Samstag, 8. Juli 2017

[Chiapas98] Die Stunde war gekommen - CNI-Kommunique

Die Stunde war gekommen

 

CNI-Kommunique

Kommunique vom 28.05.2017
übersetzt von: lisa - colectivo malíntzin
 
An das Volk Mexikos.
An die Völker der Welt.
An die Kommunikationsmedien.
An die Sexta Nacional und Internacional. 

Aus der konstituierenden Versammlung des Indigenen Regierungsrates (1), wo wir uns als Pueblos, Comunidades, tribus und naciones (2) des Congreso Nacional Indígena zusammen gefunden haben – als Apache, Amuzgo, Chatino, Chichimeca, Chinanteco, Chol, Chontal de Oaxaca, Chontal de Tabasco, Coca, Cuicateco, Meztizo, Hñähñü, Ñathö, Ñuhhü, Ikoots, Kumiai, Lakota, Mam, Matlazinca, Maya, Mayo, Mazahua, Mazateco, Me`phaa, Mixe, Mixe-Popoluca, Mixteco, Mochó, Nahua oder Mexicano, Nayeri, Popoluca, Purépecha, Q’ anjob’ al, Rarámuri, Tének, Tepehua, Tlahuica, Tohono Odham, Tojolabal, Totonaco, Triqui, Tseltal, Tsotsil, Wixárika, Xi’ iuy, Yaqui, Binniza, Zoque, Akimel O’ otham, Comkaac – sagen wir der Welt unser dringliches Wort.

Der Krieg, den wir leben und dem wir uns entgegenstellen



Wegen der Zuspitzung des kapitalistischen Krieges im gesamten Land gegen jede und jeden befinden wir uns in einem ernsten Moment der Gewalt, der Angst, Trauer und Wut. Wir sehen den Mord an Frauen – weil sie Frauen sind, an Kindern – weil sie Kinder sind;,an Pueblos – weil sie Pueblos sind.

Die politische Klasse beharrte darauf, aus dem Staat ein Unternehmen zu machen, welches das Land, das den Pueblos originarios (3), den bäuerlichen und städtischen Leuten gehört, verkauft, welches die Leute verkauft als wären sie eine Ware, die man als Rohstoff der Drogenkartelle tötet und vergräbt – um sie an die kapitalistischen Unternehmen zu verkaufen, die sie ausbeuten bis sie krank werden oder sterben, um sie in Stücken für den illegalen Organhandel zu verkaufen.

Der Schmerz der Familienangehörigen der Verschwunden gemachten und ihre Entscheidung sie wieder zu finden – trotz dem hartnäckigen Bemühen der Regierungen, diese nicht finden zu lassen – nun, mit ihnen wird auch die Verwesung sichtbar werden, die dieses Land regiert.

Das ist die Bestimmung, die diejenigen von Oben für uns schaffen, überzeugt davon, dass die Zerstörung des sozialen Geflechts – die Zerstörung von dem, was uns uns als Pueblos, naciones, barrios, tribus, colonias (4), einschließlich Familien, erkennen lässt – uns in unserer Ratlosigkeit isoliert und einsam hält, während sie die Aneignung von ganzen Gebieten in Gebirgen, Tälern, Küsten und Städten festschreiben.

Es ist diese Zerstörung, die wir innerhalb von zwanzig Jahre nicht nur öffentlich angezeigt, sondern der wir uns entgegen gestellt haben. Sie entwickelt sich im größten Teil des Landes als ein offener Krieg von kriminellen Unternehmen, die in schamloser Komplizenschaft mit allen Organen der schlechten Regierung, mit allen politischen Parteien und Institutionen handeln. Sie alle bilden die Macht von Oben und sind für Millionen Mexikaner vom Land und aus den Städten ein Objekt des Ekels.

Mitten in diesem Ekel fahren sie fort, uns zu sagen, wir sollten wählen gehen, an die Macht von Oben glauben, dass sie weiterhin unser Schicksal zeichnen und bestimmen werden.

Auf diesem Weg sehen wir nur Krieg, der weiter anwächst; und am Horizont wird nur der Tod und die Zerstörung unserer Länder, Familien, Leben sichtbar. Da ist die absolute Gewissheit: Es wird noch schlimmer, viel schlimmer werden, für jeden und jede.

Wir setzen auf



Wir wiederholen, dass wir lediglich im Widerstand und in der Rebellion die möglichen Wege gefunden haben, wo wir weiter leben konnten, dass in ihnen nicht nur die Schlüssel liegen, um den Krieg des Geldes gegen die Menschheit und unsere Madre Tierra zu überleben, sondern auch um uns zu neuem Leben wieder zu erwecken – mit jedem Saatkorn, das wir säen, mit jedem Traum und jeder Hoffnung, die losgehen, um sich in weiten Regionen in autonome Formen der Sicherheit, der Kommunikation, der Selbst-Regierungen des Schutzes und der Selbstverteidigung der Territorien zu materialisieren. Deswegen gibt es keinen anderen möglichen Weg als den, der ganz unten zu gehen ist; denn oben befindet sich nicht unser Weg; das ist ihr Weg und wir stören sie.

