Freitag, 10. November 2023
[IMI-List] [0642] Analyse: AfD / Studie: Sicherheitsarchitektur / IMI-Kongress: Deutschland im Kriegszustand?! / Neue Artikel
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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0642 – 26. Jahrgang
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Liebe Freundinnen und Freunde,
in dieser IMI-List finden sich
1.) Weitere Informationen zum IMI-Kongress „Deutschland im
Kriegszustand?!“ am 25/26. November 2023;
2.) Der Hinweis auf eine soeben erschienene Studie zur Frage einer
künftigen Sicherheitsarchitektur.
3.) Neue Artikel auf der IMI-Homepage, u.a. zur viel beschworenen
„regelbasierten Ordnung“, die gerade im Nahen Osten und in der Ukraine
ihr wahres Gesicht zeigt;
4.) Eine neue IMI-Analyse zur den „friedens“politischen Positionen der AfD.
Hier noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Seit die erste IMI-List
Ende der 1990er verschickt wurde, haben wir ein rein textbasiertes
Design beibehalten. Heute haben wir erstmals einen farbigen Header
integriert, uns aber ansonsten entschlossen, weiterhin alles relativ
spartanisch und damit die Datengröße möglichst klein zu halten. Wir
gehen davon aus, dass die Integration des Headers reibungslos klappt,
sollten irgendwo Probleme auftreten, bitte einfach unter
imi@imi-online.de melden.
*1.) IMI-Kongress *
Deutschland im Kriegszustand?!
Datum: 25./26. November 2023 (Auftaktveranstaltung 24.11)
Ort: Hepperhalle, Westbahnhofstraße 23, 72070 Tübingen
Die unsägliche „Kriegstauglichkeitsrede“, mit der Verteidigungsminister
Boris Pistorius kürzlich einen „Mentalitätswandel“ in der deutschen
Bevölkerung einforderte, zeigt leider, wie brandaktuell das diesjährige
Thema des IMI-Kongresses ist.
Alles Infos zum Kongress finden sich hier:
https://www.imi-online.de/2023/09/20/deutschland-im-kriegszustand/
Inzwischen gibt haben wir das Kongressplakat auch in hoher Auflösung auf
die IMI-Seite geladen:
https://www.imi-online.de/download/IMI_Plakat_2023_Druckversion.pdf
Auf Wunsch schicken wir auch gerne Plakate und Flyer zu, einfach per
Mail an die IMI anfordern.
*2.) IMI-Studie*
Die neue IMI-Studie 2023/03 beschäftigt sich mit der Frage, wie eine
tragfähige Sicherheitsarchitektur aussehen und vor allem auch, was linke
Anforderungen an eine solche Struktur wären:
IMI-Studie 2023/03
Eine europäische Sicherheitsarchitektur nach dem Ukrainekrieg?
Friedenspolitische Alternativen
https://www.imi-online.de/2023/11/07/eine-europaeische-sicherheitsarchitektur-nach-dem-ukrainekrieg/
Malte Lühmann (7. November 2023)
INHALTSVERZEICHNIS
1. Die bedrückende Gegenwart erfordert linke Alternativen
2. Positionen zum Ost-West-Verhältnis nach diesem Krieg
3. Staat, Sicherheit, Frieden? – Ausgangspunkte linker Politik
4. Vom Konzept gemeinsamer Sicherheit zu Ukrainekrieg und Zeitenwende
5. Elemente einer alternativen Sicherheitsarchitektur zwischen Europa
und Russland
6. Friedenspolitik heute – Vorangehen in schwierigem Gelände
Gesamte Studie hier zum download
Einleitung:
Der Krieg in der Ukraine ist weiterhin in vollem Gange. Die russischen
Streitkräfte setzen ihren Angriff unvermittelt fort und halten große
Teile des Nachbarlandes besetzt. Die ukrainische Armee tut ihr
Möglichstes, dem Angriff zu widerstehen und erhält dafür Unterstützung
vor allem in Form umfangreicher Waffenhilfe von EU und NATO. Europa und
seine Nachbarn sind damit aktuell noch weiter von Frieden und
„gemeinsamer Sicherheit“ entfernt, als lange zuvor. Wann und unter
welchen Bedingungen dieser heiße Krieg ein Ende finden wird, ist aus
heutiger Sicht unabsehbar. Angesichts der täglich steigenden Opferzahlen
und des unermesslichen Leids der Bevölkerung in den zerstörten Dörfern
und Städten der Kampfzone aber auch im Rest der Ukraine und auf der
Flucht steht zu hoffen, dass es möglichst schnell zu einer Lösung kommt.
