Donnerstag, 15. Juli 2010

Prekäre Meinungsfreiheit

Erneut Journalisten in Mexiko ermordet (Neue Zürcher Zeitung,
Druckausgabe 13.07.10, S.5)


axg. Mexiko-Stadt · In der Nacht auf den vergangenen Sonntag ist im
nordmexikanischen Gliedstaat Nuevo León der Radioreporter Marco Aurelio
Martínez tot aufgefunden worden. Der am Vorabend von einer Gruppe
bewaffneter Männer entführte 45-Jährige wies Folterspuren und eine
Schusswunde auf. Zudem wurde der frühere Kameramann Alcaraz Trejo beim
Verlassen der Redaktion der Zeitung «Omnia» in Chihuahua erschossen.
Laut Medien sind im laufenden Jahr mindestens 10 Journalisten getötet
worden. Bis jetzt sind weder die Täter noch die Motive bekannt.

Nachdem zu Beginn der letzten Woche im Gliedstaat Michoacán der
Zeitungsherausgeber Hugo Olivera ermordet worden war, schrieb die
Nationale Menschenrechtskommission in einem Communiqué, die
Meinungsfreiheit befinde sich in Mexiko «in einer der kritischsten
Phasen der letzten Jahre». Laut der Kommission sind seit dem Jahr 2000
63 und seit Jahresbeginn 6 Journalisten getötet worden. Die Zahl ist
tiefer als die obengenannte, weil die Kommission nur Fälle
berücksichtigt, die erwiesenermassen direkt mit der journalistischen
Arbeit des Opfers zu tun hatten. Unabhängig von statistischen Unschärfen
ist glasklar, dass sich Journalisten in Mexiko in Lebensgefahr begeben,
wenn sie zu Themen wie dem organisierten Verbrechen oder politischer
Korruption recherchieren. Gewisse Medien anonymisieren deshalb ihre
Mitarbeiter.

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