Freitag, 25. Januar 2013
Gentechnik-Seilschaften: Newsletter am 22.1.2013
************www.biotech-seilschaften.de.vu**************
DARF GERNE WEITERGELEITET WERDEN ... GANZ ODER TEXTWEISE
*************Verfasst von: Jörg Bergstedt***************
Hallo,
die Demo „Wir haben es satt!“ ist vorüber – und ich fuhr mit
deutlich gemischten Gefühlen wieder zurück. Meine Freude über die
Demo 2011 (die ich nicht mitmachen konnte, weil ich im Knast saß)
war groß: Ein weiterer Schritt vom ewigen Gegeneinander zwischen
Naturschutz, LandwirtInnen, VerbraucherInnen – hin zu gemeinsamen
politischen Kampagnen. „Faire Milch“, der Kampf gegen Schlachthöfe
und Tierfabriken, gegen Gentechnik usw. gehörte in den letzten
Jahren auch zu diesem Erlebnis, dass da zusammen kommt (und kämpft),
was zusammengehört. Dass die anfängliche Euphorie raus ist, ist kein
Beinbruch, sondern normal. Aber dass der Aufbruch in eine Art
professionellen Bewegungsmanagement mündet, das halte ich – auch
wenn es heutzutage ebenfalls üblich ist – für gefährlich.
Genau so habe ich die Demo in Berlin aber erlebt. Hier trafen sich
viele Menschen, die in ihren Kämpfen vor Ort zu guten Teilen
ausgelutscht sind. Die Wallfahrt nach Berlin wird zur schlichten
Wiederholung. Sie ist immer perfekter organisiert: Mit Bussen, mit
professioneller Bühnenschau (fast komplett ohne Inhalte, dafür aber
mit vielen Sprüchen und Bewegungsspielchen – eher ein „Wetten, dass
…“ im Freien als politischer Protest) und organisiert von einer
seltsamen Sphäre völlig abgehobener Hauptamtlicher, die immer mehr
nur noch eines im Blick haben: Diesen Protest immer zu wiederholen,
denn er sichert ihre Jobs über die damit verbundenen Spenden und
Förderungen.
Die Praxis des Protestes – von Blockaden an Tierfabriken über
abgebaute Gentechnikschaugärten bis zur Gegenwehr gegen Behörden,
Gerichte und mehr – sie kam in der niveaulosen Schau am
Samstagsmittag vor leeren Regierungsgebäuden gar nicht mehr vor. Sie
interessiert die BewegungsmanagerInnen auch nicht. Was zählt, sind
Medienevents, Masse und Kasse.
Das alles spricht nicht für große Demonstration. Aber es bedarf
einer anderen Verknüpfung. Die Basis widerständiger Praxis sind
viele handlungsfähige Zusammenhänge in den konkreten Kämpfen. Wenn
die dann einmal oder einige Male überregional zusammenkommen, um
auch Masse zu zeigen, ist das gut. Wenn die Massenaktion aber die –
hauptamtlich organisierte, d.h. auf Geld beruhende – Hülle für wenig
Inhalt ist, dann läuft was falsch.
Ich jedenfalls werde weiter meinen Schwerpunkt in den konkreten
Kämpfen suchen und würde mich freuen, wenn sich niemand blenden
lässt von der selbstinszenierten und –verschuldeten Show in Berlin.
Es wird auf Anderes ankommen. Und damit vor allem auf Euch. Eine
andere Landwirtschaft entsteht aus dem konkreten Handeln, aus
Protest, aus Aktion, aus Projekten, aus einer Praxis solidarischer
Landwirtschaft und vielen mehr. Aber höchstens als Ergänzung aus
Unterschriftenlisten, vorgefertigten Emails und dem Ausfüllen von
Überweisungsträgern.
Falls nun jemand fragt: „Warum sagst Du denen das nicht?“ Dann muss
ich leider antworten: Habe ich versucht. Aber die reagieren gar
nicht mehr in ihren Büro in irgendwelchen Hauptstädten. Bewegung ist
da nicht anders wie Behörden. Die Apparate verselbständigen sich.
Das ist keine Bosheit, sondern normal Wir aber sollten unnormal sein!
Beste Grüße aus der Projektwerkstatt in Saasen … Jörg B.
P.S. Wer weiterhin die Infos aus den Gentechnik-Seilschaften
erhalten will und noch nicht für den Newsletter angemeldet ist,
sollte das tun – per Formular auf www.biotech-seilschaften.de.vu
oder Mail an saasen@projektwerkstatt.de.
Achtung! Neuer PGP ... siehe unter www.projektwerkstatt.de/feedback.html
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Lage 2013
Hier folgen immer wieder unsere Rechercheergebnisse, was an Feldern
zu erwarten ist.
• Das AgroBioTechnikum in Groß Lüsewitz einschließlich der Felder
dort ist Geschichte (schon vermeldet).
• Der Weizenversuch für den Standort Üplingen
(http://apps2.bvl.bund.de/cgi/lasso/fsl/display.lasso?azrki=42010.0216)
ist jetzt auch offiziell auf Herbst 2013 als Aussaatzeitpunkt
verschoben worden
(http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Wissenschaft/Versuch-mit-transgenem-Weizen_article1358402924.html).
Die Behauptungen des Umweltinstituts München (gegenüber der Presse)
und des Infodienst Gentechnik (auf eigener Internetseite), es gäbe
dieses Feld jetzt schon, waren falsch – und zeigen leider einmal,
dass von den NGO-Büros die praktische politische Arbeit doch nur
sehr eingeschränkt möglich ist. Die Kontonummer stimmt meist, beim
Rest wird es schwierig. Zum anderen zeigen sie die Folgen der
Dummheit, dass mit den AktivistInnen der Praxis meist ganz bewusst
kein Kontakt gehalten wird. Die aber wissen da draußen einfach
besser Bescheid …
• Gegen den BASF-Kartoffelversuch auf dem Limburgerhof
(BASF-Agrarbetriebsgelände südlich Ludwigshafen) läuft zur Zeit die
Einwendungsfrist. Das Umweltinstitut München sammelt Einwendungen
unter
http://umweltinstitut.org/gentechnik/freisetzungsversuche/einwendung-genkartoffel-2013-1052.html.
Unterschreiben ist gut – aber bitte nicht denken, dass sich mit
Unterschriften Felder verhindern lassen! Also nur unterschreiben,
wenn das nicht von anderen Aktivitäten abhält!
• Denkbar sind laut Anmeldestand weiter das Monsanto-Rübenfeld in
Gerbitz (wurde 2012 nicht bearbeitet und verunkrautete völlig,
http://apps2.bvl.bund.de/cgi/lasso/fsl/display.lasso?azrki=6786-01-0211)
und das KWS-Rübenfeld in Üplingen:
http://apps2.bvl.bund.de/cgi/lasso/fsl/display.lasso?azrki=6786-01-0215.
Weiter gültig sind auch die Genehmigungen der Uni Rostock für Tabak
(http://apps2.bvl.bund.de/cgi/lasso/fsl/display.lasso?azrki=6786-01-0210)
und Weizen
(http://apps2.bvl.bund.de/cgi/lasso/fsl/display.lasso?azrki=6786-01-0209)
sowie von Mais
(http://apps2.bvl.bund.de/cgi/lasso/fsl/display.lasso?azrki=6786-01-0208)
der Firma Pioneer.
• Üplingen als Standort wackelt aber immer mehr. Da zumindest im
Sommerhalbjahr 2013 der Weizenversuch des IPK dort noch nicht stehen
wird, fehlt möglicherweise der Impuls und auch das Geld, dort noch
weiterzumachen. Außerdem habe kreative Köpfe die Anlage einfach
kurzerhand abgebaut (zwei Kilometer Zaun und einiges mehr sind
entfernt und im Ort verschenkt worden … siehe unten zu diesem
Husarenstreich).