Wie auch immer diese Lösung kurzfristig aussehen mag, schließt sich auf
mittlere Sicht die Frage an, wie nach diesem Krieg ein dauerhafter
Frieden und eine neue Sicherheitsarchitektur in Europa zu organisieren
sind. Die Herausforderungen und Gefahren, denen eine Antwort auf diese
Frage begegnen muss, sind vielfältig und keineswegs auf die Situation
der Ukraine und auf das Verhältnis zwischen EU/NATO und Russland
beschränkt. Ob und wie weitere kriegerische Eskalationen in der Region
zukünftig vermieden werden können, betrifft auch andere Konfliktlagen,
wie die zwischen Serbien und dem Kosovo oder zwischen Griechenland und
der Türkei. Dazu kommt die Rolle europäischer Akteur:innen in
benachbarten Regionen, allen voran Afrika und dem Nahen Osten sowie auf
globaler Ebene im Rahmen einer zunehmend umkämpften Weltordnung und
damit im Verhältnis zu Akteur:innen wie den USA und China. Über all dem
ragt die atomare Bedrohung auf, die zuletzt durch die Modernisierung von
Atomwaffenarsenalen unter anderem in Frankreich und den USA sowie die
Stationierung russischer Atomwaffen in direkter Nähe zur NATO inklusive
offener Drohungen, diese einzusetzen, drastisch verschärft wurde.
Jenseits dieser Gefahren machen die Klimakatastrophe und die
gesellschaftlichen Katastrophen von sozialer Ungleichheit, Armut und
Hunger die Chancen vieler Menschen auf ein sicheres Leben unmittelbar
zunichte.
Doch auch wenn wir die Perspektive auf die Frage nach Frieden und
Sicherheit in Europa verengen, sind alternative Konzeptionen dringend
notwendig. Nimmt man die Wortmeldungen aus der herrschenden Politik zu
diesem Thema ernst (s.u.), dann wird sich eine zukünftige
Sicherheitsarchitektur Europas wesentlich auf den Ausbau militärischer
Fähigkeiten mit einem erhofften Abschreckungseffekt stützten und in
geopolitischer Gegnerschaft zu einem dauerhaft bedrohlichen Russland
befinden. Eine solche Konfrontationslogik beinhaltet keine Ansätze zur
Deeskalation und dürfte kaum dazu geeignet sein, eine dauerhafte
Friedenssituation herzustellen. Bestenfalls werden rational handelnde
Akteur:innen dadurch zeitweise von direkten militärischen Angriffen
abgeschreckt. Einem solchen prekären nicht-Krieg mit all seinen
gesellschaftlichen Folgen (anhaltende Militarisierung, permanenter
Aufrüstungsdruck, Versicherheitlichung vieler Politikbereiche, ständige
Eskalationsgefahr, etc.) sind aus linker Perspektive alternative
Konzepte entgegen zu stellen. Die Formulierung solcher Alternativen
erfordert vier Schritte: 1) Ein Blick auf aktuell öffentlich
wahrnehmbare Positionen, um den Debattenraum einzuschätzen, in dem sich
linke Argumente bewähren müssen; 2) Eine friedens- und
sicherheitspolitische Perspektivenbestimmung, die klar macht, von
welchem Standpunkt aus hier argumentiert wird; 3) Eine Bestandsaufnahme
der historisch-politischen Ausgangslage, an der alternative Konzeptionen
für die zwischenstaatliche Politik ansetzen müssen; 4) Konkrete
Alternativen und Vorschläge für Schritte in Richtung einer neuen
Friedensordnung.
Gesamte Studie hier zum download
*3.) Neue Texte auf der IMI-Homepage*
IMI-Standpunkt 2023/041
Mutwillig oder fahrlässig?
Wie Grüne und Sozialdemokraten dauerhaft hohen Militärausgaben und
Sozialkürzungen den Weg bereiten
https://www.imi-online.de/2023/11/06/mutwillig-oder-fahrlaessig/
Jürgen Wagner (6. November 2023)
IMI-Standpunkt 2023/040
Deutscher Verteidigungsminister drängt auf Kriegstüchtigkeit
Friedenspolitische Überlegungen in Zeiten aktueller politischer
Unvernunft (1)
https://www.imi-online.de/2023/11/02/deutscher-verteidigungsminister-draengt-auf-kriegstuechtigkeit/
Jens Wittneben (2. November 2023)
IMI-Standpunkt 2023/039
Ukraine und der „Nahen Osten“ – Die Entlarvung der „regelbasierte Ordnung“
https://www.imi-online.de/2023/10/31/ukraine-und-der-nahen-osten-die-entlarvung-der-regelbasierte-ordnung/
Bernhard Klaus (31. Oktober 2023)
IMI-Analyse 2023/47
Pistorius-Doktrin
Teurer Balanceakt zwischen kurz- und langfristigen Rüstungsperspektiven
https://www.imi-online.de/2023/10/25/pistorius-doktrin/
Jürgen Wagner (25. Oktober 2023)
IMI-Standpunkt 2023/038
Drohnenforschung und Drohnenkrieg
Beitrag zum Science Slam „Technologies 4 Peace“ am 20.10.2023 in der
Frauenkirche Dresden
https://www.imi-online.de/2023/10/23/drohnenforschung-und-drohnenkrieg/
Christoph Marischka (23. Oktober 2023)
*4.) IMI-Analyse: AfD*
IMI-Analyse 2023/48 - in: Graswurzelrevolution Nr. 483/2023
Kein Frieden mit der AfD!
