Sonntag, 5. Februar 2012

Gentechnik-Seilschaften: Newsletter am 2.2.2012

************www.biotech-seilschaften.de.vu**************
DARF GERNE WEITERGELEITET WERDEN ... GANZ ODER TEXTWEISE
*************Verfasst von: Jörg Bergstedt***************


Hallo!
herausragendes Thema dieses Newsletters ist die erste Abschätzung
einer Lage an den Feldern. Denn mit der Absage der BASF an eine
weitere Gentechnikentwicklung in und für Europa verschiebt sich
einiges. Es sind nicht nur die Aktivitäten hier möglicherweise weg
(Daumen drücken für einen kräftigen Widerstand in den USA bzw., wo
es geht, mithelfen!), sondern auch die Gelder. Das könnte die
dubiosen Firmengeflechte vor allem an den Standorten
AgroBioTechnikum und Schaugarten Üplingen treffen.

Was sagt das bisherige Standortregister bzw. das Voranmelderegister?
- Etliche MON810 sind schon angemeldet, aber das ist meist eher
Propaganda. Die Pflanze ist verboten und es ist eher nicht besonders
wahrscheinlich, dass sich das rechtzeitig ändert.
- Monsanto kann in Nienburg/Saale und auf den Versuchsflächen von
Sagerheide (nahe dem AgroBioTechnikum) je 5000qm Rüben anbauen (bis
2013 genehmigt)
- Pioneer kann 7 ha gv-Mais in Zabeltitz, Üplingen und/oder
Sagerheide anbauen
- Die Uni Rostock kann nochmal probieren, ihre Kartoffeln und ihren
Weizen in Sagerheide und/oder Üplingen auszupflanzen, außerdem die
Petunie in Sagerheide
- Neu beantragt hat die rührige Uni Rostock neue Versuche mit Tabak
für Mecklenburg-Vorpommern und Sachen-Anhalt angemeldet (ein Schelm,
wer jetzt an Sagerheide und Üplingen denkt ...). Vorzucht soll in
Gewächshäusern geschehen. Das war wohl auch in 2011 schon geplant.
- Wie 2011 war ein Versuch mit Pferden für Grabow (OT Heidehof)
beantragt. 2011 kam es dazu nicht. Für 2012 meldeten Zeitungen
inzwischen auch, dass er zurückgezogen sei. Bislang ist wenig
bekannt, was eigentlich dahinter steckt ...
- Die KWS kann es auch nicht lassen und hat (Überraschung ...) mal
wieder Rüben für Wetze und Üplingen angemeldet (gleich bis 2018)


Beste Grüße aus der Projektwerkstatt in gerade mal nicht nur
politisch kalten Deutschland ... Jörg B.

P.S. Der Monsanto-auf-Deutsch-Vortrag auf der Grünen Woche war ganz
nett - so zwischen etwas inhaltsleeren Kochshows mit
Bundestagsabgeordneten und Bewegungsspielchen. Ansonsten hat mich
die Messe erwartungsgemäß ziemlich angewidert. Da leben aber
irgendwie alle von ihren Seilschaften in die Ministerien hinein: In
der Halle vom Bauernverband-Chemieindustrie-Lobbyverband FNL
postierte sich das Bildungsministerium und alle gaben gleich dem
Herrn Harnisch (das ist die Ein-Mann-Demo aus Üplingen) eine
Plattform, unbedarfte LehrerInnen für das Grüne Labor von
Gatersleben zu begeistern. In der Biomarkt-Halle sah das so viel
anders aber nicht aus - da ist auch alles, jeder Flyer, irgendwie
vom Ministerium finanziert, alle kennen sich gut usw. Irgendwie ist
das nicht meine Welt und, so denke ich, auch nicht mehr die
geeignete Basis für unabhängige, politische Aktion. Naja, den
politischen Farbtupfer des Tages konnte ich dann absetzen und habe
auch einige nette und einige interessante Leute kennengelernt
(manche waren sogar beides :-)


