Dossier
“In zahlreichen europäischen Städten demonstrierten am Freitag Zehntausende Jugendliche für effektiveren Klimaschutz. Unter dem Motto “Fridays for Future”
fanden heute in Belgien der Schweiz und Deutschland Schülerstreiks und
-demonstrationen für mehr Klimaschutz statt. Den Auftakt machten am
Morgen in Brüssel 12.500 junge Menschen, die durch die dortige
Innenstadt zogen. Hierzulande gab es von Aachen bis Zweibrücken in 55
Städten Aktionen in recht unterschiedlicher Größe. Am Freitagnachmittag
schrieben die Veranstalter auf Twitter
von insgesamt 25.000 Teilnehmern deutschlandweit. Die vermutlich größte
Demo gab es mit etwa 4000 Teilnehmern in Freiburg. Auf Twitter
bedankten sich dort Schüler bei den Schulleitungen und Behörden, da sie
mit der Androhung von Repressalien den Streik erst so ordentlich
befeuert hätten. In Nürnberg gingen mehr als 400 auf die Straße, in
Hamburg waren es nach Polizeiangaben, die der NDR zitiert, bis zu 2000,
in Hannover haben die Beamten 2300 gezählt, in Hildesheim rund 350. Aus
Berlin wird von 1000 Teilnehmern berichtet, die sich vor dem
Reichstagsgebäude trafen, aus Mainz werden 1400 gemeldet, aus Kiel 700
bis 1000, aus Leipzig über 700. In manchen Städten versuchten
Schulleitungen und Schulbehörden die Schüler mit der Androhung von
Sanktionen von der Teilnahem abzuhalten, doch die setzen andere
Maßstäbe: “Wir müssen unsere Schulpflicht nicht erfüllen, wenn die
Erwachsenen ihren Job beim Klimaschutz nicht machen”, zitiert die oben
verlinkte Hannover Allgemeine Zeitung eine Demo-Teilnehmerin aus
Hannover. In Heidelberg wurde die Schüler-Demo kurzfristig wegen
unhaltbarer Auflagen abgesagt. Angeblich war der Anmelderin Haft
angedroht worden…” Bericht von Wolfgang Pomrehn vom 18. Januar 2019 bei Telepolis , siehe nun auch
Klima-Bewegung “Extinction Rebellion”: “Wir sind der Aufstand für das Leben” und hier zu den Fridays for Future:
- GEW und ver.di rufen auf zur Fridays for Future Sommerdemo am Freitag 12.7. in Düsseldorf/Neuss
Am kommenden Freitag 12.7. wird es in Düsseldorf/Neuss eine Großdemo von
Fridays for Future mit anschliessender/m Kundgebung/Konzert geben. Dazu
haben erstmalig auch die Gewerkschaften GEW und ver.di aufgerufen:
12.07.2019, 13:00h – Treffpunkt: Am Südfriedhof 16, 40000 Düsseldorf.
Siehe Aufruf und Infos beim ver.di Bezirk Düssel-Rhein-Wupper – KlimagewerkschafterInnen sind natürlich dabei!
- Fünf-Tage-Nonstop für das Klima. Dauerprotest in Köln
beginnt am Montag / Aktivisten wollen nach den Ferien Klimastreiks
fortsetzen
“Die »Fridays for Future«-Bewegung will in dieser Woche
fünf Tage am Stück in Köln demonstrieren. Die Teilnehmer wollen ab
Montagmorgen 9 Uhr fünf Tage und um die Uhr auf dem Alten Markt in der
Altstadt präsent sein und für den Klimaschutz eintreten. Das Ganze ende
am Freitag – dem letzten Tag vor den Sommerferien – mit einer
Abschlusskundgebung, sagte eine Sprecherin. Danach verabschiede man sich
in die Sommerpause. Die Organisatoren erwarten, dass an allen Tagen
jeweils 30 bis 50 Teilnehmer anwesend sind. Es solle in verschiedenen
Schichten demonstriert werden. In der letzten Woche vor den Sommerferien
finde in den Schulen ohnehin meist nicht mehr viel Unterricht statt, so
dass die Zeit besser für einen guten Zweck genutzt werden könne, sagte
die Sprecherin. Nach den Sommerferien will die Bewegung ihre Streiks für
den Klimaschutz fortsetzen. Für den 20. September seien auch die
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit zum Streiken aufgerufen…” Meldung vom 08.07.2019 beim ND online
- Klimastreik: Mehr Recht durch Rechtsbruch. Für den 20.
September ruft die Klimabewegung zum internationalen Streik auf – in den
Schulen und in den Betrieben.
“… Im März belehrte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) die
Studentin Luisa Neubauer, eine Organisatorin der »Fridays for
Future«-Demonstrationen in Berlin: »Sie sagen, dass Sie für das Klima
streiken, aber in Deutschland kennen wir keinen politischen
Generalstreik. Unser Streikrecht richtet sich immer auf Forderungen, die
ein Arbeitgeber liefern kann.« Man muss dem Wirtschaftsminister fast
dankbar sein. Denn damit hat er den politischen Streik überhaupt wieder
zu einem Thema gemacht. Er hätte ja auch einfach sagen können: »Schüler
dürfen nicht streiken. Es gibt die Schulpflicht, und wer dagegen
verstößt, muss mit Sanktionen rechnen.« Aber nein, Altmaier spricht über
den politischen Streik, den wir in Deutschland »nicht kennen«. Neubauer
ließ sich von den Belehrungen Altmaiers nicht beeindrucken: »Als das
Streikrecht erfunden wurde, kannte man die Klimakrise ja noch nicht.«
(…) Ich weiß nicht, ob Schülerinnen oder Schüler schon ihre Eltern
gefragt haben: »Warum streikt nicht auch ihr unter dem Motto ›Es gibt
keinen Planeten B‹?« Denn auch für die, die in den Betrieben arbeiten,
gibt es keinen Planeten B. Das müsste für sie ein Grund sein, für eine
Umstellung der Produktion auf umweltfreundliche Produkte zu
demonstrieren. (…)Die erste Voraussetzung für eine Verbesserung des
Streikrechts ist, dass die Einschränkungen des deutschen Streikrechts
noch viel mehr zum öffentlichen Thema werden und als das bezeichnet
werden, was sie sind: ein Skandal.¹¹ Entscheidend ist aber, dass sich
die abhängig Beschäftigten über die gegenwärtigen Verbote hinwegsetzen.
Streikrecht durch Rechtsbruch – so ist das gesamte Streikrecht
entstanden. Es ist unverständlich, dass dem Bundesarbeitsgericht immer
noch kein Fall vorliegt, der diesem die Gelegenheit gibt, seine
Rechtsprechung zu ändern. Streikrecht ist Richterrecht. Nur wenn die
Gerichte einen Fall zu entscheiden haben, in dem die derzeit geltenden
Grenzen übertreten wurden, können sie ihre Rechtsprechung überprüfen und
diese Grenzen erweitern. Notwendig ist also ein Verstoß gegen die
geltende Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts, den man allerdings
auch – im Vorgriff auf die zu erwartende Änderung der Rechtsprechung und
auch als Ausdruck der Ablehnung der bisherigen Rechtsprechung – als
vollständig legales Verhalten betrachten kann, wie es die Gewerkschaften
schon 1986 getan haben.” Abdruck
des erweiterten und redaktionell bearbeiteten Vortrags von Rechtsanwalt
Benedikt Hopmann bei der jungen Welt vom 5. Juli 2019
- Schulstreiks: Lob von der OPEC – In 100 Ländern waren heute
Schüler auf der Straße um mehr Klimaschutz zu fordern. Deutsche
Rechtsextremisten schüren blanken Hass gegen sie
“Auch diesen Freitag gingen wieder in zahlreichen Ländern
Schüler auf die Straße, um mehr Klimaschutz zu fordern. Meist handelte
es sich um Schulstreiks, aber auch in Berlin, wo bereits Sommerferien
sind, gab es Aktionen. Am Nachmittag hatte wie jeden Freitag das
örtliche Naturkunde Museum seine Tore für den Nachwuchs geöffnet und lud
zu einer Sommerschule Klimawissen ein. Robert Pietzcker vom Potsdam
Institut für Klimafolgenforschung sprach mit den Jugendlichen über
deutsche und europäische Klimapolitik. Insgesamt waren für Deutschland
am heutigen Freitag Demonstrationen in 50 Städten angekündigt. Weltweit
wollten in 811 Städten in 100 Ländern Jugendliche demonstrieren.
Darunter waren zum Beispiel 57 Städte in Indien, 62 in Italien, drei in
Russland, je eine auf Vanuatu und auf Mauritius, 25 in Mexiko, vier in
Nigeria, 53 in Spanien, 11 in der Türkei, 76 in Schweden und 95 in den
USA. Derweil schlagen verhetzte Äußerungen von PEGIDA-Demonstranten über
den ermordeten CDU-Politiker Walter Lübgcke medial hohe Wellen, die am
Donnerstag das ARD-Magazin Kontraste dokumentiert hatte. Nach Angaben
der Neuen Osnabrücker Zeitung hat die Staatsanwaltschaft Dresden
inzwischen Ermittlungen gegen Unbekannt eingeleitet. Im gleichen
Kontraste-Beitrag wird auch abgrundtiefer Hass der rechtsextremen
Demonstranten, die mancher Journalist noch immer für “besorgte Bürger”
zu halten scheint, gegen Klimaschützer und -wissenschaftler belegt. (…)
Unterdessen fühlt sich Thunberg durch eine andere Kritik geadelt.
Jüngste Äußerungen des Generalsekretärs der OPEC, Mohammed Barkindo,
bezeichnete sie als bisher größte Bedrohung. Barkindo hatte Anfang der
Woche auf einer Sitzung seiner Organisation in Wien laut
Agenturberichten geäußert, dass es eine “wachsende Massenmobilisierung
der weltweiten öffentlichen Meinung gegen das Öl” gebe. Diese “beginnt
die Politik und Konzernentscheidungen zu diktieren, auch Entscheidungen
über Investitionen in die Industrie”. Dies sei womöglich die größte
Bedrohung für die Ölindustrie.” Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 5. Juli 2019 bei Telepolis
-
Klima retten vor den Sommerferien: »Fridays for Future« kündigt Fünf-Tage-Demo in Köln an
“Die »Fridays for Future«-Bewegung in Köln will in der kommenden
Woche fünf Tage am Stück demonstrieren. Die Teilnehmer wollen von Montag
bis Freitag (8. bis 12. Juli) rund um die Uhr auf dem Alter Markt in
der Altstadt präsent sein und für den Klimaschutz eintreten, teilte die
Kölner Gruppe von »Fridays for Future« mit. Geplant sei ein buntes
Programm mit Workshops, Diskussionen und Live-Musik. So solle ein
verstärktes Signal an die Kölner Politiker gesendet werden, die
Klimakrise endlich ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln. Die
Organisatoren erwarten nach Angaben einer Sprecherin, dass an allen
Tagen jeweils 30 bis 50 Teilnehmer anwesend sind. Es solle in
verschiedenen Schichten gearbeitet werden. In der letzten Woche vor den
Sommerferien fände in den Schulen ohnehin meist nicht mehr viel
Unterricht statt, so dass die Zeit besser für einen guten Zweck genutzt
werden könne, sagte die Sprecherin…” Meldung von und bei neues Deutschland vom 3. Juli 2019
- Schulstreiks: Menschenkette um den Bundestag
“… Die Schüler lassen nicht locker. Auch am heutigen Freitag finden
wieder rund um den Globus Schulstreiks und andere Aktionen für mehr
Klimaschutz statt. In einer vermutlich unvollständigen Liste werden 785
Städte angeführt, in denen sich Jugendliche versammeln wollen. Unter
anderem gibt es 53 Meldungen aus Kanada, 13 aus Brasilien, 14 aus Chile,
16 aus der Tschechischen Republik, 29 aus Frankreich, 99 aus den USA, 4
von Taiwan, zehn aus Indonesien und 59 aus Indien, wo noch immer
diverse Landesteile unter einer schweren Dürre leiden, während Mumbai
unter sintflutartigen Niederschlägen stöhnt. In Deutschland soll es, so
eine Aufzählung der hiesigen Fridays-for-Future-Bewegung, in 56 Städten
Kundgebungen, Menschenketten, Demonstrationen und Fahrradkorsos geben.
Darunter auf Fehmarn, in Neubrandenburg, Kassel, Jena, Kiel, Leipzig,
München, Fulda und Worms. In Berlin, wo bereits Schulferien sind, gibt
es zur Stunde eine Menschenkette um den Bundestag. (…) Passend dazu hat
der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung gestern
sein Sondergutachten “Demokratisch regieren in ökologischen Grenzen –
Zur Legitimation von Umweltpolitik” übergeben. Darin werden prozedurale
und institutionelle Veränderungen vorgeschlagen, “um ein demokratisches
Regieren innerhalb ökologischer Belastungsgrenzen zu ermöglichen”. Zum
Beispiel könnte das Bundesumweltministerium auch Gesetze außerhalb
seines Zuständigkeitsbereichs zu initiieren, beispielsweise für
Landwirtschaft oder Verkehr. “Ein neu einzurichtender ‘Rat für
Generationengerechtigkeit’ könnte helfen, Interessen der jungen und
künftigen Generationen im Zyklus der Wahlperioden eine Stimme zu geben”,
heißt es beim SRU. Für diesen wird ein bedingtes Veto-Recht mit
aufschiebender Wirkung für Gesetzesvorhaben mit Umweltauswirkungen
gefordert. Das würde sicherlich für mehr öffentliche Debatte sorgen, wie
auch der SRU meint. Eine Minderheit des SRU sieht das allerdings
kritisch und befürchtet eine Lähmung der Gesetzgebungsverfahren…” Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 28. Juni 2019 bei Telepolis
- Zentraler, internationaler FFF-Streik am 21. Juni in Aachen / Demonstration am 22.6
“Am Freitag, den 21.06, findet der erste internationale, zentrale
Streik von Fridays for Future in Aachen statt. Aus insgesamt 16 Ländern
kommen Schüler*innen, Studierende, Eltern, Wissenschaftler*innen,
Lehrer*innen, Künstler*innen und alle Anderen in die Kaiserstadt, um für
eine gerechte und verantwortungsbewusste Klimapolitik zu demonstrieren.
Hier hat Geschichte stattgefunden, und jetzt wollen wir die Zukunft
schaffen. Aachen liegt direkt am rheinischen Braunkohlerevier, welches
die größte CO2-Quelle in ganz Europa ist. Wir können nicht länger
zusehen und wollen es auch nicht: Vor unseren Augen wird aktiv unser
Klima zerstört. Das nehmen wir nicht hin! Warum gerade in Aachen liegt
auf der Hand: Durch die Lage im Drei-Länder-Eck bringt die Stadt
hervorragende internationale Voraussetzungen mit sich. Zudem ist
Klimaschutz keine Ländersache. Dieses globale Problem gilt es gemeinsam
zu lösen. Dafür gehen wir auf die Straße mit unserem Motto „Climate
Justice without borders – United For a Future“.” Aufruf mit Video auf der Aktionsseite, dort Infos zum Ablauf und mehr. Siehe auch Newsblog zu Ende Gelände beim ND online und hier:
- So gut sortiert wie nie – Selbst für die Polizei: berechenbar
“Die größte Schülerbewegung der Geschichte Fridays for Future
verändert auch die radikale Linke: Sie ist einfühlsam geworden. (…) Über
eintausend Menschen erstürmten am Wochenende den Tagebau in Garzweiler,
Hunderte blockierten über Stunden und Tage die nahe gelegenen
Schienengleise am Kohlekraftwerk Neurath und am rund 40 Kilometer
entfernten Hambacher Forst. Zehntausende gingen zuvor in Aachen und
Hochneukirch für ein rasches Ende der Kohleförderung und eine
effektivere Klimaschutzpolitik auf die Straßen. Es waren wieder viele
Bewegungsrekorde dabei, eine Neugeburt der Anti-Kohle-Bewegung in
Deutschland und vor allem: Ausdruck einer Veränderung. Die radikale
Umweltbewegung ist einfühlsam geworden über die Jahre, erwachsen,
etabliert und heute wohl so organisiert wie nie zuvor. Wäre diese
Bewegung ein Mensch, dann ein Elternteil. Hätte sie eine Küche, dann
eine saubere. Jetzt hat diese Bewegung Nachwuchs bekommen: Die
Schülerinnen sind da und die Schüler, die Kinder von Fridays for Future,
die in weniger als einem Jahr schafften, was radikale Kraftwerks- und
Tagebaubesetzer seit über zehn Jahren versuchen: dass ganz Deutschland
über Klimawandel redet. (…) Ein gutes Jahrzehnt bereits reifte die einst
sehr überschaubare Klimabewegung in Deutschland zu diesem Moment heran.
