Pawel Barabanschtschikow, Pensa
Quelle: KPRF vom 19. März 2012
Auf Kommunisten-online am 22. März 2012 – Heute vor einem Jahr, am 19. März, kam Genosse Iljuchin ums Leben. Der Tod trat plötzlich und unerwartet ein, der offiziellen Version nach – auf Grund von Herzversagen. Aber bis heute wissen wir nicht, und vermutlich werden wir es niemals erfahren, wieso dies einem bis dahin vollkommen gesunden Menschen geschieht, der sich niemals über sein Herz beklagte, und der noch kurz vor seinem Tode zu einer planmäßigen medizinischen Untersuchung war. Viele sehen die Merkwürdigkeiten um das plötzliche Ableben Prof. Iljuchins im Zusammenhang mit seinem kompromißlosen politischen Kampf.
Am 10. Februar 2011 fand in Moskau auf Beschluß der Gesamtrussischen Offiziersversammlung ein Militärtribunal zur Verurteilung der destruktiven Tätigkeit Putins statt. Die Seite der Anklage vertrat der Duma-Abgeordnete und Kommunist Wiktor Iljuchin, der auch die Anklagerede hielt. Das Militärtribunal faßte den Beschluß, daß ein weiterer Verbleib Putins im Staatsdienst für undenkbar gehalten wird, und seine Tätigkeit einer sorgfältigen Untersuchung durch Rechtsschutzorganen zu unterziehen sei.
Die Merkwürdigkeit besteht darin, daß zwei Tage vor dem Tode Iljuchins die Antworten fällig waren, die die Abgeordneten im Ergebnis des Tribunals an den FSB und den Präsidenten gerichtet hatten. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, daß weder vom Präsidialamt noch von der Regierung zur Beerdigung von Wiktor Iljuchins an die Adresse seiner Familie ein Wort der Kondolenz übermittelt wurde.
Wiktor ljuchin nannte während seines Lebens die Dinge beim Namen und fürchtete sich nicht, dafür geradezustehen. Es war sein wesentlicher Charakterzug. In den letzten Jahren der Perestroika wurde Iljuchin zu einem scharfen Kritiker der politischen Machthaber der UdSSR, und später auch Rußlands. In verschiedenen Jahren beschuldigte er die drei Präsidenten des Staatsverrats. Als diese der Sowjetunion den Todesstoß gaben, fand sich unter allen Staatsanwälten nur ein anständiger – Wiktor Iljuchin –, der gegen Gorbatschow Strafanzeige stellte, wofür er nach zwei Tagen entlassen wurde. Zur Absetzung des Präsidenten fehlten nur 17 Stimmen der Abgeordneten.
Bei seinem Auftreten auf der Offiziersversammlung im Jahre 2009 wandte sich Iljuchin an die Versammelten mit der Frage: „Sehen Sie denn nicht das Genick des Feindes, dieses Schuftes, der unser Land zerstört?“. Unter demselben Leitmotiv seines Auftretens stand auch die Kundgebung in Moskau am 23. Februar 2011, die von Victor Iljuchin einberufen worden war, um die Petersburger Mafia von der Staatsmacht zu entfernen.
In den letzten Lebensjahren widmete sich Iljuchin der Untersuchung der Ereignisse der „Katyner Sache“ und bewies die Fälschung dieser Ereignisse, die heute von den polnischen und russischen Machthabern als wahre Sachlage vorgeführt werden.
Am 19. April 2010 organiserte die Fraktion der KPRF in der Staatsduma einen runden Tisch zum Thema „Katyn – rechtliche und politische Gesichtspunkte“. Im Ergebnis der geleisteten Arbeit richtete Prof. Iljuchin einen Brief an den Präsidenten Rußlands. Und kurz darauf, im Mai 2010, legte Wiktor Iljuchin, nach den Worten einer von ihm nicht genannten Quelle, den Mechanismus der vermuteten Fälschung von Archivmaterialien über die Erschießungen in Katyn dar. Iljuchin beschuldigte den Leiter des Staatsarchivs, Rudolf Pichoj, den ehemaligen Vizepremierminister und Vorsitzenden der Kommission zur Aufarbeitung der Dokumente des ZK der KPdSU, Michael Poltoranin, den ersten Stellvertreter des Leiters des Sicherheitsdienstes des Präsidenten, den General-Major des FSB, Georgi Rogosin und andere der Fälschung der Archivdokumente.