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NEUES AUS DEN SEILSCHAFTEN

Der nächste InnoPlanta-Preisträger: Edgar L. Gärtner?
Wer es schafft, Texte voll triefender Ideologie zu verfassen und
dabei noch der anderen Seite genau das vorzuwerfen (ohne deren
Argumente überhaupt zur Kenntnis zu nehmen), ist Kandidat für den
absurdesten Preis in der Agro-Gentechnik: Den Journalistenpreis des
Lobbyverbandes InnoPlanta. 2009 erhielt den beim ersten Mal Thomas
Deichmann, der mit unfassbaren Dummheiten wie der Absage an einen
gleichbleibenden Meeresspiegel und platter Werbung für die
Atomenergie in der Tageszeitung "Die Welt" und andernorts auffiel.
Ein Jahr später erhielt den Preis ein sehr ähnlich schreibender
Kollege, nämlich Michael Miersch. 2011 nannte ZEIT-Redakteur Andreas
Senkter Feldbefreiungen "Terror" - das war den Preis wert. Und 2012?
Hier kommt ein Vorschlag, der auch an die ersten beiden Preisträger
anknüpft, denn die hatten noch etwas Weiteres gemeinsam - sie waren
ehemals Aktivisten in linken bzw. Ökogruppen. Das würde auch auf
diesen Vorschlag zutreffen: Edgar L. Gärtner. Er war Macher der
"Ökologischen Briefe" (zusammen mit Ex-DKP- und -Ökotest-Chef
Räuschel), dann Chefredakteur des WWF-Journals und rutschte dann
(wie so viele) immer mehr in die Arme der (zahlenden) Industrie.
Heute betreibt er www.gaertner-online.de, eine platt-ideologische
Kampfplattform für totalen Marktliberalismus. Und hetzt gegen die
GentechnikkritikerInnen. Um den schon bestehenden Reigen an
Plattitüden zu erweitern, nannte er diese jetzt "kindisch" und
befand, dass es "ethisch geboten" sei, die Gentechnik zu nutzen.
Seine Texte veröffentlicht er gerne in "eigentümlich frei", einer
rechtslastigen Zeitung, die auch ansonsten versucht, die Thesen
ziemlich wirrer Leute zu verbreiten, z.B. Thilo Sarrazins.
Also: InnoPlanta-Preis 2012 für Edgar Gärtner. Er steht für alles
Dumme, was diesen Preis so einzigartig macht!

Neues zum Schaugarten Üplingen
Da direkt vor Ort dauerhafte InformantInnen fehlen, wissen wir grad
nicht, wie es am Ort aussieht - wahrscheinlich kalt und winterlich.
Der Gentechnikstreichelzoo wird ja jeden Herbst komplett
zusammengeschoben und entsorgt - um dann im Frühjahr wieder neu
aufgebaut zu werden. Die beiden HauptdrahtzieherInnen Kerstin
Schmidt und Uwe Schrader hatten 2009 ja eine Klage angezettelt, um
die Kritik an den Gentechnikseilschaften, die sie ja zentral auch
betraf, verbieten zu lassen. Das ging gründlich schief - ein Jahr
später durften sie, nun gerichtsgeprüft, als Mafia, profitorientiert
und rücksichtslos bezeichnet werden. Sie würden Gelder veruntreuen
und bei Fördermitteln betrügen. Die beiden waren darüber sicherlich
nicht besonders glücklich, sondern zogen mit Unterstützung vom
Ex-FDP-Wirtschaftsminister in Sachsen-Anhalt, vors
Verfassungsgericht. Da "gewannen" sie nun - aber so, wie es ihnen
wohl nicht gefallen dürfte. Das höchste deutsche Gericht stellte
nämlich fest, das das bisherige Urteil aufgehoben werden müsse, da
der Vorwurf des Betruges genauer untersucht werden müsse als bisher.
Das aber dürften Schmidt und Schrader eher fürchten. Bisher werden
sie mit ihren offensichtlichen Betrügereien nämlich von Geldgebern,
Rechnungshöfen und Staatsanwaltschaften gedeckt. Sollte ein
Zivilgericht nun feststellen, dass sie als BetrügerInnen bezeichnet
werden dürfen, weil sie welche sind - was machen die
Staatsanwaltschaften dann? Zu allem anderen stellte das
Bundesverfassungsgericht fest: Es muss nicht neu verhandelt werden -
Mafia, rücksichtslos, profitorientiert, Filz, Seilschaften ... all
das darf gesagt werden.
Was gibt es noch Neues aus den rücksichtlosen, profitorientierten ...:
Interessant könnte werden, dass die Grünen im Sachsen-Anhaltinischen
Landtag am 3.1. Fragen an die Landesregierung gestellt haben - wir
hatten bei der Formulierung kräftig mitgeholfen. Zu finden ist das
Originaldokument mit den Fragen unter
www.landtag.sachsen-anhalt.de/intra/landtag3/ltpapier/drs/6/d7310gkl_6.pdf.
Wir warten gespannt auf die Antworten ...
Anhängig sind immer mehr Ermittlungs- und Gerichtsverfahren.
Neuerdings wird auch gegen den Anmelder der letztjährigen Demo gegen
das InnoPlanta-Forum ermittelt. Zudem übertreffen sich die
gentechnikgeilen Justizbehörden in Sachsen-Anhalt mit wilden
Spekulationen zu möglichen TäterInnen der erfolgreichen
Feldbefreiung im Juli 2011. Neben mir waren noch TeilnehmerInnen der
Bauernsternfahrt im Visier. Begründung in allen Fällen: Keine.
Der erste Prozesstermin steht jetzt fest: 29.2.2012 am Amtsgericht
Oschersleben. Angeklagt ist eine Lehrerin aus der Nähe von Lindau.
Ihr "Verbrechen": Spaziergehen auf einem Weg, dessen Betreten durch
ein Schild extra erlaubt wurde. Der gentechnikgeilen Justiz von
Sachsen-Anhalt war das egal: Anklage, Strafbefehl und jetzt ein
Verfahren. 13.45 Uhr soll es dort losgehen - Protest sollte
rundherum zeigen, was mensch von solchen Gefälligkeitsverfolgungen hält!
Inzwischen wird schon für das nächste InnoPlanta-Forum mobilisiert,
damit es eine größere, entschlossene und bunte Protestkultur im Dorf
geht - und wir symbolisch oder tatsächlich die Seilschaften nach
Hause schicken. Stattfinden wird es wahrscheinlich wieder am ersten
Montag/Dienstag im September.
Infoseite bleibt www.biogeldfarm.de.vu - dort gibt es auch eine
Mitmachliste zum Auslegen und Ausfüllen.