Erst waren es kleine Klimacamps, oft besucht von nur ein paar Dutzend
Teilnehmern, vor allem aus antikapitalistischen Gruppen, die den Begriff
der Klimagerechtigkeit in Deutschland einführten. Gemeint war damit:
daran zu denken, dass die Emissionsquoten in Deutschland Auswirkungen
vor allem auf die armen Bevölkerungsteile am anderen Ende der Welt haben
würden. Nun ist diese Botschaft angekommen, spätestens wohl, seit ein
YouTube-Star namens Rezo es seinen Zuschauern neulich in einem
Internetvideo zu erklären versuchte. Mit dem Erwachsenwerden, mit dem
Vordringen in die gesellschaftliche Mitte hat sich auch die radikale
Linke verändert. So sortiert war sie noch nie. Selbst für die Polizei:
berechenbar…” Artikel von Martin Kaul vom 23. 6. 2019 bei der taz online
- [Fridays for Future] “Wir streiken, bis Politiker endlich ihren Job machen”
“… Während die EU-Regierungen sich auf ihrem Gipfeltreffen nicht
einmal auf das unzureichende Ziel der Klimaneutralität bis 2050 einigen
konnte, demonstrieren und streiken die Schüler unverdrossen weiter. Für
796 Städte in 100 Ländern waren für den heutigen Freitag Schulstreiks
und Protestaktionen angemeldet. In Deutschland waren es zwischen
Friedrichshafen und Niebüll 32 – und zum Beispiel Indien, wo die
Menschen gerade unter einer tödlichen Hitzewelle und einer extremen
Dürre ächzen, 58 Städte. Hierzulande gab es neben den dezentralen
Schulstreiks auch eine zentrale, internationale Demonstration in Aachen,
in der Nachbarschaft des rheinischen Braunkohlereviers. Mindestens
35.000 Menschen kamen aus dem In- und Ausland in die alte Kaiserstadt,
um für Klimagerechtigkeit und den schnellen Ausstieg aus der Kohle zu
demonstrieren. Redner machten auf den Auftakt- und Abschlusskundgebungen
klar, dass man so lange weiter streiken werde, “bis Politiker endlich
ihren Job machen”. Die deutsche Fridays-for-Future-Bewegung fordert
unter anderem den Stopp aller Subventionen für fossile Energieträger,
einen Kohleausstieg bis 2030 und die Stilllegung der ersten 25 Prozent
noch in diesem Jahr. Die Demonstration war geprägt von den Schülern und
ihrer guten Stimmung, aber es waren alle Generationen vertreten…” Bericht von Wolfgang Pomrehn vom 21. Juni 2019 bei Telepolis
mit vielen Fotos – à propos Enteignung: In Garzweiler darf die RWE
immer noch legal die Bewohner ganzer Dörfer zwecks Kohletagebau aus
Profitgründen enteignen – trotz Widerstand
- Klimagewerkschafter/innen zum Appell von Fridays for Future
„Streikt mit uns“ am 20. September 2019: Aufruf an Kolleginnen und
Kollegen: Wir sind gefordert – Seid auch dabei!
“Greta Thunberg, Luisa Neubauer und viele andere junge Menschen von Fridays for Future rufen für den 20. September ’19 zu einem weltweiten Klimastreiktag auf .
(…) Dies verstehen wir auch als Aufruf an Gewerkschaften, Betriebsräte,
Arbeitnehmer*innen aktiv zu werden und sich für den Klimaschutz und
zukunftsweisende Arbeitsplätze einzusetzen. Auch wir wollen wie die
Eltern und WissenschaMler (Parents und Scientists for Future) unseren
Beitrag dazu leisten, dass der 20. September Auftakt zu einer Wende hin
zu einer sozialen und ökologischen Gesellschaft wird. An diesem Tag
können Betriebsversammlungen stattfinden, Aushänge gemacht und
Flugblätter verteilt werden. Es können Warnstreiks für einen Ausbau des
öffentlichen Verkehrs und der Erneuerbaren Energien organisiert und für
die Beteiligung an den Demonstrationen mobilisiert werden. Wir rufen
alle Kolleginnen und Kollegen dazu auf, kreativ mitzuwirken, damit die
Gewerkschaften und Beschäftigte aktiver Teil der Klimabewegung werden.” Aufruf der Klimagewerkschafter/innen mit Erstunterzeichner/innen . Der Aufruf wird verteilt während der FFF-Proteste in Aachen – siehe auch unser Dossier: Initiative Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter für Klimaschutz
- Fridays for Future in Aachen: Der aktuelle Stand zum internationalen Streik am 21. und der Demonstration am 22.6
“Am Freitag, den 21. Juni, findet der erste internationale, zentrale
Streik von Fridays for Future in Aachen statt. Aus insgesamt 16 Ländern
kommen Schüler*innen, Studierende, Erwachsene, Wissenschaftler*innen,
Lehrer* innen, Künstler*innen und viele mehr in die Kaiserstadt, um für
eine gerechte und verantwortungsbewusste Klimapolitik zu demonstrieren.
Aachen liegt direkt am rheinischen Braunkohlerevier. Dieses Gebiet ist
die größte CO2-Quelle in ganz Europa. (…) FREITAG, 21. JUNI IN AACHEN:
INTERNATIONALER STREIK
Nach der Anreise am Freitag bis 12 Uhr treffen sich alle Teilnehmenden
an den jeweiligen Startpunkten: am Aachener Hauptbahnhof (Normaluhr), im
Westpark und am C.A.R.L. bei der RWTH. Von den drei Treffpunkten aus
starten die einzelnen Schweife in Richtung Innenstadt, wo sie
zusammenfinden und zu einem großen Demozug werden. Dieser Demozug macht
sich dann geschlossen auf den Weg zum Tivoli. Dort findet die große
Kundgebung mit einem vielfältigen Programm statt. (…) Nach dem großen
Streik in Aachen findet am Samstag eine Demonstration direkt am Tagebau
Garzweiler statt. Der Treffpunkt für die Demonstration ist auf dem
Marktplatz des Dorfs Hochneukirch um 11 Uhr. Von dort verläuft die
Route unter der Autobahn hindurch direkt zum Rand des Tagebau
Garzweiler. Die Fridays planen eine Presseaktion und bitten alle
Unterstützer*innen, ein typisches »Schulobjekt« wie bspw. einen
College-Block, ein Schulbuch oder Ähnliches mitzubringen. Die Demo endet
bei der Kundgebung von #AlleDörfer-Bleiben direkt vor Keyenberg…” Programm aus dem parentsforfuture Newsletter #3 – siehe die Aktionsseite
- Siehe auch: Rheinisches Braunkohlerevier soll stillgelegt werden – Ende Gelände plant Massenaktion des zivilen Ungehorsams für Juni 2019
- Erste Schule erklärt: Teilnahme an Fridays for Future ist kein Schwänzen!
“Seit Monaten gehen junge Menschen, vor allem Schülerinnen und
Schüler, jeden Freitag gegen den Klimawandel auf die Straße. Statt die
Forderungen der Jugend, wie auch der Wissenschaft ernst zu nehmen,
fordern Politikerinnen und Politiker von CDU, CSU, FDP und AfD harte
Sanktionen gegen die Demonstrierenden. Eine Dormunder Schule hat darauf
reagiert, allerdings anders als erwartet, sie erklärt, dass die
Teilnahme an Fridays for Future kein Schwänzen ist! Die Gesamtschule
Gartenstadt in Dortmund hat mit ihrer Erklärung, dass die Teilnahme an
der von Greta Thunberg ins Leben gerufenen Fridays for Future- Bewegung
kein Schwänzen ist, ein Signal gesendet, denn sie ist die erste Schule
in ganz NRW…” Beitrag vom 16.6.2019 bei Freiheitsliebe , siehe dazu:
- Gesamtschule Gartenstadt arbeitet mit Fridays for Future zusammen [Demonstrationen jetzt Bildungsausflug]
“… Eltern, Schüler und Lehrer haben sich für eine offizielle
Zusammenarbeit mit Fridays for Future ausgesprochen. Damit sind die
Besuche der Demonstrationen mit kurzen Vorträgen kein “Schulschwänzen”
mehr. Sie ist die erste Schule in NRW, die eine solche Zusammenarbeit
offiziell beschließt. Damit reagiert die Schule auf die scharfe Kritik
der NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer, FDP. (…) Die Gesamtschule
Gartenstadt aus Dortmund beruft sich auf das NRW-Schulgesetz. Dort sind
Bildungskooperationen mit externen Partner vorgesehen – wenn sich die
Schulkonferenz aus Eltern, Schülern und Lehrern mit Mehrheit dafür
ausspricht. So waren in der Vergangenheit an Schulen Auftritte
beispielsweise der Bundeswehr begründet worden. (…) Harry Jääskeläinen,
Elternvertreter der Gesamtschule Gartenstadt, hat den Antrag
eingebracht. Er freut sich über den Beschluss…” Meldung des WDR vom 14. Juni 2019
- Stellungnahme von Psycholog*innen,
ärztlichen/psychologischen Psychotherapeut*innen und Kinder- und
Jugendlichenpsychotherapeut*innen zu den Protesten für mehr Klimaschutz
“Die aktuellen Proteste der Klimabewegung sind konsequent, klar und
gut begründet. Eine weiterhin so schnelle Erderwärmung gefährdet unsere
natürlichen Lebensgrundlagen sowie unsere körperliche und psychische
Unversehrtheit. Sie ist eine existenzielle Bedrohung. Diverse
internationale psychologische und medizinische Fakultäten forschen
bereits seit vielen Jahren an den Zusammenhängen zwischen Klimawandel
und Psychologie / Psychotherapie. Die American Psychological Association
beispielsweise hat bereits 2008 zu diesem Zweck eine entsprechende
„Task Force“ gegründet. Als Berufsgruppe sehen wir uns in der
Verpflichtung, unser Expertenwissen einzubringen…” Stellungnahme vom 04.06.2019 auf deren Homepage – #Psychologists4Future / #Psychotherapists4Future
- Schulstreiks: Schüler demonstrieren, Regierung verkohlt Journalisten
“Klimaproteste der Jugend halten an, Regierungssprecher meinen
derweil, dass die Bürger einfach ein bisschen ihr Verhalten ändern
sollten und dann schon alles gut sei
Auch an diesem Freitag – in einigen Bundesländern ein Ferientag –
demonstrierten wieder in vielen Städten im In- und Ausland die Schüler
für konsequenten Klimaschutz. In Deutschland gab es in mindestens 21
Städten Aktionen, unter anderem in Berlin, auf Fehmarn, in München, auch
in mancher Kleinstadt und anderswo in mindestens 730 weiteren Orten in
aller Welt. Besonders viele Teilnehmer gab es diesmal mit 32.000 in
Wien. Unterdessen kam Großbritannien, das Mutterland der industriellen
Revolution, am Freitag bereits seit 14 Tagen gänzlich ohne
Kohlekraftwerke für seine Stromversorgung aus, wie der britische Sender
itv auf seiner Internetseite schreibt. Das sei die längste kohlefreie
Periode seit dem Beginn der industriellen Revolution. Hierzulande ist
derlei für viele Ältere offenbar noch immer unvorstellbar. Lieber droht
man Schülern, die eben dafür auf die Straße gehen, mit Sanktionen. Wie
die Zeitung die Welt berichtet, wurde 13 Schülerinnen und Schülern der
9. und 10. Klassen des Lessing-Gymnasiums in Berlin-Wedding angedroht,
dass sie nicht versetzt würden, sollten sie bis zu den Sommerferien noch
einmal am Freitag streiken. Unterdessen hat sich das Klimakabinett, wie
berichtet, ohne Ergebnisse vertagt…” Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 01. Juni 2019 bei telepolis
- Stellungnahme der Pädagogen For Future
“Wir sind Erzieher*innen, Lehrer*innen, Pädagog*innen und
Ehrenamtliche im Bildungsbereich, denen eine gute Zukunft kommender
Generationen am Herzen liegt und erklären unsere Unterstützung für die
Forderungen der „Fridays For Future“ – Bewegung. (…) Wir als
Erzieher*innen, Lehrer*innen, Pädagog*innen und Ehrenamtliche im
Bildungsbereich nehmen unsere Verantwortung wahr, im Namen der heutigen
und künftigen Menschen auf dieser Erde auf die Folgen unzureichenden
Handelns hinzuweisen. Wir schließen uns der Forderung der jungen
Menschen und der Klima-Forscher*innen an und sagen: Unsere Gesellschaft
muss sich ohne weiteres Zögern auf Nachhaltigkeit ausrichten. Die in den
Bildungsverordnungen verankerte Bildung für nachhaltige Entwicklung
(BNE) hat als Grundlage die Verbindung von Menschenwürde, Erhalt der
natürlichen Lebensgrundlagen und Gerechtigkeit hinsichtlich der
Lebenschancen für heute lebende Menschen und für zukünftige Generationen
(Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege 2014).
Gelingende BNE bedarf aber veränderter struktureller Rahmenbedingungen
und breiter Unterstützung, ohne die ein konsequenter Wandel hin zu einer
nachhaltigen Gesellschaft nicht möglich ist. Vor allem aber wird sie
von den Kindern und Jugendlichen zu Recht als unglaubwürdig empfunden,
wenn sie andere Ziele und Werte vermittelt, als sie in Politik,
Wirtschaft und Zivilgesellschaft vorgelebt werden. Wir fordern, dass
jetzt schnell gehandelt wird, um diesen Wandel einzuleiten und eine
lebenswerte Zukunft zu ermöglichen…” Stellungnahme vom 14.05.2019
von Erzieher*innen, Lehrer*innen, Pädagog*innen und Ehrenamtlichen im
Bildungsbereich zu den Schüler*innen-Protesten für mehr Klimaschutz und
zu den Stellungnahmen von Wissenschaftler* innen und Eltern
- [Aufruf zum Klimastreik am 20.9.2019] Wir hoffen, eine
Zeitenwende einzuleiten – Die Verantwortung für das Klima darf nicht nur
auf den Schultern von Schulkindern lasten. Erwachsene müssen sich
anschließen.
“Intellektuelle und Wissenschaftler unterstützen den Aufruf von
“Fridays for Future”: (…) Am Freitag den 20. September werden wir auf
Bitte der jungen Menschen, die rund um die Welt Schulstreiks
organisieren, unsere Arbeitsplätze und Wohnungen verlassen, um einen Tag
lang Maßnahmen gegen den Klimawandel zu fordern, die große,
existenzielle Bedrohung der gesamten Menschheit. Es wird ein eintägiger
Klima-Streik sein und der Auftakt zu einer Woche mit Klima-Aktionen auf
der ganzen Welt. Wir hoffen, damit eine Zeitenwende einzuleiten. Und wir
hoffen, dass sich uns viele Menschen anschließen und ihre Büros,
Bauernhöfe und Fabriken verlassen; dass Politiker ihren Wahlkampf
unterbrechen und Fußballstars ihre Spiele; dass sich Schauspieler
abschminken und Lehrer ihre Kreide niederlegen; dass Köche ihre
Restaurants schließen und für die Protestierenden kochen; und dass
Rentner ihren Alltagstrott unterbrechen. Damit unsere führenden
Politiker endlich diese Botschaft hören: Jeden einzelnen Tag verursacht
unser Lebensstil eine ökologische Krise, die eine gesunde, sichere
Zukunft auf unserem Planeten unmöglich macht. (…) Wir hoffen, dass
Gruppen aus allen Bereichen des Umweltschutzes, des Gesundheitswesens,
der Sozial- und Entwicklungshilfe sich anschließen werden. Aber unsere
größte Hoffnung ist, einfach zu zeigen, dass die, die etwas gegen diese
Krise tun und die, die schon jetzt am härtesten davon betroffen sind,
von Millionen von Menschen unterstützt werden, an denen das wachsende
Grauen über unsere ökologische Misere nagt, die sich aber bisher eher im
Hintergrund gehalten haben. Es könnte ein paar Anläufe brauchen um
diese Mengen auf die Straße zu bringen, aber wir haben nicht viel Zeit.
Unser Fenster für wirksamen Klimaschutz schließt sich schnell…” Aufruf veröffentlicht am 24. Mai 2019 bei der Süddeutschen Zeitung online mit den internationalen Erstunterzeichnern
- 2. Globaler Aktionstag am 24.5 in 114 Ländern: Studierende,
Schüler, Eltern und Forscher rufen weltweit zu Demos für effektiven
Klimaschutz auf
“Kommen nach den Schülern nun auch die Studenten in Bewegung? An
einigen Hochschulen, unter anderem in Berlin und Leipzig, fanden am
Dienstag und Mittwoch Vollversammlungen statt. In Mannheim und Köln sind
solche für Freitag vormittag geplant. (…) In rund 500 deutschen Städten
gibt es inzwischen Ortsgruppen junger Menschen, die Teil der Bewegung
»Fridays for Future« sind. Am morgigen Freitag wollen sich zumindest in
einigen Städten auch Studierende an einem internationalen Aktionstag
beteiligen. Darüber hinaus rufen Eltern und Wissenschaftler über die
Netzwerke »Parents for Future« und »Scientists for Future« zur
Beteiligung auf. Einen Appell, in dem die Schülerproteste als
wissenschaftlich fundiert und gerechtfertigt bezeichnet werden, haben in
den deutschsprachigen Ländern mehr als 26.000 aktive Wissenschaftler
unterzeichnet. An der Berliner Humboldt-Universität verabschiedete am
späten Dienstag nachmittag eine Vollversammlung einen Forderungskatalog
an die Hochschulverwaltung und die Landesregierung. (…) Für den morgigen
Freitag sind von Usedom bis Zwickau, von der ostfriesischen Insel Juist
bis ins bayerische Berchtesgaden, von Flensburg bis nach Lindau am
Bodensee Schulstreiks und Demonstrationen in mehr als 220 Orten
angemeldet. Weltweit sind nach einer unvollständigen Liste in 1.429
Städten in 114 Ländern – darunter neben den meisten europäischen Staaten
auch Indien, Brasilien, Uganda, Südafrika, den USA und Kanada –
Aktionen geplant.” Artikel von Wolfgang Pomrehn in der jungen Welt vom 23.05.2019
- Der Aufruf samt Karte bei FfF
- Aufruf von “Fridays for Future”: Streikt mit uns!
“Einmal mehr wird man unsere Stimmen auf den Straßen hören,
aber es kann nicht nur an uns hängen bleiben. Deshalb rufen wir alle
Menschen zu einem weltweiten Klimastreik auf…” Gastbeitrag von Greta Thunberg, Luisa Neubauer und Aktivistinnen von “Fridays for Future” – Doku am 23. Mai 2019 bei der Süddeutschen online
- Entrepreneurs for Future: “Das Wichtigste ist, dass die jungen Leute weiter nerven”
“Sind die Forderungen von “Fridays for Future” weltfremd? Nach Forschern widersprechen jetzt auch Unternehmer dieser Kritik. Die “Entrepreneurs for Future”
sagen: Die Schüler haben recht – und wir die geforderten Alternativen.
(…)Zusammen mit anderen Firmenchefs stellte Melzer am Dienstag in Berlin
die Initiative “Entrepreneurs for Future” vor. Sie solidarisiert sich
mit den von der Schwedin Greta Thunberg begonnenen Klimastreiks –
ähnlich, wie es zuvor schon die Wissenschaftler-Initiative “Science for
Future” getan hat. Tausend “Unternehmen der innovativen Wirtschaft”
unterzeichneten bislang einen Forderungskatalog, der jenem der Schüler
ähnelt. Zu seinen insgesamt acht Punkten gehören ein umfassender
CO2-Preis, ein schneller Kohleausstieg und die Einhaltung des
sogenannten 1,5-Grad-Ziels. Neben einigen Großunternehmen wie dem
Versorger Veolia oder dem Recyclingkonzern Remondis sind viele
Mittelständler vertreten, etwa der Babykosthersteller Hipp oder der
Maschinenbauer elobau…” Artikel von David Böcking vom 21.05.2019 beim Spiegel online
- “Die jungen Leute werden ignoriert und vergessen” – Die Energie- und Klimawochenschau
“Die Schüler streiken weiter – in Deutschland nunmehr seit
gut fünf Monaten – und am kommenden Freitag soll es besonders groß
werden. Nicht zuletzt aufgrund der bevorstehenden Wahlen des
EU-Parlaments ist dieser zum internationalen Aktionstag ausgerufen
worden. Schwerpunkte sind neben Deutschland unter anderem Kanada, die
skandinavischen Länder, einige andere EU-Länder, die USA und Indien.
Klimademonstrationen sind daneben auch auf Grönland, im Iran und in
Kenia geplant. Insgesamt wurden bisher aus 110 Staaten Aktionen
angemeldet. Hier eine unvollständige Übersicht. Vor zwei Monaten hatten
sich am 15. März am ersten internationalen Aktionstag der Schülerstreiks
knapp 1,9 Millionen Menschen in 134 Staaten und Territorien an den
Protesten beteiligt. Die internationale Zusammenarbeit ist für die
Jugendlichen offensichtlich selbstverständlich. Anfang des Monats hatten
Schüler aus verschiedenen Ländern vor dem Gipfel der G-7-Umweltminister
im französischen Metz gemeinsam mit “Gelbwesten” “für ökologische und
soziale Gerechtigkeit” demonstriert. In einem offenen Brief beklagten
Schüler aus Kanada, den USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Italien und
Großbritannien, dass noch immer gewaltige Investitionen in fossile
Energieträger getätigt würden. Die Zeichen in der Natur seien eindeutig,
die Warnungen der Wissenschaft ebenfalls, aber nichts ändere sich.
“Wir, die jungen Leute, werden ignoriert, vergessen.” (…) Wie das
Manager-Magazin am Montag berichtete, weitet sich in einem bereits seit
letztem Jahr laufenden Prüfverfahren gegen Daimler ein Verdacht aus.
Demnach könnte auch in anderen Modellen eine Software zum Einsatz
kommen, die den Stickstoffoxid-Ausstoß auf dem Prüfstand gegenüber den
Werten im Normalbetrieb drückt. (…) Äußerst unangenehme Nachrichten
kommen derweil aus der Antarktis. Die im Westen des Kontinents liegende
Eismasse verkleinert sich schneller als bisher gedacht. Das ist das
Ergebnis einer Analyse von Satellitendaten der letzten knapp 30 Jahre,
über der britische Guardian berichtet…” Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 21. Mai 2019 bei Telepolis
- Immer wieder freitags. Der »Klimastreik« der Schülerbewegung
»Fridays for Future« bewegt sich zwischen ökologischer Modernisierung
und Systemfrage
“… In der Bundesrepublik hat die Dachorganisation Fridays for Future
Deutschland (FFFD, »Freitage für die Zukunft«) nach eigenen Angaben
mittlerweile über 400 Ortsgruppen, die freitags mit Tausenden
Teilnehmern auf die Straße statt in die Schule gehen. Am 15. März
demonstrierte beim ersten internationalen Aktionstag in mehreren Dutzend
Staaten weltweit mehr als eine Million junge Menschen »für die
Zukunft«. In Deutschland haben sich unterdessen auch Eltern mit der
Initiative Parents for Future und Wissenschaftler mit einer Erklärung
hinter die junge ökologische Bewegung gestellt. In der Bundesrespublik
reagiert der rechte Flügel des bürgerlichen Blocks bis dato ungehalten
auf das gerechtfertigte Aufbegehren für eine Kehrtwende in der
Klimapolitik. Man versucht die Bewegung politisch zu diskreditieren,
indem man den zivilen Ungehorsam der Jugendlichen skandalisiert. (…) Die
herrschende Klasse reagiert auf die neue Jugend- und Umweltbewegung
aber keineswegs einheitlich. Daher hofieren insbesondere die politischen
und kulturellen Repräsentanten der gesellschaftspolitisch liberaleren
Fraktion die Bewegung. Sie versuchen zu integrieren, für ihre Politik zu
funktionalisieren und politische Radikalität zu kanalisieren. (…) Neben
Anfeindungen und Integrationsangeboten wird die FFF-Avantgarde in
Deutschland wie international in Windeseile politisch und medial zu
Ikonen aufgebaut. (…) Insgesamt fällt auf, dass die Grenzen bürgerlicher
Ökonomie und Politik an keinem Punkt überschritten werden.
Eigentumsfragen werden nicht gestellt, eine transformatorische,
geschweige denn revolutionäre Perspektive wird nicht eröffnet. Auch von
Eingriffen in die »privatwirtschaftliche« Produktion, wo die meisten
CO2-Emissionen entstehen, sieht FFFD mit Ausnahme der Kohlebranche ab.
Statt dessen befürwortet die deutsche Sektion der jungen
Ökologiebewegung mit ihrem Vorschlag der CO2-Steuer ausdrücklich die
Inwertsetzung der Natur. Dabei sind gerade die Kommodifizierung und der
Handel mit der Natur eines der Kernprobleme kapitalistischer
Naturzerstörung. Darüber hinaus wird die ökologische Frage von FFFD
nicht als soziale Klassenfrage gestellt, sondern wahlweise als
anthropologische oder – häufiger – als intergenerationelle. (…)
Innerhalb von FFFD werden auch Alternativen zur dominanten Ausrichtung
der Bewegung formuliert. Aktivisten aus 31 Ortsgruppen haben jüngst die
»Antikapitalistische Plattform in FFF« gegründet und aus diesem Anlass
ein Grundsatzpapier mit dem Titel »Die Systemfrage stellen!« publiziert.
Sie plädieren darin für einen antikapitalistischen Kurs und eine
Verbindung des Kampfes für den Umweltschutz mit dem für Arbeiterrechte,
Frieden und Flüchtlinge. Die »Diktatur der großen Konzerne« müsse
beendet werden und »die Arbeiterklasse das Eigentum an den
Produktionsmitteln« erkämpfen, »damit die Bedürfnisse sowohl des
Menschen als auch seiner Umwelt im Mittelpunkt« der Gesellschaft stehen
könnten…” Artikel von Christian Stache in der jungen Welt vom 10.05.2019
- »Extinction Rebellion« und »Change for Future«: Jenseits von Greta
“Die »Fridays for Future«-Bewegung beginnt, sich
auszudifferenzieren. Manche suchen radikalere Formen des Protests. An
einem Montag Mitte April war an der Oberbaumbrücke, die die Berliner
Stadtteile Kreuzberg und Friedrichshain verbindet, für Stunden kein
Durchkommen. Es lag nicht am üblichen Berufsverkehr – mehrere Hundert
Klimaaktivisten hatten die Brücke blockiert. Das geschah im Rahmen der
transnationalen »Rebellion Week«. Sie wurde von einer Bewegung
initiiert, die sich »Extinction Rebellion« nennt, also sinngemäß
Rebellion gegen das Aussterben oder auch gegen das Artensterben. Das
Symbol der Bewegung ist eine Sanduhr, die anzeigen soll, dass die Zeit
für eine Änderung in der Klimapolitik knapp wird. (…) Die Anhänger von
»Extinction Rebellion« betrachten die Proteste am 15. April in Berlin
als Erfolg, auch wenn sich nur wenige Hundert Menschen daran
beteiligten. Man sehe sich nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung
zu »Fridays for Future« (FFF), der Bewegung von Schülerinnen und
Schülern für den Klimaschutz, sagte eine Teilnehmerin. Um über die
wöchentlichen Freitagsdemonstrationen hinauszukommen, habe unter den
Aktiven eine Perspektivendiskussion begonnen. »Wir hatten jetzt die
maximale mediale Aufmerksamkeit. Viele Politiker haben bekundet, uns zu
unterstützen. Wir wurden teilweise mit Lob und Glückwünschen überhäuft«,
berichtete eine Studentin, die sich an den Freitagsdemonstrationen
beteiligt. Ihr sei, wie vielen ihrer Mitstreiter, klar, dass sich die
mediale Aufmerksamkeit der ersten Wochen auf die Dauer nicht
aufrechterhalten lasse. Zudem seien vor allem viele der sehr jungen
Protestteilnehmer enttäuscht, dass es trotz vieler schöner Worte wenig
handfeste Zusagen für eine Änderung in der Klimapolitik gibt…” Beitrag von Peter Nowak vom 2. Mai 2019 bei Jungle World 2019/18
- [Petition] Friday for Future: Kein Bußgeld für Schulstreiks!
“Sie streiken für unser Klima – und müssen jetzt privat Folgen
fürchten. Politiker*innen fordern Strafen für Jugendliche, die Teil der
#FridaysForFuture-Bewegung sind. Sogar der grüne Ministerpräsident
Kretschmann findet Sanktionen richtig. Wir wollen zeigen: Die Angriffe
machen die Klimaproteste nur noch stärker. Seien Sie dabei!
Solidarisieren Sie sich jetzt mit den Jugendlichen und unterzeichnen
Sie!…” Campact-Onlinepetition vom Mai 2019
- Schulstreiks: Schüler schwänzen die Ferien
“Schüler gehen weiter auf allen bewohnten Kontinenten für
Klimaschutz auf die Straße. Auch am heutigen Freitag gingen in über 70
deutschen Städten und in 71 weiteren Ländern die Schulstreiks für mehr
Klimaschutz weiter. In manchem Bundesland wurden auch die Ferien
geschwänzt. Demonstriert wurde unter anderem auch in Pakistan, der
Schweiz und in Spanien. Nicht unbedingt eine Schüleraktion und Teil der
Schulstreikbewegung für effektiven Klimaschutz, aber trotzdem ein
Zeichen dafür, dass international immer mehr Menschen aktiv werden, war
die Blockade eines Kohlekraftwerks im niederländischen Rotterdam am
gestrigen Donnerstag. Hierzulande wurde mancherorts im Regen
demonstriert, während der Osten des Landes weiter nach Niederschlag
lechzt und in Mecklenburg-Vorpommern Sandstürme toben (ähnliche Probleme
hat auch Niedersachsen). In Bonn demonstrierten derweil mehrere hundert
Schüler vor der Jahreshauptversammlung der Bayer AG. Einige von ihnen
wollten sich das ganze aus der Nähe anschauen und hatten dafür
Stimmrechtskarten von Aktionären übertragen bekommen. Trotzdem wurden
sie offenbar nicht eingelassen, wie auf Twitter berichtet. Die
Begründung sei gewesen, dass sie noch keine 18 Jahre alt seien…” Bericht von Wolfgang Pomrehn vom 26. April 2019 bei Telepolis
- Schulstreiks: Klima-Demos auch in den Ferien
“Auch am Karfreitag, also in den Schulferien, gingen in Deutschland
und in diversen anderen Ländern (insgesamt in über 400 Städten u.a. in
Argentinien, Guatemala, Belgien, in der Tschechischen Republik,
Mazedonien, Indien, Kenia, Tansania, Indonesien und Südkorea) wieder
Zehntausende, wenn nicht gar mehr Schüler auf die Straße, um für
schnellen und wirksamen Klimaschutz zu demonstrieren. Hierzulande
gehört, wie berichtet, der Ausstieg aus der Kohle bis 2030, die
Erfüllung der Verpflichtungen aus der Pariser Klima-Übereinkunft und das
sofortige Ende aller Subventionen für fossile Energieträger zu den
Kernforderungen der jungen Bewegung. In einem Tweet stellt die deutsche
Koordination auf Twitter indirekt den Zusammenhang mit den ebenfalls an
diesem Wochenende laufenden Ostermärschen her. Der Klimaschutz sei eng
verbunden mit der Frage von Frieden und Sicherheit. Die Klimakrise
verschärfe in Ländern wie Irak, Jemen und Afghanistan die
Ressourcenknappheit – gemeint ist vermutlich vor allem die
Wasserknappheit – und damit auch die Konflikte. Schon jetzt gehörten
zudem Dürren und Extremwetter und der steigende Meeresspiegel zu den
wichtigsten Fluchtursachen. Auch dadurch könne es zu Konflikten kommen.
(…) Unterdessen sind dieser Tage bei der CDU Spenden der BMW-Eigner, der
Industriellenfamilie Quandt, in Höhe von knapp 700.000 Euro
eingegangen, wie unter anderem das Handelsblatt berichtet. Wundert es da
noch jemanden, dass die Autoindustrie trotz aller Betrügereien fest
darauf vertrauen kann, dass sie weder die geprellten Käufer angemessen
entschädigen, noch wirklich strenge Abgas-Vorgaben oder gar eine
Verkehrswende zu Gunsten des Klimas fürchten muss, die öffentlichem
Nahverkehr und der Bahn endlich den Vorrang gegenüber dem Auto geben
würde.” Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 19. April 2019 bei Telepolis
- [Petition] Klimaschutz – Verabschiedung eines verbindlichen, sektorübergreifenden Klimaschutzgesetzes
“Der Deutsche Bundestag möge beschließen, innerhalb der nächsten
sechs Monate ein verbindliches, sektorübergreifendes Klimaschutzgesetz
zu verabschieden, das zum Ziel hat, die Netto-Emissionen von CO2 und
anderen Treibhausgasen schnell abzusenken und bis 2040 möglichst auf
null zu reduzieren. Die Klimaziele müssen verbindlich, unaufschiebbar
und überprüfbar sein. Das Klimaschutzgesetz muss so schnell wie möglich
mit dem Ziel die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, in
Kraft treten. Begründung: Fridays for Future – eine Bewegung hat auch
Deutschland erfasst. Tausende Schüler*innen und nun auch Erwachsene
gehen für echten, effektiven Klimaschutz auf die Straße. Am 12. März
2019 veröffentlichten auch über 23.000 anerkannte Wissenschaftler*innen
als “Scientists4Future” eine Erklärung, die schnelle Taten einfordert
und die Klimastreiks der Schüler*innen fundiert unterstützt. (…) Für die
Petentin zeigt sich anhand der Differenzen zwischen den Ministerien
schon jetzt, wie wichtig eine klare und verbindliche Gesamtstrategie
ist. Sinn- und wirkungsvolle Einzelmaßnahmen sind sicher hilfreich, aber
sie haben sich bislang bei weitem nicht als ausreichend erweisen.
Deutschland benötigt so schnell wie möglich ein verbindliches Gesetz, um
bei der Klimaerwärmung eine wirksame Notbremse zu ziehen. Wir haben
lange genug geredet: Deutschland braucht ein Klimaschutzgesetz. Jetzt.” E-Petition 92294 an den Deutschen Bundestag vom 17. März 2019
- Change for Future: “Ein Wirtschaftssystem, das auf Wachstum und Profit ausgelegt ist, kann nicht nachhaltig sein”
Ein Telepolis-Interview von Tomasz Konicz vom 17. April 2019 “mit
Aktivisten der Plattform Change for Future, die als antikapitalistische
Strömung innerhalb der Schülerbewegung Fridays for Future agiert. (…)
Change for Future: Eine ökologische Reformpolitik, also Reformen, die am
bestehenden System vorgenommen werden und Systemzwängen unterworfen
sind, können nicht ausreichen, um die drastischen Ausmaße der kommenden
weltweiten Klimakatastrophe einzudämmen. Eine Abwendung der schlimmsten
Folgen für die gesamte Menschheit lässt sich nicht mit dem Kapitalismus
vereinbaren. Alle politischen Akteure, auch unsere Bundesregierung, sind
immer den Zwängen des Systems unterworfen. Nichts anderes geben die
vielen Regierungen dieser Welt immer wieder aufs Neue zu, wenn sie von
Sachzwängen oder Hemmnissen sprechen. Auch an den wissenschaftlichen
Studien ist zu sehen, dass das System bisher von sich aus immer wieder
gegen den Klimaschutz gelaufen ist und momentan läuft. Es scheint keinen
Ausweg aus der Klimakatastrophe zu geben, und falls dieser Ausweg
kommen sollte, dann wahrscheinlich zu spät. Das erklärt sich daraus,
dass unser Wirtschaftssystem auf Wachstum und Profit ausgelegt ist. (…)
Reformpolitik ist ineffizient, stellt sich bei fehlenden Konflikten
selbst ein und untergräbt schließlich die langfristigen und progressiven
Ziele der ursprünglichen Gegenbewegung. Sie ist also bloße
Zeitverschwendung und Beruhigung. Warum sollten wir sie deshalb
überhaupt betreiben? (…) Es braucht eine grundlegende Neuorientierung,
um den Herausforderungen des Klimawandels gewachsen zu sein. Wir streben
eine Demokratisierung der gesamten Gesellschaft an. Eine Gesellschaft,
in der die Produktionsmittel in den Händen der Mehrheit der Menschen
ist, welche miteinander und nicht gegeneinander agieren. Eine Welt, in
der die internationale Solidarität hoch geschrieben wird und Ausgrenzung
und Ausbeutung Geschichte sind…”
- Artists4Future: Stellungnahme von Künstler*innen zu den Protesten für mehr Klima- und Umweltschutz
“… Die Proteste der Fridays-for-Future-Bewegung verfolgen wir mit
Respekt und Dankbarkeit. Sie haben Kraft. Die Forderungen der
Schüler*innen sind einfach, ohne die Komplexität des Problems zu
verleugnen. Wir wollen sie in ihrer Haltung bestärken und unsere
Unterstützung einbringen. Auch wir sind aufgefordert, den von den
Schüler*innen aufgebauten Druck zu erhöhen und gemeinsam die
Entscheidungsträger*innen zum Handeln zu bewegen. Unsere Möglichkeiten
das zu tun, liegen im künstlerischen Ausdruck und in der Herstellung von
Öffentlichkeit. Das Kernanliegen der Proteste – die Ziele des Pariser
Klimaschutzabkommens einzuhalten – sollte für unsere Regierungen eine
Selbstverständlichkeit sein. Gerade im Sinne der politischen
Glaubwürdigkeit. Sie selbst haben das Abkommen verhandelt, es
unterzeichnet und ratifiziert. Ganz zu schweigen davon, dass sie dem
Wohl aller, auch künftiger Generationen, verpflichtet sind. Umso
irritierender empfinden wir Teile der öffentlichen Debatte über die
Proteste: Wir erleben ablenkende Diskussionen zum Thema Schulpflicht,
die hetzerische Diffamierung von Beteiligten in den sozialen Netzwerken
und leicht durchschaubare Versuche einiger Politiker*innen, die Proteste
ohne erkennbaren Handlungswillen in Lob zu ersticken…” Stellungnahme von #Artists4Future vom April 2019
- Schulstreiks: Internationale Aktionstage geplant – der nächste am 24. Mai – antikapitalistische Plattform gegründet
“Die besorgten Schüler zeigen Ausdauer. Auch am heutigen Freitag wurde wieder in 72 Ländern
gestreikt. Zum Beispiel auch in Uganda und Metropolen wie Wien oder Neu
Delhi. Der britische Guardian hat einen Ticker über die heutigen Demos
auf der Insel eingerichtet. Dort waren landesweit Demos in 58 Städten
angemeldet, auch in Schottland, wo bereits Schulferien sind. In Deutschland gingen in 98 Städten
Schüler auf die Straße, unter anderem in Leipzig, Potsdam, Stuttgart,
München, Mannheim, Hamburg, Konstanz und Koblenz. Mit dabei oft auch
organisierte Gruppen von Eltern, die Parents For Future, die inzwischen
hier und da auch zusätzlich Wochenenddemonstrationen organisieren. Zum
Beispiel am morgigen Samstag in Dortmund. Das Magazin Neue Energie,
herausgegeben von Bundesverband Windenergie, hat ein sehenswertes Video produziert , dass die internationale Bewegung vorstellt. (…) Wie
der oben verlinkte Guardian Ticker zeigt, stellt sich in Großbritannien
mancher Jugendlicher die Frage, ob der Kapitalismus überhaupt zu derart
tiefgreifenden Reformen fähig ist. Das scheint auch hierzulande einen
Teil der Jugend umzutreiben. Innerhalb der Fridays-For-Future-Gruppen
hat sich kürzlich eine antikapitalistische Plattform
gegründet, die die “Systemfrage stellen” will. “Die Umweltzerstörung
der Konzerne” durch Appelle zu verhindern sei realitätsfern. Eine andere
Welt sei nötig und möglich. Derweil werden international die nächsten
Schwerpunkte geplant. In Australien wird es zum Beispiel der 3.Mai sein.
Der soll zum nationalen Aktionstag gemacht werden, an dem die dortige Schulstreik-Bewegung im Vorfeld der Parlamentswahlen Druck auf die Parteien ausüben will. (…) In Deutschland gibt es den Vorschlag, dass die fast 500
örtlichen FFF-Gruppen die jeweiligen Bundestagsabgeordneten aus ihrer
Region mit den Schüler-Forderungen konfrontieren und so versuchen, die
anstehende Diskussion über ein Klimaschutzgesetz beeinflussen. (…) Der
nächste große internationale Aktionstag wird dann der 24. Mai sein, für
den die örtliche Mobilisierung bereits hier und da anläuft. In
Westeuropa ist er mit der Idee verbunden, kurz vor der Wahl des
EU-Parlaments von den antretenden Parteien mehr Klimaschutz zu
verlangen. Richtig international soll es dann einen Monat später in
Aachen werden, wo im Dreiländer-Eck Deutschland-Belgien-Niederlande eine
grenzüberschreitende Demo geplant ist, zu der selbst in der Schweiz
Vorbereitungen laufen.” Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 12. April 2019 bei telepolis
- Erklärung der Farmers for Future
“Wir Öko-Bäuerinnen und -Bauern fordern wirksame Maßnahmen zum
Schutz des bedrohten Weltklimas und solidarisieren uns mit
#FridaysforFuture sowie #Scientists4Future! Denn der Klimawandel
gefährdet die Landwirtschaft und die Ernährungssicherheit weltweit. Die
jungen Menschen haben Recht, für ihre Zukunft auf die Straße zu gehen.
Die Landwirtschaft ist zugleich Mitverursacherin und Betroffene des
Klimawandels. Schon jetzt sind die Schäden und Ernteausfälle durch
extreme Starkregen, Hochwasser und Dürren gewaltig. Besonders betroffen
sind Bäuerinnen und Bauern in den Ländern des globalen Südens, aber auch
in Deutschland, wie der Sommer 2018 zeigte. Der Klimawandel macht
vormals fruchtbares Land zu Risikostandorten, weite Landstriche werden
landwirtschaftlich nicht mehr nutzbar sein. Wir fordern: Die
Bundesregierung muss jetzt entschlossen handeln! Es sind nun deutlich
größere Anstrengungen nötig, um das selbstgesteckte CO2-Reduktionsziel
der Bundesrepublik von 40 Prozent bis 2020 zumindest annähernd
umzusetzen. Das langfristige Ziel der Reduktion der
Treibhausgas-Emissionen um 95 Prozent bis 2050 darf keinesfalls
aufgeweicht werden! Die Bundesregierung muss außerdem schon jetzt
verbindliche Zwischenziele für die Zeit nach 2020 festlegen,
beispielsweise 55 Prozent bis 2030 als realistischen Meilenstein. Wir
fordern von der Politik verbindliche und wirksame Maßnahmen zur Senkung
der Treibhausgasemissionen, die bei den Hauptverursachern des
Klimawandels ansetzen, um das 1,5 Grad-Ziel noch zu erreichen…” Erklärung von und bei Farmers for Future
- Schulstreiks: Was wollen die Schüler? Kohleausstieg bis
2030, ein Viertel alle Kohlekraftwerke sofort abschalten 180 Euro pro
Tonne CO2. Sonst wird weiter gestreikt
“”Die Naturgesetze lassen sich nicht verhandeln”, sagte Svenja
Kannt, eine der Sprecherinnen der streikenden Schüler des deutschen
Ablegers der FridaysForFuture-Bewegung, die am Montag in Berlin ihre
Forderung vorstellte – ihre Forderungen
an die hiesigen Politiker und nicht allgemein an die Weltgemeinschaft,
denn: “Deutschland darf seine Probleme nicht den armen Ländern
aufhalsen”, ergänzte Šana Strahinjić, eine Mistreiterin von Kannt. Überhaupt
spielt Klimagerechtigkeit für die Schüler eine große Rolle. Das ist
sowohl auf den Demonstrationen zu hören und zu sehen, wie es auch im
vorgestellten kurzen Grundsatzpapier deutlich wird. “Sozial ausgewogenen
Klimaschutz, der niemanden zurücklässt”, forderte Linus Steinmmetz, der
am Montag mit auf dem Podium saß. Als reiches Land habe Deutschland
eine besondere Verantwortung, so Sebastian Grieme, in Berlin der Vierte
im Bunde. Bis 2035 müssten die Emissionen spätestens auf Null sein,
eigentlich müsste es sogar noch schneller gehen. (…)Die Schüler haben
derweil ihre mit fast 500 Ortsgruppen
in Deutschland abgestimmten Forderungen bewusst allgemein gehalten. Man
habe nur Ziele formulieren wollen. Dorthin gebe es verschiedene Wege,
die von Politik und Wissenschaft beschrieben werden müssten. Die Ziele
haben es aber immerhin in sich. (…) Aufgeben wollen die Schüler
jedenfalls noch lange nicht. Man werde weiter streiken, bis Deutschland
auf den Weg ist, die Pariser Ziele zu erreichen, so Steinmetz. Trotz
allen Diskussionen über Lebensstilveränderungen, die bei den Schülern
offensichtlich beliebt sind, wurde auch klar, dass es um das große Ganze
geht: “Solange die Politik nicht handelt, kann das Individuum die Welt
nicht retten”, so Grieme…” Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 09. April 2019 bei telepolis
- Kulturwandel als Ziel: Die „Fridays for
Future“-Organisatoren haben konkrete Forderungen bekräftigt. Wichtiger
ist: Sie sind dabei, die kulturelle Hegemonie zu gewinnen.
