Mittwoch, 27. November 2013

Gentechnikfilz-Newsletter am 10.11.2013

************www.biotech-seilschaften.de.vu************** DARF GERNE WEITERGELEITET WERDEN ... GANZ ODER TEXTWEISE *************Verfasst von: Jörg Bergstedt*************** Hallo, es ist endgültig: 2013 wird das erste Jahr seit Langem sein, in welchem keine gv-Pflanzen in Deutschland stehen. Denn auch das IPK in Gatersleben hat jetzt bekanntgeben, dass es den gv-Winterweizen dieses Jahr nicht mehr aussäen wird. Damit ist das ganze Jahr frei von gv-Pflanzen draußen – leider nur in Deutschland (und einigen anderen Ländern). Was NGOs, Grünenapparate, Schweizer VolksabstimmlerInnen usw. aus Hasenfüßigkeit nie zu fordern wagten (aber jetzt in einigen Zeitungen als ihr Verdienst abfeiern – wie peinlich ist das denn?), ist Realität – geschaffen durch die brisante und wirksame Mischung aus Kritik, Enthüllungen über Motive und Interessen sowie direkte, militante und kreative Aktion. Das ist es, was sie nicht mögen! Die neue Ton-Bilder-Schau „Die Mischung macht’s!“ informiert genau darüber – und gibt damit viele Hinweise für zukünftige Kampagnen. Auf der kommenden Veranstaltungstour durch Bayern (ab 15.11.) ist die neue Schau mehrfach zu sehen. Wer sie zudem zu sich einladen will, darf sich gerne melden … Die zweite Erfolgsmeldung kommt vom Verwaltungsgerichtshof Kassel: Der Berufungsantrag gegen das Akteneinsichtsurteil ist zurückgewiesen. Damit ist rechtskräftig, was etliche deutsche Universitäten inzwischen in vielen Briefen an das Gericht zu einer Horrorvorstellung erklärt haben: Ich darf in die Förderakten des BioSicherheitsprogramm (Förderprogramm der Bundesregierung zur Agrogentechnik) reingucken. Fast komplett. Die Akten lagern in Jülich im (Kern-)Forschungszentrum – und dort müssen sie mir innerhalb von 30 Tagen den Zugang gewähren. Viereinhalb Jahre haben sie das mit schmutzigen Tricks zu verhindern versucht. Jetzt müssen sie es tun – oder neue schmutzige (und illegale) Tricks anwenden. Die ganze Story mit Urteilen unter www.projektwerkstatt.de/gen/akteneinsicht.htm. Einige weitere Nachrichten erhaltet Ihr wie üblich in den folgenden Absätzen. Einladen möchte ich alle Menschen rund um die Orte meiner in wenigen Tagen beginnenden Bayern-Rundtour. Ein Tag (der 20.11.) ist noch frei (wer hat Lust, dass ich vorbeikomme?). Es ist bisher die erste Tour seit Langem ohne „Monsanto auf Deutsch“. Aber das ist kein Grund zur Trauer – ich habe es mir sogar gewünscht, zumindest nicht mehr so oft diesen Hunderte Mal gehaltenen Vortrag zu machen. Stattdessen gibt es spannende neue Themen – meist mit Bezug auch zur Gentechnik. Am 15.11. geht’s los – durch das Umland von München, die Stadt selbst, nach Landshut, Augsburg und wahrscheinlich am Ende nach Ulm. Mehr siehe in der Terminliste am Ende und unter www.projektwerkstatt.de/termin.html … Viel Spaß also jetzt beim Lesen weiterer Nachrichten und herzliche Grüße aus der Projektwerkstatt in Saasen, Jörg B. P.S. Wer weiterhin die Infos aus den Gentechnik-Seilschaften erhalten will und noch nicht für den Newsletter angemeldet ist, sollte das tun – per Formular auf www.biotech-seilschaften.de.vu oder Mail an saasen@projektwerkstatt.de. ******************** NEUES AUS DEN SEILSCHAFTEN Union und SPD bei Gentechnik uneins Laut dpa gibt es beim Thema Gentechnik interessante Fronten in den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD gewaltig. «Wir wollen keinerlei Freisetzung», sagte die SPD-Umweltpolitikerin Ute Vogt am Donnerstagabend in Berlin. Die SPD wolle Gentechnik auf den Feldern nicht einmal zu Versuchszwecken. Das war nicht immer so – manch ein SPDler in der entsprechenden Fachgruppe der Koalitionsverhandlungen war mal flammender Gentechnikfan, z.B. Till Backhaus aus Mecklenburg-Vorpommern. Der offensive Protest hatte ihn in den letzten Jahren in eine ablehnende Haltung gebracht – ein Erfolg des kreativen und vielfältigen Widerstandes ohne Grabenkämpfe zwischen Umweltverbänden und unabhängigen AktivistInnen in dem Bundesland. DPA weiter: „Die amtierende Parlamentarische Umwelt-Staatssekretärin Katherina Reiche (CDU) wandte sich aber gegen den Vorstoß, ein Verbot in Deutschland durchzusetzen, indem den EU-Mitgliedstaaten ihr Vorgehen freigestellt wird. «Wenn wir das beginnen in einem Rechtsbereich, haben wir es schwierig, auch in Zukunft Standards in der ganzen EU umzusetzen.» Es solle nicht jedes Land entscheiden können, was es macht. Vogt sagte, dieser Punkt werde möglicherweise nicht in der Arbeitsgruppe entschieden, sondern von den Spitzen der geplanten Koalition. SPD und CSU seien sich bei der Ablehnung der Gentechnik hier näher als CDU und CSU.“ Reiche und Vogt kündigten eine «Offensive für das Tierwohl» an. Dies betrifft unter anderem die Massentierhaltung. «Wir wollen den Einsatz von Antibiotika deutlich reduzieren», sagte Reiche. Zu den Zielen zähle auch eine stärker an Flächen gebundene Landwirtschaft. «Wir haben nicht auf eine spezielle Größe Bezug genommen», räumte sie aber ein. «Ein weiterer Punkt ist der Bodenverbrauch. Wir wollen das Ziel erreichen, auf 30 Hektar pro Tag zu kommen», sagte Reiche. «Momentan sind wir bei 74 Hektar.» Vorangekommen sei man bei Themen wie Bodenschutz, Wasserschutz und Meeresschutz, sagte Vogt. Nicht weitergekommen sei man mit der SPD-Forderung nach einem Abbau umweltschädlicher Subventionen. Gleichwohl sagte sie: «Morgen müssen wir uns in allen Punkten einig werden.» Welternährungspreis für Monsanto und Syngenta – wie bitte? In diesem Jahr wurde der Welternährungspreis (World Food Prize) an Führungskräfte von Monsanto und Syngenta verliehen, für ihre Pionierarbeit in der Gentech-Forschung. Die Entscheidung sorgte weltweit für Empörung (http://www.gmwatch.org/index.php/news/archive/2013/15119) und führte zu Protesten, Petitionen mit hunderttausenden Unterschriften, Gegenkonferenzen und sogar einem alternativen Preis, dem Preis für Ernährungssouveränität. Der Welternährungspreis wird von Monsanto, Syngenta und anderen gleichgesinnten Organisationen massiv gesponsert, somit haben sich die Biotech-Unternehmen im Grunde selbst geehrt. (http://www.gmwatch.org/index.php/news/archive/2013/15122) Schmidt und Schrader widerrufen Vergleich im Maulkorbverfahren Im letzten Rundbrief stand, dass vor dem Oberlandesgericht Saarbrücken ein Vergleich geschlossen wurde. Das aber ist inzwischen schon wieder Geschichte. Uwe Schrader und Kerstin Schmidt, eher die Looser der letzten Jahre (ihre Schein-, Lobby- und Gentechfirmen gerieten ja unter die Räder des Protestes), haben den Vergleich aber widerrufen. So geht der Prozess am 15.11. (allerdings ohne KlägerInnen und Beklagte, ZeugInnen u.ä.) weiter – entweder mit Beschlüssen zu neuen Beweisaufnahmen oder einem Urteil. Warten wir es ab. Von Bedeutung ist es nicht mehr. Die Teile der deutschen Gentechnikseilschaften, die dort klagen, sind vom kreativen Protest zerrieben. Zitat Bruce M. Owen and Ronald Braeutigam beschreiben in ihrem 1978 veröffentlichten Buch „The Regulation Game: Strategic Use of the Administrative Process“(„Das Regulierungsspiel: Die Strategische Nutzung Administrativer Prozesse“), wie Unternehmen die Kontrolle über die Entscheidungen von Regulierungsbehörden erlangen können: „Regulierungspolitik erfolgt zunehmend unter Einbeziehung von Experten, vor allem Wissenschaftlern. Ein reguliertes Unternehmen oder Branche sollte versuchen, diese Experten so weit wie möglich auf ihre Seite zu ziehen. Am effizientesten ist es dabei, die leitenden Experten in jedem einzelnen der relevanten Bereiche zu identifizieren und sie als Berater zu engagieren oder ihnen Forschungsstipendien und ähnliches zu gewähren. Dieses Tun erfordert ein gewisses Fingerspitzengefühl; es darf nicht zu offensichtlich sein, denn die Experten dürfen nicht merken, dass sie ihre Objektivität und Handlungsfreiheit verloren haben. Ein Programm dieser Art reduziert zumindest die Bedrohung, dass die leitenden Experten dafür zur Verfügung stehen, gegen die Interessen der regulierten Unternehmen auszusagen oder zu schreiben.“ (Quelle: GM-Watch Nr. 336) ******************** WEITERE NACHRICHTEN ZUR AGROGENTECHNIK Gericht in Mexiko stoppt wegen unmittelbar drohender Gefahr für die Natur den Anbau gentechnisch manipulierter Nahrung Lateinamerika, Ursprung vieler Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln, Bohnen und Mais zückt die Rote Karte gegen einzelne profitorientierte Konzerne, die gefrässigsten Pflanzenschädlinge dieser Erde. Nimmersatt war gestern. Das wahre Gold unseres Planeten sind die fruchtbaren Böden, die im Laufe der Evolution im Einklang unzähliger Lebewesen entstanden und diese in ihrer Vielfalt ernährten. Der Kreislauf der Natur, geschädigt und unterbrochen durch Raubbau und Bereicherung weniger, die das “Recht des Stärkeren” durchsetzten. Das 21. Jahrhundert zeigt an Erfolgen, dass es sich lohnt, den aussichtslos erscheinenden Kampf gegen die Agramafia aufzunehmen. Am Donnerstag, den 10.Oktober 2013 – unmittelbar vor der am Wochenende weltweit durchgeführten zweiten Kampagne “Millions March against Monsanto” – erliess das Zwölfte Bundesbezirksgericht für zivile Angelegenheiten in der Hauptstadt Mexiko folgendes bahnbrechende Urteil: Das Landwirtschaftsministerium von Mexiko (Secretaría de Agricultura, Ganadería, Desarrollo Rural, Pesca, y Alimentación – SAGARPA) und die Zulassungskontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit (Secretaría de Medio Ambiente y Recursos Naturales – SEMARNAT) werden angewiesen, alle Aktivitäten im Zusammenang mit der Anpflanzung von transgenen Mais im Land einzustellen und die Erteilung von Genehmigungen für Versuche und Pilotprojekten der kommerziellen Pflanzungen zu beenden. Grundlage für diese Entscheidung war die Überzeugung des Gerichts, dass von diesen gentechnisch manipulierten Pflanzen und Saatgut der Biotechnologie Gefahr drohender Schäden für die Umwelt ausgeht, zitierte Richter Jaime Eduardo Verdugo J. aus dem Urteil. Wissenschaftliche Studien wurden bei der Entscheidung berücksichtigt, die das Kreuzen (Austausch) von Genmaterial in herkömmliche gezüchtete und wilde Sorten belegten. Konzerne wie Monsanto, Bayer CropScience oder Pioneer sind mit dem sofortigen Verbot beauflagt, transgenen Mais in die mexikanische Landschaft einzubringen – so lange wie durch kollektives Handeln die Klagen von Bürgern, Bauern, Wissenschaftlern und Organisationen der Zivilgesellschaft ihren Weg durch die Justiz nehmen. Eingereicht hatte