Warum die AfD keine Friedenspartei ist
https://www.imi-online.de/2023/11/07/kein-frieden-mit-der-afd/
Alexander Kleiß (7. November 2023)
Die extrem rechte Alternative für Deutschland (AfD) inszeniert sich seit
etwa einem Jahr immer vehementer als Friedenspartei – ja zum Teil sogar
als die vermeintlich einzige Friedenspartei. So schreibt etwa der
AfD-Landesverband Nordrhein-Westfalen auf seiner Homepage: „Die AfD ist
die einzige Partei im Bundestag, die sich für Frieden einsetzt und ein
Konzept vorgelegt hat, wie er zu erreichen ist und was Deutschland dazu
beitragen kann.“[1]
AfD für Aufrüstung
Selbstvergewisserung für die Rolle als vermeintliche Friedenspartei
zieht die AfD dabei v.a. daraus, dass sie Waffenlieferungen an die
Ukraine und Sanktionen gegen Russland kritisiert. Was sie hingegen nicht
kritisiert: die für die BRD beispiellose Aufrüstung, die aktuell im
Gange ist. In dieser Frage ist die AfD gespalten. Bei der Abstimmung
über das 100 Milliarden Euro umfassende Sondervermögen für die
Bundeswehr Anfang Juni 2022 stimmten 33 AfD-Abgeordnete mit Ja, 35 mit
Nein, bei sechs Enthaltungen. Eine klare Kritik an Aufrüstung ist von
der AfD nicht zu erwarten. In ihrem Parteiprogramm fordert sie unter dem
Punkt „Bundeswehr stärken“ eine Aufrüstung der Bundeswehr, da diese
angeblich „nur noch bedingt einsatzbereit“ sei.[2] Damit beteiligt sie
sich an dem Märchen der vermeintlich „kaputt gesparten Bundeswehr“, das
ansonsten vor allem von der Rüstungsindustrie und allen etablierten
Parteien außer der Linken erzählt wird.
AfD braucht das Militär
Eine grundlegende Kritik des Militarismus oder der Bundeswehr sucht man
in den Verlautbarungen der AfD vergeblich. Dies ist nicht verwunderlich.
Eine beinahe symbiotische Beziehung mit dem Militär ist ein wesentliches
Kennzeichen des Faschismus. So beinhalten faschistische Fantasien das
Militär als Garant für den Machterhalt, als Instrument zur imperialen
Ausdehnung, als Vorbild zur Strukturierung von Partei und Gesellschaft
sowie als Ästhetik, die sich in militaristischen Massenaufmärschen
ausdrückt.
Der AfD geht es nicht um Antimilitarismus und auch nicht darum, die
Durchsetzung nationaler Interessen durch Waffengewalt grundsätzlich zu
verurteilen. Auch bei der Mandatierung von Bundeswehreinsätzen
kritisierte die AfD diese nie grundsätzlich; vielmehr lautete die Kritik
in aller Regel, dass die Einsätze nicht dem nationalen Interesse dienen
würden. In ihrem Parteiprogramm schreibt die AfD, sie befürworte
Auslandseinsätze „nur, wenn deutsche Sicherheitsinteressen
berücksichtigt werden“.[3] Eine grundlegende Kritik an Auslandseinsätzen
der Bundeswehr leistet die AfD nicht.