“Die OrganisatorInnen der SchülerInnenstreikbewegung „Fridays for
Future“ haben einmal mehr gezeigt, dass sie klug und vorausschauend
sind. In einem am Montag vorgestellten Positionspapier haben sie ihre
Forderungen für mehr Klimaschutz bekräftigt, etwa die Begrenzung der
Erderwärmung auf eine Zunahme von maximal 1,5 Grad oder den
Kohleausstieg in Deutschland bis 2030 – statt wie von der zuständigen
Regierungskommission vorgesehen erst bis 2038. Die SprecherInnen der
SchulstreikerInnen sagen zwar, dass sie bewusst nur Ziele und keine
Maßnahmen fordern, aber drei interessante sehr konkrete Dinge benennen
sie trotzdem: das Ende aller Subventionen für fossile Energieträger, die
Einführung einer CO2-Steuer und die Abschaltung eines
Viertels der Kohlekraftwerke. Diese drei Maßnahmen sollen bis Ende
dieses Jahres umgesetzt werden, also schnell. Das ist konkret genug, um
die jungen AktivistInnen weiter in Bewegung zu setzen und gleichzeitig
allgemein genug, um sich nicht in unproduktive Detaildiskussion
verstricken zu lassen. Und das reicht auch an Programmatik. Denn es ist
nicht Aufgabe der jungen Leute, en detail den Notfallplan gegen die
Klimakrise zu entwerfen. Ihre selbst gestellte Aufgabe ist, die
Gleichgültigen und professionellen Auf-das-nächste-Mal-VerschieberInnen
wach zu rütteln. Das haben sie geschafft. (…) Die SchulstreikerInnen
sind auf dem Weg, die kulturelle Hegemonie zu gewinnen. Das ist eine
sehr wichtige Voraussetzung, um im Hier und Jetzt etwas zu verändern.” Kommentar von Anja Krüger vom 8. April 2019 in der taz online
- Parents for Future rufen in einer Erklärung zu weltweiten
Klimastreiks auf: Eltern und Grosseltern für eine sichere, gerechte und
saubere Zukunft
“… Was unsere Kinder uns heute sagen, ist nichts anderes als das,
wovor uns die Wissenschaft bereits seit vielen Jahren warnt. Wir haben
keine Zeit mehr zu verlieren. Der Klimawandel ist keine abstrakte
Bedrohung mehr. (…) Die weltweite Jugendbewegung für den Klimaschutz
leistet aktuell den schwierigsten Beitrag: Sie lehnt sich gegen die
Trägheit des gegenwärtigen Systems auf um nicht nur ihre, sondern auch
unsere Zukunft zu schützen. Unsere Kinder gaben uns den Impuls. Es ist
jetzt unsere moralische Pflicht, als Erwachsene zu reagieren. Wir –
Eltern, Großeltern und alle, die sich um die jungen Menschen der
nächsten Generation kümmern – stehen für die Zukunft unserer Kinder ein,
im engen Schulterschluss mit der wissenschaftlichen Gemeinschaft. (…)
Deshalb fordern wir, dass den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens
und den Empfehlungen des Sonderberichts des Weltklimarats (IPCC) zur
globalen Erwärmung von 1,5°C zu entsprechen ist. Das bedeutet nicht
nur, dass die weltweiten Emissionen insgesamt auf null reduziert werden
müssen, sondern auch, dass dies nun so schnell wie möglich und auf der
Grundlage der Klimagerechtigkeit erfolgen muss. (…) Die Bewegung erlebt
eine enorme Dynamik. Diese Dynamik wird jedoch nur weiter wachsen, wenn
wir sie mit unserem eigenen Handeln fördern und sich ihr noch mehr
Menschen anschließen. Die Unterstützung der Kinder und Jugendlichen bei
ihrem weltweiten Klimastreik war der erste Schritt. Als Eltern und
Großeltern müssen wir jetzt entschlossen handeln, um die Zukunft unserer
Kinder und Enkel zu sichern. Als Bürgerinnen und Bürger müssen wir
ihren Stimmen die Macht unserer Stimmen an der Wahlurne verleihen. Wir
müssen unser Konsumverhalten hinterfragen und bei Kaufentscheidungen
Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen. (…) Eltern! Wir sind überall
Teil der Gesellschaft: In Klassenzimmern, auf Ackerflächen, in Fabriken,
in Krankenhäusern, in Vorstandsetagen und Parlamenten. Wir haben die
Kraft, diese sichere, gerechte und saubere Zukunft für unsere Kinder und
uns alle zu erreichen. Die Eindämmung des menschengemachten
Klimawandels muss die größte Errungenschaft dieses Jahrhunderts werden.
Gemeinsam sind wir bereit!” Internationaler Aufruf in der dt. Version
– Parents for Future und über 50 andere Elternorganisationen haben
sich in 19 Ländern zusammengeschlossen und rufen zu weltweiten
Klimastreiks und -aktionen auf.
- [Vorbildlich] Schleswig-Holsteinische Strafverteidiger
bieten kostenlose Beratung bei Bußgeldbescheiden wegen Fridays for
Future an
“Die Schleswig-Holsteinische Strafverteidigervereinigung e.V.
erklärt sich mit der Bewegung „Fridays for Future“ solidarisch. Es wird
eine kostenlose Beratung angeboten, wenn aufgrund der Teilnahme am
Streik ein Bußgeldbescheid erlassen werden soll. Hier finden Sie eine
Liste von Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten, die bereit sind, die
Beratung kostenlos zu übernehmen.” Liste vom April 2019 – nun ebenso die Strafverteidigervereinigung NRW (via Twitter)
- Mit Bußgeld gegen die Schülerstreiks
“Für die Eltern der “Fridays for Future”-Demonstranten sollen
künftig Bußgelder ausgestellt werden, wenn deren Kinder die Schule
schwänzen – so will es der Direktor des Münchner
Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums. Andere Schulen sollen sich angeschlossen
haben. “Das gilt ab heute”, erklärt Direktor Hansjakob. Für die Zukunft
seien die Spielregeln nun geklärt. (…) Bußgelder wegen “Fridays for
Future”, das sei noch nicht dagewesen, heißt es von den Münchner
Organisatoren der Demonstrationen. Im Orga-Team seien sie über diese
Nachricht schockiert gewesen. Auch im Bildungsreferat, an dem die
zuständige Bußgeldstelle angesiedelt ist, ist von solchen Schritten noch
nichts bekannt; man werte gerade das Vorgehen der städtischen Schulen
aus, damit sei man noch nicht fertig. Bislang aber seien selbst Verweise
nur in einzelnen Fällen ausgestellt worden…” Artikel von Jakob Wetzel vom 2. April 2019 bei der Süddeutschen Zeitung online
- Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium: Doch kein Bußgeld wegen Schülerstreiks
“Schritt zurück: Ein Münchner Gymnasium will nun doch keine
Sanktionen gegen Eltern einführen, deren Kinder zu den “Fridays for
Future”-Demos gehen, statt den Unterricht zu besuchen. (…) Anzeigen an
die städtische Bußgeldstelle soll es demnach keine geben; stattdessen
soll eine Regelung gefunden werden, wie sich die Schüler an den “Fridays
for Future”-Kundgebungen beteiligen können. Zudem soll es neue Angebote
geben, um die Umweltbildung an der Schule zu stärken und Ansätze zu
vermitteln, was die Schüler selbst konkret für mehr Klimaschutz
unternehmen können. Die Einzelheiten werden demnach noch geklärt…” Meldung vom 4. April 2019 bei der Süddeutschen Zeitung online
- Ihr Beitrag für sanktionierte Schüler*innen!
“Bußgelder sind angedroht, weil Schülerinnen und Schüler
für Ihre Zukunft kämpfen und sich bei #fridaysforfuture engagieren.
Unterstützen Sie hier betroffene Jugendliche, denn ihr Protest für die
Zukunft gehört belohnt, nicht bestraft…” Spendenaufruf der GLS-Bank – siehe dazu auch einen ND-Bericht
- [Kurzgutachten] Fridays for Future: Verfassungsschranken für Sanktionen bei schulischer Abwesenheit
“Das vorliegende Rechtsgutachten untersucht die Grenzen des
(deutschen) Ordnungswidrigkeitenrechts bezogen auf schulische
Abwesenheiten im Zuge der Fridays-for-Future-Bewegung. Dabei wird
besonders auch der verfassungsrechtliche Rahmen im Zuge des Klimawandels
in die Betrachtung einbezogen, ebenso wie die Reichweite der weithin
übersehenen oder verkannten – völkerrechtlich verbindlichen –
Zielstellungen des Paris-Abkommens. Eine wichtige Rolle spielt insoweit
auch das Verhältnis zum Vorsorgeprinzip sowie zum gebotenen
Menschenrechtsschutz von Leben und Gesundheit im Zeichen des
Klimawandels. (…) Wir haben gesehen, dass die Verletzung der
Schulpflicht grundsätzlich im Recht der 16 Bundesländer (so wie auch in
anderen Staaten) sanktioniert wird, dass aber wegen der Kompatibilität
politischer Aktivitäten mit dem schulischen Bildungsauftrag schon
zweifelhaft ist, ob das gelegentliche, mit sehr begrenztem schulischem
Fehlen verbundene Demonstrieren bei den Fridays for Future überhaupt als
unentschuldigtes Fehlen einzuordnen ist. Selbst wenn man trotzdem von
unentschuldigtem Fehlen sprechen wollte, so wären Sanktionen hiergegen
wie gesehen jedoch unverhältnismäßig. Denn es richten sich die
Fridays-for-Future-Demonstrationen auf die Wiederherstellung
rechtmäßiger Zustände im Klimaschutz. Kommt dies zur geringen Dauer des
Schulausfalls (selbst bei regelmäßigen Demonstrationen), der
grundsätzlichen Kompatibilität mit dem Bildungsanliegen der Schule und
dem Gewicht der Versammlungsfreiheit hinzu, sind Sanktionen gegen
entsprechende Schüler/innen schlechterdings nicht mehr vertretbar. Der
Hinweis, man könne all dies auch außerhalb der Schulzeit vortragen,
verfängt insoweit wie gezeigt nicht. Denn wie erwähnt ist die
Aufmerksamkeit für die Fridays-for-Future-Demonstrationen maßgeblich auf
die bewusste –und sehr begrenzte –Verletzung der Schulpflicht im Sinne
zivilen Ungehorsams zurückzuführen. Grundsätzlich dürfte diese
Argumentation auch außerhalb Deutschlands in anderen EU-Staaten, ggf.
sogar überhaupt allen europäischen Staaten tragen, vermittelt über die
EMRK und die EU-Grundrechtecharta. Die Betroffenen sollten bei alledem
beachten, dass jegliche schriftliche Anordnungen, Sanktionen,
Verpflichtungen u.a.m. die Möglichkeit eines Einspruchs oder
Widerspruchs an die erlassende Behörde vorsehen, die dann in der im
Bescheid genannten Frist ergriffen werden muss. Dann wird die
Rechtmäßigkeit des Verwaltungshandelns erneut behördlich geprüft.” Kurzgutachten
von Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, LL.M., M.A., Forschungsstelle
Nachhaltigkeit und Klimapolitik, Leipzig/Berlin vom 31. März 2019 im Auftrag des Solarenergie-Fördervereins Deutschland e.V.
- Schulstreiks: Erst der Anfang des Anfangs
“… Auch an diesem Freitag gingen wieder in zahlreichen Ländern
(mindestens 69 Staaten und Territorien) die Schüler auf die Straße, um
für schnellen und effektiven Klimaschutz zu demonstrieren. In
Deutschland werden Aktionen aus 44 Städten gemeldet. Die vermutlich
größte Demo fand in Berlin statt, an der sich nach Veranstalterangaben
über 20.000, nach eigenem Augenschein auf jeden Fall deutlich über
10.000 Menschen beteiligten. Darunter waren auch viele Erwachsene, aber
die Schüler dominierten nach wie vor und haben auch weiter die
Organisation in der Hand. Zahlreiche Schilder und Reden zeigten eine
sehr kritische Haltung gegenüber der Wirtschaft. “Wir brauchen nicht
eine wirtschaftstaugliche Demokratie, sondern eine demokratietaugliche
Wirtschaft”, forderte ein Redner, offensichtlich auf das von
Bundeskanzlerin Angela Merkel formulierte Leitbild einer “marktkonformen
Demokratie” anspielend. In Berlin sprach auch die junge Schwedin Greta
Thunberg, die den Regierungen versprach, die Proteste seien erst der
Anfang des Anfangs. Die Berliner Zeitung berichtet, das Thunberg am
Samstag im Rahmen der Goldenen Kamera ein Sonderpreis verliehen werden
soll und sie am Sonntagabend bei Anne Will eingeladen sei. Dort steht
sie mit Grünen-Chef Robert Habeck, Reiner Haseloff (CDU),
Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Kubicki (FDP, MdB,
stellvertretender Parteichef), Therese Kah (aktive Schulstreikerin aus
Witten) sowie Harald Lesch (Astrophysiker und Philosoph) auf der
Talkshow-Gästeliste. (…) Derweil ist die Unterstützung aus der
Wissenschaft für die Schüler überwältigend. Das Berliner Naturkunde
Museum – in dessen Nachbarschaft FridaysForFuture sich allwöchentlich
zum Auftakt trifft – hatte die Schüler für den Nachmittag im Anschluss
an die Demo zum wiederholten Male zum Treffen mit Wissenschaftlern
eingeladen. Und aus der Antarktis kamen solidarische Foto-Grüße von der
Besatzung des deutschen Forschungsschiffs “Polarstern”, das dort gerade
die Nordspitze der Antarktischen Halbinsel erkundet. Es sei geradezu
absurd, meinte eine andere Rednerin in Berlin, dass die Schüler die
Wissenschaftler gegenüber der Regierung verteidigen müssen.” Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 29. März 2019 bei Telepolis
- Fridays for Future: Hört auf, eure Kinder zu beklatschen!
“Einfach mal die Welt retten lassen: Eltern gratulieren sich zum
klimabewussten Nachwuchs und twittern begeistert über Greta Thunberg. Wo
bleibt “Saturdays for Future”? (…) Früher war das anders, da fanden es
Eltern nicht ausnahmslos super, wenn sich der Nachwuchs in Wackersdorf
Schlachten mit der Polizei lieferte oder sich im Wendland an die Gleise
kettete. Aber seit Eltern und Kinder die besten Freunde sind,
unterstützt man sich eben gegenseitig. Das kann man in diesem Fall für
eine vorbildliche Erziehungsmethode halten. Oder einfach nur für bequem.
