Samstag, 19. August 2017

Danke Fritz! (Ralph Dobrawa)


Es ist inzwischen wohl über 30 Jahre her, als wir uns das erste Mal gegenübersaßen. Zu dem Zeitpunkt war mir Friedrich Wolff längst ein Begriff als anerkannter Berliner Rechtsanwalt, der seit seiner Anwaltszulassung 1953 in vielen bedeutenden Prozessen als Verteidiger aufgetreten war. Den einen oder anderen Fachaufsatz von ihm hatte ich gelesen und stellte nicht selten Übereinstimmung in unseren Positionen fest. Viele kannten Friedrich Wolff auch als Moderator der Fernsehratgebersendung »Alles, was Recht ist«, ein monatliches Magazin zu Rechtsfragen des Alltags, das zuvor schon mit Friedrich Karl Kaul Kultstatus erreicht hatte.

Meine Frau und ich – beide studierten wir damals Rechtswissenschaft an der Humboldt-Universität im letzten Studienjahr – gingen also mit einem gewissen Herzklopfen in das Gebäude der Berliner Littenstraße, wo sich der Sitz des Kollegiums der Rechtsanwälte befand, dessen Vorsitzender Friedrich Wolff war. Wir erwarteten einen »gestandenen« Mann, der uns seine Autorität spüren lassen würde. Doch das war ganz und gar nicht der Fall. Er empfing uns freundlich und hörte uns geduldig zu. Für unsere Diplomarbeit zum Recht auf Strafverteidigung wollten wir auch praktische Analysen der Anwaltstätigkeit vornehmen. Dazu waren wir auf die Zuarbeit von Berliner Rechtsanwälten angewiesen. Niemand schien besser geeignet, uns den Weg zu diesen zu ebenen, als Friedrich Wolff. Das Gespräch verlief in entspannter Atmosphäre, und wir waren doch sehr erleichtert, als wir das Büro mit einer Unterstützungszusage verließen. Auch einige Monate später gab er uns in einer wichtigen Frage ganz wesentliche Hilfestellung, wofür wir ihm heute noch dankbar sind. Es war der Beginn einer Verbindung, die von da an nicht mehr abgerissen ist. 1988 trat ich dann selbst meine Tätigkeit als Rechtsanwalt in Thüringen an.

Bald nach dem Ende der DDR kam neue Arbeit auf Friedrich Wolff und mich zu. In Berlin wurde eine Reihe ehemaliger Mitglieder der Partei- und Staatsführung der DDR durch die bundesdeutsche Justiz strafrechtlich verfolgt. Hier war Wolffs Erfahrung als Verteidiger bei einigen Betroffenen gefragt. Zu den Mandanten zählte auch Erich Honecker. Ich unterstützte anwaltlich eine Reihe ehemaliger Angehöriger der Grenztruppen der DDR vor den Landgerichten in Berlin, Potsdam, Erfurt und Mühlhausen. Auch einige ehemalige Richter und Staatsanwälte der DDR wurden wegen ihrer früheren Tätigkeit angeklagt. In solchen Zeiten ist vor allem Solidarität wichtig, nicht nur gegenüber den Betroffenen, sondern auch bei der Erarbeitung rechtlicher Positionen, um den Vorwürfen zu begegnen. Auch hier ist Friedrich Wolff Vorbild, Kollege und Ratgeber zugleich gewesen. Bis heute einen uns politische Grundüberzeugungen und die Weltanschauung. So wurden mit den Jahren aus den Kollegen auch Freunde, trotz des Altersunterschieds. Jede Begegnung ist eine Bereicherung. Wir freuen uns auf intellektuelle Gespräche, Ratschläge und Überlegungen. Wolff ist unsere Meinung wichtig. Immer ist es möglich, schwierige Fragen an ihn heranzutragen, nicht nur weil er auf Erfahrungen aus fast 60 Jahren anwaltlicher Tätigkeit zurückblicken kann. Wolff ist kein Mann des lauten, aber des klugen Wortes. Das macht ihn so sympathisch und anziehend. Seine Aufsätze und Bücher bereichern.

Lieber Fritz, dein waches geistiges Interesse hält dich neben der Gartenarbeit ganz offensichtlich jung, und das ist gut so! Alles Liebe zum 95. Geburtstag! Wir wünschen uns viele weitere interessante Beiträge und Wortmeldungen von dir.

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