Dienstag, 13. November 2018

Ergreifen wir die Lehren des Proletariats, verstärken wir unsere Anstrengungen für die Rekonstitution der KPD

Zum Wochenanfang teilen wir einen Beitrag zum 100. Jahrestag der Novemberrevolution von der Redaktion des Klassenstandpunkts.

Dieses Jahr ist das 100. Jubiläum einer der bedeutendsten Erfahrungen in der Geschichte des Proletariats in Deutschland – der Novemberrevolution. Einer der wenigen Momente in der Geschichte dieses Landes, in dem die Arbeiterklasse nach der Macht griff um dem ausbeuterischen und unterdrückendem System, dem Imperialismus, ein Ende zu bereiten. In den Wogen des 1. Weltkrieges, in dem der Imperialismus zum ersten Mal in vollem Ausmaße seine menschenfressende und zerstörerische Fratze zeigte und unter dem Proletariat einen gigantischen Brudermord anrichtete, erhob sich die Arbeiterklasse in Deutschland um dem Morden ein Ende zu bereiten. Angespornt von der Machtergreifung des Proletariats im zaristischen Russland bei der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution versuchte sie es den russischen Brüdern und Schwestern in den Sowjets nachzutun. Die Imperialisten zitterten und die deutschen Revisionisten – die mit ihrer Zustimmung zu dem großen Gemetzel 1914 ihren Verrat am Proletariat endgültig besiegelt hatten – mussten vielfältige Intrigen spinnen, um die Kämpfenden wieder in ruhige Bahnen zu lenken. Die Novemberrevolution war letzten Endes keine siegreiche Schlacht für das Proletariat in Deutschland auf dem Weg des Sozialismus mit dem leuchtenden Kommunismus als Ziel. Doch die die heldenhaften Kämpfer des Proletariats sind unauslöschlicher Teil der revolutionären Geschichte unserer Klasse, sie halten die Parole hoch: Die Rebellion ist gerechtfertigt! Jetzt da sich dieses große historische Ereignis zum 100. Mal jährt stürzen sich neben den Revisionisten aller Schattierungen auch bürgerliche Historiker, Liberale und sogar Anarchisten auf diesen Teil unserer Geschichte. Aus diesem Grund ist es notwendig die Prinzipien, die durch die Novemberrevolution wieder bestätigt wurden hochzuhalten, zu verteidigen und anzuwenden, um im Kampf der proletarischen Revolutionäre in diesem Land heute den Erfordernissen der Revolution zu entsprechen.
Als die Matrosen vor 100 Jahren in der Nacht vom 29. Oktober ihren Aufstand vor Wilhelmshaven begannen, waren sie einige Dutzend und ihre Aktion blieb ohne unmittelbaren Erfolg. Doch der Funke ihres Heldenmuts entzündete einen Steppenbrand, der sich in ganz Deutschland ausbreitete. Wenige Tage später bildete sich der erste Soldatenrat in Kiel und 40.000 Arbeiter, Matrosen und Soldaten nahmen sich die Stadt. In Bremen, Hamburg, Leipzig, Chemnitz, München und Gotha gründeten die Arbeiter und Soldaten Räterepubliken, die allerdings alle der Reaktion nicht widerstehen konnten. Denn auch wenn es den Massen nicht an Kampfgeist und durch den tobenden Weltkrieg auch nicht an Waffen mangelte so fehlte es dem Proletariat doch einer entscheidenden Sache, um tatsächlich in der Lage zu sein in Deutschland seine Diktatur zu errichten und das ist die Führung. Führung in Form seiner organisierten Vorhut, der Kommunistischen Partei. Bei der Auswertung der Pariser Kommune sagten Marx und Engels:
„In seinem Kampf gegen die kollektive Macht der besitzenden Klassen kann das Proletariat nur dann als Klasse handeln, wenn es sich selbst als besondere politische Partei im Gegensatz zu allen alten, von den besitzenden Klassen gebildeten Parteien konstituiert.“1
