Dienstag, 8. Juni 2021
Nichts und Niemand ist vergessen
04.06.21
Am 2. Juni 1967 wurde Ohnesorg in Berlin durch einen Polizisten von hinten ermordet. Durch seinen gewaltsamen Tod während einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs von Persien wurde er deutschlandweit bekannt.
Gestützt auf die USA und auch mit deutschen Waffen unterdrückte der Schah das iranische Volk, seitdem 1953 mit Hilfe des US-Geheimdienstes CIA der auch von der Kommunistischen Partei des Iran unterstützte fortschrittliche Ministerpräsident Mossadegh gestürzt worden war.
Für den 2. Juni, an dem der Schah die Berliner Oper besuchte, hatte der Sozialistische Studentenverband (SDS) zu einer Demonstration aufgerufen.
Mehrere Tausend erinnerten mit Sprechchören an den im März desselben Jahres verstorbenen Mossadegh und sahen sich plötzlich von Prügelattacken iranischer Geheimdienstleute bedroht, die unter den Augen der deutschen Polizei und mit ihrer Hilfe mit Schlagringen und Dachlatten auf sie einstürmten.
Der Student Benno Ohnesorg, der einem Opfer der Polizeigewalt zu Hilfe eilen wollte, wurde in einem Hinterhof zusammengeschlagen und anschließend von hinten erschossen – der Täter war der Polizist Karl-Heinz Kurras.
Vor Gericht wurde Kurras später freigesprochen und ihm wurde „Notwehr“ bescheinigt. 2009 wurde bekannt, dass er sich aus Geldgier in den 1950er Jahren als Stasispitzel in der Berliner Polizei hatte anwerben lassen.
Ohnesorg starb, nachdem Polizisten einem Mediziner das Leisten von Erster Hilfe für ihn verweigert hatten, wahrscheinlich beim Transport in ein West-Berliner Krankenhaus. Als Todesursache im Totenschein gab ein Arzt auf Weisung des Chefarztes eine „Schädelverletzung durch Gewalteinwirkung mit einem stumpfen Gegenstand“ an.
Bei der Obduktion Ohnesorgs am folgenden Vormittag stellte der zuständige Arzt fest,
dass man die tödliche Kugel im Gehirn belassen, jedoch das Schädelstück mit dem Einschussloch herausgesägt und die Haut darüber zugenäht hatte. Eine sofort eingeleitete Suche nach dem Schädelstück blieb ergebnislos.
Kurras durfte entgegen der damaligen Strafprozessordnung noch in der Nacht Ohnesorgs Leiche besichtigen. Im Blick auf die Hämatome des Getöteten erklärte er, dieser müsse angesichts der erhaltenen Prügel „ein ganz Schlimmer“ gewesen sein.
In den folgenden Strafprozessen wurde Kurras trotz Widerlegung der von ihm behaupteten Notwehrsituation vom Verdacht der fahrlässigen Tötung freigesprochen.
Ohnesorgs Erschießung trug zur Ausbreitung und Radikalisierung der westdeutschen Studentenbewegung der 1960er Jahre bei.
Auch die später gegründeten Rote Armee Fraktion (RAF) und Bewegung 2. Juni bezogen sich auf diese Tat.
Die Bluttat löste 1967 erheblichen Widerstand aus und warf ein grelles Licht auf den wahren Charakter des imperialistischen Staates, der zu dieser Zeit die gegen die Volksmassen gerichteten Notstandsgesetze zur Unterdrückung innerer Unruhen vorbereitete.
Wegen illegalem Waffenbesitz wurde Kurras nach seiner Pensionierung wiederholt verurteilt – für den brutalen Mord an Ohnesorg ist er bis zu seinem Tod 2015 nicht zur Rechenschaft gezogen worden.
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