Junge Dame verbiegt sich
Mitstudentinnen verschwinden (Dakota Johnson als Susie)
Foto: © Amazon Studios
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»Suspiria«, Regie: Luca Guadagnino, Italien/USA 2018, 152 min, Kinostart: 15. November
»Suspiria« ist lateinisch und bedeutet »Seufzer«. Was einen in der Hollywood-Produktion seufzen lässt, sind protzige Spezialeffekte ohne weitere Bedeutung. Man sieht die Tanzstudentin Susie aus Ohio (gespielt von Dakota Johnson) im Herbst 1977 in Westberlin ankommen. Sie wird in einer Tanzakademie erwartet – von Angela Winkler. Kurz denkt man an deren Titelrolle in der Böll-Verfilmung »Die verlorene Ehre der Katharina Blum«; hier spielt Winkler eine Hausmeisterin. Es gibt in diesem Berlin viel Regen, am Rande immerhin noch Kämpfe der Polizei gegen Demonstranten. Auch dass die RAF die »Landshut« nach Mogadischu entführt, ist Teil der Drohkulisse, ansonsten aber nicht von Belang.
Dann gibt sich Tilda Swinton die Ehre. Als Pina-Bausch-Verschnitt trägt sie Zopf, hebt steif und ohne Esprit immer mal wieder die Arme. Swinton verkörpert in einer Doppelrolle auch ihren Gegenspieler: Ihr jüdischer Psychiater Klemperer geht glatt als Sigmund-Freud-Karikatur durch.
Einige Studentinnen verschwinden, die verbliebenen kichern durchgeknallt. Hexerei soll in der Luft liegen. Während einer Probe wird ein Ballettsaal zur Todeszelle: Die junge Dame darin verbiegt sich, als würde sie gefesselt und gerädert. Dank affiger Computertechnik kann sie sich mit fünffach gebrochenen Knochen noch bewegen, an unerwarteten Stellen verliert sie diverse Körperflüssigkeiten. Nicht unbedingt appetitlich. Bessere Horrorfilme bewirken ein schaurig schönes Gruseln, schlechte nur plumpen Ekel. Angewidert suchte ich das Weite. Man muss seine Lebenszeit ja nicht sehenden Auges vergeuden.
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