Im elterlichen Applaus für die jungen Klimademonstranten schwingt schon
eine gewisse Selbstgefälligkeit mit: Fridays for Future ist die It-Bag
moderner Großstadteltern. Man schmückt sich mit dem Engagement der
Kinder, twittert voll Ergriffenheit, wie sich das Familienleben von
heute auf morgen geändert habe (kein Plastik mehr, jetzt aber wirklich
mit den Öffis). Und so ein Protestevent mit Greta Thunberg in Berlin und
dem engagierten Nachwuchs gibt auch ein super Handyfilmchen ab. Ein
bisschen Woodstock-Feeling für die Familienchronik. Zeigen, dass man
dabei war. Dabei? Was haben sie denn eigentlich bisher so gemacht, die
Eltern der Friday-Kids? Sind sie vielleicht jetzt so euphorisiert, weil
die Protestaktionen ihr Gewissen erleichtern? (…) Warum gibt es noch
kein grenzüberschreitendes Erwachsenenschwänzen? Warum keine große
Klimastreikbewegung? Werktag for Future? Huch, da würde doch das
Bruttoinlandsprodukt einknicken. Na gut, dann gern auch Saturday For
Future. Ach so, geht nicht, wegen der Eröffnung der East-West-Mall und
dem Wochenendtrip nach Barcelona, schon klar. Veränderung fängt erst an,
wenn es wehtut. Also Schluss mit dem Applaudieren, Loben und
Hochlebenlassen. Eltern auf die Straße, aktiv werden, an welchem
Wochentag auch immer…” Kommentar von Carolin Ströbele vom 29. März 2019 bei der Zeit online
- Schulstreiks: Wer sind die Schüler? Befragung von
Sozialwissenschaftlern gibt Aufschluss über Motive und
Selbsteinschätzung der neuen Protestbewegung
“Wer sind eigentlich die Schüler, die Woche für Woche auf die Straße
gehen, um für den schnellen Kohleausstieg, gegen das Fliegen und gegen
Massentierhaltung, für eine rasche Verkehrswende, für schnellen und
effektiven Klimaschutz also zu demonstrieren? Angesichts der fast globalen Ausmaße
der Bewegung ist das natürlich eine schwierige Frage – in mindestens
144 Ländern und Territorien haben bereits Aktionen stattgefunden. Für
Deutschland gibt es jedoch schon ein paar empirische Antworten. Das
Institut für Protest- und Bewegungsforschung hat erste Ergebnisse
einer Befragung hiesiger Teilnehmer der Proteste veröffentlicht. (…)
Ähnliche Erhebungen wurden auch in Schweden, dem Vereinigten Königreich,
den Niederlanden, Belgien, Polen, der Schweiz, Österreich und Italien
von Wissenschaftlern durchgeführt, doch liegen von dort noch keine
Ergebnisse vor. (…) Knapp 25 Prozent der Befragten schätzten sich selbst
als “ganz links” und weitere 53 Prozent als “links” ein. In der Mitte
sahen sich nicht ganz 21 Prozent. Entsprechend sieht das Vertrauen in
Parteien aus. 40 Prozent gaben an, keine Parteipräferenz zu haben, 36
Prozent bevorzugen die Grünen, 12 Prozent die Linkspartei. (Alle Zahlen
gerundet.) Dass die Regierung etwas zum Klimaschutz beiträgt, glaubte
kaum einer der Befragten, das Vertrauen in die Wirtschaft sieht noch
schlechter aus. (…)Inzwischen gibt es hierzulande übrigens neben ParentsForFuture , Scientists4Future und Teachers4Future auch LawyersForFuture , die die streikenden Schüler unterstützen wollen. ParentsForFuture hat vor einigen Tagen eine Bundestagspetition gestartet, die ein allgemeines Tempolimit von 130 km/h auf den Autobahnen fordert und bereits knapp 37.000 Zeichner hat.” Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 27. März 2019 bei telepolis
- Offener Brief der Windrather Talschule an Ministerpräsident
Armin Laschet und Schulministerin Yvonne Gebauer gegen Strafen und
Strafandrohungen
“… [In] einem Brief an alle Schulleiterinnen und
Schulleiter des Landes fordert das Schulministerium dazu auf, im
Zusammenhang mit den hauptsächlich von Schülerinnen und Schülern
getragenen Demonstrationen „Fridays for Future“, die „Schulpflicht
durchzusetzen“, und bezeichnet die Proteste als „grundsätzlich
unzulässig“. Wir, die Schulgemeinschaft der Windrather Talschule,
möchten in diesem offenen, einigen Medien zugestellten Brief bekunden,
dass wir der in dieser Weise erhobenen Forderung, die verbunden sein
kann mit Strafen und Strafandrohungen für betroffene Schülerinnen und
Schüler bzw. deren Eltern, nicht nachkommen wollen und können.Wir sind
uns der bestehenden Schulpflicht bewusst, vermissen aber eine rechtlich
belastbare Abwägung dieser Verpflichtung mit den Zukunftsinteressen der
nachwachsenden Generation. Die UN-Kinderrechtskonvention und ebenso die
UN-Behindertenrechtskonvention halten dazu an, bei allen Maßnahmen, die
Kinder betreffen, im Konflikt unterschiedlicher Interessen das Wohl des
Kindes vorrangig zu berücksichtigen. Der Präsident der
Kultusministerkonferenz hat in zwei von ihm erstellten völkerrechtlichen
Gutachten festgestellt, dass behördliche Maßnahmen ohne diese
explizite, gerichtsfest begründete Abwägung rechtswidrig sind. Zur
Abwägung stehen hier die Schulpflicht und die durch die Klimaerwärmung
in Frage gestellte Zukunft der nächsten Generation und deren Recht, für
einen Politikwechsel zu demonstrieren. Dies entspricht der staatlichen
Ver-pflichtung, in Verantwortung für die künftigen Generationen die
natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen, sodass die Schülerinnen und
Schüler nur vertreten, was ihnen völkerrechtlich und nach dem
Grundgesetz zusteht. Demgegenüber die Schulpflicht höher zu bewerten,
leuchtet schon deshalb nicht ein, weil andere europäische Länder es zur
Umsetzung des Rechts auf Bildung mit guten Gründen bei einer
Bildungspflicht belassen. Angesichts der auch von der Wissenschaft als
extrem dramatisch eingeschätzten Situation begründen die Jugendlichen
die Durchführung während der Unterrichtszeit überzeugend damit, dass
auch sonst bei Streiks möglichst effektive Formen gewählt werden. Auch
damit müsste sich das Ministerium auseinandersetzen…” Offener Brief der Schulleitung und des Kollegiums der Windrather Talschule vom 21. März 2019 zum Erlass des Schulministeriums vom 13. Februar 2019
- Offener Brief NRW von Parents for Future – Schluss mit dem
Druck auf Schüler*innen und Schulen! Solidarität mit den Fridays for
Future Protesten! [mit der Bitte um Unterschrift]
“Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen versucht durch Druck
auf die Schulen und Herabwürdigung der protestierenden Schüler*innen die
Fridays for Future Bewegung zu diskreditieren. Wir von Parents for
Future weisen diesen Versuch in einem offenen Brief an Ministerpräsident
Armin Laschet und Schulministerin Yvonne Gebauer deutlich zurück.” Aus dem offenen Brief von Parents for Future vom März 2019 : “
Sehr geehrter Herr Laschet, sehr geehrte Frau Gebauer, in öffentlichen
Stellungnahmen sowie in einem Brief des Schulministeriums an alle
Schulen im Land NRW kritisieren Sie die Schüler*innen, die seit Wochen
in NRW, aber auch in ganz Deutschland und weltweit unter dem Motto
„Fridays for Future“ auf die Straße gehen. Sie argumentieren, dass die
Schulpflicht ein regelmässiges Fernbleiben vom Unterricht, wie es ein
„Streik“ darstellt, verbietet. Die Schüler*innen sollen außerhalb der
Schulzeit demonstrieren, statt „den leichten Weg zu gehen und die Schule
zu schwänzen“ (Armin Laschet). Dies sei „glaubwürdiger“. Die
Unterzeichnenden, Eltern, Großeltern und Freund*innen der von Ihnen
angesprochenen Schüler*innen weisen Ihre Kritik in aller Deutlichkeit
zurück. Wir fordern Sie auf, nicht länger mit Drohungen
(Schulpflicht-Durchsetzung) oder Herabsetzung („schwänzen, leichter
Weg“) den Protest der jungen Menschen zu diskreditieren! Wir sind der
Überzeugung, dass der Klimaprotest der Schüler*innen absolut notwendig
und auch in seiner Form dringend geboten ist. Wir sind stolz darauf,
dass hier eine Generation aufsteht und mit Nachdruck das fortgesetzte
Versagen der älteren Generation und vor allem der politischen und
wirtschaftlichen Verantwortungsträger anprangert…”
- Fridays For Future: Schulschwänzen muss bestraft werden, Zukunftsmissbrauch nicht?
” Liebe kleine Leute, die ihr jeden Freitag demonstriert für eine
bessere Zukunft, welche euch von den Großen »Profis« versaut wird. Mal
Butter bei die Fische: Hätten im Dritten Reich auch alle deutschen
Schüler gegen die millionenfache Massenvernichtung von Menschen durch
eure Vorfahren protestiert, hätte es in der Folge keine klugen Köpfe
geben können, welche in Deutschland in den Folgejahren des Dritten
Reiches bis heute dafür sorgen hätten können, dass die Verbrechen des
deutschen Staates nicht geahndet werden und alle hochrangigen daran
Beteiligten, allen voran die furchtbaren Juristen, niemals einer
empfindlichen Strafe zugeführt wurden. Diese klugen Köpfe hätten auch
nicht dafür sorgen können, dass heute noch nationalsozialistische
Gesetze existieren, nach denen eure Eltern z.B. ihre Einkommensteuern
zahlen müssen, oder dass deutsche Schulpflicht über der Pflicht zur
Schaffung einer besseren Zukunft steht. Das müsst ihr doch einsehen.
Also haltet euch an die Schulgesetze, auch wenn die für den Missbrauch
eurer Zukunft Verantwortlichen alle Gesetze brechen und Menschenrechte
verletzen werden, derer sie habhaft werden können durch den Willen eines
großen Teils unseres Volkes, welcher euch am liebsten hinter Gittern
sehen würde – mit Schulzwang selbstverständlich, damit aus euch einmal
etwas so Ordentliches wird, wie aus den Schülern des Dritten Reiches.
(…) Es ist eure Zukunft. Unsere Zukunft ist bald vorbei. Tragt die
Schule des Lebens auf die Straßen in die Öffentlichkeit. Lasst unsere
Gegenwart nicht eure Zukunft werden. Studiert das Grundgesetz und lasst
euch nicht einreden, diejenigen, welche eure Zukunft zerstören, hätten
die Deutungshoheit über eure Grundrechte auf eine gute Zukunft. Eure
Grundrechte sind unmittelbar geltendes Verfassungsrecht und stehen über
jeder Schulpflicht in einer Schule, die euch darauf vorbereitet, euch
nicht zu wehren, sondern eure Welt immer besser zu zerstören…” Beitrag von Ingmar Vetter vom 16. März 2019 bei Grundrechte.org
- Streik ist ein Bildungsziel. Was passiert mit den Schülern, die gegen die Klimakatastrophe auf die Straße gehen?
“Hand in Hand gehen Grundschüler an mir vorbei, in Zweiergruppen.
Sie singen nicht »Laterne, Laterne«, sondern rufen in die
Öffentlichkeit: »Wir sind hier! Wir sind laut! Weil Ihr uns die Zukunft
klaut!« Zu meiner Linken läuft ein etwa 16-jähriges Mädchen mit Kopftuch
und weißen Turnschuhen und streckt dabei ein Plakat in die Luft:
»Frieden für die Erde.« An ihrer Seite geht ein gleichaltriges Mädchen
mit bunten Haaren und einem abgenutzten, dünnen Ledermantel, die
ebenfalls auf einem Plakat etwas zu mitzuteilen hat: »Fickt euch! Nicht
das Klima.« Etwa zwei Meter vor mir bilden junge Menschen einen Kreis.
Das erinnert mich an Ärger oder eine Schlägerei auf dem Pausenhof, was
beobachtende Mitschüler aus Langeweile zum Spektakel machen – Irrtum.
Auf dem Boden hockt ein Schüler. Seine braunen Locken, bedeckt mit einer
schwarzen Adidas-Kappe, fallen ihm über Ohren und Wangen. Er zieht mit
Kreide Striche auf den Asphalt: »Change the System”…” Bericht von Mesut Bayraktar bei neues Deutschland vom 20. März 2019 (im Abo!)
- Schulstreiks: Die Jugend will Taten sehen
“… Der globale Schulstreik für mehr Klimaschutz, dessen Aktionen am
Freitagnachmittag (MEZ) in den beiden Amerikas noch andauerten oder noch
beginnen sollten, scheint ein voller Erfolg zu werden. Allein in
Deutschland wurde in über 222 Städten demonstriert. An die 300.000
Menschen sollen sich beteiligt haben. 5.000 zum Beispiel in Kiel, 1.000
in Recklinghausen, 25.000 in Berlin 5.000 in Bonn, 7.000 in Düsseldorf,
3000 in Kassel, 3.000 im verregneten Aachen, 700 in Erfurt (alle Angaben
hier und in weiteren jeweils nach Angaben der Veranstalter, wenn nicht
anders vermerkt.) Aus einer internationalen Zusammenstellung geht
hervor, dass in 125 Ländern und Territorien Aktionen stattfanden oder in
den nächsten Stunden noch stattfinden werden, darunter auch eine vor
einer Forschungsstation in der Antarktis. Der Anfang wurde in Neuseeland
gemacht, wo in etwa 30 Städten Schüler auf die Straße gingen. Eine
Erklärung von über 1.000 Wissenschaftlern und Lehrern hatte sie darin
bestärkt. Im benachbarten Australien beteiligten sich insgesamt 150.000
Menschen an den Klimaprotesten, davon allein 20.000 in Melbourne. 30.000
waren es in Sydney schätzt der Guardian. Auch in Hongkong gab es eine
kleine Klimademonstration, Ebenso in Japan, auf Taiwan und in einigen
chinesischen Städten auf dem Festland. Neben Deutschland gab es auch in
Italien, den USA und Frankreich in über 200 Städten Aktionen, die
meisten mit fast 250 in Italien. Im deutlich dünner besiedelten Schweden
(rund zehn Millionen Einwohner) wurden allerdings auch beachtliche 178
Schulstreiks angemeldet. Aus dem spanischen Madrid Spanien sind auf
Twitter Bilder dicht besuchter Plätze zu finden, ebenso aus Portugal.(…)
Inzwischen haben über 23.000 Wissenschaftler aus der Schweiz,
Österreich und Deutschland die Stellungnahme der Initiative Scientists
for Future unterschrieben, die heute auf zahlreichen Kundgebungen in den
genannten Ländern vorgestellt wurde…” Bericht von Wolfgang Pomrehn vom 15. März 2019 bei Telepolis
- Großdemonstrationen #Fridaysforfuture: “An diesem Freitag müssen die Schulen beurlauben”
“Auch an diesem Freitag werden weltweit Schüler gegen den
Klimawandel demonstrieren. Die Nerven liegen blank, in NRW gehen
Gerüchte von Denunziationen um. Juristisch geht es um
Grundrechtskollisionen – und um Sanktionen gegen die Schüler. (…) Das
Versammlungsrecht aus Art. 8 Grundgesetz (GG) kollidiert mit dem Recht
auf Bildung aus Art 7 GG, aus dem nach fast ganz herrschender Meinung
auch die Schulpflicht abgeleitet wird. Wichtiger Aspekt: “Die
Versammlungsfreiheit erfordert Gründrechtsmündigkeit, die aber
selbstverständlich auch bei Minderjährigen gegeben ist, soweit sie die
Bedeutung ihrer politischen Freiheitsrechte verstehen”, sagt Prof. Dr.
Klaus Ferdinand Gärditz. (…) Die Demonstranten brauchen allerdings eine
Beurlaubung von der Schule – oder sie müssen mit Sanktionen rechnen. “So
moralisch nachvollziehbar eine solche Demonstration sein mag, die
Schulpflicht kann das Versammlungsrecht einschränken”, erklärt Gärditz.
