Montag, 6. Januar 2014
Energiemonopole wollen europaweit Gasfracking durchsetzen
05.01.14 - Die Bauern von Żurawlów, einem kleinen Dorf im Osten Polens, verhindern seit Monaten durch erbitterten Widerstand Probebohrungen des internationalen Energiekonzern Chevron. Chevron will dort mittels Fracking Schiefergas gewinnen. Mit Strohballen blockieren die Bauern LKW und Stromgenerator einer privaten Sicherheitsfirma, die im Auftrag von Chevron das Feld bewacht und unentwegt ihre Kameras auf die widerständigen Dorfbewohner richtet. Außerdem haben diese den Zufahrtsweg mit Erntefahrzeugen versperrt und ein Transparent mit der Aufschrift: "Schiefergas – der Tod der Landwirtschaft" aufgespannt.
Unter diesem und vielen anderen Feldern im Südosten Polens werden große Vorräte an Schiefergas vermutet. Chevron und weitere Energieunternehmen haben von der polnischen Regierung insgesamt über 100 Konzessionen für Probebohrungen erhalten. Premierminister Donald Tusk schwärmt von einer "neuen Epoche" in der Energiepolitik.
In der Hoffnung auf Arbeitsplätze in der strukturschwachen Region waren die Bewohner zunächst aufgeschlossen. Als sie jedoch von den extrem destruktiven Auswirkungen des Fracking hörten und seismische Tests im Nachbarort mehrere Wasserquellen zerstörten, war es mit der Zustimmung vorbei. "Die Methode ist barbarisch", sagen die Frauen vom Dorf. Als Chevron mit den Arbeiten beginnen wollten, errichtete die Dorfbevölkerung ihre Blockaden.
Auch in anderen polnischen Regionen wehren sich viele Menschen erbittert gegen Fracking. Die polnische Regierung hat den Geheimdienst auf sie angesetzt und lässt Fracking-Gegner bespitzeln und überwachen. Trotzdem reicht die Dienstbarkeit des polnischen Staates den internationalen Energiekonzernen nicht aus. John P. Claussen, Chevron-Manager für Polen, mahnt, die Regierung solle bei der Erarbeitung des Gesetzes über die Förderung von Schiefergas "die betroffenen Firmen stärker einbeziehen". Der neue Umweltminister Maciej Grabowski will das Verfahren beschleunigen.
Auf Wunsch der internationalen Energie-Monopole hält die EU-Kommission willfährig an ihrem Plan fest, in Europa großflächig Fracking einzuführen. In Frankreich ist Fracking bisher verboten, was den Monopolen natürlich überhaupt nicht passt. Entsprechend wird Stimmung gemacht. So begründete der französische Total-Konzern geplante Werkschließungen damit, dass er 'Anpassungen' vornehmen müsse, um im Konkurrenzkampf nicht weiter zurückzufallen, und attackierte das Fracking-Verbot. "Gas und Öl aus der amerikanischen Fracking-Produktion entziehen den französischen Werken ihre Absatzmärkte" titelte "Le Monde" am 22. Dezember 2013. Die Total-Arbeiter jedoch hatten sich nicht davon abhalten lassen, Ende 2013 gegen die Schließungspläne und für höhere Löhne zu streiken. Nach dem Zugeständnis, zunächst "nur" ein Werk zu schließen, wurde der Streik beendet.
Tatsächlich hat Total mit seinen Raffinerien keineswegs Verluste gemacht, wurde aber im gnadenlosen Konkurrenzkampf um die weltmarktbeherrschende Stellung von US-Konzernen, die Fracking betreiben, zurückgedrängt. In den ersten drei Quartalen 2013 ist deren Energieabsatz auf dem amerikanischen Kontinent (mit Lateinamerika) auf 105.000 b/j gegenüber 74.000 b/j 2011 gestiegen (b/j = Barrel pro Tag). Der Export nach Westafrika betrug im vergangenen Jahr 26.000 b/j gegenüber 6.000 b/j im Jahr 2012. Gerade in diese Region hatten bisher hauptsächlich französische und weitere europäische Monopole Energie geliefert.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert in seiner Richtlinie für die neue Bundesregierung unter dem Stichwort "den Zugang zu den – standortgebundenen – heimischen Rohstoffen zu gewährleisten" die Durchsetzung des Gasfracking.
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