Montag, 6. Februar 2023
[IMI-List] [0621] IMI-Kongress 19./20. November / Artikel EU-Ukraine-Mission
IMI-JW
imi-list@listi.jpberlin.de
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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0621 .......... 25. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563
Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Jürgen Wagner / Christoph Marischka
Abo (kostenlos)........ https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/imi-list
Archiv: ....... http://www.imi-online.de/mailingliste/
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Liebe Freundinnen und Freunde,
in dieser IMI-List findet sich
1.) neue Infos zum IMI-Kongress „Zeitenwenden: Ukraine-Krieg und
Aufrüstung“;
2.) Ein IMI-Artikel zum kürzlich beschlossenen EU-Einsatz EUMAM Ukraine.
1.) IMI-Kongress: Zeitenwenden: Ukraine-Krieg und Aufrüstung
19./20. November 2022
Herrmann-Hepper-Halle, Westbahnhofstraße 23, Tübingen
Inzwischen sind auch alle Werbematerialien am Start:
Plakat: https://www.imi-online.de/bildpool/IMI-Kongressplakat2022.jpg
Flyer: https://www.imi-online.de/download/IMI_Flyer_2022_gesamt_web.pdf
Banner: https://www.imi-online.de/banner/Kongressbanner2022.jpg
Vor Kongressbeginn am Samstag den 19. November findet auch eine
Kundgebung gegen Krieg & Aufrüstung statt (genaue Uhrzeit und Ort werden
noch bekanntgegeben).
Der Samstag wird auch live im Radio Wüste Welle zu hören sein:
https://www.wueste-welle.de/
Platz sollte in der Halle trotz Corona genug vorhanden sein und eine
Anmeldung ist nicht erforderlich. Wenn Menschen aber jetzt schon wissen,
dass sie kommen wollen, freuen wir uns dennoch über einen kurzen Hinweis
an imi@imi-online.de
Hier noch einmal das Programm:
SAMSTAG 19. NOVEMBER: UKRAINE, RUSSLAND, NATO UND DIE RÜCKKEHR DER
MACHTPOLITIK
12h-12h15 Begrüßung
12h15-14h Ukraine-Krieg: Vorgeschichte, Interessen, Verlauf
— Auf Kollisionskurs: NATO, Russland und die Ukraine (Jürgen Wagner)
— Schwere Waffen und westliche Stellvertreter-Strategie (Claudia Haydt)
14h30-16h30 Die Auswirkungen des Krieges
Über den Tellerrand I:
— Konflikte um die Arktis (Ben Müller)
— Die Ostsee als NATO-Binnenmeer? (Merle Weber)
Über den Tellerrand II:
— Der Krieg und die Arabische Welt (Jacqueline Andres)
— Der Ukrainekrieg und der Globale Süden (Pablo Flock)
17h00-19h00 Alternativen
— Sand im Getriebe: Kriegsdienstverweigerung, Desertion und Asyl im
Ukraine-Krieg (Franz Nadler)
— Soziale Verteidigung als Alternative (Victoria Kropp)
— Konturen einer alternativen Sicherheitsarchitektur (René Jokisch)
Im Anschluss (wahrscheinlich) was zum Abendessen und:
Punk-Rock-Lyrik-Lesung – Make Punk Not War!
SONNTAG 20. NOVEMBER: ZEITENWENDE AUFRÜSTUNG
10h-12h Das Sondervermögen: Projekte – Struktur – Ideologie
— 100 Mrd.: Das Gesetz und die Projekte (Tobias Pflüger)
— Der Totalumbau der Bundeswehr: Aufrüstung für Großmachtkriege (Martin
Kirsch)
— Zeitenwende oder Kontinuität deutscher Militär- und Machtpolitik?