Die Erfahrungen der Pariser Kommune und ihre ewigen Prinzipien überschneiden sich vor allem in diesem Punkt mit denen Novemberrevolution in Deutschland. Jedoch war die Situation eine andere, die Erfahrungen der Pariser Kommune lagen bereits über 50 Jahre zurück und wurden in der Oktoberrevolution gerade erst erfolgreich angewandt. Durch den 1. Weltkrieg entstand nicht nur in Russland und Deutschland eine revolutionäre Situation, auch in anderen Ländern war das der Fall. Doch die meisten Parteien der II. Internationale waren, wie auch in Deutschland, trotz des Kampfes der Linken innerhalb der Internationalen Kommunistischen Bewegung dagegen, vor allem verkörpert durch den großen Lenin, zu revisionistischen und sozialchauvinistischen Parteien verkommen. Und so war die Führung der Arbeiterklasse zur Eroberung der Macht auch in Deutschland in diesem Moment nicht existent. Die SPD hatte in diesem Moment noch einen großen Einfluss auf die Massen der Arbeiterklasse und war total degeneriert. Dadurch kam es auch zur Abspaltung der USPD, die allerdings eine Mischung aus Bernsteinschen Revisionisten und proletarischen Revolutionären – die durch die Gruppe Internationale repräsentiert wurden – war. Dadurch fehlte es an ideologischer Klarheit, das heißt dem Marxismus und den Beiträgen die Lenin zu dem Zeitpunkt schon vor allem im Kampf gegen Revisionismus gemacht hatte. Auch die Revolutionären Obleute, die zu einem Zeitpunkt Pläne zur Machtergreifung schmiedeten, hatten nicht die Funktion einer anerkannten Vorhut der Arbeiterklasse und verblieben in der USPD. Die Kommunistische Partei Deutschlands wurde erst am 1. Januar 1919 durch Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gegründet. Und auch dann war sie in den kurz danach ausbrechenden Januarkämpfen noch eine viel zu junge Kraft, die sich die Anerkennung durch die Arbeiterklasse erst noch erkämpfen musste. Der Kampf der Bolschewiki für eine klandestine Partei in Russland hatte noch keinen Widerhall in Deutschland gefunden und so war der Legalismus noch eine weit verbreitete Erscheinung.
Der Einfluss der sozialchauvinistischen SPD kam auch in der Zusammensetzung der neugegründeten Räte zum Ausdruck. In vielen, wenn auch lange nicht in allen, hielt die SPD die Mehrheit. Es macht dies die Bedeutung des Kampfes gegen den Revisionismus – der zur sozialchauvinistischen Degenerierung der SPD führte – eine der wichtigsten Aufgaben der proletarischen Revolutionäre ist. Der Revisionismus ist die Bourgeoisie in den Reihen der Arbeiterklasse, darum ist er die Hauptgefahr für die proletarische Revolution, da er sie Abwege führt während er versucht seine revolutionäre Maske zu wahren. Wird der Revisionismus nicht permanent vor den Massen in Theorie und Praxis entlarvt besteht die Gefahr, dass er Einfluss auf die Massen gewinnt oder behält. So war es möglich, dass in der Novemberrevolution solcher Abschaum wie Ebert, Scheidemann und Noske großen Einfluss in den Räten hatten. Ausgerechnet Noske der im Januar 1919 unter seinem berüchtigten Ausspruch „Meinetwegen, einer muss der Bluthund werden. Ich scheue die Verantwortung nicht.“, Aufständische in Berlin niedermetzeln und das Verfahren gegen die Mörder von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg einstellen ließ.
Nach der Pariser Kommune kamen Marx und Engels auch zu der Erkenntnis:
„Die Arbeiterklasse kann nicht die fertige Staatsmaschinerie einfach in Besitz nehmen und diese für ihre eignen Zwecke in Bewegung setzen.“2
Im laufe der Novemberrevolution machten die Aufständischen den Fehler den Apparat des deutschen Staates nicht zu zerschlagen. Zwar musste im Verlauf der Kaiser abdanken, doch die ganze Maschinerie die den Staat am leben hält, das Heer deutscher Beamter konnte fast ungestört weiter arbeiten. Das nutzte die Bourgeoisie, um darauf hin zu arbeiten die SPD als neuen regierenden Kettenhund zu etablieren. Die Beamten arbeiteten darum der SPD zu und sabotierten die Räte mit dem Ziel eine parlamentarische Demokratie zu errichten und den Aufständischen ihre erkämpften Erfolge wieder zu nehmen. Heute weiß das internationale Proletariat besser denn je, um das Neue aufzubauen muss das Alte zerstört werden. Das Neue kann nicht als Komplement zum Alten bestehen. Als Lenin die Botschaft von der aufkeimenden Rätemacht in Deutschland vernahm war er voller Begeisterung. Nach der Niederlage der Novemberrevolution analysierte er aber auch die Probleme, mit denen die Kommunisten damals zu kämpfen hatten:
„Soweit ich es beurteilen kann, ist die Lage der Kommunistischen Partei in Deutschland besonders schwierig. Das ist begreiflich.
