Dienstag, 17. Januar 2017

Aufklärung im Knigge-Land (Helmut Weidemann)

 
An einem Maientag im Jahre 1985 gründete sich in Hannover die Adolph-Freiherr-von-Knigge-Gesellschaft. Ihre »Constitution«, fröhlich im revolutionären Frankreich wildernd, übertrug die Führung der Geschäfte einem »Wohlfahrtsausschuss«. Ihm gehörten an: Eckart Spoo, weiland der Leuchtturm der Frankfurter Rundschau in Niedersachsen, der SPD-Landtagsabgeordnete und Rechtsanwalt Werner Holtfort (nach Holforts Tod 1992 der Rechtsanwalt Wilhelm Helms) und ich, ein Verwaltungsrichter. Über rund 15 Jahre mischte die Gesellschaft die eher biedere hannoversche Szene mit ihren Veranstaltungen auf. Holtfort und Spoo waren bestens vernetzt. Vor allem Eckart Spoo kannte Gott und die Welt und zog die Fäden. Klangvoll waren die Namen der Referenten, darunter Walter Grab und Axel Eggebrecht, Walter Jens und Jürgen Seifert, Jürgen Kuczynski und Hermann Klenner, Bernt Engelmann und Günter Wallraff. Eckart Spoo begeisterte mit leidenschaftlicher Wahrheitssuche und brillanter Rhetorik sein Publikum. Auf der Bühne agierten Dietrich Kittner und Alexander May, und Berndt W. Wessling ließ mit Anneliese Braasch den »Welfischen Schwan« Julie Schrader lebendig werden. Ein Kreis Bildender Künstler begleitete das Wirken der Knigge-Jünger mit engagiert politischen Aktionen.

Wolfgang Fenner besorgte eine von der Gesellschaft angeregte Knigge-Edition. Mit einem zweitägigen, bunten Fest rund um die Marktkirche wurde 1989 der 200. Jahrestag der Französischen Revolution gefeiert, mit dabei unter anderem der »Oktoberklub« aus der DDR, Dieter Süverkrüp und Lydie Auvray mit ihrer Gruppe. Es war auch die Knigge-Gesellschaft, die den maßgeblichen Anstoß zur Errichtung eines Landesdenkmals für die »Göttinger Sieben« vor dem Landtagsgebäude in Hannover gab. Just dieses Denkmal ließ die Gesellschaft, um die es zur Jahrtausendwende still geworden war (Eckart Spoo war nach Berlin verzogen), zu neuem Tun aufleben: Im November 2009 trat sie in einer Pressekonferenz nachdrücklich dafür ein, das von den – später aufgegebenen – Planungen für einen Neubau des Landtags bedrohte Monument an seinem Platz zu erhalten.

Nach ihrer Constitution soll die Knigge-Gesellschaft »mit dem Beginn der Aufklärung im Lande Niedersachsen« erlöschen. Der zeichnet sich nicht ab. Deshalb müssen wir weitermachen, lieber Eckart. In diesem Sinne: Ad multos annos!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen