Samstag, 12. Mai 2018

Bericht zum 1. Mai 2018 in Berlin

Bis zu 200 Menschen beteiligten sich in diesem Jahr an der antiimperialistischen 13-Uhr-Demonstration durch Berlin-Neukölln, angeführt von einem starken und disziplinierten Block der roten Jugend. Das ist nun das vierte Jahr in Folge, in dem wir den Kampftag unserer Klasse mit dem Jugendwiderstand begingen, und das dritte Jahr in dem wir eine eigene rote Demonstration in Berlin-Neukölln durchführen. In diesem Jahr bewiesen wir noch stärker als in den Vorjahren, was es heißt, sich in der Hauptseite auf die eigenen Kräfte zu stützen und dabei erfolgreich zu sein.

Im Vorfeld 

Im gesamten April wurde mit Schwerpunkt in Berlin-Neukölln wieder eine starke Kampagne zum 1. Mai realisiert. Es fanden wesentlich mehr und systematischer durchgeführte Propagandaaktionen als in den Vorjahren statt, die nicht nur den Zweck hatten zu mobilisieren, sondern auch um unsere Positionen und Inhalte noch stärker im Viertel und in den Köpfen der Massen zu verankern. Diese Arbeit, das merkten wir an vielen Reaktionen, war überaus erfolgreich – man kennt uns, man schätzt uns, man kennt den 1. Mai und weiß wofür er steht und immer mehr einfache Leute in Neukölln erkennen durch unsere Arbeit in Hammer und Sichel wieder ein Symbol, mit dem sie sich identifizieren können, von dem sie verstehen, das es für die Unterdrückten und gegen die Herrschenden und ihr kriegstreiberisches Ausbeutersystem steht. Es gelang auch in diesem Jahr wieder während der Mobilisierungsphase neue Genossen in die Arbeit einzubinden und zu organisieren. 


In der 1. Mai-Kampagne kamen verschiedenste Propagandaformen zum Einsatz. Im Viertel tauchten großflächig Graffitis, Parolen, Tags und auch Bombings auf, Mobilisierungsbilder gab es auch aus Magdeburg und Köln, es wurden zahlreiche Banner an Sportplätzen, Unterführungen und Brücken befestigt, Wandtapeten angebracht, tausende Plakate in Geschäften und Läden aufgehangen und in den Straßen plakatiert, tausende Flugblätter wurden verteilt und an Straßenlampen wehten rote Fahnen, Fahnen Palästinas ebenso wie angebrachte Konterfeis des Vorsitzenden Mao Tse-tung und Plakate für Frauenbefreiung, gegen Drogen und zur Unterstützung der philippinischen Revolution. 

Im Vorfeld des 1. Mai lief von der bürgerlichen Presse und diversen Reaktionären (u. A. von Antideutschen, Liberalen und Vertretern bürgerlicher Parteien und Institutionen) eine intensive Hetzkampagne gegen uns – ähnlich wie im Vorjahr, jedoch wesentlich umfassender und allgemeiner. Artikel in Epoch Times, Huffington Post, Jungle World, Berliner Zeitung, Berliner Kurier, BZ, Berliner Morgenpost, Tagesspiegel, FAZ, Neues Deutschland, Haolam, Junge Freiheit sowie in diversen rechten und antideutschen Blogs, widmeten sich unserer Organisation. So sollten sowohl unsere Inhalte delegitimiert als auch Behörden zu verstärkter Repression aufgefordert und diese legitimiert werden. 

Was diese Artikel aber vor allem auch unterstrichen: unsere Politik und Praxis ist anders als das, was Staat und Reaktion von „den Linken“ in den letzten Jahren gewohnt waren. Und das ist gut so. Neben einem völlig irren Antisemitismus-Verständnis und -Vorwurf, geiferten die Autoren darüber hinaus ernsthaft, das wir auch „junge, gut trainierte Männer, die sich in ihrer Freizeit zu Kampfsporttreffen verabreden“ seien und das bei uns „arabisch- und türkischstämmige Jugendliche“ organisiert seien, als wäre das in irgendeiner Weise ein Vorwurf und nicht eine erstrebenswerte und korrekte Sache und als würden sich bei der Demonstration und allen Aktivitäten nicht auch junge kämpferische Frauen aktiv beteiligen. Andere Autoren wie z. B. im Artikel „Lasst 100 Fäuste fliegen“ konstatierten, das im „Nord-Neuköllner Antiimp-Kiez“ eine No-Go-Area für Antideutsche und andere Antikommunisten entstanden sei. 

Ins selbe Horn stößt auch die neue, uns gewidmete, anonyme Möchtegern-NGO „Berliner Initiative gegen politische Gewalt“ die völlig ungeniert gleichzeitig die linke Szene der Stadt zu verstärkter Isolation und staatliche Organe zu verstärkter Repression auffordert um unsere Kriminalisierung vorzubereiten. Gleichzeitig löschte Facebook im Vorfeld des 1. Mai auch unsere Facebookseite – angeblich wegen dort verbreiteter Solidarität mit den philippinischen Kommunisten. 

