Mittwoch, 21. August 2019

[Funke Nr. 2 vom August 2019] Die Dinge beim Namen nennen: Zwangsarbeit, Menschenhandel, Zuhälterei statt Zeitarbeit, ANÜ und schlechte Verträge

„Wir sind wie Nutten. Wir werden täglich gefickt, aber niemals wird  
uns jemand heiraten.“ Diese Worte schleuderte  ein Kollege bei BMW  
einem Festangestellten  entgegen, der ihm erklären wollte „Zeitarbeit“  
sei ein Sprungbrett für einen sicheren  Arbeitsplatz. Harte, aber  
klare Worte. Gesprochen nicht aus Resignation, sondern ein Stück weit  
mit Stolz. Weil sie aussagen: „Ich weiß, wo ich stehe und ich weiß wo  
mein Feind steht.“ Weil wir Leiharbeiter nicht mit Gewinnbeteiligung,  
Aufstiegschancen, Urlaubs- und Weihnachtsgeld oder irgendwelchen  
anderen Vorzügen ruhig gestellt werden. Wir haben nichts zu verlieren.  
Kein fester Arbeitsplatz. Kein Haus. Kein Garten. Keine  
Eigentumswohnung. Als Leiharbeiter bekommst du keinen Kredit. Ja, wir  
Leiharbeiter sind die, die ganz unten stehen im Betrieb. Die mit  
weniger Lohn, die mit weniger Urlaub, die mit weniger Rechten. Klingt  
nach einem schlechten Vertrag. Ist es aber nicht. Es ist eine andere  
Form der Arbeit. Wir Leiharbeiter werden verliehen. Wie  ein Werkzeug.  
Entsprechend dem, was du kannst wirst du katalogisiert und  
entsprechend deinem Wert von deinem Zuhälter zum zeitweiligen Gebrauch  
an  einen Kapitalisten übergeben. Das mit „Arbeitnehmerüberlassung“ zu  
betiteln heißt die Sprache der Zuhälter und  Gewerkschaftsbonzen  
verwenden. Und dass sich die einen Scheißdreck für uns interessieren  
wissen wir. (...) Das ist  Zwang zur Arbeit. Zwangsarbeit. Im  
doppelten Sinn: Am Vormittag wirst du angerufen: „Du  kommst heute in  
die Spätschicht, sonst wirst du nächste Woche wo anders hingeschickt.“  
Nur ein schlechter Vertrag?  Zwangsarbeit! Menschenhandel! Zuhälterei!  
Ohne Streik wird uns die Erwerbslosigkeit bleiben. Kollegen von  
Daimler Bremen, habt  Erfolg! Für einen Streik, wo wir Leiharbeiter  
Teil dieses Kampfes sind! Seid gegrüßt, gekündigter Leiharbeiter von  
BMW - Regensburg". Siehe auch einen weiteren Beitrag im zweiten  
Flugblatt vom August 2019 (pdf) von Arbeitern für Arbeiter bei  
Mercedes, Zulieferer und Logistik Bremen
http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2019/08/funke082019b.pdf

Zu BMW erinnern wir an unsere Meldung vom April 2019: [BMW]  
Rassistische und antisemitische Ausfälle des Vorgesetzten: Ehemaliger  
Zeitarbeiter wehrt sich vor dem Arbeitsgericht in München gegen  
Kündigung - und gewinnt
http://www.labournet.de/?p=153224

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