Weil die Versammlung allerdings nicht illegal ist, muss die Schulleitung
ihr Ermessen pflichtgemäß ausüben, wenn Schüler eine Beurlaubung
beantragen. (…) Die möglichen Sanktionen haben in Nordrhein-Westpalen
derweil besondere Blüten getrieben. Während NRW-Bildungsministerin
Yvonne Gebauer im Landtag und in einem Brief an die Schulen darüber
informiert hatte, dass eine Teilnahme am weltweiten Aktionstag als
Projekttag möglich sei, war über Twitter am Donnerstag zu lesen, dass
die Bezirksregierung Düsseldorf die Schulen bitte, die Schüler
namentlich zu benennen, die am Freitag an der
#fridaysforfuture-Demonstration teilnehmen. Das stimmt so nicht. (…) Die
Bezirksregierung in Düsseldorf hingegen teilte als mögliche Sanktionen
mit: erzieherische Maßnahmen als pädagogische Einwirkung (z.B. Hinweise,
Ermahnungen, Eintrag ins Klassenbuch, Ansprache des Direktors),
Ordnungsmaßnahmen (z.B. Androhung eines Schulverweises), Zwangszuführung
durch das Ordnungsamt oder die Polizei oder die Einleitung eines
Ordnungswidrigkeitenverfahrens (kann mit der Festsetzung eines Bußgeldes
enden). Zwangsvorführungen oder Bußgelder sind Maßnahmen, die
normalerweise bei notorischen “Keinen Bock”-Schulschwänzern ergriffen
werden…” Artikel von Tanja Podolski vom 14.03.2019 bei LTO online
- Schulstreiks: Unterstützung aus der Wissenschaft / Globalstrike am 15.3. in In 98 Ländern, in 190 dt. Städten
“… Ähnliche
Wissenschaftler Initiativen gibt es auch in anderen Ländern wie etwa
Australien, Großbritannien und Belgien. Derweil ziehen die
Vorbereitungen für den globalen Schulstreik am kommenden Freitag immer
weitere Kreise. In 98 Ländern werden Aktionen vorbereitet . Allein in Deutschland
wird es in 190 Städten Streiks und Demonstrationen geben. Selbst auf so
unterschiedlichen wie entlegenen Inseln wie Spitzbergen und Mauritius
wird es Demonstrationen von Schülern geben. Die Schwerpunkte liegen in
Australien, Westeuropa und den beiden Amerikas, aber auch in
verschiedenen afrikanischen Staaten, Russland und selbst in China wird
es Schüleraktionen geben.” Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 13. März 2019 bei telepolis
- Fotos: fridays for future weltweit
“Am ersten Internationalen „Fridays for Future“-Streik am 15. März
beteiligten sich Schüler*innen aus 2000 Städten in 125 Ländern. Weltweit
gingen über eine Million junge Menschen gemeinsam auf die Straße, um
für einen konsequenten Klimaschutz zu demonstrieren. In Berlin zogen
rund 20 000 Menschen vom Bundeswirtschaftsministerium am Invalidenpark
durch das Regierungsviertel zum Bundeskanzleramt. Über 23.000 namhafte
Wissenschaftler*innen unterstützten die „Fridays for Future“-Bewegung in
einer Stellungnahme und mit einer Unterschriftenliste, die sie auf der
Berliner Demonstration überreichten.” Siehe Fotogalerie von und bei Umbruch-Bildarchiv
- Siehe Weltweite Klima-Proteste: Live Ticker zu #FridaysForFuture bei Antenne Düsseldorf
- Die Klimakrise ist ein medizinischer Notfall – Gesundheitsberufe unterstützen den Schüler*innen-Streik
“Als Angehörige der Gesundheitsberufe unterstützen wir den
weltweiten Streik der Schüler*innen gegen eine Klimapolitik der
Untätigkeit und Halbherzigkeit. Die Bewegung Fridays for future ist ein
wichtiger Impuls zur breiten Mobilisierung für einen effektiven
Klimaschutz! KLUG ist die „Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit“,
ein Netzwerk aus Gesundheitsberufen und Patient*innenvertreter*innen,
dessen Ziel es ist, deutlich zu machen, dass der Klimawandel eine
wichtige Herausforderung für den Gesundheitssektor ist und zum Zielpunkt
des Handelns werden muss. Spätestens seit dem letzten Bericht des
Weltklimarates ist klar, dass die Klimakrise eine Dramatik und
Dringlichkeit erreicht hat, die sofortiges Handeln erfordert. Wenn wir
nicht entschieden und schnell gegensteuern, ist die menschliche
Zivilisation in Gefahr. So erklärt auch der Risikobericht 2019 des
Weltwirtschaftsforums Davos, die Welt gehe „schlafwandelnd einer
Katastrophe entgegen“. Die Erderhitzung und die fortschreitende
Umweltzerstörung bedrohen die natürlichen Grundlagen, von denen alles
Leben abhängt. Ärzt*innen und Gesundheitswissenschaftler*innen sprechen
daher von der globalen Erwärmung als medizinischem Notfall. Der Kampf
gegen die Klimakrise ist deshalb auch eine Pflicht der Gesundheitsberufe…” Erklärung
der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) zum
internationalen Klimastreik am 15. März 2019 vom 14.03.2019
- Students for future – Aufruf zum Klimastreik am 15.03.
“”Wir fordern besonders Hochschulen auf, öffentlich klar
Stellung für den Kampf gegen den Klimawandel zu beziehen und ihren
Worten Taten folgen zu lassen. Hochschulen als wichtige
gesellschaftliche Akteurinnen sollten eine Vorbildfunktion einnehmen.
Außerdem sind alle Wissenschaftler*innen aufgefordert, sich den
Scientists For Futures anzuschließen” (…) Das Engagement der streikenden
Schüler*innen betrachtet der fzs als vorbildlich: “Wir unterstützen,
dass Schüler*innen und Student*innen die Politik selbst in die Hand
nehmen. Das sollte auch das Ziel von Bildung in Schule und Hochschule
sein: Sich mit einem Thema so auseinanderzusetzen, dass man sich dazu
eine Meinung bilden kann und gemeinsam mit anderen das eigene und das
gesellschafltiche Leben gestalten kann. Es ist also völlig legitim und
ein demokratisches Mittel, dass die Schule oder Hochschule bestreikt
wird. Politiker*innen, die das kleinreden oder verhindern wollen,
fürchten nur basisdemokratisches Engagement”, kritisiert Marcus
Lamprecht, Vorstandsmitglied des fzs…” Pressemitteilung des freien zusammenschlusses von student*innenschaften, fzs, zum internationalen Klimastreik am 15. März
- Scientists for Future: „Die Anliegen der demonstrierenden jungen Menschen sind berechtigt“
“„Die Anliegen der demonstrierenden jungen Menschen sind berechtigt“ – so die Überschrift einer Stellungnahme von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ,
die unter dem Namen „Scientists For Future“ die seit Wochen
demonstrierenden Jugendlichen unterstützen und deren Forderungen nach
schnellem Handeln wissenschaftlich bekräftigen. Bis heute (Stand
12.3.2019) haben 12.155 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz den Aufruf bereits
unterzeichnet. (…) Die Stellungnahme kann noch bis Donnerstag,
14.3.2019, 23.59 Uhr von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter
www.scientists4future.org
unterzeichnet werden. Die endgültige Zahl der Unterzeichnenden wird am
Freitag, 15.3.2019 auf der Fridays For Future-Demonstration verkündet.” Pressemitteilung der Initiative Scientists for Future vom 12. März 2019
- Spendenkampagne: Unterstütze Fridays for Future Deutschland
“… Dafür brauchen wir Eure Unterstützung. Es ist schwierig und
teuer, einen internationalen Streiktag zu organisieren – hierfür
brauchen wir Geld um Reisekosten mit dem Bus zu decken, Material zu
produzieren, Technik und Lautsprecher zu mieten, für den Aufbau und
Abbau, Vorbereitung und Nachbereitung des Tages und vieles mehr. Es wird
ein langer Weg, um unser Ziel zu erreichen. Insbesondere wenn du selbst
nicht mit streikst, weil du vielleicht nicht mehr zur Schule gehst: Wir
können deine Hilfe gebrauchen. Wir haben bisher alles – jeden Flyer,
unsere Telefonate oder unsere Website, eher chaotisch finanziert. Dabei
haben einige auch ihr Taschengeld benutzt. Damit wir unsere
ehrenamtliche Arbeit Woche für Woche in Zukunft noch unabhängiger und
noch eigenständiger organisieren können, brauchen wir deine Spende. Egal
ob viel oder wenig. Egal ob einmalig oder regelmäßig. Wir können jede
Unterstützung gebrauchen! Das Geld geht auf unser Spendenkonto – wir
finanzieren damit die Bewegungsarbeit und verteilen es an unsere über
200 Regionalgruppen…” Spendenaufruf von von Fridays for Future Deutschland bei GoFundMe
- Schulstreiks und Klimaschutz: 40.000 in Amsterdam auf der
Straße / geplante Aktionen und Demonstrationen in fast 1.000 Städten in
82 Ländern am 15.3.
“In Amsterdam haben sich am Samstag bei strömenden Regen nach
Angaben der Veranstalter an die 40.000 Menschen an einem “Klimaatmars”,
das heißt an einem Klimamarsch, beteiligt. Bei der Umweltorganisation
Milieudefensie spricht man von einem der größten Demonstrationen für
Klimaschutz, die das Land je gesehen habe. Zum Auftakt hätten neben
Wissenschaftlern auch Vertreter der streikenden Schüler gesprochen. (…)
In den Niederlanden laufen noch fünf Kohlekraftwerke. Ansonsten besteht
der konventionelle Kraftwerkspark aus Gaskraftwerken – und einem mit
fast 46 Jahren Betriebszeit bereits ziemlich betagten Atomkraftwerk. Die
beiden ältesten Kohlekraftwerke sollten nach bisheriger Planung
eigentlich 2024 vom Netz gehen und die restlichen drei 2030 (…) Die
Proteste sind also auch in den Niederlanden noch lange nicht am Ziel
angelangt, weshalb es dort wie in vielen anderen Ländern in dieser Woche
wieder Schulstreiks geben wird. Für den kommenden Freitag, den 15.
März, haben Schüler in zahlreichen Ländern zu einem globalen Streiktag
für das Klima aufgerufen. Eine Übersicht zeigt geplante Aktionen und Demonstrationen in fast 1.000 Städten in 82 Ländern .
Schwerpunkte sind unter anderem Schweden, Italien, Australien, die USA
und Deutschland, aber auch in Frankreich und Spanien werden in besonders
vielen Orten Vorbereitungen getroffen.” Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 11. März 2019 bei telepolis
- Schulstreiks: CSU mag keine selbstbewussten Jugendlichen.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer drischt am Aschermittwoch auf die
streikenden Schüler ein
“Die CSU will offensichtlich keine empathischen, jungen, um die
Zukunft besorgten Wähler. Es reicht ihr, die Oberhoheit über den
Stammtischen der Schenkelklopfer zu verteidigen. Dieser Eindruck drängt
sich angesichts des Aschermittwochs in Passau auf. Dort kanzelte Andreas
Scheuer, jener Minister, der Verkehrspoltik vor allem als Autopolitk
versteht, der Minister, der die Diesel-Pkw-Besitzer im Regen stehen
lässt, statt sie gegen betrügerische Machenschaften der Hersteller zu
schützen, der die Konzerne weiter gewähren lässt und lieber gegen zu
hohe Grenzwerte wettert, die er noch höher setzen möchte, die
streikenden Schüler als Schulschwänzer ab, die man nicht brauche. Der
Applaus seiner Partei war ihm sicher. Offenbar möchte man seine
Gemütlichkeit, sein Leben auf Kosten anderer und auf Kosten zukünftiger
Generationen, nicht von einer neuen, aufmüpfigen Jugendbewegung in Frage
stellen lassen. Die lässt sich indes nicht beirren. Für den morgigen
Freitag sind Aktionen in 23 deutschen Städten geplant. Auch in diversen
anderen Ländern, darunter zum Beispiel auch in der Türkei, im Libanon,
in Malaysia, Südkorea und Mauretanien, finden Schulstreiks und
Demonstrationen statt. (…) Der 15. März wurde zum internationalen
Schulstreiktag ausgerufen. Allein in Deutschland werden in 130 Städten
Aktionen vorbereitet. Eine globale Übersichtskarte zeigt Vorbereitungen in dutzenden Staaten auf allen bewohnten Kontinenten.” Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 07. März 2019 bei telepolis
- #Scientists4future. Eine gemeinsame Stellungnahme Deutscher,
Österreichischer und Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
zu den Protesten für mehr Klimaschutz
“Zurzeit demonstrieren regelmäßig viele junge Menschen für
Klimaschutz und den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Als
Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler erklären wir auf Grundlage
gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse: Diese Anliegen sind
berechtigt und gut begründet. Die derzeitigen Maßnahmen zum Klima-,
Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz reichen bei weitem nicht aus. (…)
Die jungen Menschen fordern zu Recht, dass sich unsere Gesellschaft
ohne weiteres Zögern auf Nachhaltigkeit ausrichtet. Ohne tiefgreifenden
und konsequenten Wandel ist ihre Zukunft in Gefahr. Dieser Wandel
bedeutet unter anderem: Wir führen mit neuem Mut und mit der notwendigen
Geschwindigkeit erneuerbare Energiequellen ein. Wir setzen
Energiesparmaßnahmen konsequent um. Und wir verändern unsere
Ernährungs-, Mobilitäts- und Konsummuster grundlegend. (…) Die enorme
Mobilisierung der „Fridays for Future“-Bewegung zeigt, dass die jungen
Menschen die Situation verstanden haben. Ihre Forderung nach schnellem
und konsequentem Handeln können wir als Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler nur nachdrücklich unterstreichen. Als Menschen, die mit
wissenschaftlichem Arbeiten vertraut sind und denen die derzeitigen
Entwicklungen große Sorgen bereiten, sehen wir es als unsere
gesellschaftliche Verantwortung an, auf die Folgen unzureichenden
Handelns hinzuweisen…” Stellungnahme von 700 Wissenschaftler*innen , die weitere sucht
- Die Schulstreiks für Klimaschutz sind bürgerlicher Ungehorsam
“Nichts zu verändern, passt besser zur kurzfristigen Gewinnsucht der
Aktienmärkte, die Regierungen machen zu wenig. Bürgerlicher Ungehorsam:
So muss man wohl die aktuellen Schulstreiks nennen – diese Streiks, die
bewusst durch entgangene Schulzeit provozieren. Wieder sind ihm
Tausende gefolgt, wie schon so oft an Freitagen am Monatsanfang. Das
Ziel: Tut mehr für den Klimaschutz! Denn sonst ist unsere Zukunft
finster – und dann brauchen wir keine Bildung. Wenn man sich den Blick
auf die Realitäten spart, könnte man dieses “Schulschwänzen” für
abmahnungswürdig halten – so wie viele der Schuldirektoren ja reagiert
haben, mit Verweisen wegen Fernbleibens vom Unterricht. Nur so einfach
ist das nicht, nicht einmal der Rechtsstandpunkt, vom pädagogischen
Geschick ganz abgesehen. Denn bisher ist es unseren Regierungen nicht
gelungen, den Klimawandel ernsthaft einzubremsen. Vielmehr bleiben in
Deutschland die klimaschädlichen Emissionen seit Jahren konstant und die
Welt läuft auf eine mittlere Erhöhung von drei bis fünf Grad zu. Das
führt zu Aufsteilungen im Wetterablauf, bei denen nach Meinung vieler
Wissenschaftler der Globus in einigen Jahrzehnten in vielen heute
bewohnten Gegenden nicht mehr bewohnbar sein wird. (…) Die Situation
erinnert an den Weg zum genfreien Europa, der in Deutschland begann.
Auch da war unklar, ob die Gentechnik tatsächlich frei von jedem Risiko
ist. Bagatellisieren konnte man sie nicht. Deshalb wurden die
genveränderten Mais- und Kartoffelpflanzungen der Versuchsanstalten
immer wieder von Aktivisten zerstört. Diese wurden gefasst, kamen vor
Gericht – aber wurden schließlich, nach mehreren Gerichtsverfahren,
freigesprochen! Wenn der Staat den Schutz seiner Bürger nicht konsequent
gewährleistet, kann “bürgerlicher Ungehorsam” angebracht sein, so war
die Begründung. Ob ein Vergehen vorlag, wurde also zur richterlichen
Ermessensfrage. Genau solche “Einmischung” kommt jetzt von den Schülern.