Agrarminister Gert Lindemann will ein hannoversches
Gentechnik-Schulprojekt auf ganz Niedersachsen ausweiten
Erst im Dezember hatte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert
Lindemann (CDU) angekündigt, ein Lernprojekt zur sogenannten Grünen
Gentechnik an Schulen in Hannover auch in diesem Jahr 2012
fortzusetzen. Jetzt bereitet er gar die Ausweitung aufs ganze Land
vor - aus "HannoverGen" soll "NiedersachsenGen" werden.
Durch biotechnologische Experimente sollen SchülerInnen laut
Lindemann "zu einer eigenen Sichtweise" der Agrogentechnik kommen.
6.000 SchülerInnen haben die "HannoverGen"-Labore an vier Schulen in
der Region Hannover seit Projektbeginn 2008 besucht. Die Versuche
sollen sie "in die Lage versetzen, sich selbst ein Urteil sowohl
über Nutzen als auch Risiken zu bilden", so Lindemann.
Eben das bezweifelt der Grünen-Agrarpolitiker Christian Meyer. Er
nennt es einen "Skandal, dieses Projekt der Genlobby fortzusetzen"
und warnt "dringend" vor einer Ausweitung. "Das klare Ziel ist", so
Meyer, "Propaganda für genmanipulierte Lebensmittel zu machen."
Mehr in der taz vom 19.1.2012: www.taz.de/!86005/


Detlef Bartsch als Nachfolger von Hans-Jörg Buhk
Mündlich aus gut unterrichteten Kreisen haben wir erfahren, dass
Detlev Bartsch nun auch offiziell Gentechnik des BVL ist. Er ist
damit Nachfolger von Buhk. Die Personalentscheidung zeigt: Es soll
sich nichts ändern. Die 100%-Genehmigungsquote soll weitergehen. Das
ist politisch gewollt. Zuständige Ministerin: Ilse Aigner.


Neues zum AgroBioTechnikum (bei Rostock)
Der (schon nach 6 Jahren baufällige) Laden wird wieder mit
Staatsgeldern vollgepumpt - über eine halbe Millionen aus
Steuergeldern wurden aus der Hüfte heraus zugesagt. Am 1.2. 2012
stand in der Ostseezeitung Seite 15 folgender Artikel: "Sanitz: Geld
fürs Biotechnikum aus Schwerin Sanitz - Das Innenministerium des
Landes wird die Gemeinde Sanitz bei der Sanierung des
Agrobiotechnikums in Groß Lüsewitz unterstützen. Das hat gestern
Joachim Hünecke, Bürgermeister in Sanitz, mitgeteilt. Aus Schwerin
werden 242 000 EURO für die Reparatur kommen, sagte der
Verwaltungschef, der sich in vielen Gesprächen in Schwerin dafür
eingesetzt hatte, dass die Gemeinde unterstützt wird. Im Sommer des
vergangenen Jahres waren nach den schweren Niederschlägen
Feuchtigkeitsschäden an dem Gebäude entdeckt worden. Bereits im
September des vergangenen Jahres hatte die Gemeinde beschlossen 300
000 Euro für die erste Sanierungsphase bereitzustellen."