Diese einzigen Alternativen, die aus dem Kampf unserer Pueblos entstanden sind, befinden sich in den indigenen Geographien innerhalb unseres gesamten Mexikos. Und zusammen sind wir der Congreso Nacional Indígena, die wir entschieden haben, nicht auf das Desaster zu warten, das uns zweifellos die kapitalistischen Auftragskiller, die regieren, bringen werden, sondern in die Offensive zu gehen und diese Hoffnung herzustellen: Einen Indigenen Regierungsrat, der auf das Leben von Unten und antikapitalistisch links, setzt; und der laizistisch (5) sein und den sieben Prinzipien des Gehorchend befehlen – als unserer moralischen Garantie – entsprechen wird.

Keine der Forderungen unserer Pueblos, keine der Autonomie-Bestimmungen und Autonomie-Ausübungen, keine der Hoffnungen, die Realität wurden, entsprach den Wahl-Zeiten und Wahl-Formen, die die Mächtigen Demokratie nennen. Deshalb streben wir nicht nur danach, ihnen das Leben, das sie uns nahmen und unglücklich machten, zu entreißen; wir streben danach, ihre verfaulte Macht, die unsere Pueblos und die Madre Tierra tötet, zu demontieren. Und die einzigen Risse, die wir gefunden und die sich verbreitet haben, um Bewusstsein und Gebiete frei zu setzen, Trost und Hoffnung zu geben, liegen im Widerstand und in der Rebellion.

Mit Beschluss unserer konstituierenden Vollversammlung (6) des Indigenen Regierungsrates haben wir entschieden, unsere Compañera María de Jesús Patricio Martínez aus dem Pueblo Nahuatl zur Sprecherin zu ernennen. Wir werden versuchen, dass ihr Name auf den Wahlzetteln für die Präsidentschaft Mexikos in 2018 erscheint, damit sie die Wort-Trägerin der Pueblos sein wird, die den C.I.G. (7) bilden. Er selbst wird die indigene Geographie unseres Landes vortrefflich repräsentieren.

Nun denn: Wir suchen nicht danach, die Macht zu verwalten; wir möchten sie von den Rissen aus, die wir kennen, demontieren; wir sind dazu fähig.

Unser Aufruf



Wir vertrauen in die Würde und Ehrbarkeit derjenigen, die kämpfen; der Lehrer, der Studenten, der Bauern, der Arbeiter, der Tagelöhner. Wir wollen, dass sich die Risse vertiefen, die jeder von ihnen bearbeitet hat – im Kleinen wie im Großen die Macht von Oben demontierend. Wir möchten so viele Risse produzieren, dass diese unsere antikapitalistische und ehrenwerte Regierung ausmachen werden.

Unser Aufruf richtet sich an die Tausenden von Mexikanern und Mexikanerinnen, die es sein ließen, ihre Toten und Verschwunden gemachten zu zählen und in Trauer und Leiden ihre Faust erhoben. Die unter der Drohung ihr eigenes Leben zu verlieren, sich ohne Angst vor der Größe des Feindes auf ihn stürzten und sahen, ja, es existieren Wege, und diese werden verborgen in Korruption, Repression, Verachtung und Ausbeutung.

Unser Aufruf richtet sich an diejenigen, die an sich selbst glauben, an den Compañero an ihrer Seite, die an ihre Geschichte und ihre Zukunft glauben; wir rufen dazu auf, keine Angst zu haben, etwas Neues zu machen; nun, dieser Weg ist der einzige, der uns Gewissheit geben wird, in den Schritten, die wir machen werden.

Wir rufen dazu auf, uns in allen Winkeln des Landes zu organisieren, um das Notwendige zusammenzubringen, damit der Indigene Regierungsrat und seine Sprecherin als unabhängige Präsidentschaftskandidatin dieses Landes registriert werden; um ihnen ihr Fest, das auf unserem Tod basiert, zu verderben; und um ein eigenes Fest zu machen, das auf Würde, Organisierung und Schaffung eines neues Landes und einer neuen Welt beruht.

Wir rufen alle Sektoren der Gesellschaft dazu auf, gegenüber den Schritten, die der Indigene Regierungsrat – verlautbarend durch seine Sprecherin – beschließen und bestimmen wird, aufmerksam zu sein:

Uns nicht zu ergeben, uns nicht zu verkaufen, weder abzuweichen noch auszuruhen, den Pfeil schnitzend, der die Offensive aller indigenen und nicht-indigenen, aller organisierten und nicht- organisierten Pueblos trägt, um ihn gegen den wahren Feind zu richten.


Aus dem CIDECI-UNITIERRA, San Cristóbal de Las Casas, Chiapas.
Am 28. Mai 2017.

Für den vollständigen Anspruch unserer Pueblos.
Niemals mehr ein Mexiko ohne uns.

Congreso Nacional Indígena.
Ejército Zapatista de Liberación Nacional.



Anmerkungen der_die Übersetzer_in:

(1) im Original: »Concejo Indígena de Gobierno«
(2) wörtlich übersetzt: »Völker, Stämme und Nationen«
(3) wörtlich übersetzt: »ursprüngliche Völker«
(4) wörtlich übersetzt: »Völker, Nationen, Stadt-/Ortsteile, Stämme, Stadt-/Ortsbezirke« 
(5) laizistisch: weltlich, nicht-religiös
(6) im Original: »asamblea«
(7) C.I.G.: Abkürzung für »Concejo Indígena de Gobierno«: Indigener Regierungsrat

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