• Für 2013 (und 2014) bleibt auch genehmigt der Pferdeversuch in
Mecklenburg-Vorpommern:
http://apps2.bvl.bund.de/cgi/lasso/fsl/display.lasso?azrki=6786-01-0213
Mit direkten Links zu den Feldgenehmigungen usw. ist dieser Text
auch auf www.gentech-weg.de.vu zu finden.
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NEUES AUS DEN SEILSCHAFTEN
Evangelische Kirche in Bayern wird offensiver: Werbekampagne pro
Gentechnik!
Eine Mitteilung des evangelischen Pressedienstes selbst
(http://www.epd.de/landesdienst/landesdienst-bayern/schwerpunktartikel/ethische-onlineberatung-zu-gentechnik):
Eine ethische Onlineberatung zu den Themen Pflanzenforschung und
Gentechnik hat das Institut Theologie-Technik-Naturwissenschaft [1]
(TTN) entwickelt. Das neue Webportal www.pflanzen-forschung-ethik.de
[2] erlaube den Nutzern, sich "selbstständig ein ethisch fundiertes
Urteil über Anwendungen der Grünen Gentechnik zu bilden", erklärte
das Institut am in München. Die Grüne Gentechnik werde in
Deutschland seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert, erklärte
Projektleiter und TTN-Geschäftsführer Stephan Schleissing. Den
interessierten Beobachtern falle es zunehmend schwer, die
"ausufernden Konflikte" nachzuvollziehen. Das Webportal informiere
über das Themenfeld der modernen Pflanzenforschung und enthalte
Meinungen von Akteuren in Bayern. Zudem könnten sich die Nutzer
anhand eines interaktiven Fallbeispiels selbst ein Urteil bilden.
"Damit wird ethisches Argumentieren erfahrbar", so Schleissing.
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Institut_TTN
[2] http://www.pflanzen-forschung-ethik.de/impressum.html
Doch mit dem Selbst-denken wird das schwierig. MacherInnen der
Internetseite sind nämlich geschulte Seilschaften, die auch andere
Internetplattformen betreiben (z.B. TransGen), die pseusoneutral das
Denken manipulieren sollen. Laut Impressum stehen die Aachener
Coonnection „i-bio“ hinter dem Projekt, technisch wird es von
Pigurdesign umgesetzt. Die arbeiten regelmäßig für die
Gentechnikseilschaften, so auch schon für WGG, Max-Planck und IPK.
Glück haben die evangelische Kirche und andere seit Jahren, weil der
Gentechnikprotest auch in Bayern nicht in der Lage ist, die
verantwortlichen Institutionen (Unis, Landesregierung mit dem
Förderprogramm For Planta, Kirche usw.) mal ins Zentrum des
Protestes zu rücken (ist in anderen Bundesländern nicht anders außer
in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, aber auch da sind es
unabhängige AktivistInnen meist von außerhalb).
Eine nötige Klarstellung: Transparency international begünstigt
moderne Seilschaften
Immer wieder veröffentlicht TI seine Korruptionsbilanz. Und immer
wieder schneiden die modernen Demokratien (z.B. Deutschland) am
besten ab, die andererseits diese Welt aber wirtschaftlich
beherrschen. Wie das? Der Grund ist einfach: Transparency fehlt eine
moderne Herrschaftsanalyse. Wer danach sucht, wo wirklich Geld oder
andere Vorteile fließen, findet in Ländern wie Deutschland das kaum
noch (außer ab und zu bei trotteligen Bundespräsidenten u.ä.). Denn
moderne Funktionseliten regeln ihre Dinge anders. Da hat niemand
mehr ein dickes Portemonnaie dabei. Die Sachen flutschen auf „eine
Hand wäscht die andere“, d.h. ohne konkrete Versprechen, Zahlungen
usw. Es ist mehr eine Kultur der gegenseitigen Unterstützung. Da
Transparency nur auf die altmodischen Formen direkter Bestechung
schaut, schneiden die modernen Staaten besser ab. Die sind damit
aber nicht verfilzter, sondern Transparency macht sich zum Esel der
führenden Industriestaaten – und schimpft über die, die in Sachen
moderner Herrschaft erst noch üben.
Maulkorb-Verfahren in Saarbrücken
Zur Erinnerung nochmal der Stand: Etliche meiner Rechercheergebnisse
und Aussagen vor allem über die Geschäftspraxen von Kleinfirmen und
Lobbyverbänden wurden von Kerstin Schmidt und Uwe Schrader,
unterstützt von Horst Rehberger angegriffen. Ziel war ein Maulkorb
für mich. Das Ganze ging durch alle Instanzen bis zum
Verfassungsgericht. Ergebnis: Zu den meisten Punkten ist das
Rechtsverfahren abgeschlossen und ich habe in diesen Punkten
durchgehend gewonnen. Genauer geprüft werden müssen (nur) noch die
Vorwürfe, die Straftaten beinhalten würden, d.h. Betrug,
Veruntreuung und Geldwäsche. Hier müsse, so das Verfassungsgericht,
genauer geschaut werden, ob an den Kritiken was dran ist. Wenn ja,
würde sich nämlich die Frage stellen, weshalb keine
Staatsanwaltschaft ermitteln wollte (Strafverteilung im Amt???).
Erwartungsgemäß habe ich das einstweilige Verfügungsverfahren wieder
verloren, denn dort dürfen keine gesonderten Beweismittel
(Dokumente, Zeugen …) vorgelegt werden. Ohne das lässt sich aber
natürlich nichts beweisen. Also ist erstmal wieder verboten, denen
Betrug u.ä. vorzuwerfen – bis zum sogenannten Hauptsachverfahren.
Dieses bringt dann die endgültige Klärung und hier sind Beweismittel
zugelassen. Daraufhin haben wir (mein Anwalt Tronje Döhmer aus
Gießen und ich) eine neue Zusammenstellung speziell der Vorwürfe zum
illegalen Umgang mit Fördergeldern ans Gericht geschickt. Darauf
wird es nun ankommen – und dann alles wieder in eine mündliche
Verhandlung in Saarbrücken münden. Termin: Noch unklar. Wer das
Schreiben lesen will, findet es unter
www.projektwerkstatt.de/gen/unterlassung/121205stellungnahme.pdf
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SPRÜCHEKLOPFERiNNEN
Blättern in den Geschäftsberichten von InnoPlanta
Das empfehle ich ja öfter: Lest mehr in den Schriften der anderen
Seite und nicht nur die Studien bzw. meiste bunten Flyer oder
Überweisungsträger der eigenen Organisationen. Ich hab mal ein paar
InnoPlanta-Jahresberichte durchgelesen und fand ein paar nette Passagen.
AGIL soll ein "Gegengewicht zu den Öko-Landwirtschaftsverbänden"
sein. Weitere Ziele:
"- Etablierung eines Patenschaftssystems (Vertreter aus Politik und
Forschung, u.a. MdB Katherina Reiche, MdB Peter Bleser, MdB Kristel
Happach-.Kasan, Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany)
"- Gegenakivität bei der Feldzerstörungsaktion von „Gendreck-weg“ im
Juli in Badingen/Gransee" (InnoPlanta Geschäftsbericht 2006, S. 6)
"Das 7. InnoPlanta Forum fand am 19. September 2007 in der
Landesvertretung
Sachsen-Anhalt in Berlin statt." (InnoPlanta Geschäftsbericht 2007,
S. 9)
Folienauszug aus dem Vortrag Karl-Friedrich Kaufmann AGIL am
2.7.2007 in MD
Aussagen zum ökologischen Landbau ...
-Kein Nachweis, dass Lebensmittel gesünder sind
-Bis zu 50% geringere Flächenleistung
-Hoher Krankheitsbefall und Belastung (Mycotoxine, Phytophtera…)
Vereinfachte WelterklärerInnen auf der Wir-haben-es-satt-Demo
Wer keine klar emanzipatorische Position oder gar selbst
vereinfachte Feindbilder hat, wird zum Anziehungspunkt für Menschen
mit einfachen Welterklärungsmustern. So tauchten 2012 Nazis auf der
Wir-haben-es-satt-Demo auf – und wurden immerhin erkannt und
abgedrängt. Vielleicht blieben unauffälligere aber zurück – keine
Ahnung.
Dieses Jahr strömte ein ganzer Pulk von Leuten mit Trikots und
Flyern „Stimme und Gegenstimme“ in die Demo. Sie konnten weitgehend
ungestört ihre Propaganda loswerden. Ich kannte die, weil mir die
Szene ja mal genauer angeschaut habe (wofür mich allerhand Leute
kritisiert haben, die politische Aktion mit Internetklicken
verwechseln u.ä.).
"Stimme und Gegenstimme" ist eine Art Zeitung im Flyerformat die
angeblich unterdrücke Meinungen verbreiten soll. Sie stammt aus der
Feder des Führers einer fundamental-christlichen Gruppe in der
Schweiz, die mit hoher Penetranz für Familientreue, gegen
Homosexualität und Judentum wettert. In politischen Bewegungen sind
sie mit „Stimme und Gegenstimme“ sowie die Anti-Zensur-Konferenz
unterwegs. Gerüchte, diese AZK sei ein Nazitreffpunkt, sind zwar
falsch (ich war ja selbst dort, um mir das genauer anzuschauen),
aber die Hasspredigten im Christenmantel sind nicht viel besser.
Für mich war es das erste Mal, dass sie so offensiv und zahlreich in
einer Demo unterwegs waren und missionierten ... immer 2er-Teams,
wie mit dem Wachturm. Ich hab die angesprochen, weil die sich erst
gefreut haben, einen AZK-Redner zu treffen. Ich hab sie dann
angequatscht, was da für ein Scheiß in ihren Flugblättern stehen
würde. Und war ziemlich überrascht über die Reaktion. Ich: "Da wird
der Holocaust geleugnet". Die: "Ja, den gabs ja auch nicht". Ich:
"Die behaupten, die Juden würden die Homosexualität fördern, um die
Familien zu zerschlagen". Die: "Ja, das ist doch die Wahrheit". Ich:
"Ivo Sasek sagt zu seinen Leuten, er sei das Göttliche und sie
Natur." Die: "Ivo ist göttlich". usw. Ich war ziemlich erstaunt,
dass die das alles klarhatten und wie selbstverständlich dort gesagt
haben. Dann haben sie mich mit eher religiösen Sprüchen wie "Du
musst das mal an Dich ranlassen" usw. zu missionieren versuchen, bis
ich überlegte, dass ich eigentlich wegen was Anderem auf der Demo war.
Ich schreibe das hier, weil die inhaltliche Niveaulosigkeit, die in
politischen Bewegungen immer weit verbreitet ist (wer beschäftigt
sich schon richtig intensiv mit den Themen, gegen die er/sie
protestiert?) auch in Zukunft dazu führen wird, dass viele
Überschneidungen mit rechten oder vereinfachenden politischen
Positionen entstehen. Die Akzeptanz von Alpenparlament.TV (hinter
dem solche Kreise stehen) und die großen BesucherInnenzahlen bei den
Konferenzen (z.B. regelmäßig 2000 Leute bei der AZK, letztens
mehrere Hundert bei einer ähnlichen Konferenz in Alsfeld) zeigen
diese Anfälligkeit. Die Beliebtheit gründet sich auch auf dieser
Leere, die in vielen ist. Die Empörung über die Unverschämtheiten
von Regierungen und Konzernen mündet nicht in einen widerständigen
Protest plus inhaltlich tiefgehender Kritik, sondern in
oberflächliche Handlungen und Schuldzuweisungen.
Mehr dazu:
• Kritik an vereinfachten Welterklärungen: www.kopfentlastung.de.vu
• Emanzipatorische Gentechnikkritik:
www.projektwerkstatt.de/gen/emanz_kritik.htm
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WEITERE NACHRICHTEN ZUM THEMA
Glyphosat – (k)ein Problem der Gentechnik!
Aus der FR am 4.1.2013: „Bequem, billig und brutal: Das
Total-Herbizid Glyphosat, unter den Namen Weedkill, Dominator oder
Roundup im Handel, ist auch auf deutschen Äckern auf dem Vormarsch.
Doch weil neue Studien die bislang attestierte Unbedenklichkeit des
Mittels für Mensch, Tier und Umwelt in Frage stellen, geht die
Industrie in die Offensive. Sie rührt über eine eigens eingerichtete
Internetseite die Werbetrommel für das Gift, denn der auf die Felder
versprühte Stoff steht in der EU vor seiner Wiederzulassung. …
Ostdeutschland ist die „Glyphosat-Region schlechthin“, so die
Deutsche Landwirtschaftliche Gesellschaft in ihrem DLG-Magazin. Auf
drei Vierteln der Äcker wird Glyphosat eingesetzt, anstatt Unkraut
mechanisch, durch angepasste Fruchtfolge oder bessere Sortenwahl in
Schach zu halten. Das DLG-Magazin warnt: Wegen der aktuellen
Diskussion um den Stoff „sollte die Anwendung auf das notwendige Maß
beschränkt bleiben“. Und rät: „Mehr guten Ackerbau, bitte!“
(http://www.fr-online.de/wirtschaft/herbizid-glyphosat-ein-gefaehrliches-wundermittel,1472780,21383102.html)
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AKTIONEN/BEWEGUNG
Gäbe es die Wahl zur „Aktion des Monats“, hätte diese Idee wohl gute
Chance: Unbekannte haben die langen Winternächte ohne Bewachung
ausgenutzt, um den Gentechnik-Propagandagarten in der Börde einfach
abzubauen. Und nicht nur das: Sie verteilten auch noch ein Fake, in
dem AnwohnerInnen ermuntert wurden, sich an den abgebauten
Baustoffen zu bedienen, weil die nicht mehr benötigt wurden. Hier
der Text aus „Neues Deutschland“ am 16.01.2013:
Gentechnik-Standort in Üplingen sabotiert
Zaun um das Gelände des Schaugarten in Üplingen abgebaut
Einen empfindlichen Rückschlag erlebten die Betreiber des
Gentechnik-Schaugartens Üplingen Anfang Januar. Wie erst jetzt
bekannt wurde, hatten mutmaßliche Gentechnikgegner den Zaun um das
Gelände auf zwei Kilometern Länge komplett abgebaut. In einem
nachgeahmten Infoblatt verkündeten sie, die Gentechnik habe in
Deutschland keine Zukunft mehr.
Gentechnik zum Anfassen hatte sich der Schaugarten Üplingen zwischen
Magdeburg und Braunschweig zum Ziel gesetzt. Neben der
Forschungsarbeit wollte der Betreiber Biotechfarm GmbH & Co. KG
Besuchergruppen davon überzeugen, dass genmanipulierte Pflanzen
harmlos seien und die großen Probleme der Welt lösten. Nachdem die
öffentlichen Führungen schon 2012 eingestellt wurden, kam es nun zur
Demontage der kompletten Umzäunung rund um das Gelände.