(Jürgen Wagner)
12h15-12h45 Auf dem Weg zum Rüstungskomplex: Das Handbuch Rüstung
(Andreas Seifert)
13h-14h30 Podium: Die Zeitenwende und die Folgen – Herausforderung für
die sozialen Bewegungen
Für Nachfragen stehen wir natürlich wie immer im IMI-Büro zur Verfügung:
Tel.: 07071-49154 / Mail: imi@imi-online.de
2.) IMI-Standpunkt: EU bleibt auf Kriegskurs
IMI-Standpunkt 2022/042 (Update: 20.10.2022)
EU bleibt auf Kriegskurs – EUMAM gießt Öl ins Feuer
https://www.imi-online.de/2022/10/17/eu-bleibt-auf-kriegskurs-eumam-giesst-oel-ins-feuer/
Jürgen Wagner (17. Oktober 2022)
Am 17. Oktober brachte die Europäische Union weitere militärische
Maßnahmen im Zusammenhang mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine auf
den Weg. Dazu gehören u.a. weitere 500 Mio. Euro, die über die
sogenannte „Europäische Friedensfazilität“ (EFF) zur Finanzierung von
Waffenlieferungen an die Ukraine bereitgestellt werden sollen. Der über
diesen Mechanismus hierfür ausgeschüttete Gesamtbetrag steigt damit auf
3 Mrd. Euro. Damit sind bereits große Teile der für 2021 und bis 2027
insgesamt vorgesehenen Gelder von 5,7 Mrd. Euro aufgebraucht, weshalb
kürzlich die Welt am Sonntag (9.10.22) meldete, es werde darüber
nachgedacht, den Topf auf zehn bis zwölf Milliarden Euro aufzustocken –
eine diesbezügliche Entscheidung steht allerdings bislang noch aus.
Spitzenreiter sind hier weiter mit Abstand die USA, die laut dem Ukraine
Support Tracker bislang Kriegsgerät im Wert von 27 Mrd. Euro in für die
Ukraine bereitgestellt haben (Stand: 3. Oktober). Danach folgen
Großbritannien mit 3,7 Mrd. Euro und seitens der EU die bereits
erwähnten 3 Mrd. Euro. Deutschland belegt in diesem „Ranking“ mit 1,2
Mrd. Euro Platz vier.
Ebenfalls am 17. Oktober billigten die EU-Außenminister*innen zudem das
Krisenmanagementkonzept und den Beschluss zur Einrichtung der
militärischen Ausbildungsmission „European Union Military Assistance
Mission” (EUMAM Ukraine). Hierbei sollen die bislang auf Ebene der
Einzelstaaten erfolgenden Ausbildungsmaßnahmen EU-weit gebündelt und
deutlich intensiviert werden. Schon vor einiger Zeit wurde klar, was für
ein gefährliches Spiel mit dem Feuer hier gespielt wird. Schließlich kam
das Gutachten „Rechtsfragen der militärischen Unterstützung der Ukraine
durch NATO-Staaten zwischen Neutralität und Konfliktteilnahme“ des
Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages bereits vor Monaten zu dem
Ergebnis, mit der seit Mai 2022 erfolgenden Ausbildung ukrainischer
Militärs werde Deutschland faktisch zur Kriegspartei. Dasselbe lässt
sich jetzt auch für die Europäische Union insgesamt sagen.