In dieser von allgemeiner medialer Hetze und versuchtem Rufmord geprägten Atmosphäre glaubten ein paar unserer besonders frechen politischen Gegner die Gunst der Stunde nutzen zu können um im Viertel Ärger zu machen. Unseren Berichten nach konnte dies jedoch in mehreren Fällen durch rasche Eigeninitiative der Massen verhindert werden. 

Die Demonstration 

Die organische Verbindung von antideutschen Reaktionären und dem Staat zeigte sich auch am 1. Mai auf dem Karl-Marx-Platz sehr deutlich. Auf dem von Staatsbütteln umringten Antreteplatz waren die Genossen wie auf dem Präsentierteller. Im Schutze der Mannschaftswagen schickten die Reaktionäre die sich tatsächlich teilweise noch für „Linke“ halten immer wieder die Polizei in die Auftaktkundgebung, um Leuten die sie vermeintlich „erkannten“ Anzeigen reinzudrücken. Wer diese Menschen noch in irgendeiner weise meint verteidigen zu müssen, hat seine Seite der Barrikade im Klassenkampf klar und deutlich gewählt. Es ist ziemlich naiv von ihnen zu denken, dass proletarische Jugendliche so etwas unbeantwortet lassen werden. 

Die Auftaktkundgebung wurde wie im letzten Jahr mit revolutionärer und internationalistischer Kultur, einer palästinensischen Dabke-Tanzgruppe und Rap von Detweiler und Taktikka ergänzt. Redebeiträge der Halk Cephesi, des Jugendwiderstand und von FOR-Palestine wurden gehalten – danach setzte sich der Zug unter dem lauten Schlachtruf „Die Straße frei – der roten Jugend!“ in Bewegung. Die versammelte Presse- und Provokateursmeute wollte, dass wir in eine von ihnen gestellte Falle tappen. Doch sie wurden enttäuscht – der Marsch war sehr diszipliniert und gerade dadurch entschlossen, laut und kämpferisch. 

Auf einer großen Marschroute durch unser Viertel gab es immer wieder Solidaritätsbekundungen vom Straßenrand und Anwohner, Jugendliche und Alte, die sich spontan dem Zug anschlossen – vor allem auf der Sonnenallee mehrere Dutzend. 

Die Demonstration war einem Aufmarsch unsere Klasse zu ihrem Kampftag würdig. Der Frontblock der Jugend, dieses Jahr auch mit Hochhaltern ausgestattet, umfasste bis zu 80 Genossen. Die Parole des Fronttransparents „Vereint euch im Kampf“ wurde durch das beeindruckende, vorwärtsweisende, einheitliche Auftreten der roten Jugend untermauert. 

Darüber hinaus wurde die Demonstration auch von verschiedenen migrantischen Organisationen und Gruppen getragen. Die bürgerlichen Hetzblätter bringen das mit ihrer Einschätzung „Die Hälfte der Demonstranten sind Deutsche, die anderen arabisch- oder türkischstämmig“ zum Ausdruck. Neben der Halk Cephesi (Volks Front) aus der Türkei und FOR-Palestine waren auch die Genossen der Demokratischen Komitees Palästinas und der ADHK, sowie migrantische Jugend- und Antirepressionsstrukturen an der Demonstration beteiligt. Die Freunde führten mehrsprachige Transparente für die Freiheit aller politischen Gefangenen und mit der Parole „All Power to the People!“ mit. Außerdem unterstützten einige aktive Fussballfans verschiedener Vereine einträchtig die Demonstration. Ein durchaus wichtiger Fakt, da es sich hierbei um die größte und vitalste Jugendbewegung der BRD handelt. 

Die Demonstration wurde auf dem Neuköllner Hermannplatz ordnungsgemäß beendet. Hierbei gab es Abschlussreden – u. a. von der Roten Arbeiterjugend Magdeburg, noch ein wenig Rap und schließlich zugesandte Grußwörter unserer Genossen aus Münster und Flensburg. Dort stellten unsere Genossen auf den Gewerkschaftsdemonstrationen ihrer Städte (Münster - Flensburg) eigene, revolutionäre und antiimperialistische Blöcke unter den Parolen „Jugend – Zukunft – Sozialismus!“ und „Vereint euch im Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung!“ die wir sehr begrüßen und die beide sehr erfolgreich waren.

