Donnerstag, 18. Juli 2024

Kritik des Roten Frauenkomitees Hamburg zum Artikel über „#Tradwifes“

Liebe RoPo-Redaktion, als regelmäßige Leserinnen der RoPo freuen wir uns, dass ihr in jeder Ausgabe zusätzlich zu den aktuellen politischen Themen auch eine Rubrik dem weiblichen Teil unserer Klasse widmet. Doch heute betrachten wir es als notwendig, eine Kritik an eurem Artikel „WIE MIT #TRADWIFE DIE 1950ER WIEDERBELEBT WERDEN“ der RoPo-Nr. 73 zu entwickeln und euch zuzusenden. Das Phänomen „Tradwifes“ ist ein Phänomen, welches Aufmerksamkeit verdient, aber uns interessieren hier mehr die politischen Thesen und Standpunkte, die in dem Artikel daraus entwickelt werden. Wie ihr in dem Artikel schreibt, ist das ein Lebensstil, der nur für diejenigen realisierbar ist, die es sich leisten können, auf einen Lohn komplett zu verzichten. Aber wer kann das in der imperialistischen Gesellschaft? Nur die Bourgeoisie und in Teilen auch die Kleinbourgeoisie. Für das Proletariat stellt sich diese Frage gar nicht, hier ist ein zweiter Lohn unersetzlich, um die tagtäglichen Kosten tragen zu können. Wir stellen also fest: „Tradwifes“ sind (es gibt sicherlich Ausnahmen, aber das ist hier irrelevant) Frauen der verschiedenen Teile der Bourgeoisie. Das zu Beginn. Verwirrung oder bürgerlicher Feminismus? Erinnern wir uns daran, was die Kommunistische Partei Perus bzw. ihr Gründer José Carlos Mariátegui schrieb: „Niemand sollte davon überrascht sein, dass nicht alle Frauen in einer einzigen feministischen Bewegung zusammenkommen. Der Feminismus hat notwendigerweise verschiedene Farben, verschiedene Tendenzen. Im Feminismus können drei fundamentale Richtungen ausgemacht werden, drei substanzielle Farben: bürgerlicher Feminismus, kleinbürgerlicher Feminismus und proletarischer Feminismus. Jeder dieser drei Feminismen formuliert seine Forderungen auf verschiedene Weisen.“1 Wie wir lesen, wird hier nicht von dem EINEN blockähnlichen Feminismus gesprochen, sondern dass innerhalb diesem verschiedene Farben und Tendenzen existieren. Dementsprechend kann natürlich eine Frau der Bourgeoisie sagen, dass es für sie feministisch ist, bewusst als Hausfrau zuhause zu bleiben und sich ihrem Mann unterzuordnen. Denn, so Mariátegui weiter: „Die bürgerliche Frau vereint den Feminismus mit den Interessen der konservativen Klasse.“2 Und beim Beispiel der „Tradwife“ entspricht sie dem bürgerlichen Idealbild einer bürgerlichen Kleinfamilie. Wenn sie dabei noch Hunderttausende von Followern hat und damit viel Geld verdienen kann, umso besser: Dann ist sie auch noch eine erfolgreiche Unternehmerin. Dementsprechend ist ihr Verständnis von Feminismus nicht verwirrt, sondern ein Ausdruck ihrer Klassenzugehörigkeit, es ist ihr Verständnis von der Emanzipation der Frau. Feminismus gleich Klassenkampf? Im Gegensatz dazu schreibt Mariátegui: „Die proletarische Frau vereint ihren Feminismus mit dem Glauben der revolutionären Massen an die Gesellschaft der Zukunft.“3. Dieses Verständnis basiert darauf, dass wir als die proletarische revolutionäre Strömung innerhalb der Frauenbewegung als Ausgangspunkt der Emanzipation der Frau die Zerschlagung des Privateigentums betrachten, ohne die niemals eine wirkliche Gleichberechtigung der Geschlechter zustande kommen kann. Nur so gelingt die wirkliche Emanzipation der Frau und deswegen schreibt Mariátegui übrigens auch, dass Feminismus als reine Idee im Wesen revolutionär ist. Aber das schützt eben nicht davor, dass unterschiedliche Klassen daraus unterschiedliches machen und hier v.a. die Frauen der unterschiedlichen Klassen. Frauen können auch Reaktionäre, Zentristen oder eben Revolutionäre sein. Sie alle dienen der Klasse, der sie zugehörig sind und dementsprechend können die Frauen nicht alle zusammen kämpfen. Um richtig zu verstehen, warum Feminismus jedoch nicht gleich Klassenkampf ist, müssen wir das Thema doch nochmal anders beleuchten. Wir, als proletarische Revolutionärinnen, wofür kämpfen wir? Wir kämpfen für die Befreiung der Arbeiterklasse, um zum Kommunismus zu gelangen. Das ist unser Ziel. Weil wir wissen, dass eine klassenlose Gesellschaft nur möglich ist, wenn sich auch die Frauen befreien, kämpfen wir auch für ihre besonderen Forderungen in Form von Tagesforderungen. Das schafft die Grundlage, die Frauen der Arbeiterklasse und des Volkes zu politisieren, mobilisieren und organisieren für den Klassenkampf. Dabei tappen wir nicht in die Falle und verklären diesen Kampf, einem Kampf zwischen den Klassen, zu einem Kampf zwischen den Geschlechtern. Proletarischer Feminismus ist, um das ein bisschen einfach auszudrücken, ein politisches Verständnis, um Frauen für die proletarische Revolution zu gewinnen, damit sie sich innerhalb dieser befreien können – als Arbeiterin und als Frau. Zu sagen, dass Feminismus allein Klassenkampf sei, ist dementsprechend falsch, denn das würde bedeuten, dass die Forderungen von Frauen mit dem Kampf einer ganzen Klasse für ihre Befreiung mit dem Endziel dem Kommunismus gleich seien. Das ist es nicht und führt am Ende zu einem kleinbürgerlich feministischen Standpunkt von Geschlechterkampf und der Illusion, dass die Befreiung der Frau im Imperialismus als der höchsten und letzten Stufe des Kapitalismus möglich sei. Besonders, wenn man die unterschiedlichen Strömungen der Frauenbewegung außer Acht lässt. Gegen Imperialismus und Patriarchat! Wir sind an erster Stelle proletarische Revolutionärinnen, wir stehen bei jeder Frage auf dem Standpunkt des Proletariats und das eben auch in der Frauenfrage. Jederzeit und bei Allem auf dem Standpunkt des Proletariats zu stehen und für dessen Interessen zu kämpfen ist Klassenkampf. Somit ist auch den marxistischen Standpunkt innerhalb der Frauenbewegung zu vertreten ein Ausdruck von Klassenkampf. Aber ein reiner Feminismus ist KEIN Klassenkampf. Das wäre die Sache auf den Kopf zu stellen und zu sagen „Weil wir proletarische Feministen sind, machen wir Klassenkampf.“ und das ist falsch. Richtig wäre es zu sagen „Weil wir den Klassenkampf im Interesse des Proletariats führen, vertreten wir sein Interesse auch in der Frauenbewegung.“. Dieses Verständnis äußert sich auch in unseren Parolen „Proletarischer Feminismus für den Kommunismus!“ und „Welle auf Welle – Schlag auf Schlag – Gegen Imperialismus und Patriarchat!“. Nur für die spezifischen Forderungen von Frauen, und wenn es auch die proletarischen sind, wird nichts an der Unterdrückung und Ausbeutung der Arbeiterklasse und auch nicht an der doppelten Ausbeutung und Unterdrückung der Frauen innerhalb ihrer ändern. Indem wir den Imperialismus als höchste und letzte Stufe des Kapitalismus und seine materielle Grundlage, das Privateigentum, zerschlagen, legen wir die Basis für eine neue Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung, ohne Klassen und ohne geschlechtsspezifische Unterdrückung und Ausbeutung. Frauen politisieren, mobilisieren und organisieren Klassenkampf ist es, die proletarischen Frauen und die des Volkes für die proletarische Revolution zu politisieren, mobilisieren und zu organisieren und das können wir z.B. über Tagesforderungen wie „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“. Oder indem wir RoPo-Artikel für sie schreiben, um ihr politisches Niveau zu erhöhen und sie so für die Sache des Proletariats mobilisieren. Die Frauen des Proletariats und des Volkes müssen aktiver Bestandteil des Klassenkampfes für den Kommunismus werden. Revolutionäre Grüße, Rotes Frauenkomitee Hamburg 1 Mariategui, „Feministische Forderungen“ 1924, In: KPP, „Marxismus, Mariátegui und die Frauenbewegung“, 1975 2 Ebd. 3 Ebd.

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