Montag, 30. April 2012
Gentechnik-Seilschaften: Newsletter am 27.4.2012
************www.biotech-seilschaften.de.vu**************
DARF GERNE WEITERGELEITET WERDEN ... GANZ ODER TEXTWEISE
*************Verfasst von: Jörg Bergstedt***************
Gentechnikfilz-News vom 26.4.2012
zusammengestellt in der Projektwerkstatt von Jörg Bergstedt (Autor
„Monsanto auf Deutsch“)
Hallo!
Diesmal will ich mit einem Aufruf starten – und der ist mir sehr,
sehr wichtig. Denn über die bundesweiten Verflechtungen ist jetzt
viel informiert worden – im Internet, auf Veranstaltungen, per
Broschüre und Buch. Doch an vielen Universitäten und in
Landeseinrichtungen wird – mitunter kräftig finanziert von
Landesregierungen – munter an neuen Pflanzen, Patenten und Methoden
geschraubt. Wir brauchen jetzt Menschen, die den
Gentechnikseilschaften in Universitäten und Landeseinrichtungen auf
die Finger gucken und klopfen! Ich kann von hier aus nicht auch noch
in allen Ländern hinschauen bzw. – was ja noch besser wäre –
Aktionen organisieren: Anwesenheit und Protest bei Veranstaltungen,
enthüllende Broschüren/Internetseiten zum Filz in einem Bundesland usw.
Daher mein Aufruf: Bildet Banden – lose Runden von Menschen (aus
verschiedenen Gruppen oder auch einfach so unabhängig von
irgendwelchen Mitgliedschaften), die genauer hinschauen. Erste
Gespräche dazu haben auf meinen letzten Vortragstouren in Bayern und
Sachsen stattgefunden. In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern
kann auf den bestehenden Protest gegen die beiden Hochburgen der
Versuchsfelder aufgebaut werden. Für andere Länder gibt es noch
keine Ideen – aber das darf gerne noch werden!
Für vier Bundesländer habe ich das bei uns inzwischen gesammelte
Wissen auf Internetseiten zusammengestellt – und sammele gern
weitere Infos, die ich da dann erst einmal einfüge. Früher oder
später sollte es dazu aber Infoseiten aus den Ländern geben. Hier
die bisherigen Links:
- Zu Bayern: www.projektwerkstatt.de/gen/filz/lesefenster/bayern.html
- Zu Sachsen: www.projektwerkstatt.de/gen/filz/lesefenster/sachsen.html
- Zu Mecklenburg-Vorpommern gibt es eine Seite zusammen mit den
Infos zum AgroBioTechnikum: www.aggrobiotechnikum.de.vu
- Genaus in Sachsen-Anhalt mit Infos zum Schaugarten Üplingen.
www.biogeldfarm.de.vu
Es ist viel diskutiert über die Gefahren der Gentechnik, die dadurch
gewachsene Macht der Konzerne gegenüber den LandwirtInnen und
VerbraucherInnen. Wir wissen viel über europäische und die
deutschlandweiten Netzwerke. Nun brauchen wir Runden von Menschen,
die das auch auf Landesebene und in den bislang wenig beachteten
Landeseinrichtungen wie Universitäten, landwirtschaftliche
Fortbildungsstätten und Untersuchungsanstalten einbringen. Denn hier
läuft oft „business as usual“. Hinter der Fassade von
Begleitforschung, Wissenschaft und mehr werden die Dinge
weitervorangetrieben. Der Protest muss in diese noch verbliebenen
Hochburgen der rücksichtslosen Jagd nach Profit hineingetragen
werden. Damit mit dieser Form der Technikentwicklung nach
Profitlogik endlich ganz Schluss ist!
Auf Länderebene gibt es noch viele wenig oder unbeachtete Bereiche,
so unter anderem:
- Förderprogramme der Landesregierungen (z.B. For Planta in Bayern)
- Pflanzenentwicklung und Methodenforschung an Universitäten
- Gentechnikwerbung in der landwirtschaftlichen Ausbildung
Deshalb wäre es gut, wenn sich auf Landesebene jeweils Kreise von
Personen zusammentun, die …
- Recherchieren, was an Universitäten und in Landeseinrichtungen
jeweils so läuft
- Beobachten, welche Förderprogramme und Veranstaltungen geplant
sind und dazu Aktivitäten entwickeln, Termine herumreichen, Protest
koordinieren
- Ideen für parlamentarische Anträge und Anfragen sammeln
- Öffentlichkeitsarbeit zu den Seilschaften im jeweiligen Bundesland
machen: z.B. eine Broschüre, Flugblätter, Internetseite,
Veranstaltungen.
Ich würde mich freuen, wenn sich in möglichst vielen Bundesländern
Runden von Menschen finden, die das in die Hand nehmen. Ich
unterstütze gerne – gerade in der Anfangsphase. Gerne komme ich zu
einem ersten Treffen, wo Näheres besprochen wird (z.B. auch
verbunden mit einer Veranstaltungsrundreise mit meinem Vortrag
„Monsanto auf Deutsch“). Aber bitte erwartet nicht, dass ich dann
Vorantreiber bin, koordiniere … das geht von hier aus nicht (und in
Hessen wird das auch nur als kleiner Personenkreis klappen, weil
BUND, Grüne, Kirche usw. auf Landesebene zu politiknah sind und
deshalb AktivistInnen schlicht hassen).
Im Mai bin ich in und um Rostock – machen wir da ein Treffen, um
Weiteres zu besprechen?
In und um Üplingen werden etliche Strafprozesse gegen
GentechnikgegnerInnen laufen – wäre das eine Gelegenheit, sich auch
weiter zu besprechen? Dort steht die Aussaat unmittelbar bevor –
eine Saison voll Aktivitäten wäre gut plus dann im September das
InnoPlanta-Forum!
Kleine Vortragstouren mache ich ohnehin in der nächsten Zeit durch
Niedersachsen und nach Thüringen. Wie sieht es da aus?
Im Oktober soll es noch einmal nach Bayern gehen – vielleicht ist
bis dahin schon etwas entstanden?
Ich würde mich sehr, sehr freuen über „Monsanto auf …“ oder wie das
Ding dann auch immer betitelt wird.
So long und beste Grüße aus der Projektwerkstatt in Saasen, Gruß von
Jörg B.
P.S. Die aktuelle Lage bei den Felderanmeldungen. Zwei sind im
Standortregister:
- RoundupReady-Rüben in Nienburg/Gerbitz (Saale), ein Versuch von
Monsanto
- Mais von Pioneer in Üplingen (bis 7 ha, also möglicherweise Beet
im Schaugarten plus große Fläche),
Das Freisetzungsregister lässt aber noch mehr erahnen …
********************
NEUES AUS DEN SEILSCHAFTEN
Dramatische Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern: Gentechnikfilz
massiv unter Druck
Welch eine Überraschung: Am 14. April veröffentlichte die
Ostseezeitung auf der Titelseite als Aufhänger einen umfangreichen
Artikel über „Filz und Mauschelei um die Gentechnik?“ plus böser
Kommentar auf der Folgeseite. Als Infoquelle war da zwar neben dem
tatsächlich in Mecklenburg-Vorpommern aktiven BUND die Organisation
Greenpeace angegeben – aber sehen wir einmal über diese Albernheit
und das Verschweigen unserer Quellen hinweg (Greenpeace hat sich
tatsächlich ja immer rausgehalten, wenn es um Versuchsfelder ging),
dann ist das ein richtig großer Schritt. Ich denke da immer noch
zurück an die Zeiten, als wir mit dem Protest anfingen in und um
Sagerheide und Groß Lüsewitz. Da bekam die permanente
Versuchsleiterin Inge Broer immer ein Interview in der Zeitung als
Reaktion auf unsere Aktionen. Und nun sind die Verhältnisse also
auch dort umgekehrt. Der Artikel ist sehr lesenswert und unter
www.projektwerkstatt.de/gen/filz/rostock/oz120414.pdf zu finden.
Interessant ist nicht nur, dass Kerstin Schmidt dort den Tod der
Agrogentechnik in Mecklenburg-Vorpommern ankündigt, sondern die
Zeitung auch den geplanten Umzug nach Üplingen beschreibt. Das
hatten wir ja schon einige Male als Vermutung geäußert.
Nun kam es aber gleich noch dicker: Am 25. April gab es einen
Nachschlag auf der Wirtschaftsseite der OZ – und wieder wurden
Politik und die Firmengeflechte des AgroBioTechnikums unter die Lupe
genommen, von „faulen Tricks“, ergaunerten „100 Prozent Fördersatz“
usw. gesprochen. Lest selbst:
www.projektwerkstatt.de/gen/filz/rostock/oz120425s5.pdf.
Vorher schon: Landtagsanfrage in Mecklenburg-Vorpommern
Die Grünen stellten Fragen zu den Kosten der Bewachung der
Genversuchsanlage. Als die Antwort (Landtagsdrucksache am 21.3.2012)
kam, schaffte es die Meldung auf die Titelseite der Ostseezeitung.
Die Polizei übte sich in Notlügen für ihre teuren Hilfsmaßnahmen für
die Gentechnik-Seilschaften. So erfanden sie einen
Feldbesetzungsversuch 2010 ...
Auszug aus der Ostseezeitung am 28.3.2012 (Titelseite): "Umstrittene
Polizeieinsätze zum Schutz von Genkartoffeln bringen Innenminister
Lorenz Caffier (CDU) in Erklärungsnot. 2010 und 2011 kreisten
Hubschrauber der Landespolizei insgesamt 26 Stunden über den
Anbaufeldern des AgroBiotechnikums Groß Lüsewitz (Landkreis
Rostock). Hinzu kamen 31 Wacheinsätze und 40 Personenkontrollen mit
über 200 Einsatzstunden. Gesamtkosten: mehr als 112 000 Euro. Das
geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage
der Grünen-Landtagsabgeordneten Ursula Karlowski hervor, die der OZ
vorliegt. Damit dürften die Gen-Knollen von Groß Lüsewitz die
teuersten Kartoffeln der Welt sein. Immer wieder hatten
Umweltaktivisten Anbaufelder besetzt und verwüstet. Trotz der
Sachschäden übte Grünen-Fraktionschef Jürgen Suhr Kritik am
Polizeieinsatz. „Kosten und Nutzen stehen in keinem Verhältnis.“ Das
Innenministerium in Schwerin begründete die Polizeieinsätze mit
Sachschäden von 385 000 Euro. Caffier sagte, in Groß Lüsewitz sei
„Gefahr im Verzug“ gewesen.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Landtagsanfrage (Drucksache
6/358) (Links zu Pressetexten und Anfrage auf
www.aggrobiotechnikum.de.vu):
• Der Staat hat nicht nur mit den Fördermitteln für Haus, Land und
die gefälschten Biosicherheits-Versuche die Gentechnik-Seilschaften
unterstützt, sondern auch noch mit seinen Polizeitruppen.
• Die Sachschäden von 385000 Euro sind trotz der kostenintensiven
Bewachung entstanden - also war das Verpulvern von Steuergeldern
auch noch wirkungslos.
• Den vermeintlichen Feldbesetzungsversuch 2010 hat die Polizei frei
erfunden, um ihre Hilfsaktionen für die Gentechnik-Seilschaften zu
legitimieren.
• Auslöser fast aller Einsätze ist das Wachpersonal, d.h. also die
Polizeieinsätze werden von den Gentechnikseilschaften und ihren
Bediensteten veranlasst.
• Betroffen ist vor allem die Allgemeinheit, z.B. von insgesamt 40
Verkehrskontrollen innerhalb von drei Jahren.
• Im AgroBioTechnikum dürfen neu gegründete Firmen eigentlich nur
fünf Jahre arbeiten, weil diese Arbeit stattlich gefördert ist.
Ausnahmen sind bis acht Jahre zulässig. Das Firmenkonsortium von
Kerstin Schmidt und Uni-DozentInnen ist seit 2005 dort tätig, d.h.
also im siebten Jahr. Die Ausnahme ist die Regel. Um deren
Weiterarbeit zu sichern, wird das AgroBioTechnikum saniert.
Peinlicher Patzer auch am Schaugarten Üplingen
Blindes Huhn find … ein bisschen war es so und nun ein Zufall, dass
wir mit einer zunächst scheinbar unsinnigen und unscheinbaren
Handlung vielleicht etwas Interessantes erreichen. Wir wollten ja
den Vortrag im Hofgut Üplingen halten. Die BioTechFarm hat uns das
ja verboten. Doch das steht, wie wir inzwischen mitbekamen, im
Widerspruch zu Aussagen der Landesregierung, die auf Nachfragen nach
den Fördergeldern für den Ausbau öffentlich gesagt hat, das
Begegnungszentrum hätte mit der BioTechFarm nichts zu tun. Könnte
sein, dass der ganze Vorgang doch ein ziemlicher Patzer von denen
ist – und hoffentlich Wut vor Ort schafft.
Direkt ausgewirkt hat sich das aber noch nicht – leider! Ca. 30
KritikerInnen des Schaugartens Üplingen waren letztes Wochenende bei
Veranstaltungen und Spaziergängen in und um das Dorf dabei – ein
Bericht findet sich unter
http://de.indymedia.org/2012/04/328675.shtml. Unter Beteiligten sind
einige weitere Ideen für die nächsten Wochen diskutiert worden, z.B.
Besuche örtlicher Feste (am 30.6. ist 900 Jahre Warsleben, am 7.10.
der Tag der Regionen in Oschersleben. Besonders in den Fokus soll
die Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz genommen werden, die
Flächen und Tagungszentrum bereitstellt für die
GentechniklobbyistInnen. Weiter mobilisiert wird natürlich auch für
das am ersten Montag/Dienstag im September zu erwartende
InnoPlanta-Forum. Ca. 200 Personen haben bislang ihr Interesse in
Listen signalisiert.
Konzerntricks
Skandalös agieren mal wieder die Konzerne: BASF hatte mit der
Ankündigung des Verzichts auf Felder in Deutschland gelogen (und die
Umweltverbände waren mal wieder reingefallen). Der Konzern macht nun
doch Felder, aber mit dem Nachfolgemodell der Amflora (heißt:
Modena). Bislang bekannt: In Sachsen-Anhalt. Unglaublich schwer,
jetzt den Ort zu erraten …
Warnende Stimmen: Alois Heissenhuber (TU München) und Friedhelm
Taube (Uni Kiel)
Die formulierten: „In Deutschland müssen wir uns fragen, ob wir uns
in der Agrarforschung nicht zu stark auf den Bereich der
biotechnologischen Möglichkeiten fokussieren, während klassische
Ansätze kaum mehr gewürdigt werden, wenn es um die Bereitstellung
von Forschungsgeldern geht. De facto sind nämlich die
Getreideerträge in Deutschland trotz intensiver Züchtungsforschung
in den vergangenen 20 Jahren kaum noch gestiegen. Die
Ursachenforschung verweist teilweise auf klimatische Effekte; aber
auch die landwirtschaftliche Praxis mit immer engeren Fruchtfolgen,
reduzierter Bodenbearbeitung und dem daraus resultierenden
vermehrten Druck von Krankheitserregern dürften zum Ursachenkomplex
beitragen.
An den Universitäten werden die klassischen agrarischen Disziplinen
abgebaut, weil vor allem in molekularen Forschungsansätzen
Innovationen gesehen werden. Und dieser Trend setzt sich in den
Ressortforschungseinrichtungen bis hin zu den Beratungsinstitutionen
auf dem flachen Land fort. Holistische agronomische Ansätze werden
also zugunsten der vermeintlich attraktiveren spezialisierten
molekularen Forschung zunehmend vernachlässigt.“ (Quelle:
www.zeit.de/wissen/umwelt/2012-02/gruene-gentechnik-replik-winnacker/seite-2)
Es geht weiter: Maulkorbverfahren in Saarbrücken
Das Oberlandesgericht Saarbrücken hat jetzt unsere Belege zu den
Betrugsvorwürfen angefordert – das Verfahren kommt also wieder
ingang. Interessant: Es wird die gleiche Kammer sein wie letztes Mal
am OLG. Inzwischen haben wir (der mich unterstützende Anwalt Tronje
Döhmer aus Gießen und ich) dem Gericht die Liste unserer Belege
zugeschickt. Der Schriftsatz ist unter
www.projektwerkstatt.de/gen/filz/unterlassung/120423olg_antwort.pdf
anzusehen. Mal sehen, wie die KlägerInnen (Schrader, Schmidt,
Rehberger) darauf reagieren, dass jetzt auch schon die Ostseezeitung
über Filz, Mauscheleien, Tricks usw. bei der Fördermittelvergabe
schreiben …
Andreas Sentker – Preisträger InnoPlanta 2011 (Journalist)
Er hatte Feldbefreiungen als „Terror“ bezeichnet. Seiten Jahren
hetzte er als Ressortchef „Wissen“ der ZEIT gegen die KritikerInnen
der Agrogentechnik. Dafür bekam er letztes Jahr den Preis für den
objektivsten Journalisten im Land. Seine Dankesrede ist im Internet
– und lohnt sich, anzuhören. Peinlich schon der doppelte Beginn.
Erst nennt er diesen Gefälligkeitspreis eine „große Ehre“. Dann
zitiert er einen Ex-Fernsehintendanten: „Einen guten Journalisten
erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache,
auch nicht mit einer guten.“ Danach folgt ein ideologischer Schwall
pro Gentechnik. Nach Sentkers eigener Logik also ein Beweis dafür,
dass er kein guter Journalist ist – was aber ohnehin klar war. Der
Mitschnitt seines Vortrags: http://www.youtube.com/watch?v=sEYDKKIImhI
********************
WEITERE NACHRICHTEN ZUM THEMA
Neue Superschädlinge auf dem Acker? Anbau von neuem 'Gen-Mais' in
der EU könnte Probleme bereiten
Testbiotech veröffentlichte am 26.3.2012 ein Dossier mit
überraschenden Details zum Anbau des gentechnisch veränderten Mais
MON88017, der ein Gift gegen Insekten produziert. Wie eine aktuelle
Laboruntersuchung aus den USA zeigt, könnte dieser Mais dazu
beitragen, die Ausbreitung von Fraßinsekten zu beschleunigen. Nach
den Versuchsergebnissen entwickelt der sogenannte Maiswurzelbohrer
nicht nur eine Resistenz gegen das Gift des gentechnisch veränderten
Mais, sondern er kann gleichzeitig die Entwicklung seiner Larven
beschleunigen und mehr Nachkommen produzieren. Dies würde dazu
führen, dass sich der von Landwirten gefürchtete Schädling noch
schneller auf den Feldern ausbreitet. (www.testbiotech.de/node/641)
Wieder nur halbgut: Neue Pachtverträge auf Kirchenland
Das war zu lesen: „Die Kirchenleitung hält die Folgen beim Anbau von
genetisch verändertem Saat- und Pflanzengut für nicht hinreichend
abschätzbar“, heißt es in dem Beschluss. In neuen Landpachtverträgen
möge daher ein Zusatz aufgenommen werden, in dem es heißt:
„Gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in Form von Saat- und
Pflanzengut dürfen auf den Pachtflächen nicht ausgesät oder
angepflanzt werden.“ Vorausgegangen war eine entsprechende
Beschlussempfehlung des Kirchenleitungsausschusses für Umwelt und
Nachhaltigkeit.“
Mein Kommentar: Seit Jahren – auch in Schleswig-Holstein! – weise
ich darauf hin, dass die Pachtverträge so nicht schlau formuliert
sind. Statt „Keine GVO auf Kirchenland“ wäre viel besser: „Nur
Verpachtung an Betriebe, die INSGESAMT gentechnikfrei arbeiten“.
Dass diese nirgends beachtet wird, zeigt auch, wie wenig
Nicht-Eliten in diesem Land beachtet werden. Es gibt so gut wie
keine Chance, aus den Kreisen der vielen Basisgruppen, unabhängigen
AktivistInnen einmal Impulse in die Apparate von NGOs, Kirchen,
Parteien usw. hineinzubringen. So funktioniert die Elitestruktur
dieser Welt! Und das beschreibt auch einen der Hauptgründe, warum
politische Arbeit oft so wirkungslos bleibt. Es sind oftmals die
vermeintlich eigenen Leute, die als BremserInnen fungieren – wenn es
ihnen in der Hauptsache um Fördergelder, Spenden, öffentliches Image
und die eigene Rolle an den Tischen der Reichen und Mächtigen geht.
Für meine Kritik an diesen Strukturen ernte ich ja oft Kritik. Ich
halte das Wegsehen für einen zentralen Fehler!
Buchvorstellung
Hanns Wienold
Leben und Sterben auf dem Lande
(2007, Westfälisches Dampfboot in Münster, 218 S.)
Es ist schon ein paar Jahre alt, aber behandelt wichtige Fragen, die
auch und gerade in gentechnikkritischen Kreisen unpräzise bis
manchmal falsch behandelt wird. Es geht um die Lage der BäuerInnen
und Bauern in den ländlich geprägten Regionen der beiden großen
Schwellenländern, aber weiterhin auch Agrarnationen Brasilien und
Indien. Unter anderem wird dort Genaueres berichtet über die
Selbstmordwellen in Indien und deren Hintergründe. Es ist nicht in
erster Linie die Gentechnik, sondern insgesamt eine
Entsozialisierung der Gesellschaft sowie die Zerschlagung einer
unabhängigen und selbstbestimmt durchführbaren Landwirtschaft. Das
Buch ist empfehlenswert, um die Kritik an der Gentechnik einzubetten
in eine Gesamtkritik der Bedingungen im ländlichen Raum.