Soldatenpartei
Das hat seine Gründe. Schon seit ihrer Gründung stellte sich die AfD als
selbsternannte „Soldatenpartei“[4] dar. In den ersten 18 Monaten im
Bundestag stellte die AfD 40 Anfragen mit Bezug zur Bundeswehr und
forderte regelmäßig eine Aufrüstung des Militärs. Schätzungen zufolge
waren 2019 von den 35.000 AfD-Mitgliedern 2.100 Berufssoldat*innen. Auch
unter den Funktionsträger*innen der AfD finden sich auffällig viele
ehemalige und aktive Soldat*innen.[5] Der ehemalige Landesvorsitzende
der AfD in Brandenburg, Andreas Kalbitz, war vor seiner (mittlerweile
vorerst beendeten) politischen Karriere Ausbilder der Fallschirmjäger in
Altenstadt.[6] Der AfD-Bundestagsabgeordnete Jan Nolte war ebenfalls
Berufssoldat. Für die AfD sitzt er seit 2017 im Verteidigungsausschuss.
Auch der stellvertretende Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion Peter
Felser war früher Offizier und unter anderem im Auslandseinsatz in
Bosnien eingesetzt – gemeinsam mit dem rechtsintellektuellen
Strippenzieher Götz Kubitschek, der der AfD ebenfalls sehr nahe steht
und als ihr Vordenker gilt.[7]
AfD und Bundeswehr entstammen also dem selben Milieu. Außerdem ist es
Teil einer rechten Strategie, Soldat*innen als Teil des Gewaltmonopols
auf die eigene Seite zu ziehen – zum Teil verbunden mit Aufrufen zum
Umsturz. Bereits 2015, auf dem Höhepunkt des langen Sommers der
Migration, rief der Herausgeber des extrem rechten Compact-Magazins
Jürgen Elsässer deutsche Soldat*innen auf, zu den Waffen zu greifen und
„selbst aktiv“ zu werden: „Wartet nicht auf Befehle von oben! Diskutiert
die Lage mit Euren Kameraden und werdet selbst aktiv! Nur Ihr habt jetzt
noch die Machtmittel, die von der Kanzlerin befohlene Selbstzerstörung
zu stoppen.“[8] Auch der AfD-Hardliner Björn Höcke betrachtet Teile von
Militär, Polizei und Verwaltung als wichtigen Bestandteil seiner
neofaschistischen Revolutionsfantasien. Im von ihm verfassten Buch „Nie
zweimal in denselben Fluß“ beschreibt der Neonazi, wie dies gelingen
solle: Neben den zwei „Fronten“ auf der Straße und im Parlament (gemeint
ist die AfD) sei auch noch eine dritte „Front“ wichtig, um das System zu
stürzen. Diese bestehe aus „frustrierten Teilen des Staats- und
Sicherheitsapparates“.[9] Dementsprechend verwundert es auch nicht, dass
Teile der AfD immer wieder die Nähe zu rechten Soldat*innen unter
Terrorverdacht suchten.[10]
Bekenntnis zur NATO
In ihrem Parteiprogramm bekennt sich die AfD klar zur NATO. Diese
entspreche „den außen- und sicherheitspolitischen Interessen
Deutschlands“.[11] Sie befürwortet auch die deutsche Aufrüstung im
Rahmen der NATO, „um auf diesem Weg mehr Gestaltungsmacht und Einfluss
zu entfalten.“
Hier lassen sich jedoch Spaltungslinien innerhalb der AfD ausmachen. Bei
der Europawahlversammlung im Juli 2023 forderten sieben
AfD-Landesvorsitzende, unter ihnen Björn Höcke, eine Abkehr von der
NATO, die von ihnen als vermeintlicher „Schutzschirm eines fernen
Hegemons“ bezeichnet wurde.[12] Der Antrag wurde deutlich abgeschwächt.
In der Präambel des Europawahlprogramms steht nun: „Jegliche Dominanz
außereuropäischer Großmächte in der europäischen Außen- und
Sicherheitspolitik lehnen wir ab.“[13] Die europäischen Staaten sollten
stattdessen aufrüsten, um ohne die USA wehrhaft zu sein.[14]
Nähe zu Putins Russland?
Konsequenter Antimilitarismus (oder gar Pazifismus) scheint also nicht
die Motivation der AfD zu sein, gegen Waffenlieferungen in die Ukraine
zu stimmen. Vielmehr scheint die Motivation aus einer gewissen Sympathie
für Putins Russland erklärbar, die zumindest in Teilen der AfD
vorherrscht. Das Thema ist jedoch innerhalb der radikalen Rechten in
Deutschland sehr umstritten. Während die Neonazi-Kleinpartei „Der III.
