Freitag, 31. März 2023
Interview zu den Folgen des Erdbebens in Syrien
Wir veröffentlichen hier ein Interview mit einem Geflüchteten aus Syrien über das Erdbeben und seine Folgen. Wir hoffen, dass wir mit diesem Interview einen kleinen Beitrag dazu leisten den Unterdrückten eine Stimme und den Lesern einen näheren Einblick in die Situation in Syrien zu geben.
F: Was kannst du im Allgemeinen zu dem Erdbeben und der aktuellen Situation in Syrien sagen:
A: Am Anfang war die Situation sehr grausam und schlimm. Viele Menschen waren unter den Gebäuden die eingestürzt sind und die meisten Menschen die diese schlimme Situation getroffen hat, waren arme Menschen.
Zu Beginn war es sehr schwer, Hilfe zu organisieren. Nach 11 Jahren Krieg ist das Land sehr mitgenommen. Es mangelt überall an Mitteln.
Die Syrer haben eigentlich mehr als genug Schwierigkeiten. So etwas war das Letzte an das man da denkt. Die ersten Stunden nach dem Erdbeben konnte nichts unternommen werden weil es nicht genug Diesel für die großen Bagger und Baumaschinen gab, daher mussten die Menschen die nicht unter den Gebäuden waren versuchen, mit ihren bloßen Händen den anderen Menschen zu helfen. Aber leider konnten diese nicht viel gegen große Betonstücke ausrichten.
Nach einem Erdbeben soll man eigentlich sehr schnell arbeiten. Die schnelle Arbeit ist wichtig um den Menschen zu helfen. Es ist sehr wichtig, weil man kann wirklich sehr vielen helfen aber die Amerikaner haben verhindert, dass Diesel und Benzin ankommen.
Ein besonderes Problem ist dabei auch, dass die rohstoffreichen Gebiete in Nordsyrien liegen wo die Yankees Einfluss haben. Diese Rohstoffe fehlen im ganzen Land.
Vor allem in Idlib ist die Situation sehr schlimm. Seit elf Jahren gab es dort keine öffentliche Verwaltung. Viele Menschen haben schnell ihre Gebäude gebaut, ohne Kontrollen und sie haben sich dabei nicht an Bauregeln gehalten. Darum sind auch besonders viele Gebäude dort eingestürzt. Dort gab es auch einen öffentlichen Skandal. Die UNO hat Zelte nach Idlib geschickt und den Leuten wurde von den Dschihadisten, die das Gebiet kontrollieren, gesagt, wer sein Zelt verkaufen will dem kaufen sie es für wenig Geld ab. Das war nach dem ersten Erdbeben und viele haben danach erst ihre Häuser verloren als sie ihre Zelte bereits verkauft hatten. Als sie dann ohne Haus und ohne Zelt da standen, sollten sie die Zelte für ein vielfaches zurückkaufen.
In Nordsyrien gibt es Gebiete wo sehr viele Kurden leben. Einige dieser Gebiete rund um Afrin wurden von Milizen, die mit Erdogan zusammenarbeiten besetzt. Die Situation ist auch dort sehr schlimm. Die Milizen sind dort nicht mehr als Räuber und Verbrecher. Sie sind auch Fundamentalisten. Sie berufen sich auf die Religion aber sie versuchen, Erdogans Pläne umzusetzen.
Personen die in Afrin leben haben erzählt, dass die Milizen nach dem Erdbeben die Menschen einfach unter den Trümmern ließen, während sie die Ruinen ihrer Häuser und Geschäfte plünderten.
Die Menschen dort haben keine Hilfsmittel bekommen.
F: Du hast Familie in Syrien, wie kannst du diese aktuell unterstützen:
A: Alles was man tun kann ist Geld nach Syrien zu schicken. Die Menschen dort brauchen dringend Geld, Hilfsmittel, Medikamente, Kleidung, Erdgas und Öl. Das muss durch große Organisationen bereitgestellt werden, denn die einzelnen Personen können nur kleine Hilfe schicken. Bei einer solchen Katastrophe können die einzelnen Personen nicht so viel machen. Man kann den Familien für ein bis zwei Monate helfen zu leben, aber sonst nichts. Und die Situation ist schlimm, tausende haben ihre Wohnungen verloren.
Vor dem Erdbeben gab es Möglichkeiten, dass man irgendwie schwarz Geld zu seiner Familie schickt weil die Regierungen in Europa und vielen Ländern es verhindern, dass man es über offizielle Wege macht.
Am Anfang des Erdbebens konnte man noch ein bisschen Geld schicken, aber die Preise dafür sind enorm in die Höhe geschossen. Um hundert Euro zu schicken, soll man mittlerweile 20 Euro zahlen. Vorher waren es sieben.
In sozialen Medien haben viele Menschen Videos veröffentlicht und erklärt, dass viele Leute die einen Geldtransfer nach Syrien anbieten nur Räuber sind.
Letztens habe ich ein Video gesehen wo eine Frau erzählt hat, dass sie 300 Euro zu ihrer Familie schicken wollte und 75 Euro kosten an diese Händler bezahlte. Aber die Händler haben ihr ganzes Geld geklaut. Sie haben nichts davon an die Familie geschickt und es gab viele solcher Fälle wo Händler kein Geld nach Syrien geschickt haben. Da diese Transfers jedoch nicht erlaubt sind kann man dagegen nichts tun.
Es gibt Organisationen die Geld sammeln, aber man weiß nicht wie viel Geld sie bekommen und wie viel Geld tatsächlich da ankommt, wo es hinsoll.
F: Wie beurteilst du es, dass nach der Katastrophe dennoch die Sanktionen gegen Syrien weiter aufrecht erhalten wurden?
A: Natürlich ist es egal wo die Menschen leben und sie sind nicht daran Schuld, wer ihr Zuhause kontrolliert, aber es ist komisch wie die Imperialisten über die Menschenrechte und Demokratie sprechen aber gleichzeitig Unterstützung immer nur an die Kräfte geben, die nach ihrer Pfeife tanzen.
Die westlichen Regierungen wollen keine Hilfe dahin schicken wo das Regime ist, weil sie Assad schwächen wollen. Sie wollen Syrien destabilisieren, damit sie ihre Interessen durchsetzen können. Wenn diese Regierungen und generell Kapitalisten über die Menschenrechte reden, dann ist es Unsinn.
Für ihre Interessen wollen sie das Regime schwächen. Aber sie bestrafen auch die Menschen die dort leben. Die Menschen haben keinen Wert für sie, Hauptsache sie können ihre Ziele erreichen. Dabei ist ihnen egal ob die Menschen dort sterben oder leiden, das ist ihnen nicht wichtig.
Sie verhindern, dass die Babys in Syrien Milch bekommen, sie verhindern, dass die kranken Menschen Medikamente bekommen und gleichzeitig reden sie über Menschenrechte oder Freiheit und Demokratie.
F: Nun wurden die Sanktionen in einigen Ländern etwas gelockert. Wie beurteilst du das?:
A: Sie haben die Situation etwas gelockert, aber die Länder die vor allem Hilfsmittel, Medikamente und Kleidung nach Syrien gesendet haben, haben die Sanktionen einfach von vornherein ignoriert.
Die Lockerungen sind vor allem für die Nachrichten in den Medien. Sie sind für die Menschen in Europa und Amerika bestimmt. Die Regierungen dort sind in einer schwierigen Situation, denn sie reden über Menschenrechte aber blockieren andere Länder während einer solchen Situation.
Sie haben die Situation nun etwas gelockert, aber in Wirklichkeit ist nichts passiert. Sie taten das weil es viele Nachrichten davon gab, wie groß das Elend in allen Gebieten ist. Viele Menschen aus meinem Umfeld haben das mitbekommen und mich gefragt, wie sie helfen können.
Es geht vor allem um Propaganda.
Hilfsorganisationen können nun zwar einfacher von diesen Ländern aus humanitäre Güter und Dienste senden, aber Syrien kann immer noch nicht die Materialien die dringend benötigt werden selbstständig kaufen.
F: Was denkst du wie der Umgang mit solchen Katastrophen in einer sozialistischen Gesellschaft wäre, in der die Arbeiter die Macht haben?
Die Situation wäre auf jeden Fall nicht so schlimm wie jetzt. Natürlich, das Erdbeben ist eine Naturkatastrophe. Wir können so etwas nicht verhindern. Aber wir können verhindern, dass die Menschen ohne Hilfe unter den großen Betonstücken sterben. Der Staat ist verantwortlich dafür den Menschen zu helfen und alternative Wohnungen zu bauen und er ist dafür Verantwortlich, dass niemand auf der Straße oder dem Friedhof schlafen muss. Viele schlafen nun auf der Straße weil sie nirgendwo hin können. Die syrische Regierung gibt ihnen nun Essen, aber das reicht nicht. Dabei sollte der Staat eigentlich dafür verantwortlich sein, dass diejenigen die ihre Wohnung verloren haben eine andere Wohnung bekommen.
Der Staat ist auch dafür verantwortlich, dass alle Gebäude richtig gebaut werden, ohne dass private Firmen, die nur an den Gewinn denken zu Lasten der Menschen pfuschen dürfen.
Die Firmen dort haben schlechte Gebäude gebaut und die Folgen davon sieht man nun.
Der Staat ist auch dafür verantwortlich, dass die kranken und verletzten Menschen in einem richtigen Krankenhaus behandelt werden.
Das ist jetzt nicht der Fall. Es gibt ein paar staatliche Krankenhäuser, aber nicht genug.
Der Staat sollte den Menschen helfen so dass sie nicht nur Essen und eine Decke haben sondern dass sie tatsächlich wie Menschen leben können.
In der kapitalistischen Gesellschaft ist es nicht möglich, das der Staat dafür sorgt, dass der Mensch mit Würde Leben kann. Hier zählt nur der Profit.
In einer kapitalistischen Gesellschaft haben wir keinen Wert, unser Wert wird durch unser Konsumverhalten bestimmt.
Wir haben einen Wert, wenn sie uns ausbeuten können. Zahlen wir unsere Steuern und verbrauchen Produkte haben wir einen Wert. Wenn wir nicht mehr produzieren und die Kapitalisten uns nicht mehr ausbeuten können, sind wir ihnen nicht wichtig.
In einer sozialistischen Gesellschaft wäre das anders. Dort ginge es nicht um die Interessen von wenigen sondern um das Wohl aller,. Man würde alles tun, um die Probleme der Menschen schnell zu losen.
Man sollte also für den Kommunismus kämpfen. Es ist so wie Karl Marx gesagt hat: „Wir haben nichts zu verlieren als unsere Ketten.“
Geschrieben von ruko
27. März 2023
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