Diese Gier der Wirtschaft und das Zögern der Politik gehen sie
schließlich am meisten an als die Generation von morgen. Und über ihre
Sorgen zu den Risiken von Klimaveränderungen gibt es einen viel
eindeutigeren wissenschaftlichen Konsens als bei der Gentechnik. Die
Streiks scheinen in jedem Fall berechtigt und erzeugen deutlich
verstärkte Aufmerksamkeit, viel mehr, als die 35.000 Teilnehmer eines
Streiks gegen die Braunkohle in Berlin vor einigen Monaten. Die Wahl der
Schulzeit könnte also vielleicht richterliche Milde finden…” Beitrag von Peter H. Grassmann vom 2. März 2019 bei Telepolis
- Schulstreiks: Unbeirrt fürs Klima – Greta Thunberg spricht
in Hamburg. Eltern rufen auf, den internationalen Klimastreik am 15.3.
zu unterstützen
“Auch in dieser Woche gehen wieder Zehntausende, wenn nicht
Hunderttausende Schüler in zahlreichen Ländern auf die Straße, um für
wirksamen Klimaschutz zu demonstrieren. Am gestrigen Donnerstag waren
bereits 3.000 in Antwerpen und eine unbekannte Zahl in anderen
belgischen Städten unterwegs. In Deutschland gingen am heutigen Freitag
in mindestens 29 Städten Schüler auf die Straße, wenn die bei
FridaysForFuture veröffentliche Liste halbwegs vollständig ist. Zum
Beispiel auch im westfälischen Münster oder in Osnabrück. Die größte
hiesige Demonstration dürfte am Vormittag in Hamburg stattgefunden
haben. Dort ist an diesem Freitag auch Greta Thunberg dabei, jene junge
Schwedin, die mit ihrem zunächst einsamen Sitzstreik vor dem Stockholmer
Parlament den Anstoß zu den inzwischen in ganz Westeuropa und darüber
hinaus verbreiteten Protesten geben hat. (…) Derweil fällt
Bundesbildungsministerin Anja Karliszek (CDU) zu den anhaltenden
Protesten der Schüler nicht viel mehr ein, als auf die Einhaltung der
Schulpflicht zu pochen, wie die Berliner Tageszeitung taz schreibt. Das
unterstützenswerte Engagement gehöre in die Freizeit. Eine Ansicht, die
auch Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) zu teilen scheint. Er drohte
laut taz den Schülern mit Einträgen in die Zeugnisse. Eine Hamburger
Schülerin schildert hingegen in einem Panorama-Beitrag (Video) ihre
Motive und verweist darauf, dass die Schüler ohne den Regelbruch gar
nicht die notwendige Aufmerksamkeit bekämen. Inzwischen hat sich eine
Elterninitiative namens Parents for Future gegründet…” Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 1. März 2019 bei Telepolis
- Ministerin pocht auf Schulpflicht – Aktivistin Greta
Thunberg unterstützt am Freitag deutsche SchülerInnen bei
Klimaprotesten. Die sollen in ihrer Freizeit demonstrieren, fordert
Karliczek.
“Im Vorfeld der erstmaligen Teilnahme der schwedischen
Aktivistin Greta Thunberg an den SchülerInnenaktionen für Klimaschutz in
Deutschland hat Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) die Einhaltung
der Schulpflicht angemahnt. Dass Schülerinnen und Schüler sich
gesellschaftlich für Klima- und Umweltschutz engagierten, begrüße sie
sehr, sagte die CDU-Politikerin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Trotzdem gelte: „Auch unterstützenswertes Engagement gehört in die
Freizeit und rechtfertigt nicht das Schulschwänzen.“ (…) Auch die
Hamburger Schulbehörde plädierte für Aktionen nach Unterrichtsschluss
oder am Wochenende. Die Teilnahme an einer Demo sei keine besondere Form
des Unterrichts, sagte der Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD). „Wer
unentschuldigt fehlt, hat den verpassten Unterrichtsstoff selbstständig
nachzuholen, verpasste mündliche Leistungen, Tests oder Klausuren
werden mit null Punkten gewertet, und es erfolgt ein Eintrag ins
Zeugnis“, kündigte er in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ an. (…)
Susanne Eisenmann, erklärte, sie wolle das Thema „von der Straße ins
Klassenzimmer holen und den Schülern damit zeigen, dass wir ihre Sorgen
ernst nehmen und dass ihr Engagement etwas bewirkt“.” Meldung vom 1. März 2019 von und bei der taz online
- Aufruf: Lehrer*innen fürs Klima. Lehrer*innen solidarisieren
sich mit streikenden Schüler*innen im Vorfeld des globalen Schulstreiks
am 15. März 2019
“Die großartigen Bilder der letzten Wochen haben gezeigt: Die
Fridays for Future Schulstreiks werden zur Massenbewegung für
Klimagerechtigkeit. In Deutschland, in Frankreich, in Belgien, in der
Schweiz, und in vielen anderen Ländern der Welt. Engagierte Lehrer*innen
und Eltern tun sich gerade vielerorts zusammen, um die streikende
Kinder zu unterstützen. Nachdem die Schüler*innen von Fridays for Future
in Deutschland für ihr Engagement teilweise heftig angegriffen wurden,
hat sich die Gruppe “Parents for Future” gegründet. In Frankreich haben
innerhalb von wenigen Tagen tausende Lehrer*innen einen Aufruf zur
Solidarität unterschrieben. Angelehnt am französischen Appel wollen
Lehrer*innen in Deutschland nun sich mit den streikenden Schüler*innen
solidarisieren. Bist du Lehrer*in? Oder vielleicht jemand aus deiner
Familie oder in deinem Freundeskreis? Wenn dir der Klimaschutz wichtig
ist und du dich engagieren willst, unterstütze den Schulstreik indem du
unseren Aufruf unterzeichnest…” Aufruf vom 27.2.2019 bei Fossil Free Deutschland – Am 15 März 2019 gehen junge Menschen in ganz Deutschland und weltweit gemeinsam auf die Straße. Bundesweit sind bisher weit über 100 Streiks geplant
- Solidarität mit Fridays for Future! “Wir sind auf eurer
Seite – ihr seid wunderbar!” Offener Brief an die NRW Landesregierung
von Parents for Future
“Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen versucht durch Druck
auf die Schulen und Herabwürdigung der protestierenden Schüler*innen die
Fridays for Future Bewegung zu diskreditieren. Wir von Parents for
Future weisen diesen Versuch in einem offenen Brief an Ministerpräsident
Armin Laschet und Schulministerin Yvonne Gebauer deutlich zurück. (…)
Sie argumentieren, dass die Schulpflicht ein regelmässiges Fernbleiben
vom Unterricht, wie es ein „Streik“ darstellt, verbietet. Die
Schüler*innen sollen außerhalb der Schulzeit demonstrieren, statt „den
leichten Weg zu gehen und die Schule zu schwänzen“ (Armin Laschet). Dies
sei „glaubwürdiger“. Die Unterzeichnenden, Eltern, Großeltern und
Freund*innen der von Ihnen angesprochenen Schüler*innen weisen Ihre
Kritik in aller Deutlichkeit zurück. Wir fordern Sie auf, nicht länger
mit Drohungen (Schulpflicht-Durchsetzung) oder Herabsetzung („schwänzen,
leichter Weg“) den Protest der jungen Menschen zu diskreditieren! Wir
sind der Überzeugung, dass der Klimaprotest der Schüler*innen absolut
notwendig und auch in seiner Form dringend geboten ist. Wir sind stolz
darauf, dass hier eine Generation aufsteht und mit Nachdruck das
fortgesetzte Versagen der älteren Generation und vor allem der
politischen und wirtschaftlichen Verantwortungsträger anprangert. (…)
Beenden Sie die Verunglimpfung der Proteste – sprechen Sie den
Schüler*innen nicht das Engagement ab, das Sie selbst als
Verantwortliche beim Klimaschutz vermissen lassen. Geben Sie den Schulen
die Freiheit, sich eigenverantwortlich und kreativ für den Klimaschutz
einzusetzen, statt die Schulgemeinschaften zu spalten und Lehrer*innen
und Schulleitungen zu Gehilfen Ihrer Einschüchterungsversuche zu machen.
(…) Und allen Schüler*innen, die freitags auf die Straße gehen, um für
Ihre Zukunft zu kämpfen, versprechen wir: Wir sind auf eurer Seite – ihr
seid wunderbar!” Offener Brief an die NRW Landesregierung zum Mitzeichnen von und bei Parents for Future
- Schulstreiks: Entschlossenheit und Drohungen
“… Am Donnerstag und am Freitag haben erneut Schüler in zahlreichen
Städten im In- und Ausland für Klimaschutz demonstriert. In Berlin waren
es knapp Tausend nach eigenem Augenschein, die bei sonnigen Wetter und
entschlossener Stimmung vor das Kanzleramt zogen. “Wir sind hier, wir
sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut”, war einer der beliebtesten
Slogans. Der Internetauftritt der hiesigen Organisatoren weist 38
weitere Städte in Deutschland aus, in denen Schüler während des
Unterrichts auf die Straße gegangen waren. Am Donnerstag hatten bereits
rund 11.000 Menschen in Brüssel demonstriert. Gestern protestierten
außerdem mehrere Tausend im österreichischen Graz für mehr Klimaschutz.
Über den Ärmelkanal hat es die Bewegung ebenfalls inzwischen geschafft.
In Großbritannien gab es in 55 Städten Schulstreiks. Auch in der Schweiz
machten Jugendliche wieder mobil, unter anderem in Bern, Zürich,
Schaffhausen, St. Gallen und Basel. Eine sicherlich unvollständige
Weltkarte zeigt Aktionen vor allem in Westeuropa, Australien und
Nordamerika, aber auch in Seoul (Südkorea), Bamako (Mali), Kampala
(Uganda), Arusha (Tansania), Panchgani (Indien) und Istanbul (Türkei).
Am 15. März soll es einen großen internationalen Streiktag geben. In
einigen Ländern rufen die Schüler auch die Gewerkschaften auf, sich
daran zu beteiligen. Derweil hat in Nordrhein-Westfalen nach einem
Bericht des WDR das Schulministerium eine Dienstanweisung an die Schulen
verschickt, in der von “zwangsweiser Zuführung” und
“Ordnungswidrigkeitsverfahren” bei dauerhaftem Fortbleiben vom
Unterricht die Rede ist. Passend dazu versucht die Landesregierung in
Düsseldorf beim Ergebnis der Kohlekommission zu tricksen und bis 2022
einen Braunkohleblock weniger als von der Kohlekommission vorgesehen vom
Netz zu nehmen, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet…” Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 16. Februar 2019 bei Telepolis
- Fridays for future – “Das kann eine Langzeitbewegung werden”
“Tausende Schüler haben gestern wieder für besseren Klimaschutz
demonstriert. Mehr als ein Greta-Effekt? Ja, sagt Klaus Hurrelmann. Die
Jugend hat politische Kraft wie lange nicht. (…) Wir müssen lange
zurückdenken, dass sich so viele junge Leute an einer politischen
Demonstration beteiligt haben. Und zwar nicht nur als Mitläufer, sondern
als Initiatoren und mit aktiver Rolle. Das ist etwas Besonderes. (…) Es
ist auffällig, dass wir hier ein Element von zivilem Ungehorsam haben.
Man demonstriert nicht in der Freizeit, sondern in der Schulpflichtzeit.
Das ist ein bewusster kalkulierter Verstoß gegen bestehende Regeln. Und
die Schüler müssen in Kauf nehmen, dass sie dafür sanktioniert werden.
Ich hoffe, sie werden sanktioniert! Denn wenn das nicht geschähe, also
wenn man das stillschweigend in den Schulen durchgehen ließe, dann würde
man die Bewegung entwerten. Die jungen Leute denken sich ja was dabei.
Sie wollen zeigen: Wir sind zornig, wir lehnen uns auf, wir
protestieren. (…) Zum ersten Mal seit langem haben wir eine
Anti-ältere-Generationen-Stimmung. Die jungen Leute sagen: Ihr Älteren
habt nicht dafür gesorgt, dass alles in der Klimapolitik in Ordnung ist.
Ihr habt versagt! Diesen Ton haben wir schon lange nicht mehr gehört.
Aus der gewissen Aggressivität schließe ich auch, dass das eine
Langzeitbewegung werden könnte. Es sieht momentan so aus, also es nicht
nur ein kurzes Aufflackern zu einem Thema ist…” Interview von Lars Bohnsack vom 16.02.2019 bei heute.de
- Schulstreiks: Eine globale Jugendbewegung
“Auch heute streikten wieder in diversen Ländern und zahlreichen
Städten Schüler für mehr Klimaschutz. In Berlin gingen sie trotz
Schulferien auf die Straße
Die Schulstreiks für Klimaschutz gehen weiter und ziehen auch
international immer weitere Kreise. Im niederländischen Den Haag waren
bereits gestern rund 10.000 Menschen auf der Straße. In Belgien wurde
erneut in verschiedenen Städten demonstriert. 20.000 sollen es im ganzen
Land gewesen sein, 11.000 allein in Löwen. Die belgische
Umweltministerin Joke Schauvlieg hat inzwischen, wie unter anderem der
Guardian berichtet, zurücktreten müssen, da sie die neue Jugendbewegung
mit wirren Verschwörungstheorien erklären wollte. Der Geheimdienst habe
sie informiert, wer wirklich hinter den Protesten stecke und das diese
orchestriert seien. 38 hiesige Städte listet die deutsche Webseite
FridaysForFuture.de auf. In Flensburg, wo heute zum ersten Mal gestreikt
wurde, beteiligten sich nach einem Tweet des Bundestagsabgeordneten der
Linkspartei Lorenz Gösta Beutin über 700 Menschen. Weitere Aktionen gab
es am heutigen Freitag unter anderem in Mailand und Genua. Auch in
Italien haben sich inzwischen in zahlreichen Städten Gruppen gebildet,
die Aktionen vorbereiten. (…) In Australien haben Wissenschaftler
inzwischen eine Solidaritätsadresse
an die Schüler formuliert, in der sie den Aktionstag am 15. März
unterstützen. Das Schreiben trägt bisher über 200 meist australische
Unterschriften, beginnt aber sich auch international auszubreiten.” Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 8. Februar 2019 bei telepolis
- Brüssel und Berlin: Schüler streiken fürs Klima
“Heute gehen in Berlin voraussichtlich Tausende Schüler auf die
Straße um von der Kohle-Kommission einen ernsthaften Vorschlag zu
verlangen. Doch dort liegt der Entwurf eines faulen Kompromisses auf dem
Tisch
In Brüssel haben am gestrigen Donnerstag 32.000 Schüler und
Studenten für effektiven Klimaschutz demonstriert, schreibt der Spiegel.
Das war dort bereits die dritte derartige Demonstration in drei Wochen.
Es begann mit 3.000 Teilnehmern, letzte Wochen waren es 15.000. Die
belgischen Schüler folgen damit einer Initiative der Stockholmer
Schülerin Greta Thunberg, die seit dem vergangenen Sommer jeden Freitag
vor dem dortigen Parlament sitzt und einen “Schulstreik für das Klima”
durchführt. Nur am heutigen Freitag nicht. Da ist sie im Schweizer
Davos, um auf dem Weltwirtschaftsforum den Mächtigen dieser Welt ins
Gewissen zu reden. (…) Anlass ist das vermutlich letzte Treffen der
Kohlekommission. Vor deren Tagungsort, im Berliner
Bundeswirtschaftsministerium, soll es heute Mittag eine große
Schülerdemo geben, zu der Busse aus allen Teilen der Republik anreisen.
In rund 100 deutschen Städten gibt es inzwischen Regionalgruppen der
neuen Schulstreikbewegung. Von der Kommission ist in den vergangenen
Tagen der Entwurf eines Abschlussberichts durchgesickert. Der zeichnet
sich unter anderem dadurch aus, dass er kein festes Datum für das Ende
des letzten Kohlekraftwerks vorsieht…” Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 25. Januar 2019 bei telepolis
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