Antirassistische Parade am Samstag in der Hansestadt: Bunte Themenwagen, ernste Botschaft
Von Kristian Stemmler![]()
Pressekonferenz der Demoorganisatoren in Hamburg
Foto: Ulrich Perrey/dpa
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Bunt soll sie werden, kraftvoll und laut, sie soll »die Kälte, den Rassismus, die Herzlosigkeit aus den Straßen der Stadt verjagen«. So heißt es im Aufruf des bundesweiten Netzwerks »We’ll come united!« über die antirassistische Parade, die am Samstag unter dem Motto »United against racism« Hamburg aufmischen will. Am Dienstag stellten die Veranstalter, ein Bündnis von mehr als 460 Gruppen und Organisationen, das Programm und ihre Forderungen bei einer Pressekonferenz im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg vor. Nach der Erstauflage der Parade 2017 in Berlin mit rund 10.000 Teilnehmern erwarten die Organisatoren zur Demo, die im Stil eines politischen Karnevalsumzugs geplant ist, mindestens 25.000 Teilnehmer aus ganz Deutschland und dem Ausland. Knapp 50 Busse aus 35 Städten seien gechartert worden, um Menschen an die Elbe zu bringen, erklärte Siri Keil für die Veranstalter. Die meisten von ihnen seien Flüchtlinge aus Lagern der BRD. Hamburg erhalte die Gelegenheit, zu zeigen, dass es »wirklich ein Tor zur Welt ist, das allen offensteht«, sagte Keil. »Die Mutter dieser Stadt ist die Migration«, betonte sie mit Blick auf die Geschichte des größten deutschen Seehafens.
Mit rund 40 Themenwagen soll sich der Aufzug nach der um 12 Uhr auf dem Rathausmarkt beginnenden Auftaktkundgebung durch die Stadt zum Hafen bewegen, wo um 17 Uhr zwischen Landungsbrücken und Fischmarkt die Abschlusskundgebung mit prominenten Rednern, etwa Ignasi Calbó, Barcelonas Flüchtlingsbeauftragter, und ein Konzert geplant sind. Die Trucks tragen Namen wie »Laut gegen Nazis«, »AfD wegbassen«, »Afrique Europe: Interact!«, »Omas gegen rechts« oder »We’ll keep bangin’ on the wall of fortress Europe!« (»Wir donnern weiter gegen Europas Festungsmauern!«).
Dass es bei aller Buntheit am Samstag um sehr ernste Themen gehen wird, machten die Statements von Vertretern beteiligter Organisationen bei der Pressekonferenz deutlich. Als »Kriegserklärung an die Gesellschaft der vielen« bezeichnete »We’ll come united!«-Sprecherin Newroz Duman die geplante Versetzung des Verfassungsschutzchefs Hans-Georg Maaßen auf den Posten eines Sonderbeauftragten im Innenministerium. Künftig sei er für Abschiebungen zuständig, es werde also ausgerechnet »ein AfD-Freund auf die Flüchtlinge losgelassen«.
Zum zeitgleich stattfindenden Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Freitag und am Samstag in Berlin äußerte sich Yavuz Fersoglu vom Demokratischen Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland (Nav-Dem). Er befürchte, die Bundesregierung plane »weitere schmutzige Deals«, damit die Türkei weiterhin Flüchtlinge in Lagern festhalte. Statt auf den roten Teppich gehöre Erdogan vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, da er den Islamisten im syrischen Afrin »den Weg freigebombt« habe und Menschenrechte systematisch verletze.
Kenan Emini vom »Roma Antidiscrimination Network« betonte, dass Roma in Europa aktuell diskriminiert würden »wie seit Jahrzehnten nicht mehr«. In Krisenzeiten müssten sie als Sündenböcke herhalten. Allein seit dem Kosovo-Krieg 1999 seien rund 150.000 Roma heimatlos geworden. Jawid Dostan von der Hamburger »Kampagne gegen Abschiebungen nach Afghanistan – Bleibistan« brach die Stimme, als er vom Leid seiner Landsleute sprach. Unter ihnen gehe jeden Monat die Angst um, in ein Land abgeschoben zu werden, »in dem ihnen der Tod droht«. Nina N. aus Somalia, die die Gruppe »Women in action« vertrat, wies darauf hin, dass weibliche Flüchtlinge »doppelt diskriminiert« würden, durch Rassismus und Sexismus. Vor allem für Frauen und Kinder sei die Situation in den Flüchtlingslagern untragbar.
welcome-united.org

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