Dienstag, 13. November 2018

Philippinische LKW-Fahrer wurden über Monate in Europa ausgebeutet


Dossier

Europäische Bürgerinitiative "Fair Transport Europe"In Dänemark und Niederlande wurden in den letzten Tagen auf Intervention von Gewerkschaften insgesamt 40 LKW-Fahrer in Sicherheit gebracht, bei denen der dringende Verdacht auf Menschenhandel und Arbeitsausbeutung besteht. In Ense, in der Nähe von Dortmund, sitzen weitere 16 Fahrer von den Philippinen auf dem Betriebsgelände der Firma NTG Logistics, in deren Fall ähnliche Verbrechen vermutet werden. Gewerkschaftskollegen aus den Niederlanden und von Faire Mobilität sind seit Samstag anwesend und begleiten und unterstützen die Fahrer. Ein Teil dieser Fahrer will sich gegen die Arbeitsausbeutung zur Wehr setzten. Andere haben Angst ihren Job zu verlieren, der für sie und ihre Angehörigen eine Lebensgrundlage bildet. Nach Auskunft der Männer, arbeiten und leben sie zum Teil seit 18 Monaten in ihren Lkws. Ense scheint dabei der Mittelpunkt ihrer Tätigkeit gewesen zu sein. Auf dem Betriebsgeländer der Firma NTG Logistics verbringen sie, in ihren LKWs hausend, die Wochenenden. In dieser Zeit scheint der Betrieb abgeschlossen zu sein. Es stehen keine Duschen zur Verfügung, lediglich ein Dixi-Klo ist vorhanden. (…) Das dänische Unternehmen Kurt Beier Transport A/S wirbt gegen eine Gebühr Menschen auf den Philippinen an und verspricht ihnen einen Job als Lkw Fahrer in Polen. Es gibt Hinweise, dass die Firma in Polen zu dem dänischen Unternehmen gehört, wobei der es sich vermutlich um eine Briefkastenfirma handelt. Die Fahrer haben angegeben, dass sie 2000 bis 5000 Euro bezahlen mussten, damit ihnen über diese Firma die nötigen Papiere besorgt werden, damit sie EU-weit als LKW-Fahrer eingesetzt werden können. Sie verfügen in Polen über keine Unterkunft, sondern nur über einen polnischen Arbeitsvertrag und werden sofort in ihrem Lkw losgeschickt, um in verschiedenen Ländern Europas zu fahren. Die Männer gaben an, hauptsächlich Touren zwischen Deutschland und Österreich und Deutschland und Italien zu fahren. Der Arbeitsmittelpunkt sei Ense. …“ Bericht vom 07.11.2018 von und bei Faire Mobilität externer Link und dazu:
  • Skandal um philippinische Lkw-Fahrer des dänischen Transportunternehmens Kurt Beier weitet sich aus – nach Deutschland New 
    Bereits am Montag hat das Philippinen Magazin darüber berichtet, dass beim dänischen Unternehmen Kurt Beier Transport A/S aus Padborg, Lkw-Fahrer von den Philippinen unter erschreckenden Arbeitsbedingungen beschäftigt waren. Mittlerweile soll man den neun betroffenen Fahrern immerhin eine Hotelunterkunft besorgt haben. Nun hat sich der Skandal auch nach Deutschland ausgeweitet. Mitarbeiter der niederländischen Gewerkschaft FNV und des DGB-Projekts „Faire Mobilität“ betreuen derzeit 16 philippinische Fahrer, die bei der NTG Logistics in Ense nach demselben Modell beschäftigt sein sollen. Sie saßen seit Samstag auf dem Betriebsgelände fest. Beamte von BAG, Polizei und Zoll waren bereits vor Ort. Bis Redaktionsschluss dieser Meldung haben erst zwei dieser Fahrer den Dienst im Lkw wieder aufgenommen. Weil diese Fahrer bisher in Europa während ihrer gesamten Beschäftigung noch nie einen festen Wohnsitz oder eine Unterkunft außerhalb des Lkw hatten, so der massive Vorwurf der beiden Gewerkschaften, „mussten sie sich auf dem Parkplatz des Betriebsgeländes aufhalten und waren unter Kontrolle desjenigen Arbeitgebers, gegen denen laut Gewerkschaft in zwei Ländern wegen Menschenhandels ermittelt wird. Ein Fahrer war rund 18 Monate im Lkw unterwegs.“ (…) Das Bundesamt für Güterverkehr sprach davon, dass es hohe Strafen geben wird. Für einen Fahrer hat der DGB eine Lohnkalkulation gemacht – er hätte für seine reine Arbeitszeit einen Mindestlohnanspruch auf etwa 2.300 Euro, hat aber nur 1.000 Euro erhalten. In ihren Verträgen sind hohe Vertragsstrafen festgelegt, sollten sie kündigen. Das Unternehmen hat sich kurzfristig nicht zur schriftlichen Anfrage geäußert. „Obwohl seit Sonntag eine Intervention der Polizei, des Zolls, Bundesamt für Güterverkehr, des Ordnungsamts, der philippinischen Botschaft und der Ausländerbehörde läuft“, so berichtet Michael Wahl von „Faire Mobilität“ vor Ort, „haben es die Behörden noch nicht geschafft, ihnen Schutzrechte einzugestehen oder für eine sichere Unterkunft außerhalb der extrem angespannten Situation zu sorgen. Nach Prüfung ihrer Papiere wurde ihnen gestern daher erlaubt, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Das ist skandalös, denn die Fahrer befinden sich weiterhin in der extremen Zwangssituation, die sich durch die Ermittlungen weiter verschärft hat.“ All diese Hinweise reichen laut Auffassung der Gewerkschaften aus, dass die Straftatbestände Menschenhandel (§ 232 StGB), Zwangsarbeit (§232b StGB) sowie Ausbeutung der Arbeitskraft (§233 StGB) erfüllt sind…” Beitrag vom 8.11.2018 beim Philippinen Magazin externer Link, siehe dazu auch:
  • Vor dem Ausschluss: Kurt Beier tritt aus grossen Branchenvereinigungen in Dänemark aus  New
    “”Dansk Industri” teilte in einer Pressemitteilung mit, dass Kurt Beier Transport A / S aus ATL und DI ausgetreten ist. Der Chef Karsten Beier war von ihnen um Stellungnahme aufgrund der kümmerlichen Wohnverhältnisse von phillipinischen Fahrern gebeten worden. Die Auskünfte hätten Samstag und Sonntag behandelt werden sollen und zum Ausschluss von Kurt Beier Transport geführt. Stattdessen schickte Chef Karsten Beier am Samstag an ATL und DI seine Austrittserklärung mit sofortiger Wirkung. (…) Die Branchenorganisation akzeptiert beide Austritte – doch damit ist die Sache, der Fall Beier, noch lange nicht om Tisch, wie es heisst. “Wir nehmen diesen Fall als sehr ernst, der nicht nur der Industrie schadet, sondern dem Transportgewerbe als solches”, sagt Kim Graugaard, Vizepräsident von “Dansk Industri” in der Pressemitteilung…” Übersetzung eines Artikels bei dr.dk vom 3.11.2018 in dänischer Sprache ins Deutsche bei chefduzen externer Link
  • [“Kurt Beier Transport”] Dänisches Transportunternehmen des Menschenhandels verdächtigt. Die Partner wollen dennoch weitermachen
    Obwohl Kurt Beiers Verhalten “unakzeptabel” war, hat die Firma nun ordentliche Verhältnisse hergestellt, heisst es. Die “N & K Spedition” hat seit dreissig Jahren mit dem Frachtfuehrer “Kurt Beier A/S” zusammengearbeitet und trotz der polizeilichen Untersuchung wegen des Verdachts auf Menschenhandel und Anklagen wegen demütigender Arbeits- und Lebensbedingungen von Mitarbeitern für Kurt Beiers ausländische Fahrer geht die Zusammenarbeit weiter. (…) Das Fachblatt 3F hatte Photos von Containern in Padborg veröffentlicht, in denen 26 LKW-Fahrer von den Phillipinen und Sri Lanka gewohnt, gelebt, gekocht  und untergebracht worden waren,  unter Umständen, welche die Polizei als “dürftig” und “primitiv” gekennzeichnet hatte. (…) Gestern wurden in Padborg 26 ausländische Fahrer von der Polizei sowie dem Zentrum gegen Menschenhandel verhört und die Untersuchungen der Polizei, ob unerlaubter Menschenhandel stattgefunden hat, laufen noch. “Die Fahrer entscheiden nun selbst, ob sie Dänemark verlassen möchten, mit ihrer jeweiligen Botschaft in Kontakt treten wollen oder ob sie weiter für “Kurt Beier Transport” mi dem LKW durch Europa fahren.” (…) Beim “Arbeitgeberverbund für das dänische Transportwesen” DTL sagt der Vorsitzende Erik Østergaard, der Fall Padborg sei weit davon entfernt, ein Einzelfall zu sein. Auch wenn die Schilderung der Verhältnisse schockierend seien, ist Erik Østergaard nicht überrascht. Gemäss ihm hat die Organisation schon jahrelang davor gewarnt, dass neue ausländische Fahrer auf dänischen, deutschen und französischen Strassen sich bewegen und ihre Löhne sehr niedrig sind. “Ein Teil des Transportgewerbes liegt in Schutt und Asche”, sagt er…” Übersetzung eines Artikels bei dr.dk vom 31.10.2018 in dänischer Sprache ins Deutsche bei chefduzen externer Link
  • Bis zu 18 Monate im Lkw: So werden Fahrer in Europa ausgebeutet
    Einige Habseligkeiten in der Plastiktüte, Kochen und Essen am Straßenrand, Schlafen in der Fahrerkabine – und das Tag für Tag, bis zu anderthalb Jahre lang. So mussten Dutzende philippinische Lkw-Fahrer auf europäischen Straßen leben. Aufgedeckt haben den Fall jetzt europäische Gewerkschaften und das DGB-Projekt “Faire Mobilität”...” DGB-Beitrag vom 08.11.2018 externer Link

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