Wiktor Iljuchin, war einer der wenigen Politiker, die nicht mit Regierungsmitteln Kübel voller Schmutz und Verdächtigungen ausschütteten. Die Persönlichkeit Iljuchins konnten sogar die bestellten Schmähberichte Karaulows unter der verlogenen Bezeichnung „Augenblick der Wahrheit“ nicht verleumden. Man muß sich nur daran erinnern, daß die Aussagen Karaulows vor Gericht später widerrufen wurden. Die zur Wiedergutmachung des moralischen Schadens von Karaulow gezahlte Summe war an einen der Kindergärten im Wahlbezirk des kommunistischen Abgeordneten Iljuchin überwiesen worden. Es wurde auch aufgeklärt, daß es für Karaulow aus moralischen Sicht besser wäre, im Umgang mit dem minderjährigen Kind seiner dritten Frau Xenia zu folgen, die sich 2007 um Rechtsbeistand an Wiktor Iljuchin gewandt hatte.
Leider finden sich auch noch heute Menschen, die versuchen, die Bedeutung Iljuchins in den Augen der Umgebung herabzusetzen. Zum Beispiel der vor kurzem aus dem Gebiet Pensa von „Einheitliches Rußland“ in die Staatsduma gewählte Abgeordnete Makarow, der von 1985 bis 1990 als Staatsanwalt im Gebiet Pensa tätig war. Höhnisch erinnert Herr Makarow sich daran, daß damals Iljuchin bei ihm angestellt war. Tatsächlich übte Wiktor Iljuchin in den Jahren 1984-1986 in der Dienststelle die Funktion des Stellvertreters des Gebietsstaatsanwaltes aus, und wurde später in die Generalstaatsanwaltschaft der UdSSR zum Stellvertreter des Leiters der Hauptverwaltung berufen. Makarow dagegen blieb in Pensa. Seine Mitarbeiter aus jener Zeit geben ein negatives Urteil über ihn ab, die nachfolgenden Gebietsstaatsanwälte zogen es vor, über seine staatsanwaltliche Arbeit zu schweigen.
Man kann über die persönlichen und fachlichen Qualitäten Wiktors Iljuchins nicht reden, ohne zu erwähnen, daß er über die Fähigkeit verfügte, Menschen verschiedener politischer Ansichten für ein gemeinsames Ziel zu vereinigen. Bis zum Ende des Lebens blieb er seinen Prinzipien treu, ertrug den Verrat und beugte sich vor niemandem. Alle, denen es nicht dennoch gleichgültig ist, was mit Rußland und der Gesellschaft geschieht, verehrten und unterstützten ihn.
An historischen und juristischen Fakultäten der Hochschulen war Iljuchin stets ein gern gesehener Gast. Die Studenten hörten seine Vorlesungen mit anhaltendem Interesse. Im Unterschied zu den angestellten Professoren referierte Iljuchin in einer lebendigen Sprache und sprach dabei auch jene Probleme an, über die es gewöhnlich nicht erlaubt war zu reden.
Wiktor Iljuchin war ein vielseitiger Mensch. Wenn man sich seine Biografie anschaut, stellt man fest, daß er neben seiner Tätigkeit als Abgeordneter der Staatsduma Rußlands des Gebietes von Pensa (von 1995 bis 2011) auch als Vorsitzender der gesamtrussischen politischen Bewegung „Zur Unterstützung der Armee, der Verteidigungsindustrie und der Militärwissenschaft“ und als Leiter des Interregionalen öffentlichen Fonds zur Förderung der strategischen Sicherheit (FSSB) tätig war. Das alles hinderte ihn nicht, sich mit gemeinnütziger und wissenschaftlicher Arbeit zu beschäftigen. Die zahlreichen Bücher und wissenschaftlichen Arbeiten Wiktor Iljuchins, die in hohen Auflagen erschienen, haben an Aktualität nichts eingebüßt.
„Ein Mensch der Wahrheit und der Sachlichkeit“ – so wird er uns in Erinnerung bleiben. Sogar die Machthaber von Pensa sahen sich nach dem Tode Iljuchins gezwungen anzuerkennen, daß der kommunistische Abgeordnete des Gebiets Pensa einen größeren Nutzen gebracht hat, als alle übrigen Abgeordneten von Pensa zusammen. Ja, die Autorität Wiktor Iljuchins in Moskau war um vieles größer.
Ein Jahr ist vergegangen, seit es unseren Genossen nicht mehr gibt, aber das bedeutet nicht, daß seine Sache vergessen ist und nicht fortgesetzt wird. Jetzt verspüren wir, wie nie zuvor, daß Iljuchin uns fehlt, und er für uns viel zu früh weggegangen ist. Wiktor Iwanowitsch Iljuchin hat uns mit dem Beispiel seines Lebens gezeigt, wofür man zu leben, und wie man kämpfen muß. Wir werden seinem Beispiel folgen!
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