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WEITERE NACHRICHTEN ZUM THEMA

"Wir sind gut ins Jahr gestartet", freute sich Monsanto-Boss Hugh
Grant. Besonders in Lateinamerika sei die Nachfrage groß gewesen.
Die dortigen Bauern hätten mehr Saatgut und Unkrautvernichter
abgenommen, erklärte Grant. (Zitat boerse.ARD.de)
Wie war das noch? Agrogentechnik reduziere den Spritzmitteleinsatz
und schone dadurch die Umwelt? Die Verkaufszahlen von Monsanto
belegen: Das Gegenteil ist der Fall!
(ttp://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_584866)

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ZUM NACHDENKEN

Das folgende bekam ich als Mail zugeschickt von einer Person, die so
in den klassischen Verschwörerkranzerl umherschweift. Irgendwie ist
das doch beeindruckend, welches Niveau da unkommentiert durchgeht.

In einer Kneipe.
Tür geht auf, rein kommen:
eine Ossifrau
ein Vietnamese
eine Schwuchtel
und ein Rollstuhlfahrer
Fragt ein Gast; Was seid ihr denn für ein ulkiger Haufen?
Sagt die Frau
"Die Bundesregierung"

Ich habe ja die Broschüre "Den Kopf entlasten" und die Internetseite
www.kopfentlastung.de.vu gemacht. Bei Interesse lassen sich dazu
auch gern Veranstaltungen verabreden. Ich finde es wichtig, dass die
Kritik an den herrschenden Verhältnissen insgesamt bzw. an der
Agrogentechnik erstens fundiert und zweitens emanzipatorisch ist.
Ich will keine neuen Fürsten - ich will keine!


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VORTRÄGE ZU GENTECHNIK-SEILSCHAFTEN

Es gibt einige Planungen vor allem für den Vortrag "Monsanto auf
Deutsch" für die nächsten Wochen. Es sind weitere Vortragsabende
möglich. Wer Interesse hat, sollte sich melden!!!

Montag, 6.2 am Verwaltungsgericht Aachen (13 Uhr, Adalbergsteinweg
92, Sitzungssaal A 2.001, Haus A, 2. OG): Streit um die Frage der
Akteneinsicht zum Gentechnikförderungsprogramm BioSicherheit der
Bundesregierung (Klage richtet sich gegen das PTJ am
Forschungszentrum Jülich, die die Gelder verteilen)

Montag, 6.2. um 20.15 Uhr im Soziokulturellen Zentrum "Klösterchen"
in Herzogenrath (Dahlemer Str. 28; bei Aachen): Ton-Bilder-Schau
"Monsanto auf Deutsch - Seilschaften zwischen Behörden, Forschung
und Gentechnikkonzernen"

Freitag, 10. Februar, 19.30 Uhr, Souterrain, Rainstrasse 4, Biel
(Schweiz): Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf Deutsch - Seilschaften
zwischen -Behörden, Forschung und Gentechnikkonzernen"
Ende Februar 2012 durch Schleswig-Holstein: Vortragstour mit der
Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf Deutsch - Seilschaften zwischen
Behörden, Forschung und Gentechnikkonzernen"
Montag, 27.2., 19.30 Uhr in Mölln, Stadthauptmannshaus (Hauptstr. 150)
Dienstag, 28.2. kann noch vergeben werden!
Mittwoch, 29.2. in Itzehoe
Donnerstag, 1.3. um 19 Uhr im Speicher Husum (Hafenstr. 17)
weitere Termine als am 26.2., am 28.2. und 3.3. in S-H, HH oder
(26.2./3.3.) entlang Hin-/Rückfahrt von Süden möglich

Mittwoch, 29.2. um 13.45 Uhr am Amtsgericht Oschersleben: Prozess
gegen eine Gentechnikgegnerin, weil sie im Ort Üplingen (nur kleines
Dorf, aber das größte Ballungszentrum von Gen"versuchs"feldern in
Deutschland) auf einem Weg spazieren ging, der sogar mit einem
Schild als erlaubter Spazierweg gekennzeichnet war. In
Sachsen-Anhalt aber kämpfen alle Institutionen für die
Gentechnikseilschaften (bzw.: Mafia, wie sie laut
Bundesverfassungsgerichtsurteil genannt werden darf)


