Samstag, 8. Juli 2017
Elend und Spaltung: Hierzulande entwickeln die Lohnabhängigen einen spontanen, aber ortlosen Antikapitalismus. Und noch die extrem Benachteiligten profitieren von der brutalen Ausbeutung in der Peripherie.
"... Am 24. Juni veranstalteten der jW-Unterstützerkreis Hamburg und
junge Welt in Hamburg-Altona eine Tagung zum Thema »Revolutionäres
Denken und Handeln in restaurativen Zeiten«. Wir veröffentlichen aus
diesem Anlass die verschriftlichte Fassung des Vortrags, den Werner
Seppmann dort gehalten hat..." Vortrag über den globalen Klassenkampf
von Werner Seppmann bei der jungen Welt vom 3. Juli 2017 (Im August
erscheint im Kasseler Mangroven Verlag von Werner Seppmann der erste
Band einer sechsbändigen Werkausgabe seiner klassentheoretischen
Untersuchungen: »Kapital und Arbeit. Klassenanalysen I«)
https://www.jungewelt.de/artikel/313536.elend-und-spaltung.html
Aus dem Text: "... Klassenkampf beruht unabhängig von seiner konkreten
Erscheinungsweise letztlich auf einer sehr einfachen Grundlage,
nämlich auf dem strukturellen Gegensatz zwischen den Ausgebeuteten und
den Ausbeutern. Struktureller Gegensatz bedeutet, dass Klassenkampf
auch dann stattfindet, wenn er in einseitiger Form zum Ausdruck kommt,
wenn er, wie gegenwärtig in den meisten kapitalistischen Metropolen,
fast ohne Gegenwehr als Intervention von oben organisiert wird. (...)
Als Gegenstand der Diskussion solch alternativer Orientierungen drängt
sich auch die Grundeinkommensdebatte auf, die in ihrem Haupttrend die
zentralen Fragen verfehlt. Die heute hegemonialen Konzepte laufen
darauf hinaus, die Ausgegrenzten nur gesellschaftlich zu alimentieren.
Faktisch wird ihr sozialer Ausschluss und ihre Randständigkeit
stillschweigend in Kauf genommen. Die herrschende Diskussion findet
sich also letztlich mit der bestehenden soziokulturellen Spaltung ab.
Diese kann von den gängigen Konzepten bestenfalls abgemildert, aber
nicht beseitigt werden. Alternativ dazu muss die
Grundeinkommensproblematik so thematisiert werden, dass deutlich wird,
es geht nicht um das reformistische Prinzip der Teilhabe, sondern um
Selbstbestimmung – und zwar der Selbstbestimmung in der Arbeit und
damit zwangsläufig hinsichtlich aller sozioökonomischen Prozesse. Es
sollte nicht als Nostalgie missverstanden werden, wenn ich in diesem
Zusammenhang an die entscheidende Zeile eines alten Arbeiterliedes
erinnere, wonach es darauf ankomme, »die Arbeit zu befreien«. Nur
durch die Entwicklung einer solchen progressiven und das Gegenwärtige
überschreitenden Perspektive ist es möglich, den Menschen eine
Zuversicht zu vermitteln, die auch in den aktuellen Kämpfen
unverzichtbar ist, um den rechten Demagogen wenigstens langfristig das
Wasser abgraben zu können."
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