Gegen Faschismus und Kapital
Dieses in der Ausstellung im Befreiungsmuseum in
Groesbeek präsentierte Foto ist in der Zeit des landesweiten
Aprilstreiks 1943 gegen Maßnahmen der deutschen Besatzer in den
Niederlanden entstanden
Foto: NIOD
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Dr. Ulrich Schneider ist
Bundessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der
Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) sowie Generalsekretär
der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (Fédération
Internationale des Résistants, FIR).
Aktivitäten von
Antifaschisten im Zweiten Weltkrieg ist im niederländischen »Jahr des
Widerstands 2018« das zentrale Thema. Das Nationale Befreiungsmuseum in
Groesbeek 1944–1945 hat zu diesem Anlass die Leistungen von Kommunisten
ins Zentrum gerückt. Sie waren die ersten in den Niederlanden, die sich
schon früh in den 1930er Jahren gegen den Faschismus engagierten und den
Untergrundkampf in Deutschland unterstützten. Vom ersten Tag der
deutschen Besetzung an – der Überfall der Wehrmacht auf die Niederlande,
Belgien und Luxemburg begann am 10. Mai 1940 – wurde die Kommunistische
Partei der Niederlande (CPN) zu einer nationalen
Widerstandsorganisation. Die illegale CPN zählte schon bald Tausende
Kämpferinnen und Kämpfer, von denen viele bereits Erfahrungen
hinsichtlich konspirativer Arbeit hatten. Allerdings hatte die
deutsche Gestapo einen Vorsprung. Schon in den 1930er Jahren hatte sie
mit dem niederländischen Geheimdienst zusammengearbeitet und verfügte
daher über umfangreiche Informationen über die niederländischen
Kommunisten. Sie nutzte das gesammelte Material, um sie mit aller Härte
zu verfolgen. Dennoch war die Partei überaus aktiv. Die
Widerstandszeitung De Waarheid wurde 1940 im ganzen Land
verbreitet. Und Kommunisten gelten auch als Urheber des Generalstreiks
gegen die deutsche Besatzung im Februar 1941.Unmittelbar nach der Befreiung genoss die CPN ein hohes Ansehen, auch dank ihrer Rolle im Widerstand. Dies war aber nur von kurzer Dauer, da in den Niederlanden bald der Antikommunismus des Kalten Krieges überwog. Ehemalige Widerständler gerieten erneut ins Visier des Geheimdienstes. Kommunisten wurden aus dem Verband für ehemalige politische Häftlinge entfernt, und im Jahr 1951 wurde sogar eine Gedenkfeier für die Widerstandskämpferin Hannie Schaft verboten.
Verbunden mit dieser Ausstellung fand am 19. Mai ein Symposium statt, bei dem unter anderem der Zeitzeuge Max van den Berg sprach, der als 14jähriger mit seinen Mitschülern am Dockarbeiterstreik im Februar 1941 teilgenommen hatte. Später arbeitete er bei der Zeitung De Waarheid. Van den Berg ist Mitbegründer des niederländischen Auschwitz-Komitees und am Aufbau des Amsterdamer Widerstandsmuseums beteiligt.
Zu den weiteren Referenten gehörte Rien Dijkstra, Sohn eines ehemaligen Spanienkämpfers und Vorstandsmitglied der spanischen Stiftung 1936–1939 der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR). Er berichtete über die Erfahrungen der niederländischen Freiwilligen, die im spanischen Krieg gekämpft hatten. Ruud Weijde Field schilderte Begebenheiten aus dem kommunistischen Widerstand in Groningen und würdigte die Unterstützung der Roten Hilfe bei der Aufnahme politischer Flüchtlinge aus Deutschland. Weitere Historiker und Experten berichteten über den antifaschistischen Kampf in verschiedenen Landesteilen sowie die »Aktion CPN«, die deutsche Verhaftungsaktion nach dem Überfall auf die Sowjetunion.
Im Museum in Groesbeek war man von dem großen Interesse an dieser Tagung überrascht. Schon etliche Tage wurde auf dessen Internetseite mitgeteilt, das Symposium sei ausgebucht.
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