Donnerstag, 10. März 2011

Gedanken des Comandante Fidel Castro / 23. Februar 2011

ZYNISCHER TOTENTANZ

übersetzt von Jens-Torsten Bohlke

Havanna, 23. Februar 2011, Cubadebate. (auf Kommunsiten-online am 25. Februar 2011) – Die von den USA und ihren NATO-Verbündeten im Mittleren Osten betriebene Plünderungspolitik steckt in der Krise. Sie führte unvermeidbar zu den hohen Preisen für Getreide, deren Auswirkungen immer stärker in den arabischen Ländern spürbar werden, wo trotz der gewaltigen Erdölvorkommen der Wassermangel, die zu Wüsten gewordenen einstigen Anbauflächen und die allgemeine Massenverelendung der Volksmassen im Kontrast zu den gigantischen Mitteln aus dem Erdölreichtum im Besitz der privilegierten gesellschaftlichen Gruppen stehen.

Während sich die Nahrungsmittelpreise verdreifachen, steigen die Immobilienprofite und die Privatvermögen der aristokratischen Minderheit auf Höhen von Billionen Dollars.

Die arabische Welt mit ihrer muslimisch geprägten Kultur und Glaubensrichtung hat sich darüber hinaus gedemütigt gesehen durch die mit Blut und Schwert durchgesetzte Staatsgewalt, welche unfähig ist, die grundlegenden Verpflichtungen zu erfüllen, die einst aus der Kolonialordnung bis Ende des 2. Weltkrieges ihr Entstehen bewirkten. Damals schufen die Siegermächte die UNO und setzten die Weltwirtschaft und den Welthandel durch.

Durch den Verrat von Mubarak in Camp David konnte der palästinensische arabische Staat nicht existieren. Dies trotz der UNO-Beschlüsse von November 1947. Und Israel wurde eine starke mit den USA und der NATO verbündete Atommacht.

Der militärisch-industrielle Komplex der USA lieferte alljährlich Waffen für etliche dutzende Milliarden Dollar an Israel und die von Israel unterworfenen und gedemütigten arabischen Staaten.

Der Geist ist nun aus der Flasche gestiegen. Und die NATO weiß ihn nicht mehr zu bändigen.

Die imperialistischen Mächte werden versuchen, für sich den maximalen Nutzen aus den bedauerlichen Ereignissen in Libyen zu ziehen. Niemand vermag in diesem Moment zu wissen, was sich dort gerade abspielt. Alle Zahlen und Versionen bis hin zu unwahrscheinlichsten sind vom US-Imperium mit den Massenmedien in Umlauf gesetzt worden, um das Chaos und die Desinformation zu beflügeln.

Offenbar entwickelt sich in Libyen ein Bürgerkrieg. Warum und wie wurde er losgetreten? Wer wird seine Folgen bezahlen? Die Nachrichtenagentur Reuters verbreitete die Auffassung einer bekannten japanischen Bank namens Nomura, wonach der Erdölpreis jedes Limit übersteigen könnte.

„Wenn Libyen und Algerien die Erdölproduktion aussetzen, könnten die Preise auf ein Maximum von über 220 Dollar pro Barrel steigen. Die freie Kapazität der OPEC würde sich auf 2,1 Millionen Barrel täglich vermindern. Dies wäre vergleichbar mit der Menge während des Golfkriegs, als die Preise 147 Dollar pro Barrel 2008 erreichten“, so die besagte Bank in einer Mitteilung.

Wer könnte heute so einen Preis zahlen? Welches wären die Folgen mitten in der Nahrungsmittelkrise?

Die wichtigsten Führungspersönlichkeiten der NATO sind da ganz erhaben. Großbritanniens Premierminister David Cameron informierte ANSA „ ... er gab in einer Rede in Kuwait zu, dass die Länder des Westens Fehler machten, als sie undemokratische Regierungen in der arabischen Welt unterstützten.“ Zu dieser Offenheit muß ihm gratuliert werden.

Sein französischer Amtskollege Nicolás Sarkozy erklärte: „Die andauernde brutale und blutige Unterdrückung der libyschen zivilen Bevölkerung ist abscheulich.“

Der italienische Außenminister Franco Frattini erklärte die Zahl von tausend getöteten Menschen in Tripolis für „glaubhaft (...) die tragische Zahl wird ein Blutbad sein“.

Hillary Clinton erklärte „... das Blutbad ist nicht hinnehmbar und muß gestoppt werden ...“.

Ban Ki-moon sagte: „Die Gewaltanwendung im Land ist völlig inakzeptabel ... der Sicherheitsrat wird gemäß dem handeln, was die internationale Gemeinschaft beschließt ... Wir ziehen eine Reihe von Möglichkeiten in Betracht.“

Ban Ki-moon erwartet in Wirklichkeit das letzte Wort von Obama. Der US-Präsident sprach an diesem Mittwochnachmittag und äußerte, dass die US-Außenministerin nach Europa reisen wird, um mit den NATO-Verbündeten die zu ergreifenden Maßnahmen abzustimmen. Er erwägt seinerseits die Möglichkeit der Abstimmung mit dem Senator der äußerst reaktionären Kräfte der Republikaer, John McCain, dem pro-israelischen Senator aus Connecticut, Joseph Lieberman und den Führungsfiguren der Tea Party, um deren Entgegenkommen für die Demokratische Partei zu sichern.

Die Massenmedien des US-Imperiums haben das Terrain für Handlungen vorbereitet. Niemanden darf eine militärische Intervention in Libyen überraschen, welche Europa die fast zwei Millionen Barrel täglich benötigten leichten Erdöls garantieren würde, sofern nicht vorher Ereignisse geschehen, die dem Regierungssessel oder dem Leben von Gaddafi ein Ende bereiten.

So oder so ist Obamas Rolle recht kompliziert. Welche Reaktion wird es aus der arabischen und muslimischen Welt geben, wenn es in Libyen zu einem gewaltigen Blutvergießen durch so ein Kriegsabenteuer kommt? Wird eine NATO-Intervention in Libyen die in Ägypten begonnene revolutionäre Welle stoppen?

In Irak wurde das Blut von über einer Million unschuldiger arabischer Bürger vergossen, als das Land mit falschen Vorwänden besetzt wurde. Mission erfüllt! So George W. Bush.

Niemand in der Welt wird jemals mit dem Tod von schutzlosen Zivilpersonen in Libyen oder einem anderen Teil der Welt einverstanden sein. Und ich frage mich: Werden die USA und die NATO diesen Grundsatz für schutzlose Zivilpersonen beachten, wo unbemannte US-Flugkörper und NATO-Söldner alltäglich in Afghanistan und Pakistan morden?

Das ist ein zynischer Totentanz.

Fidel Castro Ruz

23. Februar 2011

19:42 Uhr

Quelle:

http://www.cubadebate.cu/

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