Sonntag, 22. Januar 2017

Fleischbranche



a) Arbeitsbedingungen: Zoff im Billig-Schlachtland

"... Tausende von ihnen arbeiten im Oldenburger Land und im Emsland. 
Sie kommen aus Polen, der Ukraine, aus Rumänien und Bulgarien. Sie 
arbeiten in Schlachthöfen, zerlegen im Akkord Schweine, Rinder, 
Hähnchen. Dank dieser Armee von Lohnarbeitern ist das reiche 
Deutschland zum Billigland für Schlachter geworden. (...) Zwar hat die 
Branche tatsächlich Tausende Mitarbeiter aus dem Ausland mit deutschen 
Arbeitsverträgen ausgestattet. Die Gewerkschaft beklagt aber, dass 
Subunternehmer der großen Konzerne dabei Mindestlöhne oft nur auf dem 
Papier zahlten. So würden Überstunden teilweise nicht berücksichtigt. 
Vom Lohn von 8,75 pro Stunde für die nach wie vor überwiegend 
osteuropäischen Mitarbeiter würden teilweise unerklärliche Posten für 
Werkzeuge, überteuerte Übernachtungen oder Strafzahlungen für 
angebliche Vergehen am Arbeitsplatz abgezogen. "Am Ende bleibt oft nur 
ein Stundensatz weit unter dem Mindestlohn", sagt Brümmer. (...) Auch 
von anderen Organisationen kommt heftige Kritik. Wer länger krank sei, 
müsse damit rechnen, seinen Job zu verlieren, heißt es bei einer 
Hilfsorganisation für osteuropäische Arbeiter. In manchem 
Subunternehmen der Branche herrschten "mafiöse Strukturen". Die 
Arbeitsbedingungen in der deutschen "Fleischindustrie sind nach wie 
vor nicht zu akzeptieren", sagt auch Annelie Buntenbach, Mitglied des 
Geschäftsführenden Bundesvorstandes des Deutschen 
Gewerkschaftsbundes..." Beitrag von Markus Balser vom 17. Januar 2017 
bei der Süddeutschen Zeitung online
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/arbeitsbedingungen-im-billig-schlachtland-1.3334827

b) [Interview] »Billigproduktion auf Kosten der Beschäftigten«

"Sie werden am Samstag auf der Auftaktkundgebung zur Demo »Wir haben 
Agrarindustrie satt« sprechen. Was ist Ihre Motivation? Ganz einfach: 
Wir haben es satt, dass wir von der Fleischindustrie hingehalten 
werden, wenn es um die Forderung nach vernünftigen Arbeitsbedingungen 
geht. Hier herrscht Billigproduktion auf Kosten der Beschäftigten. 
Mittlerweile haben wir Betriebe, die 50 bis 90 Prozent ihrer 
Belegschaft nur noch über Werkverträge rekrutieren. Dadurch 
verschaffen sie sich einen enormen Kostenvorteil, was dazu führt, dass 
Märkte beherrscht werden, insbesondere im Ausland. Und viele andere 
Branchen in Deutschland ziehen nach. (...) Der entscheidende Punkt 
ist, dass die Befreiung von der EEG-Umlage sich an der 
Bruttowertschöpfung orientiert. Erreichen die Energiekosten 14 Prozent 
davon, muss der Betrieb sie nicht zahlen. In die Bruttowertschöpfung 
eingerechnet werden die Personalkosten. Dagegen gelten die Löhne der 
Werkvertragsarbeiter als Sachkosten. Die Betriebe werden also zweimal 
belohnt – einmal dadurch, dass sie in so hohem Umfang auf 
Werkvertragsbeschäftigte zurückgreifen dürfen und so sehr billig 
produzieren können, und das zweite Mal dadurch, dass sie dafür dann 
auch noch von einer Abgabe befreit sind. Dagegen muss die 
Bundesregierung endlich etwas unternehmen. Alle Lohnkosten müssen voll 
mit in die Bruttowertschöpfung eingerechnet werden." Jana Frielinghaus 
im Gespräch mit Matthias Brümmer bei der jungen Welt vom 19. Januar 
2017, er ist Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, 
Gaststätten in der Region Oldenburg-Ostfriesland und wird am Samstag 
auf der Auftaktkundgebung zur Demonstration »Wir haben Agrarindustrie 
satt!« sprechen (12 Uhr, Potsdamer Platz in Berlin)
http://www.jungewelt.de/2017/01-19/005.php

Siehe dazu [„Wir haben es satt!“ 2017 am 21.1.17] Agrarkonzerne: 
Finger weg von unserem Essen!
http://www.labournet.de/?p=109860

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