Weg“ mit der Ukraine sympathisiert,[15] scheint sich innerhalb der AfD
der pro-russische Flügel durchgesetzt zu haben. Die Sympathie dürfte
nicht nur aus der autokratischen Staatsform Russlands, sondern auch aus
der homophoben Politik Putins begründet sein. So lobte Hans-Thomas
Tillschneider, der für die AfD im Landtag Sachsen-Anhalt sitzt, in
Russland „eine in der Tradition verwurzelte Lebensweise, die sich mehr
und mehr als Gegenentwurf zur traditions-, identitäts- und
geschlechtslosen Regenbogengesellschaft des Westens begreift.“[16] Den
Westen hingegen sieht er als „Regenbogenimperium“, gegen das Russland
und die AfD gemeinsam kämpfen würden. Auch für Björn Höcke ist Russland
der „natürliche Partner unserer Arbeits- und Lebensweise“. Auch er sieht
eine Dichotomie zwischen einem angeblichen „Regenbogenimperium“
einerseits und dem „traditionellen Osten“ andererseits. Seine Sympathie
liege in dieser Frage klar bei Russland.[17]
Kein Frieden mit der AfD!
Insgesamt lässt sich die Selbstdarstellung der AfD als Friedenspartei
als durchschaubarer Versuch entlarven, aus der allgemeinen
Kriegsstimmung in der Bundesrepublik Kapital zu schlagen. Mit der
tatsächlichen Programmatik hat diese Selbstdarstellung wenig zu tun: Die
AfD steht für Aufrüstung, Militarismus, Nähe zum Militär, Kontakte zu
rechten Netzwerken in der Bundeswehr, ein Bekenntnis zur NATO, das nur
durch latenten Antiamerikanismus relativiert wird, und Sympathie mit dem
russischen Angriffskrieg. Genau hier muss auch die antimilitaristische
Kritik an der Darstellung der AfD als vermeintliche Friedenspartei
ansetzen. Die AfD muss genauso als Kriegstreiber-Partei benannt werden
wie CDU, FDP, SPD und Grüne auch.
Generell fällt auf, dass die AfD in wesentlichen Fragen, wie z.B. dem
100-Milliarden-Sondervermögen zur Aufrüstung der Bundeswehr oder dem
Bekenntnis zur NATO gespalten ist. Durch Kritik und ein Aufzeigen dieser
Widersprüche von antimilitaristischer Seite könnten sich diese
Spaltungslinien innerhalb der AfD bestenfalls verstetigen.
Auch wenn es selbstverständlich sein sollte: Die AfD hat auf
Demonstrationen für Frieden nichts zu suchen. Dasselbe gilt für andere
rechte Kräfte. Es ist die Aufgabe linker Kräfte in der Friedensbewegung,
die AfD und ihre Vorfeldorganisationen konsequent aus Friedensbündnissen
zu verdrängen.
Anmerkungen
[1] AfD NRW: Die AfD ist die Friedenspartei! 2023.
[2] Programm für Deutschland. Das Grundsatzprogramm der Alternative
für Deutschland. S.31.
[3] Ebd., S.30.
[4] Maria Fiedler: Truppen sammeln. Die AfD als selbsternannte
Soldaten-Partei. In: Heike Kleffner, Mathias Meisner (Hrsg.): Extreme
Sicherheit. Rechtsradikale in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr und
Justiz. 2019.
[5] Ebd.
[6] RND: Die rechtsradikale “Kreuz”-Connection und die Bundeswehr.
23.1.2020.
[7] Maria Fiedler: Truppen sammeln. Die AfD als selbsternannte
Soldaten-Partei. In: Heike Kleffner, Mathias Meisner (Hrsg.): Extreme
Sicherheit. Rechtsradikale in Polizei, Verfassungsschutz, Bundeswehr und
Justiz. 2019.
[8] IMI-Standpunkt 2018/011. Lucius Teidelbaum: Die AfD im
Verteidigungsausschuss: Einige kritische Portraits. 4.4.2018.
[9] Der rechte Rand. Cihan Balikçi: Der rechte Marsch durch die
Institutionen. 2020.
[10] Vgl. Luca Heyer: AfD in rechten Netzwerken. Politischer Arm des
Rechtsterrorismus? In: Informationsstelle Militarisierung (Hrsg.): Keine
Einzelfälle. Wie der Staat mit rechten Soldat*innen und ihren Netzwerken
umgeht. 2022.
[11] Programm für Deutschland. Das Grundsatzprogramm der Alternative
für Deutschland. S.30.
[12] Welt: AfD diskutiert über Loslösung Deutschlands von der Nato.
14.7.2023.
[13] Merkur: Europawahlprogramm: AfD will radikale Abkehr von der EU
und Neugründung. 7.8.2023.
[14] Ebd.
[15] Deutsche Welle: Ukraine-Krieg spaltet Rechtsextreme. 3.4.2022.
[16] Neues Deutschland: Ist die AfD wirklich eine Friedenspartei?
21.2.2023.
[17] Ebd.
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