen Frauenbewegung, von Medico International, Salih Muslim Muhammad, der Vorsitzende der nord-syrischen PYD-Partei, die in Rojava maßgeblich den Kampf führt. Gänsehaut kam auf bei einer Liveschaltung zu den Verteidigern von Kobanê. Immer wieder von begeistertem Beifall und Sprechchören unterbrochen, überbrachte Stefan Engel die Grüße der revolutionären Arbeiterbewegung Deutschlands, der MLPD und ihres Jugendverbands REBELL. Er sprach als Vorsitzender der MLPD sowie Hauptkoordinator der ICOR. Stefan Engel: "Ich verneige mich vor dem heldenhaften Kampf der kurdischen Söhne und Töchter, die heute an der Spitze des weltweiten Kampfs für Freiheit und Demokratie stehen." Er stellte die Frage, warum jetzt eigentlich täglich über den Kampf der Kurden in den Medien berichtet wird, wo dieser doch seit Jahrzehnten andauert. Der erste Grund dafür sei, dass die Strategie der USA im Nahen und Mittleren Osten vollständig gescheitert ist. Sie mussten aus Afghanistan und dem Irak abziehen und haben auch in Syrien keines ihrer Ziele erreicht. Dann haben sie auf die Karte der Förderung der islamistisch-faschistischen ISIS gesetzt. Erst auf Druck der Weltöffentlichkeit und nach Erfolgen des kurdischen Befreiungskampfes gehen sie halbherzig gegen ISIS vor. Der zweite Grund ist, dass die weltweiten Bewegungen für Freiheit und Demokratie in eine Sackgasse geraten sind, weil ihnen oft noch die notwendige Orientierung fehlte. In vielen Ländern konnten islamistische Kräfte Einfluss gewinnen, in Ägypten sogar die Militärdiktatur wieder hergestellt werden. Der kurdische Freiheitskampf ging einen anderen Weg und ist heute zum leuchtenden Vorbild im Kampf für Freiheit und Demokratie geworden. In Rojava wurde mit dem Aufbau einer demokratischen Selbstverwaltung, der Verwirklichung einer breiten Demokratie und Gleichberechtigung der Frauen begonnen. Die Imperialisten wollen verhindern, dass dieses Beispiel Schule macht. Stefan Engel weiter: "Diese beiden Faktoren treffen in Kobanê aufeinander. Deshalb muss auch die revolutionäre Bewegung sagen: Heute sind wir alle Kurden, der Kampf in Kobane ist auch unser Kampf." Er berichtete im Namen der ICOR, dass sie gegenwärtig mit der Führung der kurdischen Organisationen in Verhandlungen über einen Solidaritätspakt mit dem kurdischen Befreiungskampf stehe: "Ein Pakt der Selbstverpflichtung, zusammen zu arbeiten um eine dem Imperialismus überlegene Kraft zu werden." Nach diesen Worten brandete der Beifall auf und Tausende stimmten "Hoch die internationale Solidarität" an. Stefan Engel richtete auch kritische Worte an die Linkspartei: "Ich habe erheblichen Widerspruch dazu, wenn die Linkspartei im Parlament vertritt, dass das Waffenembargo gegen Kurdistan aufrechterhalten bleiben soll. Und das in einer Situation, in der ein ganzes Volk abgeschlachtet werden soll. In einem solchen Kampf auf Leben und Tod bedeutet Pazifismus nichts anderes als die Unterstützung der Reaktionäre." Statt dessen müsse Rojava von allen Regierungen anerkannt werden, das PKK-Verbot in Deutschland aufgehoben werden und ihr Vorsitzender Abdullah Öcalan in der Türkei freigelassen werden. Und das Waffenembargo gegen die kurdischen Kämpferinnen und Kämpfer von YPG/YPJ und der PKK muss aufgehoben werden. "Wir müssen alle gemeinsam dafür sorgen, dass die Diskriminierung des kurdischen Freiheitskampfes aufhört!"

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