Donnerstag, 19. August 2010

Pressemitteilung Nr. 6

Europäische Brigade in Solidarität mit den Zapatistas in Chiapas, Mexiko

15. Juli 2010

Auf ihrer Rundreise durch die autonomen Landkreise in Chiapas besuchte die Europäische Brigade in Solidarität mit den Zapatistas das Caracol V in Roberto Barrios „Das Caracol, das für alle spricht“, wo sie durch den Rat der Guten Regierung „Neues Samenkorn, das produzieren wird“ herzlich empfangen wurde.

Die autonomen Autoritäten denunzierten die schweren Fälle der Aufstandsbekämpfung in der Nord-Zone von Chiapas wie beispielsweise die Aggressionen, welche die Unterstützer_innen in der Gemeinde Choles de Tumbalá erlebten. Am 20. Mai überfielen 90 Personen, welche von Mitgliedern der Organisation Xi’Nich Oficial angeführt wurden, die Ländereien dieser Gemeinde mit dem Ziel, das Territorium, das 1994 von der EZLN wiederbesetzt worden war, zu legalisieren und zu privatisieren.
Die Junta betonte, dass „das Land keine Ware ist“, sondern „unsere Mutter“ und dass sie es verteidigen und beschützen werden, um ihre Familien versorgen zu können. In diesem Sinne gelang es den Zapatistas, die Gemeinde Choles de Tumbalá auf pazifistische Weise zurückzuerobern. Bis zum jetzigen Zeitpunkt steht sie unter ihrem Schutz.

Außerdem erklärte der Rat der Guten Regierung, dass die Regierung und die großen internationalen Investoren sich das zapatistische Land mittels physischer Aggressionen, Desinformationskampagnen, die Fabrikation von Delikten und assistenzialistischen Programmen aneignen will, um die Gemeinden im Widerstand – mit dem Ziel, touristische Projekte und Monokulturen aufzubauen – zu spalten, und um die reichen natürlichen Ressourcen der Zone auszubeuten.

Die zapatistischen Repräsentant_innen hoben hervor, dass die Unterstützer_innen aufgrund der Anwesenheit der Sicherheitskräfte der „schlechten Regierung“ und der Aktivitäten der paramilitärischen Gruppen in der Zone, die „stehlen, überfallen und vergewaltigen“, unter einem „Klima der Angst“ leiden.

Trotz der Repression und der Regierungskampagnen, die ihre freie Selbstbestimmung stark beeinflussen, fahren die Zapatistas beständig mit dem Aufbau ihrer Autonomie durch Gesundheits- und Bildungsprojekte, Kooperativen, die Arbeit der Frauen, der Agroökologie und der Kommunikation fort.
Ein Aspekt, der in der Zone Roberto Barrios hervorsticht, ist die Vernetzung unter den unterschiedlichen Kenntnisbereichen. Das Kulturelle Zentrum der autonomen zapatistischen Bildung und Technologie (CCETAZ) ist ein gutes Beispiel für dieses Konzept. In dieser Struktur eignen sich die Jugendlichen - weit über einen herkömmlichen Lernprozess hinaus - verschiedene Arten von Wissen an, darunter die Bereiche Agroökologie oder Gesundheit. Das indigene Wissen wird mit zeitgenössischen Elementen verknüpft, stets unter der Prämisse, im Sinne des Allgemeinwohls voranzukommen.

Die Kommunikation ist ein anderer wichtiger Sektor in der Zone des Caracol V. Aufgrund der Probleme mit regierungsnahen und paramilitärischen Gruppen mussten die kommunitären Radios eingestellt werden. Allerdings gibt es viele Aktivitäten im Bereich der audiovisuellen Medien. Die Videokommission arbeitet seit 1998 und hat verschiedene Dokumentationen über unterschiedliche Aspekte der Bewegung publiziert: Zeugnisse von alten Menschen, Aufnahmen von traditioneller Musik sowie Dokumentationen von kollektiven Arbeits- und Widerstandsprozessen in verschiedenen autonomen Gemeinden der Zone Roberto Barrios und anderen zapatistischen Zonen.

Diese Videos fungieren wie ein politisches, kulturelles und soziales Gedächtnis der Bewegung und sind außerdem wirkungsvolle Werkzeuge zur Verbreitung des zapatistischen Kampfes auf der ganzen Welt durch verschiedene soziale Solidaritätsnetzwerke.

Zum Abschluss des Austausches mit der Europäischen Brigade betonte die Junta von Roberto Barrios die Bedeutung der Prozesse der Selbstorganisation in den zapatistischen Dörfern: „Das, was zählt, ist das Bewusstsein. Wir wollen keine Brotkrumen, sondern eine gerechtere Welt“.

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Übersetzung: Gruppe B.A.S.T.A.

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