Kriegstreiber feiern Frieden
Donald Trump, Angela Merkel und Emmanuel Macron am Sonntag bei der Gedenkfeier am Arc de Triomphe in Paris
Foto: Ludovic Marin/Pool via REUTERS
|
Am Sonntag um 11 Uhr ertönten dann die Kirchenglocken des Landes, eine Reminiszenz an das »Friedensgeläut« vor 100 Jahren. In seiner Rede vor den unter einem Plastikdach am Triumphbogen versammelten Staats- und Regierungschefs – neben Trump waren unter anderem Wladimir Putin, Angela Merkel, Benjamin Netanjahu und Recep Tayyip Erdogan angereist – sah Macron für Europa und die Welt »eine neue Epoche heraufdämmern«. In der würde künftig »Dominanz« über andere Völker als »Irrtum« erkannt. Für die Freiheit und den Frieden werde »Frankreich immer der ideale Soldat sein«. Er beendete seine Ansprache mit dem Ruf »Vive la paix!« – »Es lebe der Frieden!«
Schon am Samstag hatte der französische Staatschef den US-Präsidenten im Élysée-Palast empfangen, wo es nicht um Frieden, sondern vor allem um Aufrüstung ging. Nachdem Macron in der vergangenen Woche mit seinem Plädoyer für eine »europäische Armee« den Unmut Trumps erregt hatte, zeigten sich nun beide der Meinung, dass die Europäer mehr Geld in das Droh- und Kriegspotential des nordatlantischen Militärbündnisses investieren sollten. In seinem am Sonntag veröffentlichten Fazit des Gesprächs erklärte Macron: »Ich teile die Ansicht des amerikanischen Präsidenten hinsichtlich der strategischen Kapazitäten Europas und zu einem Europa, das seinen Teil an der gemeinsamen Last in der NATO zu tragen hat.« Zur Freude Trumps, dem »gefiel, was er (Macron) zur Aufteilung der Last gesagt hat, wir wollen ein starkes Europa«. Und mehr Geld in der Kriegskasse, wie nicht nur die französische Linke zu Recht befürchtet. Mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Macron am Samstag vormittag eine neue Gedenkplatte in Compiègne eingeweiht, die eine kurz nach dem historischen Waffenstillstand eingelassene Tafel ersetzt, deren Inschrift für heute als zu martialisch empfunden wurde.
Der inzwischen seit sieben Jahren andauernde Krieg in Syrien forderte bisher geschätzte 350.000 Todesopfer. Rund zwölf Millionen Menschen mussten ihr Zuhause verlassen, das sind 65 Prozent der Bevölkerung. In den Konflikt sind neben den USA und Russland mehr als 50 Länder verwickelt, unter ihnen Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Saudi-Arabien, Marokko, Australien, Kanada und Jordanien.
https://www.jungewelt.de/artikel/343334.100-jahre-ende-des-1-weltkriegs-kriegstreiber-feiern-frieden.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen