Samstag, 12. Mai 2018

ZAD-Solidaritätserklärung an die Französische Botschaft übergeben

Liebe Unterstützer*innen von La ZAD,
wir haben uns sehr gefreut, dass in so kurzer Zeit mehr als 50 Gemeinschaftsprojekte und Gruppen unseren Aufruf unterstützt haben, dazu 130 Einzelpersonen.
Unser Versuch gestern, die Unterschriften der Botschaft zu übergeben, ist dort auf taube Ohren gestoßen. Wir wurden nicht eingelassen und konnten die Unterschriften nicht persönlich übergeben, obwohl wir uns seit Tagen um einen Termin bemüht hatten. Mit dabei waren Marina Achenbach, Autorin und Journalistin, Eberhard Schultz, Menschenrechtsanwalt und Vorstandsmitglied der Internationalen Liga für Menschenrechte, Elisabet Voß vom Netzwerk für Selbstverwaltung und Kooperation Berlin-Brandenburg, Andre vom New Yorck im Bethanien, Franziska aus Berlin sowie Jürgen, Ieke und Joost von Longo Maï und fürs EBF.
Es herrscht also keine große Gesprächsbereitschaft über La ZAD bei den Vertreter*innen der französischen Regierung. Wir sammeln deshalb weiter Unterstützer*innen für den Aufruf, in erster Linie Gemeinschaftsprojekte und Organisationen; aber jede Einzelperson ist natürlich auch eine Unterstützung. Wir wollen nur klar stellen, dass wir keine online-Petition machen um zigtausend mehr oder weniger anonyme Unterschriften zu sammeln. Unser Ziel ist, dass der Kampf um La ZAD in Deutschland bekannt wird und langsam eine Solidaritätsbewegung entsteht, die sich für solidarische Selbstorganisierung engagiert.
Über die weitere Entwicklung auf La ZAD halten wir Euch auf dem Laufenden. Wenn die Gendarmerie mit der Zerstörung von La ZAD wieder beginnt, ist angedacht, zu einer Demonstration vor der Botschaft in Berlin aufzurufen. Macht ihr mit?
Hier findet Ihr die Erklärung und nun auch die Unterschriftenliste mit Stand vom 8. Mai:
https://www.forumcivique2.org/kampagnen-campagnes-news/
Im Anhang übersenden wir Euch die Presseerklärung und ein Foto, das gestern vor der Botschaft entstanden ist.
Vielen lieben Dank für all Eure Unterstützung!!!
Solidarische Grüße vom Hof Ulenkrug

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Nous sommes la ZAD („Wir sind die ZAD“) – Solidaritätserklärung übergeben
Presseerklärung des Europäischen Bürger*innenforums vom 9. Mai 2018
„Wir – Gemeinschaften, Organisationen und Einzelpersonen – fordern die französische Regierung auf, die gewaltsame Zerstörung der ZAD bei Notre-Dame-des-Landes sofort zu beenden und das Gespräch über zukunftsweisende gemeinschaftliche Projekte auf diesem einzigartigen Gelände aufzunehmen.“ heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
Am 9. Mai überbrachte eine Delegation verschiedener Organisationen der Französischen Botschaft in Berlin die ersten Unterschriften in Solidarität mit La ZAD. Innerhalb weniger Tage haben bereits über 50 Gemeinschaftsprojekte und zahlreiche Einzelpersonen unterzeichnet. Wir protestieren mit der Erklärung gegen das brutale Vorgehen der französischen Regierung gegen die legitimen Besetzer*innen des Geländes bei Notre-Dame-des-Landes, auf dem bis vor kurzem ein Großflughafen geplant war. Da der Delegation ein direkter Empfang verweigert wurde, war uns nur die formlose Abgabe der Erklärung und der Unterschriften bei der Botschaft möglich.
Eberhard Schultz, Menschenrechtsanwalt aus Berlin, der Teil der Delegation war, zeigte sich enttäuscht von der Gesprächsverweigerung der Botschaft: „Gerade jetzt, wo uns die Selbstbestimmung als einer der wichtigsten Werte Europas eingetrichtert wird, werden wir Zeugen der Zerstörung eines zukunftsweisenden Projekts vielfältiger Selbstbestimmungs-Formen in Frankreich. Offenbar werden die Rechte der Betroffenen mit den Füßen getreten, die Menschenrechte bleiben auf der Strecke. Die zuständigen Behörden in Frankreich sind aufgerufen, dem ein Ende zu setzen. Die fehlende Gesprächsbereitschaft der französischen Botschaft ist für uns ein Warnsignal.“
Im Widerstand gegen den geplanten Flughafen ist auf dem 12 km² großen Gelände eine enge Zusammenarbeit zwischen enteigneten Bäuerinnen und Bauern sowie zugezogenen Aktivist*innen entstanden. Ein Teil des Landes wird für ökologische Landwirtschaft genutzt; andere Flächen wurden der Natur überlassen. Zusätzlich sind vielfältige kollektive handwerkliche und soziale Projekte entstanden. La ZAD ist für viele Menschen, nicht nur in Frankreich, zu einem Symbol für die erfolgreiche Verknüpfung von Protest und Aufbau einer Alternative geworden.
Obwohl die französische Regierung das Flughafenprojekt im Januar 2018 aufgegeben hat, begannen am 9. April 2.500 Gendarmen Häuser und Gebäude der Bewohner*innen des Geländes abzureißen. Dieses brutale Vorgehen hat viele Menschen schockiert und zu großen Protesten und Widerstand in Frankreich geführt. Elisabeth Voß aus Berlin erklärte: „Wir sind empört über die Gewalt gegen die Menschen, die durch ihren Einsatz den Flughafenbau verhindert haben. Wir möchten, dass die alternative und umweltbewusste Lebensform fortgeführt werden kann“. Gemeinsam mit Anne Schweigler brachte sie im Namen vieler Kollektivprojekte die starke Solidarität zum Ausdruck: „Nous sommes la ZAD– Wir sind die ZAD!
Die Regierung verlangt jetzt von den Bewohnern*innen des Geländes, individuelle Anträge auf Nutzung des Landes zu stellen. Sie schließt bisher kategorisch alle kollektiven Nutzungsformen aus und versucht so, den seit Jahren gewachsenen Zusammenhalt zwischen den Bewohner*innen und den Bäuerinnen und Bauern zu zerstören. Nach wie vor ist die Gendarmerie massiv vor Ort präsent und hat angekündigt, ab dem 14. Mai alle Personen und Betriebe, die keine Anerkennung ihrer Anträge erhalten haben, zu räumen. Marina von Achenbach äußerte ihr Entsetzen, dass nichts Neues gedeihen darf.
„Die französische Regierung vermittelt den Eindruck, eine Pax Romana im Land der Gallier durchsetzen zu wollen. La ZAD ist für uns eine Hoffnung gegen die Individualisierung der Gesellschaft und die Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Emmanuel Macron muss die Zerstörung der ZAD sofort beenden und darf einer Fortsetzung der alternativen Nutzungen nicht länger im Wege stehen.“, fordert Jürgen Holzapfel vom Europäischen Bürger*innenforum.
Erklärung des Europäischen Bürger*innenforums und veröffentlichte Unterschriftenliste:
https://www.forumcivique2.org/kampagnen-campagnes-news/
Kontakt: Jürgen Holzapfel, Tel. 039959-23881, de@forumcivique.org

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