Sonntag, 2. März 2014
Greif-Arbeiter halten schon über zwei Wochen Werk in Istanbul besetzt
Rüsselsheim (Korrespondenz) 28.02.14: Seit über 14 Tagen halten 600 Arbeiter des Greif-Konzerns ihren Betrieb im Istanbuler Stadtteil Esenyurt-Hadimköy besetzt. Die junge Belegschaft fordert Lohnerhöhung und prangert "Hungerlöhne und Sklavenbedingungen"“ an. Sie fordern Abschaffung der Leiharbeit und Übernahme in die Stammbelegschaft sowie höhere Löhne und Schichtzulagen. Viele erhalten nur den gesetzlichen Mindestlohn von 850 Türkischen Lira (283 Euro). Und das bei Arbeitszeiten von 13 bis 14 Stunden! …
Die Besetzung wird von den Arbeitern selbständig organisiert und mit viel Einfallsreichtum und Energie geführt. Prinzipien der Besetzung verwirklichen die Besetzer vorbildlich. ... Mitten in einem Industrieviertel gelegen, werden enge Beziehungen zu den Belegschaften der Unternehmen des Stadtteils organisiert. Täglich erhalten die Arbeiter und Arbeiterinnen Brote, Getränke und Essensspenden zur Versorgung der Streikenden von umliegenden Belegschaften und anderen Unterstützern aus dem Stadtteil. Die Solidarität ist groß. …
Bisher hat der Staat nicht gewagt die Besetzer offen anzugreifen. Hat die Regierung Erdogan Angst, eine explosive Situation anzuheizen, dass Arbeiterkämpfe sich mit der demokratischen Protestbewegung des Taksim-Platzes verbinden und die schwankende Regierung vollends zu Fall bringen? Eine Rolle spielt dabei sicher, dass am 30. März in der Türkei Wahlen stattfinden und eine Eskalation gesellschaftlicher Widersprüche vermieden werden soll.
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