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ALLE TERMINE AUF EINEN BLICK
Freitag, 27. April, ab 8.30 Uhr in der Messe Köln-Deutz (Eingang
Nord, Messehalle 7, Deutz-Mülheimer-Straße 111):
BAYER-Hauptversammlung mit Gegenreden, -anträgen und (hoffentlich)
-aktionen
27.4. bis 1.5. in der Projektwerkstatt Saasen: Gerichtete Gerichte
und jubelnde Justiz? (http://antirepression.blogsport.eu/?p=1124)
Austausch-Treffen zu Erfahrungen vor Gericht und hinter dessen
Kulissen. Eingeladen sind alle Menschen mit Gerichtserfahrungen, die
ihre Ideen und Wissen weitergeben sowie von Anderen Tricks, Kniffe
und Probleme erfahren wollen. Gestaltet als Open Space, eingeladen
vom Laienverteidigungsnetzwerk!
5. bis 28. Mai läuft übrigens eine Fahrrad-Protesttour gegen
Tierhaltungsbetriebe und die ganzen Neubauten von Schlachthöfen und
Mastanlagen im Raum Celle - Braunschweig. Ich werde da auch ein
Stück mitfahren, wahrscheinlich vom 6. bis 11.5. und ab ca. 16.5.
Näheres unter http://criticalmast.blogsport.de.
Auf jeden Fall gibt es während der Tour einmal den Vortrag „Monsanto
auf Deutsch“, also die Ton-Bilder-Schau zu den Seilschaften. Und
zwar in Königshorst Nr. 1 (Tagungshaus bei Wustrow im Wendland). Die
vier Programmpunkte der ersten Tage:
• So, 6.5. um 11 Uhr in Königshorst: Training "Kreativer Polizeikontakt"
• So, 6.5. um 20 Uhr in Königshorst: Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf
Deutsch - Seilschaften zwischen Behörden, Forschung und
Gentechnikkonzernen" (zum Inhalt siehe 3.6., Ankündigung)
• Mo, 7.5., um 11 Uhr in Königshorst: Workshop "Direct
Action/kreativer Widerstand" (mit Vertiefungsworkshops an den
Folgetagen, die am 7.5. vereinbart werden)
• Mo, 7.5. um 20 Uhr in Königshorst: Lesung und Diskussion "Freie
Menschen in freien Vereinbarungen"
Sonntag, 13.5. östlich von Rostock an den Versuchsfelder des
AgroBioTechnikums: Kritischer Spaziergänge und mehr
• 15 Uhr: Rundgang (Inspektion) an den Feldern in Sagerheide
(Treffpunkt Birkenallee 10/11, d.h. am Ortseingang von der B110 aus)
• Anschließend Kaffee, Kuchen und Zeit für Fragen/Diskussion auf dem
Nachbargrundstück
• 17 Uhr auf dem Grundstück Birkenallee 10/11 (bei schlechtem Wetter
im Haus): Vortrag und Diskussion "Den Kopf entlasten - Kritik
anti-emanzipatorischer Positionen in politischen Bewegungen"
Monsanto ist schuld. Nein, die Bilderberger. Quatsch, der
Finanzkapital macht alles kaputt. Völkerrechtswidrige Kriege lehnen
wir ab - demokratisch bomben ist schöner. Härtere Strafen für Nazis,
Vergewaltiger und Umweltsünder. Was nichts kostet, ist auch nichts
wert. Mehr Kontrolle für Richter und Polizei. Leitungsnetze ausbauen
für die Windenergie. Stärke des Rechts statt Recht des Stärkeren.
Der Mensch ist halt ein Herdentier (oder neu: Schwarm). NPD-Verbot
jetzt!
So oder ähnlich klingen viele politische Forderungen. Was sie
gemeinsam haben: Sie blenden Machtebenen aus, verkürzten komplexe
Herrschaftsanalysen und spielen mit den Mitteln des Populismus.
