Donnerstag, 10. März 2011

GADDAFI IST KEIN ANTIIMPERIALIST

Der libysche Volksaufstand gegen Gaddafi und die NATO-Invasion


von Susana Khalil

Caracas, 25. Februar 2011, Tribuna Popular (auf Kommunisten-online vom 28. Februar 2011) –

VERWIRRUNGEN UND KLARHEITEN

Unter den medialen Verwirrungen zur gegenwärtigen Lage in Libyen gibt es Elemente einfacher Klarheit:

1. Muammar Gaddafi ist heute ein Diktator und kein Revolutionär. Darüber hinaus ist er ein Verräter, der in Vergangenheit die Fahne des Pan-Arabismus, des Sozialismus, der Demokratie und die Fahne des Antiimperialismus hochhielt, aber dann in den 90er Jahren davon abkam, um sich den US-imperialen Interessen zu unterwerfen.

Nach der Hinrichtung von Saddam Hussein fühlte sich Gaddafi bedroht. Und als guter Parasit in einer Machtposition verbündete er sich mit dem US-Imperium. Die Anweisung hieß, alles zu privatisieren, sich der Vorherrschaft der zionistischen (…)neuen Weltordnung auszuliefern.

Sein Sohn Saif al Islam als sein Nachfolger argumentiert, dass die Modernisierung Libyens durch die Privatisierung der Bodenschätze des Landes erfolgt. Privatisierung, um mit Hilfe des US-Imperiums für immer auf dem Thron zu bleiben.

Dies schließt auch ein, Komplize im Antiterrorkrieg zu sein, sich zum Informanten und zur Kröte zu machen, die vorhandenen Datenbasen über Revolutionäre von der PLO, IRA, ETA usw. auszuliefern. Im arabischen Volk der Palästinenser und Jordanier ist es unter den polisch aktiven Menschen sehr bekannt, dass Muammar Gaddafi über den Verbleib des venezolanischen Genossen Carlos Ramírez Iljitsch berichtete, welcher seit Jahrzehnten bis heute im Gefängnis in Frankreich politisch inhaftiert ist.

In meiner Vorstellungskraft sehe ich die Armenviertel dabei, das Schwert des Befreiers zu retten, damit Gaddafi mit einer großen Umarmung nicht zur Schlüsselfigur des Dolchstoßes gegen Chávez wird.

2. Es gibt schon einen Volksaufstand in der arabischen Welt, weil die Völker dort unter blutigen und von den USA und dem Zionismus geschützten reaktionären Diktaturen leben. Diese Prätorianergarde arabischer Diktaturen sind eine Art Metapher des Groß-Israel. Die arabischen Massen stehen auf und sind hungrig nach Veränderung.

Und wir müssen uns an sie heften, damit diese Rebellion in revolutionäre Veränderungen mündet. Diese Volksaufstände haben einen wichtigen Domino-Effekt, welcher alle arabischen Diktaturen stürzen kann und am Ende sogar die am meisten prostituierte islamische arabische Diktatur von Saudi-Arabien erfassen kann.

DER ARABISCHE VOLKSAUFSTAND

Wir sollten nicht den Zug der Geschichte verpassen. Dies ist ein Geschichtssprung. Und ich meine, dass wir alle eine Verabredung mit der Geschichte haben. Wir dürfen nicht in Manichäismus** verfallen, dass hinter dem Geschehen in Ägypten, Tunesien und Libyen die Planungen aus den Laboratorien des US-Imperiums stecken würden. Dies hieße, den historischen Wert der Volksaufstände zu unterschätzen. Klar! Das US-Imperium wird natürlich Nutzen aus der Lage ziehen und sie unter seine Fittiche nehmen wollen.

Der Kampf ist hart. Welcher Plan ist nun unser Plan zu dieser Zeit, der Plan der linksgerichteten Kräfte, der die Welt verändern wollenden Kräfte und der fortschrittlichen Regierungen? Wir lassen diese verletzten, gedemütigten, ausgehungerten, diskriminierten, verteufelten, unterdrückten Völker nicht allein. Der Kampf wird weltweit geführt.

Diese Volksaufstände sollen ideologiefrei sein ... verflucht! Abgesehen vom Hunger sollen sie marxistische oder neo-gramscistische Professoren sein.

Wie bequem wir es uns doch machen! Wir wollen die Revolution mit dem vollständigen Menü a la carte, genau wie im Restaurant! Das ist intellektuelle Dummheit. Es liegt an uns Männern und Frauen, diese Volksaufstände zu ideologisieren.

Aber in einem Punkt können wir sicher sein: diese Revolutionen sind geladen vom Panarabismus, vom Antiimperialismus und vom Antizionismus. Und das ist doch nicht wenig.

Es gibt einen arabischen Volksaufstand. Der Ruf an uns heißt, diese Volksaufstände zu unterstützen. Und der Fall Libyen ist kein Konstrukt des US-Imperiums und des Zionismus! Das ist eine wirkliche Volksrevolution. Sie ist gerecht, würdig eines Volkes, welches gegen einen Tyrannen rebelliert. Und wir sollten uns im klaren sein, dass Gaddafi ein falscher Antiimperialist ist.