Erstens, und das ist die Hauptsache, hat die internationale Lage Deutschlands seit Ende 1918 seine innere revolutionäre Krise außerordentlich rasch und jäh zugespitzt und die Vorhut des Proletariats zur sofortigen Eroberung der Macht gedrängt. Gleichzeitig hat sich die ausgezeichnet bewaffnete und organisierte, durch die „russische Erfahrung" gewitzigte deutsche wie auch die ganze internationale Bourgeoisie mit tollem Haß auf das revolutionäre Proletariat Deutschlands gestürzt. […] Eine wirklich revolutionäre Partei hatten die deutschen Arbeiter im Augenblick der Krise nicht, infolge der zu spät vorgenommenen Spaltung, infolge des Drucks der verfluchten Tradition der „Einheit" mit der korrupten (die Scheidemann, Legien, David und Co.) und charakterlosen (die Kautsky, Hilferding und Co.) Bande der Lakaien des Kapitals.“3
Entsprechend all dem waren die proletarischen Revolutionäre nicht vorbereitet auf die spontane bewaffnete Erhebung der Massen. Dies ist eine wichtige Erfahrung der proletarischen Revolutionäre in Deutschland heute. Denn es reicht nicht zu sagen, dass man sich erst in dem Moment darauf vorbereiten muss in dem die großen Massenkämpfe beginnen, wie einige Revisionisten hierzulande es auch immer noch behaupten. Man darf nicht erst damit beginnen eine klandestine Partei aufzubauen wenn der bewaffnete Kampf entfacht wird, sondern man muss sich und ihn vorbereiten. Wie Marx sagte spielt man nicht mit dem Aufstand, das heißt man muss ihn ernst nehmen und wie tut man das besser, als Revolutionäre und die Massen darauf ideologisch, politisch und organisatorisch vorzubereiten. Ansonsten überflügeln die Entwicklungen des Klassenkampfes früher oder später die subjektiven Kräfte der proletarischen Revolutionäre.
Nun hat das internationale Proletariat heute einen noch reichhaltigeren Erfahrungsschatz als 1918. Wir sind bewaffnet mit der Ideologie des Marxismus-Leninismus-Maoismus, hauptsächlich Maoismus und den universell gültigen Beiträgen des Vorsitzenden Gonzalo, das heißt Gonzalo Denken. Wir haben als Bestandteil davon die allgemeingültige Militärtheorie des Proletariats, den Volkskrieg. Natürlich können den Revolutionären und Massen der von 1918 nicht vorwerfen diese Mittel nicht gehabt zu haben, aber die Lehren die wir aus der Novemberrevolution ziehen können, die Prinzipien die sich damals bestätigt haben wurden immer und immer wieder bestätigt. So haben wir heute eine fortschrittlichere ideologische Grundlage als je zuvor. Es kommt darauf an diese hochzuhalten, zu verteidigen und anzuwenden, vor allem anzuwenden. So können die proletarischen Revolutionäre in Deutschland auf einer korrekten politischen Linie die organisatorischen Grundlagen für die organisierte Vorhut der Arbeiterklasse schaffen, für die Rekonstitution der Kommunistischen Partei Deutschlands. Darum muss heute alle Arbeit der proletarischen Revolutionäre in der BRD im engen Schulterschluss mit der Internationalen Kommunistischen Bewegung – den proletarischen Internationalismus stets hochhaltend – darauf ausgerichtet sein. Davon zu reden erst die Massen zu gewinnen und die Partei an die zweite Stelle zu schieben stellt die Sache auf den Kopf und führt am Ende zu revisionistischen Standpunkten á la Quantität vor Qualität. Dann würden wir Gefahr laufen Sumpfbewohner zu werden – um Lenin zu paraphrasieren. Darum ist der 100. Jahrestag der Novemberrevolution ein Grund mehr die Parole zu erheben: Für die Rekonstitution der Kommunistischen Partei Deutschlands!
Die Rebellion ist gerechtfertigt!
Ruhm den gefallenen Helden, es lebe die Revolution!
Redaktion des Klassenstandpunktes
November 2018
Fussnoten:
1 Marx und Engels, „Resolutionen des allgemeinen Kongresses zu Haag vom 2. bis 7. September 1872“, 1872
2 Marx, „Der Bürgerkrieg in Frankreich“, 1871
3 Lenin, „Brief an die deutschen Kommunisten“, 1921

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