Wie das Polizeirevier Börde mitteilt, haben Unbekannte wohl zwischen
dem 5. und 6. Januar die Zäune auf zwei Kilometern Länge
"ordnungsgemäß aufgerollt" sowie Holzpfosten und Überwachungstechnik
abgebaut. Die mutmaßlichen Gentechnikgegner hätten zudem in Üplingen
Flyer verteilt, die wie offizielle Mitteilungen der Betreiberfirma
aussahen und einige Teile des Zauns im Dorf abgelegt. Unter der
Überschrift "Haushaltsauflösung am Schaugarten" hieß es im Flyer,
die Biotechfarm werde "mit sofortiger Wirkung schließen". Den
Nachbarn wurde angeboten, "etwas von unserem aufgelösten Hausrat
mitzunehmen". Laut Polizeisprecher Joachim Albrecht waren sämtliche
Materialien unbeschadet aufgestapelt worden. Die Geschäftsführerin
von Biotechfarm, Kerstin Schmidt, wollte sich zu dem Vorfall nicht
äußern. …
Bericht:
http://www.neues-deutschland.de/artikel/809994.gentechnik-standort-in-ueplingen-sabotiert.html
Ich denke gerne zurück … Günther Burckhardt ist tot
Ich habe ihn schon erlebt, als wir Mitte der 90er Jahre Felder
besetzten und dadurch viele Debatten auslösten, die wir auch
führten. Damals war er „nur“ über 70 Jahre alt. 2007 war er vor Ort,
als wir – gelangweilt vom smarten Protest staatsnaher Umweltverbände
und Parteien - die alte Tradition mit einem Feldbesetzungsversuch in
Groß Lüsewitz wieder aufnahmen. Nun war er 88 Jahre. Und auch nach
seinem 90. Geburtstag war Günther Burckhardt, der aufmüpfige Arzt
aus Kassel, noch mehrfach dabei. Jetzt ist er tot. Aber auch wenn
ich nicht alle seine Meinungen teilte (das wäre ja auch langweilig)
– er wird mir als eine Wegweisung erhalten bleiben, dass zwar auch
ich selbst mit inzwischen deutlich über 30 Vollzeitaktivisten-Jahren
auf Besetzungen bzw. bei direkten Aktionen auffalle (und in den
Bürorunden der etablierten NGOs meist unerwünscht bin), aber dass es
eigentlich gar kein Alter gibt, an dem Aufhören passend sein könnte.
Die 19jährigen, die demnächst von radikal auf weichgespült und dann
ins bürgerliche Lager oder zu den angepassten Verbänden wechseln,
hätten ihn mal erleben sollen. Günther – ich glaube nicht an Gott,
ein Leben nach dem Tod oder solchen Kram. Du lebst nicht irgendwo
anders, sondern uns etlichen von uns weiter. Unter anderem in mir.
Kabrack!archiv – wer hat Lust z.B. auf den Bereich zu Gentechnik???
Die Bibliotheken und Themensammlungen der Projektwerkstatt gehören
zu den umfangreichsten unabhängigen und selbstorganisierten
Bewegungsarchiven. Hier stehen über 20.000 Bücher, ein besonderer
Schatz aber sind etliche Kopien, Flugblätter, Zeitungstexte,
unveröffentlichte Manuskripte zu vielen politischen Themen. Richtig
gut nutzbar wären die aber nur, wenn sie wenigstens ab und zu
ergänzt, durchsortiert und neue Infos eingeaktet werden. Und darum
geht es: Wer hat Lust, an diesem Archive mitzuwirken? Das Ganze ist
thematisch sortiert. Das macht es möglich, einen konkreten
Themenbereich zu übernehmen, d.h. zu sortieren, zu gestalten, neue
Materialien zu beschaffen, eventuell auch zu erfassen und mehr (also
z.B. Gentechnik oder Landwirtschaft, Medizin oder noch andere Themen
… es sind viele da drin!!!). Bibliotheken und Archive würden dann zu
einer bunten Kooperation mehrerer Leute, die einzelne Themen oder
Bereiche übernehmen – vom Einsortieren über das Organisieren
weiterer Materialien bis zur Gestaltung von Regalen, bei Interesse
auch gerne den angrenzenden Flächen (mal eine Sitzhecke, eine
Hängematte, ein Schreibtisch …). Ein paar Einblicke bietet die Seite
www.projektwerkstatt.de/kabrack - die Seite wartet auf eine
Überarbeitung im Zuge neuen Schwungs im Archiv. Also los … wer Lust
hat, eine Themenecke zu übernehmen, an einer mitzuwirken oder auch
über das „große Ganze“ des Archivs und der Raumgestaltung
nachzudenken, sollte sich melden – gerne auch mit Wünschen, an
welchen Themen Interesse besteht.
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ZUM NACHDENKEN
Jorgen Randers
Der neue Bericht an den Club of Rome
(2012, ökom in München, 431 S., 24,95 €)
Ein seltsames Buch. Einerseits besteht es aus einer Vielzahl von
Zahlen, die in Trends umgedeutet werden, mit denen dann die
Entwicklungen der nächsten vier Jahrzehnte beschrieben werden. Im
Wesentlichen geschieht dabei das Erwartbare – gesellschaftliche
Verwerfungen oder soziale Revolten fehlen in den Szenarien. Sie
wären auch schwer berechenbar – aber ganz außer Acht lassen? Bei den
Zahlen und Trends ist das Buch vor allem eine Fleißarbeit. Dabei
sind schon einige Grundannahmen seltsam. Unkritisch nimmt der Autor
an, dass sie Risikotechnologie und Reparaturkonzepte zerstörerischen
Wirtschaftens einfach so durchsetzen – von der CO2-Abscheidung bis
zur Gentechnik. Richtig spannend wird es dann im letzten Teil, wo es
um Neuvorschläge geht. Gelobt wird der starke Staat, z.B. mit der
Behauptung, „50 Jahre Entwicklungshilfe … haben gezeigt, dass
stabile staatliche Einrichtungen … unverzichtbare Voraussetzungen
für langfristiges wirtschaftliches Wachstum sind“. Das findet der
Autor gut und hofft auf mehr davon. Am Ende gibt er 20 gut gemeinte
Ratschläge, u.a. die: „Investieren Sie in hochwertige
Unterhaltungselektronik als Ersatz für die Realität“ und „Erziehen
Sie Ihre Kinder nicht zu Naturliebhabern“. Wohlgemerkt: Das ist
keine Satire. Warum ein Ökoverlag das verlegt und bewirbt? Keine
Ahnung …
Wer mehr erfahren will: Broschüre "Den Kopf entlasten" und
Internetseite www.kopfentlastung.de.vu. Bei Interesse lassen sich
dazu auch gern Veranstaltungen verabreden. Lasst Euch nicht vom
scharfsinnigen Denken abbringen. Und vor allem: Denkt selbst!
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TERMINE
TON-BILDER-SCHAU "Monsanto auf Deutsch - Seilschaften zwischen
Behörden, Forschung und Gentechnikkonzernen"
Die nächste Veranstaltungsrundtour mit mehreren der Vorträge läuft
vom 8.-ca. 17. März durch Bayern und Österreich. Noch sind einige
Abende frei (vor allem 11.-14.3.) – wer hat Interesse? Bisher sind
auf der Bayerntour schon einige Termine fest, darunter am 16.3. ein
ganztägiges Training zu kreativen Aktionsformen in München.
Außerdem sind rund um das Wochenende 23./24.2. Veranstaltungen auf
Hin- und Rückfahrt nach Berlin möglich (also so auf der Linie Kassel
– Braunschweig – Magdeburg – Berlin … oder Leipzig – Thüringen).
Im April soll es nach Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gehen.
Wer Interesse hat an der Ton-Bilder-Schau in der eigenen
Stadt/Region – bitte melden!
GRUNDLAGEN-SEMINAR ZUR GENTECHNIK
26. bis 28. April in der Projektwerkstatt Saasen
Gentechnik – Risiken und Nebenwirkungen, emanzipatorische Kritik und
Aktionen
Ein Seminar für alle, die ihre Kritik inhaltlich schärfen wollen:
Was ist Gentechnik eigentlich, wie funktioniert und was bewirkt sie?
Wo bestehen die Gefahren? Dabei wird klar, dass verschiedene
Begründungen gegen die Gentechnik existieren - von Umweltschutz über
Gesundheitsgefahren bis zur Herrschaftsförmigkeit dieser Technik.
Aber auch von rechten Gruppen wird Gentechnik kritisiert. Viele
kritisieren die Gentechnik prinzipiell. Andere prangern vor allem
ihre konkreten Ausformen und die Bedingungen, unter denen sie
entwickelt wird, an. Im Seminar sollen die verschiedenen Standpunkte
geklärt und diskutiert werden. Einblicke in die Gesetzeslage, Tipps
zu Infoquellen (welche Felder sind wo?) und Aktionsideen runden das
Wochenende ab.
Durch das Seminar führen Rosi Reindl und Jörg Bergstedt.
Weitere Veranstaltungen im thematischen Bezügen:
• 3. bis 5. Mai in der Projektwerkstatt Saasen
Den Kopf entlasten - von vereinfachten Welterklärungen bis zu
rechter Ökologie
Monsanto ist schuld. Nein, die Bilderberger. Quatsch, das
Finanzkapital macht alles kaputt. Die Überbevölkerung bedroht
unseren Planeten. Gentechnik ist Frankenstein. Gegen Schächten –
auch mit Nazis. So oder ähnlich klingen viele politische
Forderungen. Was sie gemeinsam haben: Sie blenden Machtebenen aus,
verkürzten komplexe Herrschaftsanalysen und spielen mit den Mitteln
des Populismus. Das Seminar soll für skeptisches und genaues Denken
werben – mit drei Schwerpunkten:
1. die Merkmale von einfachen Welterklärungen und rechten
Denkmustern zu klären,
2. konkrete Beispiele (gern auch auf Wunsch von Teilnehmenden) zu
hinterfragen,
3. wie kann mensch sich vor vereinfachtem Denken schützen und solche
„Theorien“ entlarven?
• 24. bis 26. Mai in der Projektwerkstatt Saasen
Sich einmischen – Akten und Pläne studieren, mitreden und
protestieren vor Ort
Kreative Widerständigkeit ist gut. Meist ist es nicht klug, sich
ständig mit den Herrschenden und Privilegierten zu verbinden, um
kleine Vorteile zu ergattern, aber damit das Ganze selbst zu
unterstützen. Doch unabhängiger Protest bedeutet nicht, zu den
Strukturen des herrschenden Systems ohnmächtigen Abstand zu halten.
Ganz im Gegenteil: In den Kochtöpfen der Macht herum zu rühren,
genau hinzugucken, Interessen zu demaskieren, Vorhaben frühzeitig
und genau zu kennen, verbessert die Handlungsmöglichkeiten. Darum
soll es gehen: Die vorhandenen Beteiligungs- und
Handlungsmöglichkeiten im Rahmen des bestehenden Systems
kennenzulernen, um sie – neben der direkten Aktion – optimal nutzen
zu können, z.B. Akteneinsichtsrecht, Beteiligung und Klagen bei
Planungen und Behördenentscheidungen, Bürgerbegehren und –entscheide
herbeiführen usw.
• Infos zu diesen Seminaren sowie Anmeldungen über
www.projektwerkstatt.de/termine.
Die fehlenden Angaben und weitere Termine erscheinen so schnell wie
möglich auf www.projektwerkstatt.de/termin.html !
P.S. Wie immer das Nachwort: Von der Broschüre „Organisierte
Unverantwortlichkeit“ und dem Buch „Monsanto auf Deutsch“ sind noch
genügend Bestände vorhanden. Bestellungen über das Infoformular auf
unserer Internetseite www.biotech-seilschaften.de.vu, unter
www.aktionsversand.de.vu oder in der Projektwerkstatt. Da andere
Verlage – teilweise mit erstaunlich widerlichen Unhöflichkeiten –
die brisanten Botschaften nicht verlegen wollten, wird „Monsanto auf
Deutsch“ wohl erstmal die einzige Enzyklopädie der
Agrogentechnik“mafia“ bleiben. Bestellseite www.aktionsversand.de.vu.
Und: In der Projektwerkstatt und anderen Aktionshäusern sind immer
wieder Sachspenden gefragt. Auf der Seite
www.projektwerkstatt.de/gesucht findet Ihr eine Liste. Wer was
Passendes übrig hat ... wir freuen uns!!!
--
Verfasst in der
Projektwerkstatt Saasen, 06401/90328-3, Fax -5, 01522-8728353
Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen (20 km östlich Giessen)
www.projektwerkstatt.de/saasen
++ Tagungshaus ++ politische Werkstätten ++ Archive und
Bibliotheken ++ Direct-Action-Plattform ++ Bahnanschluß ++
ReferentInnenangebote ++ Sachspenden gesucht: Was gerade fehlt,
steht immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht ++
Syria: Some serious problems to be solved
21 January 2013. A World to Win News Service. The following is a condensed version of a discussion in which the Syrian revolutionary Hassan Khaled Chatila gave his views on the current situation there. It is especially important because of the light it sheds on the relationship between classes and class contradictions on the one hand, and ideological factors on the other.
There has been a vertiginous rise of Islamic fundamentalism over the last period, in terms of both its ideological influence among various classes in what was once considered the Middle East's secular society, as well as its organized military strength. Some reports say that since the Islamic fundamentalists have clearly come to dominate the armed revolt, the regime has actually become somewhat less isolated, with some people who were formerly pro-opposition or neutral now seeing Assad as the best of bad alternatives. A few Western commentators have begun saying things like, "The opposition is in fact helping to hold the regime together" (Peter Harling, an analyst with the International Crisis Group). Harling's comment reflects the fact that this development also poses problems for the U.S. and its allies, who want to make Syria serve their interests and defeat any challenge to their dominance in the Middle East.
Here Chatila discusses some of the class contradictions that persist despite this ideologically unfavourable situation, arguing that it did not have to take this turn and that the class contradictions that brought into being a revolt against the regime in March 2011 are still at work.
There is a basis for a revolutionary strategy founded on the basic interests of the great majority of the Syrian people in antagonism with the imperialists and the big Syrian exploiters inside and outside the regime who are ultimately dependent on the world imperialist system. The great difficulty in working out such a strategy and making it into a material force among the people is undeniable, but there is no other way out for the broad masses of people, and no reactionary regime of any kind can make these contradictions disappear.
The situation in Syria is now dominated by rival reactionary forces. The political class [the traditional, once tolerated opposition, mainly operating from abroad] seeks foreign intervention, while the Free Syrian Army is a heterogeneous mix with no clear political and military strategy. They take towns and neighbourhoods and occupy them, and then the regime destroys them. This benefits the regime, and makes it possible for it to take full advantage of its still superior military forces and arms. The FSA makes no attempt to mobilise the masses of people or to lead them in establishing local revolutionary political power.
The regime is now using the entry of Islamist forces into the country to justify its existence as a barrier against them.
What began as a social movement against the regime has been smothered by pro-Western and Islamist forces. In short, the revolt that began in Daraa on 15 March 2011 has been turned into something else by the Free Syrian Army and the political class. It is possible that the situation could slide into a religious civil war; the armed fundamentalists are certainly trying to provoke a Sunni-Alawite war. Many people who were previously favourable to the opposition no longer see the fall of Assad as a good idea.
You asked me about the role of regional inequalities and the growing gap between the countryside and city, both in driving the revolt, and also in providing an audience for fundamentalists.
I would answer this way: During the last decade the regime used financial aid and other incentives to encourage big landowners to eliminate the small peasants. In this, it has been following the IMF strategy for developing globally-competitive commercial agriculture and attracting foreign investment. The now landless peasants immigrate to the big cities in hopes of accumulating enough money to be able to return to their land. In addition, for a long time many small peasants who still own land [and grow vegetables and so on for urban markets] have lived on the outskirts of towns and cities. So there is a very large peasant population ringing all the big towns and cities. Unemployment is very high in both the cities and the countryside, and many people are hungry.
The Syrian peasantry has been playing a big role in the revolt, both in the countryside and the big-city suburbs. The middle classes in the provinces and the cities have gone back and forth, although they have certainly played an important role in the revolt, too. Some sections of the lower middle classes came over to the revolt and some supported the regime, especially the better-off sections. The Islamists draw many of their recruits from the lower classes, and better-off sections as well, such as engineers, doctors, architects and businessmen, including shopkeepers. In the past, the lower classes tended to be Arab nationalists or supporters of parties that called themselves socialist and communist, and anti-Israel and anti-imperialist. The Moslem Brotherhood has been deeply rooted in the middle classes. I'm not sure who the members of the FSA are, but I'm certain that many are from the middle classes.
The chambers of commerce and industry, which group together the large number of middle capitalists and the biggest, continue to support the regime, even though the majority are Sunnis. The Sunni-Alawite fracture doesn't cancel out the class fracture. There are divisions on both religious and class lines. There are small, medium and big Sunni capitalists who have prospered in alliance with the bureaucrat-capitalist regime. It's important to note that the souks [the traditional markets that are the centre of both retail and wholesale commerce] have never shut down in protest against the regime. There has been no generalized civil insurrection even among Sunnis.
Industry and commerce is mostly controlled by Sunnis, as well as Christians. The ethnic and religious minorities like the Alawites tend to be peasants, and rise socially by becoming government employees or military men. Alawites close to the regime have gotten rich.
Among the workers, including the Sunni majority, a large section has no steady work and certainly not a regular work contract. They live week to week on the crumbs their employers throw them. They work in close proximity with their bosses in beauty salons, garages and other small service businesses. This can mean that they are attracted to the bourgeoisie. But either way they play an important role because they feel that they have nothing to lose. When their children reach the age of 12, usually they have to quit school and look for work. They are involved in both the popular movement and the Islamist movement.
To the extent that it was organized, the popular revolt was based on the lower middle classes and the desperately poor, as well as other sections of the masses. In the provincial cities like Homs [an epicentre of the revolt], it is the poor urban neighbourhoods and not the better-off quarters that have been destroyed by the regime. In Damascus all the poor neighbourhoods have been destroyed.
The villages were very much involved in the demonstrations and the general revolt against the regime. A revolution would have tried to organize these peasants into political committees to exercise political power in the countryside and eliminate the regime's local political and administrative control. While the country's topology makes a frontal confrontation with the state very difficult, it would be possible to organize small groups of guerillas to mount effective attacks on the power centres and then melt away. These peasants have played a very important role in the popular revolt but not in an organized revolutionary way, and they are susceptible to being organized by the fundamentalists, whose sole form of organisation is military. The Islamists in the FSA make no attempt to win civilians over to their side, [even though] the majority of the population is Moslem. The social and political demands of the revolt have receded into the background.
There has arisen an embryonic mass movement demanding a stop to the violence. For instance, there was a famous incident when a woman dressed in white demonstrated all by herself in front of the parliament building in Damascus, and got a lot of support. Calling for an end to all violence is not the solution, but the growth of this sentiment shows the isolation of the FSA from the people. The political and social mass movement against the regime has been buried. With its demands for bread, dignity, freedom and justice, it had many things in common with the revolts in Tunisia and Egypt. In my opinion, the Free Syrian Army aborted that revolution before it could mature.
Because of its hybrid nature, the FSA could disintegrate into rival clans waging war on each other. That could happen if it doesn't succeed in overthrowing the regime, or even if it does. It would be a mutual slaughter. There are real gangster elements involved.
Syria is sinking into chaos. The Western imperialists want to destroy the country economically and see its army torn to shreds so that it can't oppose Israel. When this political crisis is resolved, one way or the other, Syria will come out of it completely destroyed. Its economy will become even more dependent on the world market. But on the other hand, the objective basis for revolution will continue to exist because the factors for this crisis are deeply rooted in Syrian society. That was reflected in the revolt that began in March 2011. A transition to a fully neo-liberal economy can't resolve that crisis and certainly cannot develop an economy that would meet the needs of the people. That can be done only by smashing both bureaucrat capitalism and big private capital. So there will always be an objective basis for revolution, but then there is the question of who will influence the people. The fundamentalists will continue to attack the neo-liberals, including by an armed struggle whose methods are often basically "terrorist".
Because of the strength of the Islamists the Western powers are now somewhat more favourable to leaving the regime intact and maybe even leaving Assad in place. The U.S. is afraid of the FSA because it might go against American interests and those of its regional allies.
This is the position of Turkey and Iraq, as well as Iran, in terms of neighbouring countries, and of Qatar and Saudi Arabia. Right now none of them is interested in supplying the FSA with game-changing weapons. The FSA is receiving less military aid than ever. Nobody wants to give them surface-to-air rockets.
Even though the Saudis have been bankrolling the fundamentalists, as part of their policy of developing a Sunni-Shia confrontation to oppose Iranian influence in the region, they are worried about the rise of the jihadis. They know they can't control these people. Their policy could backfire if fundamentalism in Syria takes up the anti-U.S. banner.
The U.S. is even softening its tone toward Assad a bit. Hillary Clinton has criticized the traditional opposition, demanding that it unite and form a government [one acceptable to the U.S., which it hasn't been able to do in any convincing way. There is some revived talk about a "political solution" between the regime and the opposition in Western policy circles].
In short, no state cares about the Syrian people. They don't care about the 60,000 people killed, the 300,000 people forced to seek refuge abroad or the internally displaced people who number as many as a million. They don't care about the fact that among a population where half the people already lived below the UN-defined poverty line of 2 dollars a day, price speculation has brought about real famine. Prices for bread, sugar and fuel oil for cooking have doubled and tripled, if these things can be found at all. Forget about meat, which the poor seldom ate anyway.
The fake "solidarity with the Syrian people" that used to fill the Western media is fading. Even many people who have genuinely wanted to express their solidarity with the Syrian people have become discouraged because they don't know who to support. This shows how serious the problems are.
Artikel zur französischen Militärintervention in Mali
IMI-Standpunkt 2013/01
Regime Change mal anders
Die französische Militärintervention und die Regierungsbildung in Mali
http://www.imi-online.de/2013/01/14/regime-change-mal-anders/
Christoph Marischka, veröffentlicht am: 14. Januar 2013
Seit dem Putsch malischer Soldaten im März 2012 hat der Staat keine klar
benennbare Regierung mehr. Der Putsch war u.a. eine Reaktion auf einen
Aufstand sezessionistischer Gruppen im Norden, die unter der Führung von
aus Libyen zurückkehrenden Tuareg-Rebellen rasche Geländegewinne
verzeichnen konnten. Trotzdem ermöglichte es gerade der Putsch, dass die
Sezessionisten daraufhin mit Hilfe islamistischer Gruppen schnell den
gesamten Norden erobern konnten, die Herrschaft in den eroberten
Gebieten jedoch an die Islamisten verloren. Es besteht große Einigkeit
in der Bevölkerung des Süden Malis (und unter den Flüchtlingen aus dem
Norden), dass der Norden zurückerobert werden müsse. Wie das jedoch
geschehen soll und welche Rolle dabei Drittstaaten spielen werden, ist
sehr umstritten – und wirkt sich massiv auf die Bildung einer neuen
Regierung aus.
So gibt es einerseits den Prozess zur Bildung einer Übergangsregierung,
der überwiegend von französischen Klienten innerhalb der ECOWAS
vorangetrieben wird und den Übergangspräsidenten Dioncounda Traoré und
Cheick Modibo Diarra als Übergangspremier hervorbrachten. Beide wurden
international anerkannt und forderten ECOWAS und EU zu exakt der Form
von Intervention auf, wie diese von Seiten der EU längst vorbereitet
war, genossen jedoch im Süden Malis weder ausreichend Legitimität noch
übten sie dort de facto die Macht aus. Jeweils in engem zeitlichen
Zusammenhang mit Entscheidungen in Brüssel über den anstehenden
Militäreinsatz in Mali wurde zunächst Traoré unter den Augen der
Putschisten so schwer verprügelt, dass er für Monate nach Frankreich
ausgeflogen werden musste, und im Dezember Diarra von den Putschisten
festgenommen und seine Regierung für abgesetzt erklärt. Zwar befürworten
auch die Putschisten überwiegend militärische Unterstützung aus dem
Ausland, befürchten jedoch eine starke internationale Truppenpräsenz in
der Hauptstadt, die ihre Macht untergraben könnte. Parallel dazu findet
innerhalb der Zivilgesellschaft der Versuch statt, durch „concertations
nationales“ eine tatsächlich demokratisch legitimierte Regierung
hervorzubringen, was offensichtlich auch von Teilen der Putschisten und
vielen ihrer Anhänger unterstützt wird.
In dieser Situation von DER malischen Regierung zu sprechen, ist damit
reichlich abwegig. Dasselbe gilt für die malische Armee, die in
verschiedene Interessengruppen zerfallen ist. Während die einen in den
Machtkampf bzw. das Ringen um eine politische Lösung in Bamako
verstrickt sind, haben sich andere nahe der Grenze zu den von den
Islamisten besetzten Gebieten mehr oder weniger im Alleingang daran
gemacht, Flüchtlinge und Freiwillige für die Rückeroberung des Nordens
in Milizen zu organisieren, auszubilden und zu bewaffnen (angeblich
schon länger mit Unterstützung Frankreichs). Andere Teile der Armee sind
bereits vor Monaten vor dem Vormarsch der Sezessionisten und Islamisten
nach Niger geflohen und versuchen sich dort in der Nähe der Hauptstadt
Niamey (wo ebenfalls eine EU-Ausbildungsmission stationiert ist) zu
reorganisieren.
Wegen der unklaren Lage in Mali - und v.a. auch in Bamako selbst - war
der geplante EU-Einsatz zur Unterstützung einer Militärintervention der
ECOWAS (wie diese auch) zwischenzeitlich mehr oder weniger auf Eis
gelegt. Zu kompliziert gestalteten sich die Verhandlungen mit den
verschiedenen malischen Akteuren – der international anerkannten
Regierung, den verschiedenen Fraktionen des Militärs und
zivilgesellschaftlichen Gruppen (die Legitimität für eine Stationierung
der ehemaligen Kolonialmacht hätten herstellen müssen) um die konkrete
Art der Militärhilfe und die Frage, welche Truppen aus welchen
Nachbarstaaten wo stationiert werden dürften. Ähnlich kompliziert
stellten sich die Diskussionen um Kontingente und Befugnisse mit den
Nachbarstaaten dar. Deshalb wurde in Brüssler Kreisen noch vor wenigen
Tagen spekuliert, die geplanten Einsätze der ECOWAS und der EU würden
wahrscheinlich nicht vor 2014 stattfinden. Zugleich sickernten jedoch
immer mehr Informationen durch, dass Frankreich und andere westliche
Staaten ihre Truppenpräsenz in der Region deutlich erhöhen und mit
Beratern und Spezialkräften auch in Mali selbst bereits aktiv seien.
Mit dem vermeintlichen Vormarsch der Islamisten, der in vermeintlich
letzter Sekunde mit französischen Luftangriffen aufgehalten wurde,
stellt sich die Situation jedoch plötzlich ganz anders dar. Frankreicht
räumt offen ein, 400 Soldaten in Bamako stationiert zu haben, zwei
französische Kampfflugzeuge sollen in Sevare, nahe Mopti, und eines in
Bamako stationiert sein. Zudem habe sich Frankreich mit zwei
Kampfhubschraubern aus Burkina Faso und Bodentruppen an den Gefechten
beteiligt. Medien vermelden überdies, dass die Ankunft von 1.000
Soldaten aus Burkina Faso und Niger unmittelbar bevorstünde. All dies
wird international legitimiert durch einen Brief „des malische
Interimspräsident Dioncounda Traoré“ in dem dieser, der nun wieder als
legitimer Vertreter des malischen Volkes gilt, den französischen
Präsidenten Hollande „um Hilfe gebeten“ habe. Auch die Kritik derjenigen
Akteure in Mali, die jedem zusätzlichen französischen Einfluss in Mali
skeptisch bis ablehnend gegenüberstanden, ist nahezu verstummt.
Schließlich hat Frankreich die Nation vor einem „Vormarsch auf die
Hauptstadt Bamako“ gerettet. Der französische Außenminister Laurent
Fabius ließ sich mit den Worten zitieren: „Frankreich musste dringend
eingreifen, sonst gäbe es Mali nicht mehr, dafür aber einen
terroristischen Staat.“
Zwar lassen sich entsprechende Drohungen durch Vertreter der Islamisten
finden, dass sie jedoch tatsächlich ein solches Himmelfahrtskommando
wagen würden, erscheint ähnlich unrealistisch, wie die vermeintliche
Unvorhersehbarkeit der Ereigniss. Tatsächlich ist dieser Offensive ein
Angriff von Teilen der malischen Armee auf die Stadt Douentza, gute
100km westlich von Konna, vorausgegangen, die sich seit dem 1. September
2011 unter Kontrolle der Islamisten befand. Der Militärsprecher, der
diese Rückeroberung noch selbstbewusst verkündete, verband dies gleich
mit der Ankündigung, weiter in den Norden vorzustoßen, um auch Timbuktu
, Kidal und Gao zu befreien. Den Einmarsch der Islamisten nach Konna,
von wo vermutlich Truppen für die Offensive in Douentza abgezogen
wurden, wollte er zu diesem Zeitpunkt nicht kommentieren. Konkret ging
der „Offensive der Islamisten“ also eine Offensive malischer Militärs
voraus. Wenn Frankreich über diese Offensive informiert gewesen wäre,
würde das erklären, wie es einen so komplexen Einsatz mit Hubschraubern
und Kampfjets einschließlich Überflugrechte (für die sich Frankreich bei
Algerien bedankte) samt Bodenpersonal, im Verbund mit Bodentruppen und
enger Koordination mit Teilen der desintegrierten malischen Armee so
kurzfristig hat durchführen können. Absprachen mit Frankreich (und
Algerien) würden auch das Selbstbewusstsein des malischen Offiziers
erklären, mit dem er einen Vormarsch auf Timbuktu , Kidal und Gao
ankündigte, der ohne französische Unterstützung völlig hoffnungslos
gewesen wäre. Tatsächlich hat Frankreich ja nicht nur den „Vormarsch“
der Islamisten gestoppt und dabei – wie die Regierung selbst einräumte –
30 von ihnen sowie elf Zivilisten (darunter drei Kinder) getötet,
sondern auch „Infrastruktur der Terroristen“ in dem von ihnen
kontrollierten Gebiet bombardiert, darunter in Kidal und Gao, wo allein
am Sonntag laut AFP 60 „Islamisten“ getötet worden seien. Die Übrigen
hätten mittlerweile die großen Städte verlassen und seien in die Wüste
geflohen.