die Sammelklage beim Gericht ein breites Bündnis, das sich unter “Acción Colectiva” zusammengeschlossen hatte – geleitet von Pater Miguel Concha vom Human Rights Center Fray Francisco de Vittoria und unterstützt von Victor Suarez von ANEC (National Association of Rural Commercialization Entertprises) sowie Dr. Mercedes Lopéz von Vía Organica und der Lehrerin Adelita San Vicente, Mitglied bei Semillas de Vida. Die Entscheidung erlaubt nun auch “Strafanzeige gegen die zuständigen Behörden für die Einführung von transgenem Mais in unserem Land zu stellen”, stellte Rene Sanchez Galindo, Rechtsbeistand der Kläger, fest. (Quelle: http://www.radio-utopie.de/2013/10/15/urteil-verbot-von-gen-mais-in-mexiko-tritt-sofort-in-kraft/) Neue Zulassungen Meldungen von www.keine-gentechnik.de: Kommission spricht sich für neuen Gentechnik-Mais aus Wie von Beobachtern im Vorfeld erwartet, hat sich die EU-Kommission für den Anbau einer neuen Gentechnik-Pflanze auf Europas Äckern ausgesprochen. Weder die Kritik europäischer Wissenschaftler noch die Ablehnung der Gentechnik-Produkte im Handel und in der europäischen Bevölkerung hatte auf die Entscheidung Einfluss. Nun ist es am EU-Agrarministerrat, die Anbau-Entscheidung abzuwenden. Smartstax-Mais als Futter- und Lebensmittel zugelassen Die EU-Kommission hat heute trotz fehlender Risikobewertung und massivem Protest aus der Bevölkerung den Gentechnik-Mais „Smartstax“ der Agrarkonzerne Monsanto und Dow AgroScience als Lebens- und Futtermittel zugelassen. Die Pflanzen produzieren sechs verschiedene Insektengifte und sind gegen zwei Unkrautvernichtungsmittel (Glyphosat und Glufosinat) resistent. Die Organisation Testbiotech will Beschwerde einlegen. UN-Report verlangt Umdenken in der Landwirtschaft Ein neuer Report der UN ist ein Handlungsaufruf für eine Umorientierung – weg von der intensiven Landwirtschaft und Gentechnologie, und hin zu grösserer Nachhaltigkeit. Der Report betont, dass Hunger und Mangelernährung hauptsächlich durch Armut und fehlenden Zugang zu Land verursacht werden, nicht durch einen globalen Mangel an Nahrungsmitteln. (www.gmwatch.org/index.php/news/archive/2013/15073) ******************** WIDERSTAND, AKTIONEN, PROJEKTE Petition „Saatgutvielfalt in Gefahr“ mit 95.000 UnterzeichnerInnen erfolgreich! Mit 95.000 Unterzeichnungen am Ende der Zeichnungsfrist hat unsere deutschsprachige Petition „Saatgutvielfalt in Gefahr“ eine überwältigende Resonanz gehabt. Ein Dank an alle, die unterzeichnet haben! Die Frist von sechs Monaten ist von der Plattform „openPetition“ vorgegeben und kann leider nicht verlängert werden. Wir danken auch openPetition für die Bereitstellung der Plattform! Es gibt noch so lange die Möglichkeit, die Petition zu unterzeichnen, wie die "Schwester"-Petitionen in den anderen Sprachen laufen. Eine deutsche Übersetzung findet sich auch in der schwedischen Petition, die noch bis zum 26. November läuft: http://kurzlink.de/saatgut-in-gefahr-sv. Machen Sie Freunde und Bekannte gerne darauf aufmerksam. Nur bitte nicht doppelt eintragen! (aus einer Mitteilung der Aktionsgruppe) Solidarische Landwirtschaften: Neue Keimzellen schaffen! Immer wieder möchte ich auf die Idee solidarischer Landwirtschaft hinweisen, denn es wird nötig sein, mehr zu verändern als die Gentechnik von Feldern und aus Ställen zu verbannen. Solange die Logiken von Eigentum, profitorientierter Vermarktung und Konkurrenz im Vordergrund stehen, wird das Höfesterben weitergehen. Es gilt, solidarische