MAKING History #18Newsletter des Historischen Zentrums der RLS
In den kommenden Wochen setzen wir unsere Aktivitäten zum geschichtspolitischen Schwerpunkt fort. Die Sonderseite Revolution100 listet zur Zeit über 100 Veranstaltungen auf, zu denen die Rosa-Luxemburg-Stiftung bundesweit einlädt, sich mit den Ursachen und Folgen der Revolution 1918/19 zu beschäftigen.
Zudem ist ein Dossier erstellt, das auch eine Online-Chronik enthält, die tagesaktuell das Wirken von Rosa Luxemburg in der deutschen Revolution vor 100 Jahren rekonstruiert.
In dieser Ausgabe von MAKING History präsentieren wir Ihnen wie gewohnt noch darüber hinausgehende Hinweise auf weitere Veranstaltungen, Publikationen und Dokumentationen aus der historischen Bildungsarbeit der Rosa-Luxemburg-Stiftung und schauen dabei selbstverständlich weiterhin auch «über den Tellerrand».
Veranstaltungen
30. November, Konferenz, Berlin
Austromarxismus an der Macht
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand mit dem später so genannten «Austromarxismus» eine Strömung innerhalb der Sozialdemokratie, die Realpolitik und Revolution nicht als getrennte Wege zum Sozialismus verstand. Ihr Ziel war es, parlamentarisch eine absolute Mehrheit zu erlangen und auf diesem Wege den Sozialismus zu erreichen. Die Konferenz der Hellen Panke prüft die damit verbundenen Ansätze linker, realer, kommunaler und zugleich revolutionärer Politik. Um Anmeldung wird gebeten.
Wiedersehen in TUNIX
Die zweitätige Veranstaltung im HAU widmet sich der 40. Wiederkehr des Berliner TUNIX-Kongresses im Januar 1978. Mit seinen 20.000 Teilnehmer*innen gilt er als ein Wendepunkt in der Entwicklung der westdeutschen Neuen Linken, unter anderem hin zur Alternativbewegung. In verschiedenen Formaten bewegt sich die Konferenz innerhalb der Widersprüchlichkeiten einer «Projektkultur» zwischen Aufbruch und neoliberaler Einhegung.
11. Dezember, Lesung, Berlin
Gründungsparteitag der KPD
In einer szenischen Lesung setzen sich die Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Bundestagsfraktion der LINKEN mit dem Debatten auf dem Gründungsparteitag der KPD auseinander. Es lesen im Kino Babylon Dietmar Bartsch, Daniela Dahn, Jan Korte, Oskar Lafontaine, Gesine Lötzsch, Ingo Schulze, Petra Sitte und Peter Sodann. Ihre literarische Collage aus verschiedenen historischen Rollen eröffnet Sahra Wagenknecht mit einführenden Worten.
Jacobin: Die Anthologie Das Magazin «Jacobin» sorgt in den USA seit seiner Gründung 2010 für Furore. Es gilt als Sprachrohr der neuen amerikanischen Linken und erreicht monatlich bis zu eine Million Leserinnen und Leser. Der bei Suhrkamp verlegte Band «Jacobin - Die Anthologie» versammelt erstmals eine Reihe der wichtigsten Beiträge auf Deutsch. In der Reihe «Linke Literatur im Gespräch» stellt sich der Herausgeber des Buches Loren Balhorn den Fragen über linke Medien und emanziparische Politik in den USA und Europa. |
18. Dezember, Tagung, BerlinAufbrüche und Widersprüche eines RevolutionsparlamentsDer Erste Reichskongress der Arbeiter- und Soldatenräte vom 16.-20. Dezember 1918 (Abgeordnetenhaus Berlin) war eines der zentralen Ereignisse des Revolutionsgeschehens 1918/19. Bei der von mehreren Kooperationspartnern getragenen Tagung werden wichtige der damaligen Kongressbeschlüsse historisch kontextualisiert und für die heutige Zeit aktualisiert. Pünktlich zum Jahrestag verlegte «Die Buchmacherei» die sehr aufschlussreichen Protokolle des Reichsrätekongresses.
Publikationen
In Heft 15 der Forschungsberichte aus der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen widmet sich Annelies Laschitza Karl Liebknecht als einer der interessantesten Persönlichkeiten der späten Jahre des Deutschen Kaiserreiches. Der Rechtsanwalt hatte sich in der deutschen Sozialdemokratie zu einem exzellenten Parlamentarier und zu einem konsequenten Gegner von Militarismus, Imperialismus und Krieg entwickelt. Als erster Sozialdemokrat verweigerte er am 2. Dezember 1914 im Reichstag die Zustimmung zu weiteren Kriegskrediten. Er wurde, wie Rosa Luxemburg, am 15. Januar 1919 von deutschen Militärs heimtückisch ermordet. (Leipzig 2018, 98 Seiten, ISBN 978-3-947176-06-9)
1918 - Für demokratische Republik, Frieden und Sozialismus?
