Dienstag, 13. November 2018

Studie untersucht Folgen von Marktkonzentration

Megaunternehmen verschlechtern Löhne


  • Von Yuriko Wahl-Immel
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  • 12.11.2018, 17:47 Uhr
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  • Lesedauer: 2 Min.
    • Einige wenige Unternehmen, Ketten und Konzerne geben einer Studie zufolge in einzelnen Branchen immer stärker den Ton an - und das bremst die Lohnzuwächse. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Montag veröffentlichte Untersuchung von Prognos im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Beschäftigten der Dienstleistungsbranchen in Deutschland seien zwischen 2008 und 2016 potenzielle Lohnzuwächse von insgesamt rund 11 Milliarden Euro durch eine wachsende Marktkonzentration entgangen.
      Treiber dieser Entwicklung sei die Arbeitsweise sogenannter Superstar-Firmen in digitalisierten Märkten, die aber auch zu »Superkraken« werden könnten, sagte Studien-Mitautor Dominic Ponattu von der Bertelsmann Stiftung. Zu den Superstars gehören laut Ponattu die jeweils vier stärksten Player einer Branche. »Sie stellen ihre Produkte und Dienstleistungen oft besonders effizient her - dank digitaler Technologie mit vergleichsweise wenig Mitarbeitern.« Namen nennt die Studie aus Gütersloh allerdings nicht.
      Die in der Studie festgestellte Marktmacht habe aber nichts mit Kartellbildung zu tun, stellte Ponattu klar. Sie zahlten sogar oft höhere Löhne als ihre Konkurrenz. »Doch die Lohnzuwächse halten nicht Schritt mit ihrem enormen Produktionswachstum«, bilanzieren die Autoren von Stiftung und Prognos. Zudem setze das »normale« Betriebe unter Druck und es drohe eine »Einkommens-Ungleichheit«, wenn Arbeitnehmer derselben Branche deutlich unterschiedlich verdienten, so Ponattu.
      Die Entwicklung fällt je nach Branche unterschiedlich aus. So habe bei Finanzdienstleistern und Energiekonzernen die Marktkonzentration abgenommen und die Löhne seien gestiegen. In der Industrie zeigte sich keine steigende Marktmacht Einzelner und auch keine negative Folgen für die Lohnentwicklung. Das könne sich aber ändern, sagte Ponattu. Die Digitalisierung wirke wie ein Beschleuniger dieses Trends.
    • Eine ver.di-Sprecherin sagte, Daten der Dienstleistungsgewerkschaft deuteten in dieselbe Richtung. Es gebe aber viele Gründe, warum die Lohnquote in Deutschland von 2002 bis 2017 deutlich gesunken sei. Dazu gehörten neben Digitalisierung und Globalisierung eine »dramatische Tarifflucht« vieler Unternehmen. Anfang des Jahrtausends arbeiteten laut ver.di 76 Prozent der Beschäftigten in Westdeutschland und 63 Prozent im Osten in tarifgebundenen Betrieben. 2017 waren es nur noch 57 Prozent (West) und 44 Prozent (Ost). dpa/nd
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