17.-25. März durch Bayern: Vortragstour mit der Ton-Bilder-Schau
"Monsanto auf Deutsch - Seilschaften zwischen Behörden, Forschung
und Gentechnikkonzernen". Termine u.a.
Samstag, 17.3. im Raum Kitzingen
Sonntag, 18.3. im Raum Günzburg
Donnerstag, 22.3. um 19 Uhr auf der Umweltmesse Landshut
Samstag, 24.3. auf der Biokreis-Hauptversammlung (nicht öffentlich)
Sonntag, 25.3. in Passau


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NEUE BÜCHER AUS DEM SEITENHIEB-VERLAG

Winter der Utopie - im SeitenHieb-Verlag!
Vier neue Bücher aus der Projektwerkstatt zu herrschaftsfreier
Gesellschaft, alternativem Wirtschaften und emanzipatorischer
Technikentwicklung

Kleinigkeiten dominieren die Medienwelt und politischen Diskussionen
- von den Fehltritten eines Bundespräsidenten bis zum Wettstreit der
mickrigsten politischen Forderungen zwischen NGOs,
Occupy-CamperInnen und anderen. Der Mut, sich der aktuellen
gesellschaftlichen Realität mit ihren Grausamkeiten gegenüber Mensch
und Natur mit entschlossenen Gegenentwürfen entgegenzustellen,
reduziert sich auf verbalradikale Einzeltransparente am Rande von
Demos und Camps. Eine herrschaftsfreie Welt ist kein Thema - weder
in den Köpfen noch in den Handlungen.
Dem will der SeitenHieb-Verlag etwas entgegensetzen und liefert mit
vier neuen Bücher zumindest das geistige Rüstzeug für eine Welt ohne
Herrschaft - die praktische Umsetzung wird in den Werken zwar auch
thematisiert, aber das konkrete Handeln lässt sich nicht zwischen
Buchdeckel klemmen. So hoffen die AutorInnen, dass die neuen Bücher
nicht nur gelesen und diskutiert werden, sondern auch Mut zum
Handeln machen.

Als Hauptwerk des Verlages zur Theorie einer herrschaftsfreien
Gesellschaft ist das Buch "Freie Menschen in freien Vereinbarungen"
jetzt in zweiter Auflage entstanden. Die ist gegenüber der ersten,
2000 erschienenen Ausgabe, kaum wiederzuerkennen. Denn neben einer
zeitgemäßen Analyse von Herrschaftsverhältnissen über die
klassischen Interpretationen in Klassen oder Hierarchien hinaus sind
modernste naturwissenschaftliche Erkenntnisse in Überlegungen
eingeflossen, worauf menschliches Dasein basiert und was sich daraus
für Konsequenzen ergeben. Die Kernessenz: Ob Soziologie,
Quantenphysik oder Hirnforschung - überall lässt sich feststellen,
dass dynamische Offenheit das Wesen nicht nur des Menschen, sondern
der ganzen Natur ist. Reglementierte Gesellschaftssysteme, die
Menschen mit Gewalt oder Tricks zur Einhaltung von Regeln der
Vergangenheit bringen, sind deshalb unmenschlich. Die Gedankengänge
des Buches sind streng materialistisch - metaphysische Erklärungsnot
tritt an keiner Stelle auf. So bietet das dicke Werk mit seinen 354
Seiten genug Stoff für eine klare Absage an Herrschaft und für das
Ringen um eine Zukunft jenseits von Markt und Staat. Konsequent hat
der Verlag seine Reihe "Fragend voran" genannt - denn kein Gedanke
für immer gültig. Alles Leben auf der Erde strebt, wenn es nicht
durch Gesetze, Normen, Diskurse, Knüppel und Gefängnisse künstlich
eingehegt wird, zu weiterer Entfaltung, zu mehr Komplexität und
Vielfalt. Das gilt auch für das Buch, welches nur eine
Zwischenstation zu neuen Ideen sein kann - und hoffentlich zu mehr
Praxis.
Neben dem Grundlagenbuch "Freie Menschen in freien Vereinbarungen"
sind zwei Themenbücher der gleichen Reihe erschienen. Das eine setzt
sich unter dem Titel "Technik für ein gutes Leben oder für den
Profit?" mit Möglichkeiten und Kritik zur oft als Allheilmittel
angesehenen Technik auseinander und benennt emanzipatorische
Perspektiven jenseits sowohl eines schlichten, technikfeindlichen
Primitivismus als auch des Macht- und Profitinteressen
verschleiernden Fortschrittsglaubens. Grundlegend überarbeitet wurde
zudem das Buch "Herrschaftsfrei wirtschaften" als Sammlung von
Texten zu Kapitalismus- und Wertkritik, solidarischer Ökonomie,
Umsonstleben und alternativem Wirtschaften.
Im Frühjahr soll dann das vierte Buch erscheinen, welches einen
Hintergrundreport zu Gruppen und Strömungen im deutschsprachigen
Raum bietet, die sich Herrschaftskritik oder gar Anarchie auf die
Fahnen schreiben. Es wird ein sehr kritischer Blick hinter Anspruch
und Wirklichkeit, denn zwischen Praxis und Theorie klaffen riesige
Lücken - oder es fehlt schon die Theorie.
Entstanden sind alle Bücher in und um die Projektwerkstatt in
Reiskirchen-Saasen - einem Ort der Verbindung zwischen intensiver
Theoriedebatte und kreativer Widerständigkeit
(www.projektwerkstatt.de/saasen).