Statt Menschen zu eigenständigem Denken und kritischem Hinterfragen
anzuregen, wollen sie billige Zustimmung einfangen - zwecks
politischer Beeinflussung, Sammeln von AnhängerInnen und WählerInnen
oder auf der Suche nach dem schnöden Mammon in Form von Spenden und
Mitgliedsbeiträgen. Auf diese Weise betreiben viele Gruppen das
Geschäft derer, die an den Hebeln der Macht sitzen. Sie wollen
Einzelprobleme lösen und verschärfen dabei die Ursachen von Profit,
Ausbeutungen, Unterdrückung und Umweltzerstörung. Wer das Gute will,
dabei aber die Befreiung der Menschen außer Acht lässt, wird schnell
zur Hilfstruppe derer, die immer mehr Kontrolle und Steuerungsmittel
wollen - und auch immer das Beste versprechen.
Im Vortrag (bzw. Workshop) werden Prinzipien anti-emanzipatorischer
Theorien, politischer Konzepte und Welterklärungen benannt und dann
Beispiele vorgestellt, über die jeweils auch kurze Debatten möglich
sind.
Montag, 14. Mai 2012 um 9.30 Uhr im Amtsgericht Oschersleben:
Prozess gegen den Anmelder der Demonstration gegen das
InnoPlanta-Forum 2011 wegen angeblichem Verstoß gegen Auflagen
Montag, 14.5., 19 Uhr an der Uni Rostock (Raum 323 im Haus 1
Ulmencampus): Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf Deutsch - Seilschaften
zwischen Behörden, Forschung und Gentechnikkonzernen"
Am 1. Und 2.6. gibt es in Berlin ein paar Aktionstrainings. Mehr in
Kürze auf www.projektwerkstatt.de/termine.html
Sonntag, 3.6. um 13 und 16 Uhr auf dem Hoffest der Schlossimkerei
Tonndorf (südlich Erfurt/Weimar): Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf
Deutsch - Seilschaften zwischen Behörden, Forschung und
Gentechnikkonzernen"
Montag, 18.6. um 11 Uhr am Verwaltungsgericht Magdeburg (Breiter Weg
203, Saal 11): Prozess wegen der Klagen gegen die Polizeimaßnahmen
im Rahmen des InnoPlanta-Forums 2010 (Festnahme von zwei
DemonstratInnen mit Gewahrsam, siehe
http://de.indymedia.org/2010/09/290052.shtml)
19.-21.6. in Bernburg: DLG-Feldtage - Werben für industrielle
Landwirtschaft, u.a. ein Themenzentren "Gentechnik",
"Pflanzenschutz" (=Giftspritzen) und "Energie vom Feld" sowie
Veranstaltungen von Monsanto und anderen
Voraussichtlich am 3./4.9. in Üplingen: InnoPlanta-Forum (Liste zum
Eintragen für Interessierte:
www.projektwerkstatt.de/2012/liste_forum2012.pdf).
********************
P.S. Wie immer das Nachwort: Von der Broschüre „Organisierte
Unveranwortlichkeit“ und dem Buch „Monsanto auf Deutsch“ sind noch
genügend Bestände vorhanden. Bestellungen über das Infoformular auf
unserer Internetseite www.biotech-seilschaften.de.vu, unter
www.aktionsversand.de.vu oder in der Projektwerkstatt. Da andere
Verlage – teilweise mit erstaunlich widerlichen Unhöflichkeiten –
die brisanten Botschaften nicht verlegen wollten, wird „Monsanto auf
Deutsch“ wohl erstmal die einzige Enzyklopädie der
Agrogentechnik“mafia“ bleiben.
Außerdem gibt es die aktuelle Aktionszeitung "Es reicht!". Infos auf
der Bestellseite www.aktionsversand.de.vu.
Und: In der Projektwerkstatt und anderen Aktionshäusern sind immer
wieder Sachspenden gefragt. Auf der Seite
www.projektwerkstatt.de/gesucht findet Ihr eine Liste. Wer was
Passendes übrig hat ... wir freuen uns!!!
--
Verfasst in der
Projektwerkstatt Saasen, 06401/90328-3, Fax -5, 01522-8728353
Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen (20 km östlich Giessen)
www.projektwerkstatt.de/saasen
++ Tagungshaus ++ politische Werkstätten ++ Archive und
Bibliotheken ++ Direct-Action-Plattform ++ Bahnanschluß ++
ReferentInnenangebote ++ Sachspenden gesucht: Was gerade fehlt,
steht immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht ++
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