Donnerstag, 14. Juni 2018
Vivantes-Servicetochter VSG: Belegschaft bereitet Streik vor - und die Rolle von ver.di
a) Advocatus Diaboli. Ausschnitte aus der Streikversammlung der VSG
Kolleg_innen vom 8. Mai 2018, dem 28. Streiktag
"Die Vivantes Service GmbH (VSG) ist eine Tochter des kommunalen
Krankenhauskonzerns Vivantes. 300 Mitarbeiter_innen arbeiten in der
Logistik, im Patientenbegleitservice (PBS) oder in der Sterilisation
für Löhne weit unterhalb des Tarifvertrages Öffentlicher Dienst
(TVöD), den ihre Kolleg_innen im Mutterkonzern bekommen. Seit Jahren
fordern sie, die Tarifflucht des Senates zu beenden und in den TVöD
aufgenommen zu werden. Maike Jäger (ver.di Bundesvorstand und Mitglied
im Aufsichtsrat von Vivantes) erklärt ihre Rolle in der
Streikversammlung so: “Mein Job hier ist den Advocatus Diaboli zu
spielen. Ich versuche, die andere Seite einzunehmen." Auf die Löhne
der Geschäftsführer_innen der VSG angesprochen sagt sie: "Frau Vetter
und Herr Kubald mussen gucken, dass sie in Rahmen ihrer Vorgaben
bleiben. Sie versuchen einen guten Job zu machen. (...) Sie verdienen
keinen Spitzenlohn. (...)" Und zum weiteren Streikverlauf: "Wenn die
Arbeitgeber sagen: 'Ist ja schön, dass ihr 'ne klare Linie habt, aber
das ist uns immer noch zu viel', streiken wir weiter? Ja, aber wie
lange?” Diesen entmutigenden Sätzen stellen die Streikenden eine
andere Sicht der Dinge entgegen: "Wenn wir ohne Ergebnis rausgehen,
dann haben wir alles verdorben... dann sind wir die Loser." Video bei
labournet.tv (deutsch | 10 min | 2018)
https://de.labournet.tv/ein-lehrstueck-zum-elend-des-klassenkampfs-deutschland/
und dazu ein lesenswerter Kommentar:
b) Ein Lehrstück zum Elend des Klassenkampfs in Deutschland
"Der zehnminütige Video-Mitschnitt aus einer Streikversammlung von
Streikenden bei der Vivantes Service GmbH, einer Tochterfirma des
Berliner Krankenhausbetreibers Vivantes bietet einen höchst
aufschlussreichen Einblick in das Innenleben von Arbeiterklasse und
gewerkschaftlichen Kämpfen, das bei den jetzt überall in der Linken
geführten Diskussionen um „neue Klassenpolitik“ und den
verlorengegangenen Bezug auf die Arbeiterklasse in der Regel eine
„black box“ bleibt. (...) Dass diese Logik der Geldverteilung statt
Klassenkampf nicht nur von der ver.di-Funktionärin, sondern auch von
vielen der Streikenden in die Diskussion getragen wird, ist sichtbar
selbst schon ein Reflex auf die Wirkungslosigkeit des Streiks. (...)
Zu lösen wäre dieses Dilemma letztlich nur durch eine selbstständige
Streikleitung und ein Ausbrechen aus dem gewerkschaftlichen
Zwangsrahmen – eine Hürde, die angesichts der extrem repressiven
juristischen Eindämmung des Streiks in Deutschland sehr hoch und von
einer kleinen Belegschaft wie bei dieser Vivantes-Tochter alleine
nicht zu überwinden ist..." Kommentar zum Video von Christian Frings
vom 18.5.2018 bei labournet.tv
https://de.labournet.tv/ein-lehrstueck-zum-elend-des-klassenkampfs-deutschland/
Siehe im Dossier zum Arbeitskampf Hintergründe und weitere Beiträge
zur Organisierungsdebatte an diesem Beispiel
http://www.labournet.de/?p=130293
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