Dass nun auf dem Weg dieser Entwicklungen alle Arten von störenden Agenten diese Aufstandsbewegungen unterwandern, ist doch nicht neu.

Dass die Armutsausmaße in Libyen nicht so schlimm sind wie in Ägypten, ist kein Argument, um am sozialen Aufschrei des libyschen Volkes zu zweifeln.

Logischerweise sind nicht alle Szenarien gleich. Sie können nicht gleich sein. Da existieren eigene Merkmale. Wir sind keine monolithischen Völker. Aber der Aufschrei nach Veränderung ist unterschwellig vorhanden. Und wir müssen ihm durch unsere Massenarbeit eine sozialistische Richtung geben, denn dies ist eine goldene Gelegenheit dazu.

Für uns linksgerichtete Kräfte ist es nicht konsequent, die agyptische und tunesische Rebellion zu verinnerlichen und den Volksaufstand Libyens herabzuwürdigen. Dies hieße, dass einige Diktaturen fallen sollen und andere nicht.

Die Solidarität gebührt meinem libyschen arabischen Volk und nicht dem falschen Antiimperialisten, welcher einst die palästinensischen Flüchtlinge 1995 aus Libyen auswies. Wochenlang waren sie in Zelten zwischen der Grenze Lybiens und Ägyptens verblieben oder harrten in anderen Fällen in internationalen Gewässern aus, denn niemand wollte sie aufnehmen und so mußten sie nach Libyen zurückkehren. Ohne jetzt vergessen zu wollen, dass Gaddafi anfänglich gewaltig was für die palästinensische Sache leistete.

MILITÄRISCHE INTERVENTION AUS DEM AUSLAND

WIR KÖNNEN NÜTZLICHE IDIOTEN SEIN

Die deutliche Gefahr des Volksaufstandes im Fall Libyens besteht darin, dass die Kräfte des US-Imperiums die Gelegenheit als perfekt ansehen, um über das begehrte libysche Erdöl herzufallen und das Wesen des Volksaufstandes verloren gehen würde, indem der Volksaufstand dann in einen Kampf zwischen Gaddafi und den US-imperialen Kräften übergehen würde.

Ein Bürgerkrieg steht vor den Toren dieses Aufstands, vermeidbar nur durch einen Rücktritt von Gaddafi. Obwohl ein Bürgerkrieg für die USA bei ihrem Plan für den Mittleren Osten von Nutzen ist, d.h. dem Zerstückeln der territorialen Unantastbarkeit dienlich wäre, wie sie es in Irak zu tun bestrebt sind und bereits in Sudan zur Tatsache werden ließen. Und Libyen ist eine verlockende Perle mit seiner großen territorialen Ausdehnung, reich an leichtem Erdöl und in einer ausgezeichneten Lage am Mittelmeer.

LIBYENS KAMPF RICHTET SICH GEGEN ZWEI GEGNER:

GADDAFI UND DIE AUSLÄNDISCHE INVASION

Für das libysche Volk hat sich die Situation schon mal festgefahren. Denn es muß gegen Gaddafi und gegen die militärische Invasion ankämpfen. Gaddafi wird seinen Nichtrücktritt rechtfertigen, indem er die ausländische Invasion als Zuflucht nimmt. Ihrerseits will die ausländische Invasion das libysche Volk spalten.

VON MENSCHENRECHTEN FASELNDE KANNIBALEN

Diese euro-amerikanische militärische Invasion gegen Libyen zwecks Einnahme seines Erdöls und Aufteilung seines Territoriums muß von einer überzeugenden Lüge begleitet werden. Im Fall von Irak diente dafür die Sicherheit, die Angst vor Massenvernichtungswaffen. Aber jetzt wird an die Charta der Menschenrechte appelliert, auf Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verwiesen. Aber dieses Gefasel kann nur vorübergehend wirken. Es gibt keine spezifischen Bilder mit Bombardements. So dass dies alles eine große Erfindung sein kann.

Jetzt sehen wir, wie sich der gesamte Apparat im Fall Libyens bewegt. Aber wegen des wirklichen Kannibalismus in Afghanistan, Irak, Palästina, dem Libanon gibt es keinerlei Aktionen. Das ist nichts weiter als der Bruch der internationalen Politik und pure Mafia.

EIN AUFRUF IN VENEZUELA

Der bedauerliche Fakt einer militärischen Invasion in Libyen ist kein Grund dafür, sich mit dem Usurpator Gaddafi zu verbünden und zugleich das Wesen der Rebellion als Volksaufstand und Teil der arabischen Volksaufstände zu bestreiten.

Diese Rebellionen sind der Weg zur Befreiung von Palästina. Und zwar von der Basis in den Völkern aus. Nicht vom Hängen an einer Person.

Anmerkungen:

** http://de.wikipedia.org/wiki/Manich%C3%A4ismus

Hervorhebungen der Zwischenüberschriften durch die Redaktion.

Quelle:

http://www.tribuna-popular.org/

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