Kooperationen zwischen allen Beteiligten zu schaffen und nicht – wie leider beim eigentlich guten Projektansatz der „Fairen Milch“ geschehen – die Härten des Marktes in die Projekte zu lassen. Solidarische Landwirtschaften, an einigen Orten schon am Werkeln oder in der Entstehung, stellen eine Möglichkeit dar, eine bedürfnisorientierte Lebensmittelproduktion jenseits des Marktes zu schaffen: Die VerbraucherInnen helfen mit und/oder finanzieren gemeinsam die landwirtschaftliche Arbeit z.B. eines Hofes. Dort wird dann genau das angebaut, was die AbnehmerInnen wünschen. Verkauf und Vermarktung fallen weg. Beispiele und Informationen finden sich auf www.solidarische-landwirtschaft.org. ********************* Direkt voraus: Veranstaltungstour durch Bayern … mit der neuen Ton-Bilder-Schau voller Rückblicke auf den Gentechnikwiderstand – aber auch mit anderen Themen Die bisherigen Tourdaten sind: Freitag, 15.11. um 20 Uhr im Gasthaus Bichler (Dorfstr. 11, Ramerberg bei Rosenheim) Ton-Bilder-Schau "Die Mischung macht's - erfolgreiche Strategien des Widerstandes am Beispiel der Agrogentechnik" Seit 2004 starteten Gentechnikkonzerne und Lobbygruppen eine neue Kampagne zur Durchsetzung ihrer Profitinteressen und zur Anlage von Feldern mit manipulierten Pflanzen. Ab 2005 entwickelte sich - wie schon Mitte der 90er Jahre - eine spannende Mischung des Widerstandes: Feldbefreiungen, Feldbesetzungen, Aktionen vor Konzernzentralen und -versammlungen, Recherchen hinter den Kulissen, brisante Veröffentlichungen und viele informative Veranstaltungen. Mit Erfolg: 2012 gab es kam noch Felder und die großen Konzerne kündigten ihren Abgang aus Deutschland an – und der Sommer 2013 wird wahrscheinlich ganz ohne gv-Pflanzen ablaufen. Da lohnt sich der Rückblick: Was macht solche Widerstandsstrategien aus? Und was lässt sich daraus für andere Kampagnen und Aktionen lernen - z.B. für den Widerstand gegen Atom oder Kohle, Tierfabriken oder Schlachthöfe, Nazis oder Sozialabbau, Militär oder Repression. Fotos, kurze Filme und ausgewählte Anekdoten machen die Ton-Bilder-Schau zu einer rasanten Erinnerung an vergangene Protestjahre. Dann folgen Thesen für eine entschlossenere Protestkultur auch zu anderen Themen. Am Ende besteht die Gelegenheit zur Debatte, Entwicklung eigener Ideen und für konkrete Verabredungen. Samstag, 16.11. um 20 Uhr in München (Kino im Leonrodhaus, Dachauerstraße 114) Ton-Bilder-Schau "Die Mischung macht's - erfolgreiche Strategien des Widerstandes am Beispiel der Agrogentechnik" (zum Inhalt siehe 15.11.) Sonntag, 17.11. um 16 Uhr in München (Leonrodhaus/2.Eingang/1.Stock links , Dachauerstraße 114) Vortrag und Diskussion "Den Kopf entlasten: Kritik anti-emanzipatorischer Positionen in politischen Bewegungen" Monsanto ist schuld. Nein, die Bilderberger. Quatsch, der Finanzkapital macht alles kaputt. Hinter allem stecken zwei Bankersfamilien. Europa wird immer mehr amerikanisiert. Geht doch gar nicht, weil Deutschland ohnehin von den USA besetzt ist. Oder gar nicht existiert ... So oder ähnlich klingen viele Erklärungsmodelle für die Ursachen empfundener Missstände. Was sie gemeinsam haben: Sie vereinfachen, verkürzen komplexe Herrschaftsanalysen und spielen mit den Mitteln des Populismus. Statt Menschen zu eigenständigem Denken und kritischem Hinterfragen anzuregen, wandeln sie Ohnmacht oder Empörung in billige Zustimmung - zwecks politischer Beeinflussung, Sammeln von AnhängerInnen und WählerInnen oder auf der Suche nach dem