Mehr Informationen und Hinweise:
- Der Verlag im Internet: www.seitenhieb.info
- Herrschaftskritik und Utopien im Internet: www.herrschaftsfrei.de.vu
- Freie Menschen in freien Vereinbarungen, A5, 354 Seiten, 14 €
(978-3-86747-005-6)
- Technik für ein gutes Leben oder für den Profit?, A5, 110 Seiten,
4 € (ISBN 978-3-86747-049-0)
- Herrschaftsfrei wirtschaften, A5, 100 Seiten, 4 € (ISBN
978-3-86747-011-7)
- Ca. März/April: Anarchie. Träume, Kampf und Krampf im deutschen
Anarchismus, ca. 200 S., 14 € (ISBN 978-3-86747-047-6)


Schmankerl am Rande: Die interne Polizei bei Wikipedia hat alle
Bücher des SeitenHieb-Verlag als unbedeutend zensiert. Sie sind dort
nicht mehr zu finden. Manche mögen sich erinnern, dass Wikipedia mal
eine offene Enzyklopädie war und dadurch bemerkenswerte Qualität
erreichte (fehlerfreier als der Brockhaus). Das ist längst vorbei.
Inzwischen jagen interne Datenpolizisten durch die Artikel und haben
Wikipedia zum Sprachrohr der politischen Eliten gemacht - lest Euch
mal den Eintrag zu grüner Gentechnik durch. Unglaublich. Aber wer
nöhlt, wird gesperrt.



P.S. Wie immer das Nachwort: Von der Broschüre „Organisierte
Unveranwortlichkeit“ und dem Buch „Monsanto auf Deutsch“ sind noch
genügend Bestände vorhanden. Bestellungen über das Infoformular auf
unserer Internetseite www.biotech-seilschaften.de.vu, unter
www.aktionsversand.de.vu oder in der Projektwerkstatt. Da andere
Verlage – teilweise mit erstaunlich widerlichen Unhöflichkeiten –
die brisanten Botschaften nicht verlegen wollten, wird „Monsanto auf
Deutsch“ wohl erstmal die einzige Enzyklopädie der
Agrogentechnik“mafia“ bleiben.
Neu ist, dass wir eine ganz Reihe interessanter Filme zum Ausleih
anbieten für spannende Veranstaltungsabende - gern auch zusammen mit
einer Bücherkiste für einen thematisch passenden Büchertisch. Auch
hier alles Infos auf der Bestellseite www.aktionsversand.de.vu.

Und: In der Projektwerkstatt und anderen Aktionshäusern sind immer
wieder Sachspenden gefragt. Auf der Seite
www.projektwerkstatt.de/gesucht findet Ihr eine Liste. Wer was
Passendes übrig hat ... wir freuen uns!!!


--
Verfasst in der
Projektwerkstatt Saasen, 06401/90328-3, Fax -5, 01522-8728353
Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen (20 km östlich Giessen)
www.projektwerkstatt.de/saasen
++ Tagungshaus ++ politische Werkstätten ++ Archive und
Bibliotheken ++ Direct-Action-Plattform ++ Bahnanschluß ++
ReferentInnenangebote ++ Sachspenden gesucht: Was gerade fehlt,
steht immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht ++

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