In ihrer Reihe «Pankower Vorträge» veröffentlichte die Helle Panke/Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin zwei neue Hefte. Sie gehen zurück auf ihre Tagung im April diesen Jahres (vgl. MAKING History #10) zum historischen Ort der Novemberrevolution in der Geschichte (Teil I) und zu besonderen Akteuren der Novemberrevolution (Teil II).
In eigener Sache
Postdoc-Preis des Landes BrandenburgLetzte Woche erhielt Christian Dietrich für seine Arbeit über Wahrnehmungen des Zionismus in der sozialistischen Arbeiterbewegung den Postdoc-Preis des Landes Brandenburg in der Kategorie Geistes- und Sozialwissenschaft. Der Aufsatz erschien im Sammelband «Working-Class Nationalism and Internationalism until 1945: Essays in Global Labour History». Christian Dietrich, der Vertrauensdozent der Rosa-Luxemburg-Stiftung an der Europa-Universität Viadrina ist, wird das Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro als Anschubfinanzierung eines Forschungsprojektes zur Wissenschaftsgeschichte nutzen. Wir gratulieren sehr herzlich und wünschen ihm bei seinem neuen Vorhaben viel Erfolg.
Mediathek
Erkämpfte Demokratie – Gefährdete Demokratie
Am 7. November beschäftigten sich Anja Kruke (Friedrich-Ebert-Stiftung), Anja Weber (DGB), Michael Brie (Rosa-Luxemburg-Stiftung) und Heribert Prantl (Süddeutsche Zeitung) mit den historischen Erfahrungen aus 100 Jahren Demokratie in Deutschland (vgl. MAKING History #17). Aus der Geschichte von Kämpfen, Erfolgen, Niederlagen und Gefahren zogen sie auch Rückschlüsse auf die Gegenwart. Ihre Diskussion in Köln kann nun nachgeschaut werden.
Die Novemberpogrome vor 80 Jahren
Aufgezeichnet wurde am 5. November auch das Podium zu «1938-2018: 80 Jahre Novemberpogrome» (vgl. MAKING History #17). Petra Pau (Die Linke), Sandra Wachtel (KZ-Gedenkstätte Neuengamme) und Frank Mecklenburg (Leo Baeck Institute, New York) widmeten sich - moderiert durch Albert Scharenberg (Rosa-Luxemburg-Stiftung) - dem historischen Kontext der «Reichskristallnacht» und formulierten aktuelle Aufgaben der Erinnerungspolitik.
In diesem Zusammenhang veröffentlichte auch Michael Brie einen sehr persönlichen Text zum Thema.
Über den Tellerand
Geschichte wird gemacht: 68/18 Kongress
In über 100 Panels diskutieren an der TU Berlin vom 7. bis 9. Dezember 2018 Zeitzeug*innen, kritische Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen aus den sozialen Bewegungen oder dem Kulturbereich zusammen mit Journalist*innen und Akteuren aus Parteien und Gewerkschaften die vielfältigen Bezüge vornehmlich zwischen den Jahren 1968 und 2018. Veranstaltet von ASTA TU Berlin und Die LINKE.SDS, geht es zum Programm und weiteren Informationen hier entlang.
100 Jahre Novemberrevolution
In diesen Wochen gibt es mit Blick auf 100 Jahre Novemberrevolution von zahlreichen weiteren Publikationen und Aktivitäten zu berichten. Eine kleine, nicht repräsentative Auswahl: Noch bis März 2019 zeigt die Berlinische Galerie eine Ausstellung zur Novembergruppe. In der Zeitschrift «Sozial.Geschichte.Online» wirft Rüdiger Hachtmann einen Blick zurück nach vorn. Eine Extra-Seite mit Beiträgen zum Nachhören gibt es bei Radio Corax und die Bundeszentrale für politische Bildung erstellte ein Dossier über die Kämpfe um Gleichberechtigung von Frauen.
Im Zentrum des von Knud Andresen, Mario Kessler und Axel Schildt herausgegebenen Sammelbandes stehen frühere Kommunisten aus West- und Mitteleuropa, die nach 1945 zu Kritikern des sowjetischen Modells und der daran orientierten Staatenwelt wurden. Es werden vorrangig die Brüche in ihrem Denken und Handeln untersucht. Der Blick richtet sich auf teils prominente, teils weniger bekannte Personen, die nach ihrem Bruch mit dem Sowjetkommunismus Platz in einer vielgestaltigen demokratischen Linken fanden.
Die historische Bildungsarbeit der Rosa-Luxemburg-Stiftung ist auf twitter (https://twitter.com/rls_history) und seit Kurzem auch auf facebook vertreten.
Redaktion
Bernd Hüttner und Uwe Sonnenberg, Historisches Zentrum Demokratischer Sozialismus der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin, bernd.huettner@rosalux.org, Telefon 030/44310-425 (Sonnenberg), Web: https://www.rosalux.de/themen/geschichte/
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