schnöden Mammon in Form von Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Vor allem aber können sie gefährlich sein, wenn plumpe Feindbilder und verkürzte Ursache-Wirkungsketten zu einem Hass gegen Bevölkerungsgruppen führen, denen die Schuld für das Böse auf der Welt zugeschoben wird - der Antisemitismus ist nur ein Beispiel dafür, die Folgen sind bekannt. Im Vortrag (bzw. Workshop) werden Prinzipien vereinfachter Welterklärungen benannt und dann Beispiele vorgestellt, über die jeweils auch kurze Debatten möglich sind. Den Abschluss bilden praktische Tipps für skeptisches Denken. Infoseite: www.kopfentlastung.de.vu Montag, 19.11. um 19.30 Uhr in Grafing (Landkreis Ebersberg, Gasthof Kastenwirt, Marktplatz 21) Ton-Bilder-Schau "Die Mischung macht's - erfolgreiche Strategien des Widerstandes am Beispiel der Agrogentechnik" (zum Inhalt siehe 15.11.) Mi, 20.11. ... noch frei - wer macht noch eine Veranstaltung??? Do, 21.11. in Landshut im Gasthof “Modern India” (Adelmannstr. 26) Ton-Bilder-Schau "Die Mischung macht's - erfolgreiche Strategien des Widerstandes am Beispiel der Agrogentechnik" (Inhalt siehe 15.11.) Genauere Angaben zu den Terminen und Themen unter www.projektwerkstatt.de/termin.html ******************* Seminare und Veranstaltungen in der Projektwerkstatt 6. bis 8. Dezember: Seminar „EA - wie geht Rechtshilfe bei Aktionen?“ Auftakt Freitag 20 Uhr: Vortrag „Fiese Tricks von Polizei und Justiz“ Bei vielen Aktionen und Demonstrationen gibt es im Hintergrund Menschen, die sich darum kümmern, dass von Repression Betroffene nicht allein gegen Polizei, Justiz usw. ankämpfen müssen. Sie versuchen, den Überblick zu behalten, überwachen die Behörden und/oder vermitteln VerteidigerInnen. Genannt wird eine solche Gruppe meist Ermittlungsausschuss, kurz EA. Viele Menschen schreiben sich deren Telefonnummer auf den Unterarm oder (schlauer) an unbekanntere Orte am Körper, um z.B. nach einer Verhaftung dort Bescheid geben zu können. Mit dieser Schulung soll das nötige Grundwissen der EA-Arbeit vermittelt werden. Ziel ist neben der Stärkung bestehender EA-Strukturen der Auf-bau eines Netzwerkes (eventuell im Rahmen der Selbst- und Laienverteidigung vor Polizei und Gericht), um auch bei spontanen Aktionen sowie in gegenseitiger Hilfe zur Selbsthilfe aktiv werden zu können (z.B.: Gruppe A macht Aktion und bittet Gruppe B, im Hintergrund "EA" zu sein ... die helfen wieder Gruppe C bei einer anderen Gelegenheit usw.). 20. bis 22. Dezember: Seminar „Offene Räume - Theorie und Praxis“ Sa 14-17 Uhr(auch für Einzelbesuche offen): Führung durch die Projektwerkstatt mit Fragemöglichkeiten und mehr Als "offener Raum" wird ein Aktionsfeld bezeichnet, in dem es keine Beschränkungen gibt, diesen zu nutzen und zu füllen. Bei Interessenkollision (z.B. Nutzung der gleichen Infrastruktur, Flächen u.ä. zur gleichen Zeit, Übergriffe) werden mit anderen AkteurInnen direkte Vereinbarungen geschlossen wird. Ein Raum und seine Ausstattung (Technik, Räume, Wissen, Handlungsmöglichkeiten usw.) ist dann offen, d.h. gleichberechtigt für alle nutzbar, wenn die Beschränkungen formal und praktisch nicht bestehen, d.h. der Zugang zu den Handlungsmöglichkeiten darf weder durch verschlossene Türen, Vorbehalte, Passwörter usw. verwehrt werden können noch dürfen Wissensbarrieren hingenommen werden, die Einzelne von der Nutzung des offenen Raumes und seiner Teile ausschließen. Dieses bedarf in der Regel eines aktiven Handelns, um Transparenz herzustellen, Zugänge