Abends in Kreuzberg 

Unsere Kritik an den anderen in Berlin stattfindenden Veranstaltungen, mit der wir den Schritt eine eigene, antiimperialistische, proletarische und rote 1. Mai Demonstration durchzuführen begründeten, bleibt korrekt und aktuell. Sowohl die morgendliche Bier-und-Bockwurst-Demo der gelben Gewerkschaften fernab der Arbeiterviertel als auch der ritualisierte, abendliche Touristen- und Partykarneval in Kreuzberg bieten unserem Verständnis nach keine Möglichkeit, den Kampftag unserer Klasse würdig zu begehen. 

Trotzdem sind in Kreuzberg auch einige internationalistische Gruppen und kämpferische Jugendliche in dem Aufzug, die es lohnenswert machen mit ihnen Seite an Seite zu stehen. Aber auch hier legen wir unsere Identität als klassenbewusste Internationalisten, als kämpferische rote Jugend nicht ab. 

Wenn auf dieser Demonstration, die früher den kämpfenden Massen und Migranten gehörte in einem Viertel das früher den kämpferischen Massen und Migranten gehörte ein Transparent mitgeführt wird, welches der aktuellen Springer-Kampagne entsprechend, alles und jedem unterschiedslos den krassen Vorwurf des Antisemitismus macht und gleichzeitig die linke, demokratische BDS-Kampagne angreift, in der viele äußerst fortschrittliche Genossen der palästinensischen Linken und Nationalbewegung aktiv sind, dann ist das nichts anderes als ein Angriff auf die internationale Solidarität und die palästinensischen Genossen, ein Schlag ins Gesicht eines unterdrückten Volks, das jedes Recht auf Widerstand (und darin eingeschlossen eben auch auf demokratische Boykottkampagnen) hat. 

Ob das nun in einem vermeintlichen Frauenblock passiert (lila Fahnen und Banner machen aus mehrheitlichen Männern noch keine Frauen) oder nicht ist dabei nicht von Belang. Die Transparente des Blocks waren auch nicht mit „Frauenblock“ unterschrieben sondern mit KvU (Kirche von Unten) und AJOC (Antifa-Jugendorganisation Charlottenburg). Diese brachte ihre erzbürgerlichen Vorstellungen auch in einem Twitterkommentar zu dem Vorfall zum Ausdruck „Der 1. Mai heute war gut. Es gab fast kein Stress, doch antisemitische Schläger (vermutlich Jugendwiederstand) haben Freunde von uns angegriffen. Es ging um ein Banner, was auf den Terror der PFLP heinweisen sollte. Das geht nicht!“

Nicht nur das es für sie begrüßenswert ist, dass die Befriedungsstrategie des Senats in Kreuzberg vollends aufgegangen ist und dem Tag seinen kämpferischen Charakter mit Zuckerbrot und Peitsche geraubt hat – nein, sie gehen soweit in den bürgerlichen Chor der konterrevolutionären Hetzer einzusteigen und die PFLP als fortschrittlichste antiimperialistische Kraft in Palästina als „terroristisch“ darzustellen. Wäre es ein Banner gewesen, das „auf den Terror der PKK“ hätte hinweisen sollen, hätten sich das sehr viel mehr Demonstranten – zu recht – nicht gefallen lassen. Dieser Doppelmoral was den gerechtfertigten Widerstand und Kampf der unterdrückten Völker und Nationen angeht muss entgegengewirkt werden. 

Wir könnten jetzt den Berichten unserer Sympathisanten folgend beginnen zu erläutern, wer zuerst zu Gewalt ansetzte und wer auf wen mit Flaschen geworfen hat. Doch das ist nicht unsere Art. Es gab Aufforderungen das Banner einfach ohne Ärger wegzupacken, dem wurde nicht Folge geleistet, alles andere ist eine Frage von Verständnis, Respekt und der ernsthaften Stellungnahme an der Seite der unterdrückten Völker der Welt. Es gibt keinen Grund für eine Entschuldigung, außer an die, die unbeabsichtigt und fälschlicherweise in diese Auseinandersetzung gerieten – wobei die an dieser Auseinandersetzung beteiligten Genossen auch Nachsicht und Verständnis verdienen. 

Kurzes Fazit 

Aller Hetze, allem Denunziantentum, aller Repression und Verleumdung zum Trotz: Rebellion bleibt gerechtfertigt! Unsere 13-Uhr-Demonstration war was sie sein sollte: Antiimperialistisch. Proletarisch. Rot. Die Demonstration war ein Schlachtruf für den Sozialismus. Ein Ausdruck des organisierten Klassenhasses der Jugend an der Seite der kämpfenden Völker der Welt. Aber sie ist nur ein kleiner wenn auch kräftiger Ausdruck unserer allgemeinen Arbeit. Und die will im laufenden Kampfjahr in großen Sprüngen entwickelt werden. Genossen – macht euch grade, schließt euch zusammen, marschieren wir weiter, packen wir´s an! 

Es lebe die revolutionäre Jugend!
Es lebe der 1. Mai!

Rot Front!


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