Mittwoch, 21. August 2019

.ausgestrahltNews | Angriff auf die Energiewende

im Frühsommer fordert VW-Chef Herbert Diess unter dem Deckmäntelchen des Klimaschutzes längere Laufzeiten für Atomkraftwerke. Wenige Wochen später kritisiert der Betriebsratschef des Autokonzerns, Bernd Osterloh, die vermeintlich zu ambitionierten Klimaschutzpläne der Bundesregierung. „Wir riskieren, was uns stark gemacht hat“, klagt Osterloh und meint die Abkehr vom Verbrennungsmotor. Was zunächst wie ein Widerspruch zwischen den beiden Konzernköpfen klingen mag, passt tatsächlich ausgezeichnet zusammen. Sowohl Diess als auch Osterloh verteidigen das alte Energiesystem – fossile Brennstoffe und Atomkraft. Damit stehen sie nicht allein.

Die Angriffe auf die Energiewende häufen sich; sie werden lauter und aggressiver. Es sind Stimmen wie die von „Welt“-Herausgeber Stefan Aust, der die Klimakrise als vorübergehenden „Hype“ bezeichnet. Und es sind Stimmen wie die des ehemaligen SPD Wirtschaftsministers Wolfgang Clement, der vorschlägt, den Atomausstieg um zehn weitere Jahre hinauszuzögern. Wird der Atomausstieg in Deutschland tatsächlich wieder zur Disposition gestellt, hat das weitreichende Folgen für den geplanten Umbau unseres Energiesystems und somit für den Klimaschutz. Geht der Ausstieg aus der konventionellen Energieerzeugung weiterhin zögerlich voran oder wird gar zusätzlich ausgebremst, legt das den Ausbau der Erneuerbaren lahm. Denn das neue und das alte Energiesystem sind nicht kompatibel. Die unflexiblen Atomkraftwerke verstopfen die Stromnetze. Die Investitionsbereitschaft in Erneuerbare Energien und Speichertechnologien nimmt durch die Konkurrenzsituation ab. Im ersten Halbjahr 2019 wurden in Deutschland so wenige neue Windräder gebaut wie seit fast 20 Jahren nicht mehr, als der Atomausstieg verhandelt wurde. Es herrscht Flaute in der Branche - die Energiewende ist in Gefahr.

Dein Einsatz gegen Kohle- und Atomkraft ist darum jetzt wichtiger denn je! Sorge dafür, dass das Thema Atomkraft nicht zu kurz kommt. Im September bieten sich dazu gleich zwei gute Gelegenheiten: Anlässlich der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) führt am 14. Septembereine Großdemo vor die Tore des Messegeländes in Frankfurt. Am 20. September findet der dritte globale Klimastreik statt. Informiere Dich, wo in Deiner Umgebung an diesem Tag Demonstrationen stattfinden. Versorge die Demonstrant*innen mit Argumenten gegen Atomkraft und für eine konsequente Energiewende, damit sie der Pro-Atom-Lobby, die bei solchen Veranstaltungen vermehrt auftaucht, nicht auf den Leim gehen. Bestelle hierzu die kostenlosen Flyer „Atomkraft ist kein Klimaretter“ und „Richtig abschalten“ am besten gleich jetzt in größeren Mengen und bringe sie am 20. September in Deiner Stadt unter die Leute. Mit dem Demo-Transparent „Weg mit Kohle und Atom – Erneuerbar ist unser Strom!“ verhilfst Du der Forderung nach einer echten Energiewende zu noch mehr Sichtbarkeit. Du kannst die Banner zu solidarisch gestaffelten Preisen im .ausgestrahlt-Shop bestellen.
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Herzliche Grüße

Angela Wolff
und das ganze .ausgestrahlt-Team

2. AKW Mülheim-Kärlich: Kühlturm-Einsturz

RWE hat am vergangenen Freitag den Kühlturm des Atomkraftwerks Mülheim-Kärlich zum Einsturz gebracht. Das Kraftwerk war nur 13 Monate in Betrieb, bevor es 1988 aufgrund von Fehleinschätzungen bei der Erdbebensicherheit stillgelegt werden musste. Insgesamt kostet der Rückbau des Kraftwerks mehr als eine Milliarde Euro. In der .ausgestrahlt Presse-Mitteilung erklärt Jochen Stay, warum der Kühlturm eigentlich hätte stehen bleiben sollen und warum das Atomkraftwerk trotz Stilllegung immer noch irgendwie läuft.
» Pressemitteilung lesen

3. DIW-Analyse: Atomkraft ist keine Option

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) legt in einer aktuellen Analyse dar, warum Atomkraft keine Option für den Klimaschutz ist. „Zu teuer und gefährlich“ lautet das Fazit des Forschungsinstituts. Mitnichten kann Atomkraft als „sauber“ bezeichnet werden, sie ist aufgrund der Strahlung für über eine Millionen Jahre für Mensch und Umwelt gefährlich,  heißt es in der Analyse. Auch in finanzieller Hinsicht ist Atomkraft ein Desaster. Die DIW-Forscher*innen haben errechnet, dass ein einzelnes Atomkraftwerk im Durchschnitt fünf Milliarden Euro (!) Verlust bedeutet – dabei sind die Kosten für den Rückbau und die Lagerung des Atommülls noch nicht einmal berücksichtigt.

4. Blick über den .ausgestrahlt-Tellerrand

Vom 14. bis 15. September findet in Dortmund eine Tagung zu den „Radioolympics“ in Tokio 2020 statt. Die Veranstaltung richtet sich gegen die Strategien der japanischen Regierung, die die Olympischen Spiele nutzen will, um der Weltöffentlichkeit vorzugaukeln, die Katastrophe von Fukushima sei überwunden. Alle wichtigen Informationen zur Tagung findest Du hier.

Die IPPNW informiert in einer aktuellen Publikation ausführlich über den Zusammenhang zwischen ziviler und militärischer Atomkraftnutzung.

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