Der französische Verteidigungsminister, Jean-Yves Le Drian, kündigte an,
der Einsatz werde „mehrere Wochen“ dauern mit dem Ziel „diese
Terroristen aus[zu]löschen“. Eine solche Entscheidung fällt nicht über
Nacht. Trotzdem haben fast alle westlichen Staaten ihre Unterstützung
für den Einsatz bekundet und militärische Hilfe in Aussicht gestellt.
Dazu gehört auch die Bundesregierung. Die Bedingung, die der deutsche
Verteidigungsminister für einen Einsatz der Bundeswehr formuliert hatte,
nämlich den vermeintlichen „politischen Konsens über den Einfluss
ausländischer Staaten, insbesondere auch Ausbildungssoldaten“ wurde
durch die französische Militärintervention zunächst hergestellt. Er wird
bald wieder brechen, doch bis dahin liegt absehbar ein Mandat des
Sicherheitsrates vor und dann ist die Meinung der Bevölkerung ohnehin
nicht mehr relevant – und für „concertations nationales“ fehlen dann
erst recht die Voraussetzungen.
IMI-List - Der Infoverteiler der
Informationsstelle Militarisierung
Hechingerstr. 203
72072 Tübingen
imi@imi-online.de
Freitag, 4. Januar 2013
[Clea] NOËL MILITANT : AVANT-PREMIÈRE À BRUXELLES DE « F TIPI FILM » - VENEZ NOMBREUX !
Une œuvre cinématographique exceptionnelle consacrée à la résistance des prisonniers politiques turcs.
Cet événement aura lieu ce lundi 24 décembre à 19h45 au Kinepolis de Bruxelles. Plusieurs des réalisateurs du film, notamment Ezel Akay, seront présents pour répondre aux questions du public.
Venez nombreux !
Ce film est le fruit d'années d'une lutte à laquelle le CLEA a modestement contribué. Nous nous étions en effet joints à l'appel des militants turcs pour une solution négociée mettant fin aux traitements inhumains dans les prisons de type F.
Vous pouvez obtenir des préventes en téléphonant aux numéros suivants :
+ 32 (0) 485 37 35 32 - + 32 (0) 486 846 170
Un film sur les prisons de «notre» dictature
par Bahar Kimyongür
C'était il y a douze ans. Soucieux de se mettre à l'heure européenne dans le domaine pénitentiaire, le régime d'Ankara, «notre» allié de toujours, lança un raid contre vingt prisons du pays dans le but de déporter les militants politiques vers de nouvelles prisons cellulaires de haute sécurité.
Cette sanglante inauguration appelée cyniquement «opération de retour à la vie» se solda par la mort de 28 détenus. On dénombre par ailleurs près de mille blessés par tortures, brûlures et inhalation de gaz toxiques.
Officiellement, les autorités turques avaient invoqué la vétusté des
prisons-dortoirs (type E) pour justifier leur remplacement par des complexes pénitentiaires flambant neufs et exclusivement réservés aux militants politiques (type F).
Aguerris par les multiples stratégies coercitives de leurs geôliers, les prisonniers révolutionnaires savaient que l'objectif des autorités turques n'était pas d’ordre «hygiénique» mais politique, un régime d'isolement étant le moyen le plus efficace pour briser les liens organisationnels, sociaux, affectifs et par conséquent, l'intégrité physique et psychique des prisonniers.
Ce confinement cellulaire les rendait particulièrement vulnérables en comparaison avec les grandes chambrées qui, malgré la promiscuité, leur offrait un meilleur cadre de vie, d'expression et surtout une possibilité de résistance collective en cas d'assaut militaire.
Le 20 octobre 2000 soit deux mois avant l'opération sanglante, des centaines de prisonniers marxistes issus majoritairement du DHKP-C (Parti-Front révolutionnaire de libération du peuple) sont entrés en « jeûne de la mort » pour protester contre l'ouverture des prisons de type F.
Lorsque le 19 décembre à 3h du matin, les forces de sécurité turques munies de panzers, d'hélicoptères Sikorsky, de pelleteuses, d'explosifs, de gaz lacrymogènes, de matraques, de lance-flammes et de fusils mitrailleurs lancèrent l'assaut, les militants leur opposèrent une résistance farouche à mains nues et la faim au ventre.
La dernière prison ne tomba qu'au troisième jour de l'assaut. Finalement, les détenus révolutionnaires furent déportés. Mais dans un ultime acte de défiance, ils poursuivirent leur jeûne jusqu'à ce que mort s'ensuive.
Leur grève de la faim au finish ne prit fin qu'à la date du 22 janvier 2007 après que le ministère de la justice eut adopté une circulaire (45/1) allégeant leur régime d'isolement.
Entre-temps pas moins de 117 militants (détenus et sympathisants hors les murs) perdirent la vie. Plus de 600 ex-grévistes de la faim suppliciés par l'alimentation forcée souffrent encore aujourd'hui d'amnésie et d'ataxie.
Sensibilisés par la résistance héroïque de ces prisonniers, 9 grands noms du cinéma turc viennent de signer une oeuvre collective émouvante intitulée "F Tipi Film" (film de type F).
Il s'agit d'Ezel Akay, Sirri Süreyya Önder, Baris Pirhasan, Aydin Bulut, Hüseyin Karabey, Reis Celik, Vedat Özdemir, Mehmet Ilker Altinay et du groupe audiovisuel militant FOSEM (travailleurs de la photo et du cinéma).
Ces réalisateurs ont été assistés par des vedettes du petit et du grand écran turc comme Serkan Keskin, Tansu Biçer, Gizem Soysaldi, Bület Emrah Parlak, Erkan Can, Firat Tanis et Civan Canova.
Chacun des 9 réalisateurs a interprété en 10 minutes sa manière de voir l'univers "claustrationnaire" qui règne dans les prisons de type F sur base de témoignages de détenus, de leurs familles et de leurs camarades.
Les 9 récits s'inspirent tous de faits réels.
La musique du film est un florilège des plus célèbres morceaux de Grup Yorum, un collectif musical révolutionnaire prolixe malgré la répression et la censure qu’il subit depuis sa création en 1985.
Le sous-titrage français a été réalisé par mes soins
.
Ce film hors du commun tombe à un moment où la Turquie, membre de l'OTAN et partenaire indéfectible de l'UE, est devenue, en catimini, la plus grande prison du monde pour journalistes et militants politiques.
Le trailer (non traduit) commence par une devise fétiche des révolutionnaires turcs attribuée à Hannibal Barca, le héros carthaginois qui défia Rome, lors de sa traversée des Alpes : «Nous trouverons un nouveau chemin ou nous en créerons un».
Rares sont les œuvres cinématographiques qui décrivent la pugnacité et l’état amoureux caractéristique du militant révolutionnaire avec autant de précision.
«F tipi Film» mérite à cet égard une mobilisation militante de la part de tous celles et ceux qui aspirent à un monde plus humain.
Cet événement aura lieu ce lundi 24 décembre au Kinepolis de Bruxelles à 19h45.
Plusieurs des réalisateurs du film, notamment Ezel Akay, seront présents pour répondre à vos questions.
Vous pouvez obtenir des préventes en téléphonant aux numéros suivant :
+ 32 (0) 485 37 35 32 - + 32 (0) 486 846 170
Pour visionner la bande annonce, veuillez cliquer ici :
http://www.youtube.com/watch?v=ZXhMUbbeems
Sortie en salle :
- à Bruxelles le 3 janvier 2013 (Kinepolis)
- à Paris le 27 décembre 2012 (cinéma Le Brady et L’archipel)
- à Mulhouse le 31 décembre 2012 (cinéma Bel air)
D'autres fragments du film :
http://www.youtube.com/watch?v=uq2-0C-aHh4
http://www.youtube.com/watch?v=ufga9PE-D7I
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