Als Ziel wird ausgegeben, bis zum Frühjahr 2023 etwa 15.000 ukrainische
Militärs ausgebildet zu haben – ein guter Teil davon von Deutschland,
schreib Zeit Online: „Es handelt sich um die mit Abstand größte
militärische Mission der EU – Deutschland will dabei laut
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) einen
signifikanten Beitrag leisten. ‚Wir haben noch nie so viele Soldaten
ausgebildet und das in so vielen verschiedenen Bereichen‘, sagt ein
EU-Diplomat. Deutschland will dem Vernehmen nach ein Drittel der
ukrainischen Soldaten schulen, also rund 5.000. Dafür soll die
Bundeswehr ein Hauptquartier einrichten. Seit Beginn des russischen
Angriffskriegs trainierten bisher rund 800 ukrainische Soldaten in
Deutschland.“
Überaus Besorgnis erregend sind dabei die Angaben des gewöhnlich sehr
gut informierten Fachportals Bruxelles2, denen zufolge dies nun explizit
schon mit Blick auf eine neuerliche Frühjahrsoffensive erfolge: „Damit
können die ukrainischen Streitkräfte neben den 10.000 Mann, die bis Ende
des Jahres von den Briten ausgebildet werden, sowohl ihre durch die
Kämpfe dezimierte Stärke wieder auffüllen als auch für die nächste
Offensive gerüstet sein. Eine zweite Tranche von zehntausend Soldaten
könnte bis Sommer 2023 auf europäischer Seite ausgebildet werden.“
Totenstille herrscht dagegen weiter an der diplomatischen Front, hier
versagt die Friedensnobelpreisträgerin auf ganzer Linie – oder besser
wohl: sie will hier versagen. Angesichts der immer gefährlicheren
Eskalation des Krieges fordern selbst mehr und mehr gestandene Militärs,
dass um die Aufnahme von Verhandlungen keinerlei Weg herumführt. Zuletzt
äußerten sich etwa der ehemalige Chef des US-Generalstabs unter Bush und
Obama, Mike Mullen, oder auch Helmut W. Ganser, ehemaliger
Brigadegeneral der Bundeswehr, in diese Richtung: „Anstatt einer
dramatischen Ausweitung und Eskalation des Kriegs zuzusehen, bedarf es
dringend der Analyse von Ausstiegsoptionen, die zunächst einmal das
Gemetzel an den Fronten stoppen“, so Ganser. „Mit Blick auf die
wachsenden Eskalationsrisiken für Europa insgesamt und die Ukraine
ohnehin kommt es jetzt auf einen rationalen Abwägungsprozess an –
zwischen den Zerstörungsrisiken einer nuklearen Eskalation und den
Risiken, Bedingungen und Folgen einer Einstellung der Kampfhandlungen in
Verbindung mit humanitären Lösungen.“
Zu allem Überfluss beginnt heute auch noch das NATO-Manöver „Steadfast
Noon“, bei dem auch der Einsatz von Atombomben geübt wird. Angesichts
nicht zuletzt auch von russischer Seite immer lauter werdenden nuklearen
Drohkulissen müsste eigentlich gerade der Europäischen Union an einer
Deeskalation gelegen sein. Eric Bonse schrieb hierzu richtigerweise in
der in der taz: „[D]ie USA und ihre Verbündeten [setzen] mit ‚Steadfast
Noon‘ das falsche Signal. Sie sollten jetzt nicht demonstrieren, dass
sie einen Atomkrieg führen können – sondern alles daran setzen, die
drohende nukleare Eskalation zu beenden. Biden muss schleunigst zum
‚roten Telefon‘ greifen und sich mit Putin auf Schritte zur Deeskalation
verständigen. […] In der Kubakrise haben die Amerikaner von sich aus das
Richtige getan. Diesmal muss Biden wohl zum ‚roten Telefon‘ getragen
werden. Warum helfen die Europäer nicht nach? Der Atomkrieg würde in
Europa ausbrechen, nicht in den USA. Es ist im ureigenen europäischen
Interesse, die Eskalation zu beenden, bevor es zu spät ist.“
Doch was tut die EU? Sie lässt die Diplomatie komplett links liegen und
bildet jetzt schon das Kanonenfutter für die nächste ukrainische
Frühjahrsoffensive aus. Die Tatsache, dass parallel dazu nicht einmal
der Versuch unternommen wird, eine Verhandlungslösung zu erreichen, legt
den Verdacht nahe, dass dies aktuell auch schlicht nicht erwünscht wird,
weil die sich bietende Chance Russland zu schwächen nicht durch einen
Waffenstillstand verspielt werden soll.
Eine gekürzte Version dieses Artikels wird in der UZ vom 21. Oktober
erscheinen.
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