Katholische Kirche hilft offenbar mit und kassiert
Quelle Freace
Am Dienstag strahlte die britische BBC einen Bericht[1] mit dem Titel „Guinea Pig Kids“ („Kinder-Versuchskaninchen“) aus, der belegt, daß HIV-positive Kinder in Kinderheimen in New York benutzt werden, um bisher unerprobte Medikamente zu testen.
Weder die Eltern noch die Vormünde der Kinder wußten von diesen Experimenten, geschweige denn, daß sie diesen zugestimmt hätten. Das jüngste der Kinder war erst drei Monate alt.
Jacklyn Hoerger hat in einem solchen Heim gearbeitet und war für die Verabreichung von Medikamenten an die Kinder zuständig. Allerdings wußte sie nicht, daß es sich um unerforschte Chemikalien handelte und daß diese hochgiftig waren.
„Man hatte uns gesagt, daß wenn sie sich übergeben würden, wenn sie ihre Fähigkeit zu gehen verlieren würden, wenn sie Durchfall hätten, wenn sie sterben würden, daß all dies aufgrund der HIV-Infektion sein würde“, sagte sie.
Tatsächlich erkrankten die Kinder an den ihnen verabreichten Chemikalien.
Auf Anfrage der BBC sagte die Sprecherin der „Alliance for Human Rights Protection“ („Allianz zum Schutz der Menschenrechte“), Vera Sherav: „Sie haben diese höchst experimentellen Medikamente getestet. Warum haben sie die Kinder nicht mit der derzeit bestmöglichen Behandlungsmethode versorgt? Das ist die Frage, die wir haben. Warum haben sie sie dem Risiko und den Schmerzen ausgesetzt, da sie hilflos waren? Hätten sie diese Experimente mit ihren eigenen Kindern durchgeführt? Das bezweifle ich.“
Insbesondere die Tatsache, daß für diese Experimente nicht zufällig Opfer ausgewählt wurden, sondern offenbar systematisch Kinder in Kinderheimen - also die wehrlosesten aller möglichen Opfer - gesucht und benutzt wurden, verleiht diesen Experimenten ein fast unfaßbares Ausmaß.
Über 23.000 Kinder leben in New York in solchen Pflegeheimen, die überwiegend von religiösen Organisationen im Auftrag der Stadt betrieben werden. Fast 99 Prozent der Kinder sind schwarz oder von lateinamerikanischer Abstammung.
Diese Kinder werden offenbar seit über 10 Jahren für medizinische Experimente benutzt.
Der städtische Auftraggeber der Heime ist die „Administration for Children's Services“ (AMS, „Verwaltung der Dienste für Kinder“). Diese Behörde hatte in den 90er Jahren von dem damaligen New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani weitreichende Befugnisse erhalten. Innerhalb kürzester Zeit waren tausende Kinder in Pflegeheime untergebracht worden.
„Sie sind absolut außer Kontrolle“, sagte der Anwalt für Familienrecht David Lansner. „Ich habe viele ACS-Sachbearbeiter gehabt, die mir gesagt haben: ‚Wir sind die ACS, wir können tun, was immer wir wollen' und normalerweise kommen sie damit durch“, so Lansner. Nachdem sie die Kinder in Heimen untergebracht hatte, übernahm die ACS statt der Eltern die vollständige Verantwortung über sie und konnte mit ihnen tun, was immer sie wollte.
Eines der Heime in die HIV-positive Kinder gebracht wurden war das Incarnation Children's Center, ein großes, aufwendig renoviertes Gebäude aus roten Ziegeln im Stadtteil Harlem, das der katholischen Kirche gehört. Anfragen der BBC wurden an ein PR-Unternehmen im teuren Stadtteil Manhattan verwiesen, das seinerseits Aussagen über Vorgänge innerhalb des Heims verweigerte.
Dr. David Rasnick von der Universität von Berkeley, der international für seine Arbeiten zu zahlreichen Krankheiten bekannt ist, ließ keinen Zweifel an den Auswirkungen der Experimente.
„Wir reden über ernste, ernste Nebenwirkungen. Diesen Kindern wird es absolut elend gehen. Sie werden Krämpfe und Durchfall haben und ihre Gelenke werden anschwellen. Sie werden sich auf dem Boden herumwälzen und man kann sie nicht anfassen“, so Rasnick.
Die verabreichten Chemikalien, die von mehreren großen Arzeimittelherstellern, darunter Glaxo SmithKline, stammten, bezeichnete er als „tödlich“. Auf Anfrage sagte Glaxo SmithKline, derartige Versuche müßten hohe Standards haben und örtliche Gesetze strikt befolgen.
Die Auffassung dieser Bedingungen in dem Incarnation-Heim ist offensichtlich mehr als ungewöhnlich. Nicht nur, daß weder die Kinder noch deren Eltern von den Experimenten erfuhren, Kindern, die sich weigerten, die Chemikalien einzunehmen, wurden diese durch eine Magensonde verabreicht.
Aber auch die ACS war offenbar daran interessiert, daß die Experimente fortgesetzt wurden.
Jacklyn Hoerger hatte zwei Kinder aus dem Heim, wo sie arbeitete zu sich in Pflege genommen und plante, sie zu adoptieren.
„Es war ein Samstagmorgen und sie waren einige Male unangekündigt gekommen“, erzählte sie. „Also bat ich sie herein als ich die Tür öffnete und sie sagten, es sei kein schöner Besuch. Zu dem Zeitpunkt sagten sie mir, daß sie die Kinder wegnehmen würden. Ich stand unter Schock.“
Zuvor hatte die gelernte Krankenschwester aufgehört, den kindern die Chemikalien zu verabreichen, was zu einem umgehenden Aufschwung ihrer Gesundheit und ihrer Fröhlichkeit geführt hatte. Vor Gericht wurde sie allerdings der Kindesmißhandlung angeklagt und sie durfte die Kinder seitdem nicht mehr sehen.
In der Sendung wurden weitere Fälle wie der von Jacklyn Hoerger als auch der Bericht eines Kindes, daß an den Experimenten teilnehmen mußte, gezeigt. Der Sendung zufolge handelt es sich bei dem Incarnation-Heim nicht um einen Einzelfall und die Experimente werden auch jetzt noch fortgesetzt.
Nachtrag: NDR Niedersachsen strahlt die deutsche Fassung der Sendung am 14.12.2004 um 04:15 Uhr und um 05:15 unter dem Titel „Kinder als Versuchskaninchen“ aus
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