zu Informationen zu ermöglichen und Erklärungen z.B. für technische Geräte bereitzustellen. Die Idee offener Räume tritt als Gegenkultur zu Haus- und Eigentumsrechten auf. Sie stößt dabei auf Probleme. Im Seminar sollen Idee, Funktionsweisen, Schwierigkeiten und Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden. Ab 22.12. und über Weihnachten Sortieren, archivieren und gestalten in den Bibliotheken der Projektwerkstatt (Übernachtung möglich) 26. bis 28. Dezember: Seminar „Ziele, Theorie & offene Fragen im Veganismus“ Beginn: Do, 26.12, um 18 Uhr mit einem freegan-veganen Büffett, dann um 20 Uhr ein Film über perverse Jagdsafaris Widerstand gegen Mastanlagen, Veganismus, Tierrechte, Tierbefreiungs-aktionen - diese uns viele andere Themen reizen zum Widerstand gegen eine Kultur der Gleichgültigkeit gegenüber nicht-menschlichen Tieren. Spektakuläre Aktionen vor Tierfabriken bringen das Thema in die Öffent-lichkeit. Aber steht hinter der Empörung über Ausbeutung, Quälerei und Nutzbarmachung von Tieren mehr an Überlegungen oder gar Theorien? Das soll auf dem Seminar durchleuchtet und, wo nötig, geschärft werden. In einem Wechsel aus Input-Referaten, Diskussionen in Kleingruppen und Fish-Bowl-Runden wollen wir den spannenden Fragen nachgehen - und neue finden. Kostproben (willkürliche Auswahl aus vielen Fragen): Was passiert mit Weißstorch und Laubfrosch, wenn keine Wiesen mehr gebraucht werden? Sind Erbsen wirklich vegan, wo doch auf dem Acker viele Tiere getötet oder zumindest vertrieben werden? Was ist mit den Fliegen auf der Windschutzscheibe von Autos, deren Leichen auch viele VeganerInnen gedankenlos mit einem Druck auf die Spülmittelspritze zur Seite wischen? Wie müsste eine Kreislauflandwirtschaft ohne Tiere aussehen? Vorankündigung für Januar/Februar Seminar „Hierarchiearme Organisierung von Großtreffen“ Infos, (Vor-)Anmeldung & mehr: www.projektwerkstatt.de/termine Projektwerkstatt, Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen Tel. 06401/903283 ++ Feste Anmeldung bitte bis 3 Tage vorher! Wer kommt, kann vielleicht mal hier gucken: www.projektwerkstatt.de/gesucht. Denn wir suchen Sachspenden für die Projektwerkstatt. ******************** P.S. Wie immer das Nachwort: Von der Broschüre „Organisierte Unverantwortlichkeit“ und dem Buch „Monsanto auf Deutsch“ sind noch genügend Bestände vorhanden. Bestellungen über das Infoformular auf unserer Internetseite www.biotech-seilschaften.de.vu, unter www.aktionsversand.de.vu oder in der Projektwerkstatt. Da andere Verlage – teilweise mit erstaunlich widerlichen Unhöflichkeiten – die brisanten Botschaften nicht verlegen wollten, wird „Monsanto auf Deutsch“ wohl erstmal die einzige Enzyklopädie der Agrogentechnik“mafia“ bleiben. Bestellseite www.aktionsversand.de.vu. Und: In der Projektwerkstatt und anderen Aktionshäusern sind immer wieder Sachspenden gefragt. Auf der Seite www.projektwerkstatt.de/gesucht findet Ihr eine Liste. Wer was Passendes übrig hat ... wir freuen uns!!! -- Verfasst in der Projektwerkstatt Saasen, 06401/90328-3, Fax -5, 01522-8728353 Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen (20 km östlich Giessen) www.projektwerkstatt.de/saasen ++ Tagungshaus ++ politische Werkstätten ++ Archive und Bibliotheken ++ Direct-Action-Plattform ++ Bahnanschluß ++ ReferentInnenangebote ++ Sachspenden gesucht: Was gerade fehlt, steht immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht ++

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